Jetzt betrachte aber nochmal einen Dorfbewohner im Kriegsgebiet:
Es ist vollkommen egal, ob er sich mit einem Stock bewaffnet dem Warlord stellt, ob er einen Bogen um die Hütte des Warlords macht, ob er versucht, ein paar Leute anzuheuern, die den Warlord umbringen (und dann diese Söldner sich zum neuen Warlord aufschwingen).
Egal, was der Bauernlümmel aus unserem Kriegsgebiet tut: Es hat keinen Einfluss auf das Geschehen. (Ganz im Gegensatz zu unserem Bauernlümmel Alrik.)
Wieso hat es keinen Einfluss, ob er einen Bogen um die Hütte des Warlords macht, Leute anheuert usw.? Das hängt doch davon ob, ob der SL
zulässt, dass es einen Einfluss hat. Vielleicht schafft er es, den Warlord zu töten, und vielleicht macht es einen Unterschied, ob die Söldner sich zum neuen Warlord aufschwingen. Vielleicht wird er selbst der neue Warlord.
Natürlich gibt es im echten Leben Situationen, in denen man praktisch keinen reellen Einfluss hat, und natürlich lassen sich solche Situationen auch im Rollenspiel erzeugen. Aber ersteres ist kein RR, weil die Handlungen, die ich vollführe Konsequenzen haben (wenn auch kleine), und zweiteres muss noch lange kein RR sein, weil auch dort meine Handlungen potentiell Konsequenzen haben, wenn der SL es zulässt. Vielleicht kann mein SC den Krieg nicht beenden, oder auch nur beeinflussen, aber es könnte ihm gelingen, seinen kleinen Bruder aus dem Kriegsgebiet zu bringen. Oder es könnte ihm nicht gelingen, weil er es für wichtiger hielt, zur Armee zu gehen. In beiden Fällen hate der SC vielleicht keinen Einfluss auf den Kriegsausgang, wohl aber auf die Folgen seines Handelns.
RR im Kriegsgebiet ist, wenn mein kleiner Bruder in jedem Fall von einem Plünderertrupp erschlagen wird, egal, was ich mache, weil der SL den tragischen Effekt so toll findet. Ich habe den Eindruck, du verwechselst die Frage danach, ob die Handlungen der SC Konsequenzen haben, mit der Frage danach, ob die SC das Weltgeschehen im großen Maßstab beeinflussen können. Darum geht es aber nicht, sondern darum, ob die Handlungen der SC Konsequenzen in dem Maßstab, in dem sie sich bewegen, haben. Wenn ich politisch oder persönlich mächtige Charaktere habe, ist es nur logisch, dass deren Entscheidungen auch Kriegsausgänge beeinflussen können. Wenn ich machtlose Charaktere habe, werden diese in den allerseltensten Fällen kriegsentscheidende Handlungen vollziehen, aber die Konsequenzen ihres Handelns können für sie genauso entscheidend sein wie für die mächtigen Charaktere. Und die Entscheidungen beider Arten vom SC können vom SL entwertet werden.
Entscheidend ist dabei, dass das Spiel die Geschichte der Charaktere, und damit die geschichte ihrer Entscheidungen und Konsequenzen ist. Wenn der SL eine Kampagne macht, in der er forciert die Frage des Kriegsausgangs ins Zentrum stellt, die SC als Bauernlümmel aber keine Chance haben, den Ausgang zu beeinflussen, dann ist das nicht mal mehr RR, sondern wahrscheinlich pures Sightseeing, bei dem die SC nicht mal mehr in der vorgesehen Weise handeln können/müssen, weil ihr Handeln einfach uninteressant ist. dann schaut man halt bestenfalls den wichtigen NSC zu. Wenn der Fokus aber auf den Zielen, Handlungen und Handlungsfolgen der SC liegt, dann kann dasselbe Szenario absolut RR-frei bespielt werden, auch wenn es für die Charaktere nur darum geht, sich und ihre Angehörigen durchzubringen.