Autor Thema: Unbalancierte Encounter = Railroading?  (Gelesen 19911 mal)

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Offline Lord Verminaard

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #25 am: 21.04.2010 | 15:48 »
Naja die Diskussion wird doch gerade arg spitzfindig. Dieses „hat man Optionen ja oder nein“ ist ein Red Herring. Auch bei klassischem Railroading gibt es andere Optionen, die sind nur nicht attraktiv. Man kann auch aus einem fahrenden Zug springen. Hab ich oft genug gesehen. Also im übertragenden Sinne. Darum geht es hier doch eigentlich nicht. Wenn doch, dann pfeife man mich zurück, ich muss gerade mal etwas ausholen.

Der Anlass dieses Threads ist doch, nehme ich an, das hohe Ross, auf dem manche Vertreter der Retro/ARS/Oldschool-Fraktion daher kommen, wenn sie von der absoluten Entscheidungsfreiheit der Spieler und der absoluten Fairness der von den Spielercharakteren losgelöst existierenden, in sich stimmigen Spielwelt schwärmen, in der die Dinge nach strikter Kausalität passieren und nicht etwa, weil es dem SL so in den Kram passt. Aus diesem hohen Ross sollte man in der Tat mal die Luft rauslassen.

In der roten D&D Basis-Box z.B. steht nichts von alledem. Da steht vielmehr, wie man ein gutes Verlies baut, einschließlich „Ebenen“ mit steigendem Schwierigkeitsgrad. Von unbeschränkter Entscheidungsfreiheit steht da nichts, vielmehr wird ganz selbstverständlich vorausgesetzt, dass die Charaktere in das vom DM vorbereitete Verlies dann auch reingehen, im Zweifel mit dem Ziel, Schätze zu bergen oder einen bestimmten Bösewicht zur Strecke zu bringen, oder auch einfach nur alle darin befindlichen Monster zu töten. Weder DM noch Spieler hatten irgendeinen Anlass, irgendetwas anderes zu erwarten.

Und das war und ist ja auch gut so. Selbstverständlich war das Verlies im Groben auf die Stufe der Charaktere abgestimmt. Vielleicht musste man sich zwischendurch zurückziehen und später wiederkommen. Vielleicht war es fatal, wenn man zuließ, dass die Monster in Raum x zurück in Raum y flohen, um ihre Kräfte mit den dortigen Monstern zu vereinen. Vielleicht waren die Monster in Raum z sogar zu mächtig, um sie überhaupt im Kampf besiegen zu können, aber der Punkt ist, das waren sie, weil sich jemand etwas dabei gedacht hatte. Selbstverständlich war die Intention beim Erstellen eines guten Verlieses nicht, völlig losgelöst von den Spielercharakteren ein möglichst realistisches unterirdisches Ökosystem zu entwickeln. Sondern die Intention war, eine spannende, abwechslungsreiche und herausfordernde Umgebung für das Spiel zu entwickeln.

Situationen in der Spielwelt sind immer konstruiert, denn jemand hat sie sich ausgedacht. Wenn sie gut konstruiert sind, dann fördern sie das gemeinsame Spielziel. Darüber braucht man doch niemandem etwas vorzumachen. Situationen im Oldschool-Spiel sind nicht weniger konstruiert als solche im Erzählonkel-Spiel. Spitzfindigkeiten beiseite, da braucht niemand sich einzubilden, bei ihm sei das anders. Wäre ja auch blöd, wenn es nicht so wäre, das ist doch ein extrem nützliches Instrument.

Ein Problem tritt nur dann auf, wenn die konstruierten Situationen ihren Zweck verfehlen, z.B. weil Spieler in der Erzählonkel-Runde getäuscht und drangsaliert werden (= Railroading). Oder aber auch, weil Spieler in der Oldschool-Runde niemals eine wirkliche Chance hatten, den TPK kommen zu sehen. Der SL, der sich da der Kritik seiner Spieler verschließt und sie als Weicheier beschimpft, weil sie nicht akzeptieren können, dass die Spielwelt nun mal so sei – dieser SL ist ein Idiot.
« Letzte Änderung: 21.04.2010 | 15:51 von Lord Verminaard »
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Offline Oberkampf

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #26 am: 21.04.2010 | 16:01 »
ich würde sagen, der "statistisch mit 99%+ von der Gruppe unbesiegbare encounter/Gegner" ist eins der vielen, vielen Mittel, mit denen ein SL Railroading betreiben kann. Beispielsweise, indem der Sl mit solchen encountern bestimmte, ihm unangenehme Wege verschließt (weil diese Wege seinen Lieblingsplot umstürzen würden).

Allerdings ist ein (im Kampf) "unbesiegbarer Gegner" allein, wie oben schon viele gezeigt haben, noch kein Railroading. Es kommt auf die innere Struktur, die Einbindung ins Abenteuer/die Kampagne und die Intention des SL an. Entscheidend ist, wie das Mittel eingesetzt wird:

Innere Struktur: Verschließt der unbalancierte Gegner nur einen (von vielen) Lösungswegen (nämlich den brutalen Frontalangriff)? Wenn mehrere andere Optionen bleiben (vorbeischleichen, verhandeln, täuschen, aussitzen...), ist das noch kein Railroading, sondern meiner Meinung nach ein ganz gewöhnliches Hindernis, wo Spieler sich eine alternative Taktik überlegen müssen, die mit ihren Charakteren bewältigbar ist.

Einbindung ins Abenteuer: Blockt der SL dagegen jeden Versuch ab (weil der Gegner z.B. einen bestimmten Weg auf einer Karte/in einem Dungeon versperren soll), liegt da schon begründeter Railroadverdacht vor. Sind alle möglichen Wege bis auf den goldenen Pfad des Spielleiterwunsches versperrt, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein zum Railroading eingesetztes Mittel.

Intention des SL: Die Intention bedingt eigentlich die innere Struktur und die Einbindung. Trotzdem führ ich sie hier mal eigenständig an: geht es darum, eine Mögliche Lösung zu verbauen/fast unmöglich zu machen, oder alle bis auf eine (nämlich "meine"= die des SL) möglichen Lösungen zu verbauen. Für mich ist das ein gravierender Unterschied.
« Letzte Änderung: 21.04.2010 | 16:22 von Tümpelritter »
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alexandro

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #27 am: 21.04.2010 | 16:07 »
@Lord Verminard: Schön gesagt!

Offline Blechpirat

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #28 am: 21.04.2010 | 16:19 »
@Vermi: Zusammengefasst würden die Erzählonkel in deinem Beispiel die Gruppe so durch den Dungeon führen, dass ein Spielziel (z.B. Spannung) besonders gut erreicht wird. ARSler würden die Gruppe alleine lassen, sie müssten eben durch Trial&Error den Dungeon bespielen. Der SL muss nach deinen Ausführungen den Dungeon spannend gestalten - egal nach Spielart?

Offline Sashael

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #29 am: 21.04.2010 | 16:24 »
Der SL, der sich da der Kritik seiner Spieler verschließt und sie als Weicheier beschimpft, weil sie nicht akzeptieren können, dass die Spielwelt nun mal so sei – dieser SL ist ein Idiot.
Genau das kommt aber gerade hier im Tanelorn recht häufig vor.

Ich verstehe, was Ein sagen will und stimme in Teilen mit ihm überein.
Wenn ein OS seine Spielwelt designt, wird auch er schaffbare und unschaffbare Encounter einbauen. Einzig die Wahl des Weges liegt bei den Spielern. Gibt er gnügend Infos über seine Welt heraus, werden Spieler, die nicht vollkommen verblödet sind, sich die für sie schaffbaren Gebiete herauspicken und auch nur schaffbare Encounter haben. Wenn die Spieler sich aber nicht die Mühe machen, etwas über die Spielwelt herauszufinden, kann jeder SL unschaffbare Encounter zum Railroading benutzen und dabei genau so behaupten, seine Welt sei halt so, wie das der hochtrabende OS-SL tut.

Es stimmt, die Intention bestimmt darüber, ob es RR ist oder nicht. Aber ohne einen Brainscan des SL wird man über die wahre Intention nichts herausfinden. Und Spieler, die etwas weniger findig sind, werden KEINEN Unterschied im Spielerlebnis erfahren. Sie kommen von selbst nciht auf die anderen Optionen? Dann ist es für sie egal,  ob die Welt nun so ist, oder ob es sich um RR handelt.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #30 am: 21.04.2010 | 16:30 »
@Karsten: Ich würde ja eher sagen, der Erzählonkel soll die Finger vom Dungeon lassen. ;)

Aber, selbstverständlich, jeder SL bzw. Abenteuerautor sollte doch, wenn er ein Abenteuer bzw. ein Verlies konstruiert, sich darüber Gedanken machen, ob und wie selbiges im Spiel funktioniert. „Spannend“ wäre ein mögliches Kriterium, kein schlechtes, wie ich finde. Aber bitte nicht dran aufhängen.
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Offline Joerg.D

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #31 am: 21.04.2010 | 16:52 »
Nun, dann wird sich mal jemand vom Stamme der reitenden ARS-Spieler melden. (ob er nun auf einem hohem Ross sitzt bleibt jedem zur persönlichen Deutung überlassen)

Im Rahmen meiner Kampagnenvorbereitung baue ich für gewöhnlich meine Major SLC und lege auch Orte wie Dungeons fest. Diese werden ausgearbeitet und die Spieler können jederzeit über sie stolpern. Dabei ist es mir schnurz egal, ob die Monster oder Gegner zur aktuellen Spielstärke der Gruppe passen oder nicht. Wenn die Spieler auf Probleme treffen, die sie aktuell nicht erledigen können, dann müssen sie ihr Köpfchen anstrengen oder in ein paar Sitzungen wiederkommen, wenn sie das Problem lösen können. Manchmal biete ich den Spielern auch Möglichkeit für Informationen an, auf die sie später zurückgreifen können um etwas bestimmtes zu erledigen. Trotzdem habe ich von einem Mitspieler aus meiner Gruppe schon zu hören bekommen, dass Dungeons Railroding sind....

Wichtig ist mir nur, das sie die Wahl haben, was sie machen und ich sie nicht in ein Handlungskorsett zwinge, weil ich eine bestimmte Geschichte erzählen will. Ich will bei meinem ARS die Geschichte mit den Spielern zusammen erleben und nicht für sie erzählen, weshalb ich ja auch Entscheidungen durch Würfel so bevorzuge.

Falls sich die Gruppe zu lange Zeit lässt, war aber vielleicht schon eine andere Fraktion vor Ort und hat den Dungeon geplündert. Natürlich ist es irgendwie Willkürlich, dass dieser Dungeon auch von anderen Parteien geplündert werden kann oder der Schatzlevel sich erhöht, weil eine tote Gruppe mehr in dem Dungeon liegt. Aber das gehört zu meinem Teil der Handlungsmaschine mit der ich meine Welt emuliere.

Die Gruppe darf sich nie zu sicher sein, dass sie alles auf einem Silbertablett bekommt oder sich Probleme durch liegenlassen oder lange Pausen zwecks Fertigkeitensteigerung einlegen. Wenn sie etwas will, ist es am sichersten, sich dafür ins Zeug zu legen und das Problem in Kürze anzugehen. Sonst wird das Problem größer, (weil die Macht des Gegners steigt) oder erledgt sich vielleicht von alleine. (was eventuell andere Fraktionen stärkt oder schwächt)

Um der Gruppe die Möglichkeit zu geben, sich frei in der Welt zu bewegen und dennoch Handlungsanreize zu schaffen, arbeite ich mit meinen 3 Timelines, die natürlich willkürlich erstellt sind und Situationen erschaffen sollen die abseits der persönlichen Interessen Vorschläge für Abenteuer generieren.

Bedeutet das, dass die Situationen konstruiert sind? Ja, solange man nicht nach dem Sandbox Verfahren spielt und alles Sachen konsequent auswürfelt, sind auch bei ergebnisoffenen Spiel immer vom SL konstruierte Situationen und Encounter im Spiel. Allerdings entscheiden sich diese erheblich von den Situationen beim Erzählspiel. Es gibt keine Intention, was die Spieler machen müssen um das Abenteuer zu bestehen oder die Herausforderung zu bestehen.

Wenn die Gruppe auf den Anführer der bösen Horde trifft, kann sie sich ihm im Kampf stellen, ihn ignorieren, sich mit ihm verbünden, versuchen Unruhe in seinem Lager zu stiften, ihn Vergiften oder sonst irgend etwas machen. Es ist dabei egal, wie stark der Gegner ist, weil die Gruppe ihn halt nicht angreifen muss oder sich sicher sein kann, dass sie ihn schafft, weil er ja ein zur Gruppe passender Encounter ist.

Es gibt ohne maßgeschneiderte  Gegner einfach viel mehr Möglichkeiten für die Gruppe. Sie kann sich nicht darauf verlassen, das Plan B funktioniert sonder muss mit der willkürlich festgelegten oder ausgewürfelten Begegnung arbeiten um dem Abenteuer einen entsprechenden Drall nach ihrem Gusto zu geben. Das bedeutet, das die Gruppe Geschichte macht (sie aktiv gestaltet) und sie nicht einfach nachspielt, was der SL sich ausgedacht hat.

Es geht also nicht darum, dass bestimmte Situationen konstruiert sind, sondern darum, was sich der Konstruktor beim Erschaffen gedacht hat. Von der Situation: "Da ist der Bösewicht im Wald, der Besiegt werden muss um die Prinzessin zu retten", weil das Abenteuer im Sinne der vom SL ausgedachten Geschichte zu Regeln ist, zum: "Da ist ein Typ im Wald der die umliegenden Dörfer überfällt und es wird auch eine Prinzessin vermisst, was macht ihr," ist es ein großer Weg.

Edit:

Fazit: Unbalancierte Encounter = Railroading ist bei ergebnisoffenen Spiel also nicht zutreffend.
« Letzte Änderung: 21.04.2010 | 16:56 von Joerg.D »
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Offline korknadel

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #32 am: 22.04.2010 | 08:30 »
Railroading ist ja mehr oder weniger immer dann gegeben, wenn der SL ein "Ziel" im Kopf hat. Von daher ist eben auch die "Intention" zu bewerten. Solange es für das gedachte Ziel des SL von Bedeutung ist, ob die Spieler den Schatz bekommen oder nicht, ist alles mehr oder weniger Railroading. Denn nicht die 30 Goblins sind das Problem, sondern die Funktion des Schatzes und die Wertung, die der SL darum eventuell vornimmt, was den Umstand angeht, ob die SCs den Schatz bekommen oder nicht.

Das ist jetzt natürlich eine sehr puristische Sicht, und in sehr vielen Fällen haben SLs, die für freies Spiel werben, ja auch diverse Handlungsziele im Kopf. Von daher kann ich mich Zornhau in seiner moralischen Verdammung des Railroadings beim besten Willen nicht anschließen. Freilich kann eine reine Sandkastenkampagne großen Spaß machen, aber es ist doch nichts Verwerfliches daran, wenn man eine Geschichte spielt, in der die SCs eben gewisse, vom SL gesteckte Ziele erreichen sollen/wollen.

Aber zurück zu den 30 Goblins: Wie gesagt, würde ich die Sache vom Ziel her bewerten: Wenn es dem SL schnurzegal ist, ob die SCs den Schatz bekommen, ob sie gegen die Goblins kämpfen, sich mit ihnen paaren, in Gefangenschaft geraten, sterben, einen Dämonenpakt eingehen, dann sind die 30 Goblins kein Railroadingelement. Wenn der SL will oder nicht will, dass die Gruppe den Schatz bekommt, weil das für seine Geschichte oder seinen Geschmack wichtig ist, dann ist es Railroading, und dann ist es aber auch nicht von Bedeutung, ob das Gold von 30 Goblins oder bloß von der fetten Groben bewacht wird. Das ist dann nur noch der Unterschied zwischen wohlfühlrailroading und schweinerailroading.
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Offline Boba Fett

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #33 am: 22.04.2010 | 08:45 »
Eure Meinung? Railroading, ja, nein?
Nein...!

Entweder ist es (wenn balanced encounters vereinbart wurde) Spielleiterversagen,
oder wenn es im Rahmen von "Sandboxing" schlicht plausibel ist, dass der "Encounter" so aussieht, dann ist es eben schlicht plausibel.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Wolf Sturmklinge

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #34 am: 22.04.2010 | 08:47 »
Selganor hat da gerade ein schönes Beispiel mit einer Stufe-2-Gruppe und 30 Goblins gebracht. In D&D4 sähe dieser Encounter so aus, dass die meisten der Goblins Minions wären, damit die Spieler eine faire Chance hätten diese im Kampf zu besiegen. Während in einer Retro-Veranstaltung es durchaus sein könnte, dass dieser Encounter von den Spielern nicht mit Waffengewalt zu lösen ist.

Nun kam mir folgender Gedanke: Die Retroleute reden gerne und viel von Spielerfreiheit, aber eigentlich ist es doch eine Optionseinschränkung, wenn ein Encounter auf gewisse Art und Weisen nicht gelöst werden kann.

Ein Retrogamer würde das natürlich nie zu geben, aber ich kann offen dazu stehen, dass ich auch heute noch absichtlich bestimmte Gegner zu stark, damit die Spieler diese nicht einfach angreifen und so besiegen können, sondern gezwungen sind sich eine andere Möglichkeit zu suchen, um an dem Gegner "vorbeizukommen".

Eure Meinung? Railroading, ja, nein?

(Und nein, die 1344te Railroading-Definitionsschlacht ist hier nicht erwünscht.)
Da sich Railroading imho so definiert, daß der SL eine solche Begegnung mit der Absicht platziert, damit die Spieler zu einer bestimmten Handlung gezwungen werden, kann man Deine Frage niemals korrekt beantworten, solange wir diesen Hintergrund nicht kennen.
Und deshalb fischen alle Leute die hier "Railroading!" oder "kein Railroading!" geschrieben haben im Trüben.

Wenn die Gobbos sich nun dort zum gemeinsamem Gruppenkacken getroffen haben und die SC plötzlich dort auftauchen...? Was dann?

Ich persönlich rede mir jetzt mal ein, daß Du möglicherweise eine ziemlich große Paranoia davor hast, Railroading zu betreiben oder Opfer dessen zu werden.

Aber Railroading ist nicht schlimm, kommt immer auf die Ausführung drauf an. Und ohne Railoading ist keinerlei planbares Rollenspiel möglich.

Offline dunklerschatten

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #35 am: 22.04.2010 | 10:43 »
Das ist wieder so ein Thema zum Schmunzeln. Railroading wirkt ja scheinbar auf ne ganze Menge RPGler so als wenn in einem Nonnenkloster ein nackter Mann auftaucht  ~;D


Zitat
Aber Railroading ist nicht schlimm, kommt immer auf die Ausführung drauf an. Und ohne Railoading ist keinerlei planbares Rollenspiel möglich.

Das halte ich ja für die treffensten 2 Sätze in diesem ganzen Thread. Auch wenn ich gerne ergebnisoffen spiele und leite gibt es doch auch immer wieder mal Punkte wo man als SL moderierend in das Setup eingreifen muss.

Ergo es gibt Sitiationen wo RR passt und welche wo es nicht passt. Und daher kann das auftauchen einer 30 köpfigen Gobblin Gruppe RR sein und auch nicht. Ha quasi eine heisenbergische Erkenntnis  ~;D
"Stellt Euch den Tatsachen, dann handelt danach!"
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Offline Sashael

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #36 am: 22.04.2010 | 11:37 »
Und daher kann das auftauchen einer 30 köpfigen Gobblin Gruppe RR sein und auch nicht. Ha quasi eine heisenbergische Erkenntnis  ~;D
Nein, nicht wirklich. Aber trotzdem für einen Lacher gut.  ;D
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Ein

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #37 am: 22.04.2010 | 12:37 »
Zitat
oder wenn es im Rahmen von "Sandboxing" schlicht plausibel ist, dass der "Encounter" so aussieht, dann ist es eben schlicht plausibel.
Jetzt stellt sich mir natürlich die Frage, wer bestimmt, was in einer fiktiven Welt, die vorerst nur im Kopf des Spielleiters existiert, plausibel ist und was nicht?

Zitat
Da sich Railroading imho so definiert, daß der SL eine solche Begegnung mit der Absicht platziert, damit die Spieler zu einer bestimmten Handlung gezwungen werden, kann man Deine Frage niemals korrekt beantworten, solange wir diesen Hintergrund nicht kennen.
Gut, da müsste man jetzt darüber diskutieren, ob es nur Railroading ist, wenn der Spielleiter einen bestimmten Hergang erzwingt oder ob es auch eine Form von Railroading ist, wenn er einen bestimmten Hergang generell verhindert.

Mir erscheint die Forderung nach Entscheidungsfreiheit schlecht mit dem Wunsch die Problemlösungsfähigkeiten der Spieler "anzuspielen" vereinbar. Denn damit ein Problem unter dieser Prämisse herausfordernd ist, ist es ja nötig, dass vorzugsweise alle Lösungswege erst einmal nicht schaffbar sind, sondern erst freigeschaltet werden, wenn die Spieler bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Wie diese Voraussetzungen aber aussehen und wie sie geschaffen werden können, hängt ja nun auch wieder nur von einer Person ab dem Spielleiter.

Also entscheidet allein der Spielleiter, dass der 12-köpfige Tanegon nicht zu besiegen ist, in dem er ihm entsprechende Werte gibt. Die Spieler müssen also entweder auf ihr Würfelglück hoffen oder versuchen das Kräfteverhältnis zu ihren Gunsten zu verschieben. Dazu könnte man z.B. aufleveln oder man könnte sich Verstärkung suchen. Da langwieriges Aufleveln vielleicht keine Option ist (weil z.B. wie im Beispiel von Jörg der Tanegon nicht schläft, sondern auch levelt), müssen sich die Spieler also auf die Suche nach Verstärkung machen. Ob diese allerdings vorhanden ist und was für Voraussetzungen man wiederum erfüllen muss, um die Verstärkung zu erhalten hängt wiederum vom Spielleiter ab. Selbst wenn der Spielleiter einfach festlegt, dass im nächsten Dorf 2W6 Söldner sind, die sich für 2W10x50 GP den SCs anschließen, ist das eine Prädetermination, die zwangsläufig zu einer starken Einschränkung der wirklichen Handlungsoptionen der Spieler führen.

Zitat
Ich persönlich rede mir jetzt mal ein, daß Du möglicherweise eine ziemlich große Paranoia davor hast, Railroading zu betreiben oder Opfer dessen zu werden.
Nee, überhaupt nicht. Ich will mich nur daran ergötzen, wie die Leute sich winden.

Pyromancer

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #38 am: 22.04.2010 | 13:12 »
Also entscheidet allein der Spielleiter, dass der 12-köpfige Tanegon nicht zu besiegen ist, in dem er ihm entsprechende Werte gibt. Die Spieler müssen also entweder auf ihr Würfelglück hoffen oder versuchen das Kräfteverhältnis zu ihren Gunsten zu verschieben. Dazu könnte man z.B. aufleveln oder man könnte sich Verstärkung suchen. Da langwieriges Aufleveln vielleicht keine Option ist (weil z.B. wie im Beispiel von Jörg der Tanegon nicht schläft, sondern auch levelt), müssen sich die Spieler also auf die Suche nach Verstärkung machen. Ob diese allerdings vorhanden ist und was für Voraussetzungen man wiederum erfüllen muss, um die Verstärkung zu erhalten hängt wiederum vom Spielleiter ab. Selbst wenn der Spielleiter einfach festlegt, dass im nächsten Dorf 2W6 Söldner sind, die sich für 2W10x50 GP den SCs anschließen, ist das eine Prädetermination, die zwangsläufig zu einer starken Einschränkung der wirklichen Handlungsoptionen der Spieler führen.

Zusammengefasst: "Beim Rollenspiel trifft auch der Spielleiter Entscheidungen, die Auswirkungen haben."

Darüber besteht in meinen Augen kein Diskussionsbedarf, diese Erkenntnis ist trivial.

Ein

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #39 am: 22.04.2010 | 13:22 »
Naja, aber wo ist dann der Unterschied zwischen einer Entscheidung, die Auswirkungen hat, im allgmeinen und der Entscheidung, sich einen bestimmten Fortgang des Spiels zu wünschen (aka Railroading)? ;)

Pyromancer

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #40 am: 22.04.2010 | 13:27 »
Naja, aber wo ist dann der Unterschied zwischen einer Entscheidung, die Auswirkungen hat, im allgmeinen und der Entscheidung, sich einen bestimmten Fortgang des Spiels zu wünschen (aka Railroading)? ;)

Des Menschen Wünsche sind sein Himmelreich.

ErikErikson

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #41 am: 22.04.2010 | 13:29 »
Wenn ich einen Dungeon bauen würde, gäbs bei mir keine übermächtigen Gegner. Weil ich nach den D&D 4 Abenteuern vorgehe, wos sowas auch nicht gibt. Klar werden die Monster auf unteren Ebenen stärker, aber sie sind immer noch mit Glück oder durch normales Leveln gut bezwingbar. Wen ein Gegner durch Söldner usw. bezwingbar ist, dann ist er für mich kein übermächtiger Gegner mehr.

Wirklich übermächtige Gegner,die man nicht ohne weiteres ignorieren kann sind immer Railroading. Zumindest müssen die Spieler es so erleben. Wenn ich an den 30 Goblins vorbeilaufen kann und hab immer noch 3 Optionen wies weitergeht, dann sind es ignorierbare Gegner und es ist kein RR.

Offline Der Oger (Im Exil)

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #42 am: 22.04.2010 | 13:31 »
Im einen Fall gibt es die 30 Goblins, weil ich möchte, das es sie gibt. Das ist per se kein Railraoding.

Im anderen Fall gibt es die 30 Goblins, weil ich damit die Spieler manipulieren will. Das ist Railroading.

Ganz einfach.

Nebenbei: Ich halte konsequent ausbalancierte Encounter eher für eine spezielle Art von Eisenbahnschienen.
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ErikErikson

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #43 am: 22.04.2010 | 13:33 »
Find ich nicht. Wenn man nach der Absicht des SL definiert, kann man die Objektivität auch gleich den Abfluss runterspülen.

Offline Teylen

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #44 am: 22.04.2010 | 13:35 »
Zusammengefasst: "Beim Rollenspiel trifft auch der Spielleiter Entscheidungen, die Auswirkungen haben."

Darüber besteht in meinen Augen kein Diskussionsbedarf, diese Erkenntnis ist trivial.
Es gibt aber noch Spielleiterloses Rollenspiel.
Da trifft dann der Spielleiter mangels Existenz gar keine Entscheidungen mehr...
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ErikErikson

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #45 am: 22.04.2010 | 13:37 »
Und wenn er trotzdem Entscheidungen trifft, macht er den Metaphysikern und Philosophen mächtig Stress.

Offline Teylen

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #46 am: 22.04.2010 | 13:38 »
Oy! Beware of the immanent Railroader.
Der sich selbst in Spielleiterlose Runden tranzendiert @_@
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Offline Der Oger (Im Exil)

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #47 am: 22.04.2010 | 13:41 »
Find ich nicht. Wenn man nach der Absicht des SL definiert, kann man die Objektivität auch gleich den Abfluss runterspülen.

Die Absicht des SL ist aber das entscheidende. Wenn man die nicht einbezieht, kann man die ganze Diskussion den Abfluss herunterspielen.

Es gibt aber noch Spielleiterloses Rollenspiel.
Da trifft dann der Spielleiter mangels Existenz gar keine Entscheidungen mehr...

Es gibt auch gelegentlich mal zweiköpfige Hühner, Frösche und andere Mutanten. Die werden aber nicht als eigenständige Lebensform angesehen.
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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #48 am: 22.04.2010 | 13:44 »
Die Absicht des SL ist aber das entscheidende. Wenn man die nicht einbezieht, kann man die ganze Diskussion den Abfluss herunterspielen.

Es gibt auch gelegentlich mal zweiköpfige Hühner, Frösche und andere Mutanten. Die werden aber nicht als eigenständige Lebensform angesehen.

Gut, dann behaupte ich jetzt, meine übermächtigen Gegner sind rein wegen iher Passung in meine Spielwelt da. Und zack, schon ist es kein RR mehr. Zumindest kanns mir niemand nachweisen.

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Re: Unbalancierte Encounter = Railroading?
« Antwort #49 am: 22.04.2010 | 13:45 »
Es gibt auch gelegentlich mal zweiköpfige Hühner, Frösche und andere Mutanten. Die werden aber nicht als eigenständige Lebensform angesehen.
YMMD
sic
^^;
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