Mag alles sein, aber im Endeffekt ist es mir als Kunden egal wie gut oder schlecht der Übersetzer bezahlt wird, ob er viel Stress hatte oder ob es einen fähigen Lektor gab. Das interessiert mich alles nicht: Ich möchte ein möglichst fehlerfreies Buch.
Ja, und das ist auch legitim. Es ist ja nicht falsch, diese Qualitätsansprüche zu haben - ich habe die gleichen. Aber man muß es eben auch im Hinblick auf die Möglichkeiten des Verlages sehen. Und Rollenspielverlage haben da nun einmal finanzielle Einschränkungen. Zum Teil tut aber auch der Termindruck durch bestimmte Lizenzgeber sein Übriges dazu, daß die Qualität nicht immer so gut ist, wie sie unter Berücksichtigung aller anderen Faktoren sein könnte.
Ein Insider-Beispiel: ein Verlag hat eine gewisse Vorlaufzeit, was die Planung bestimmter deutscher Titel und Produkte angeht. Bei der Planung werden bereits die deutschen Titel besprochen, damit diese entsprechend in Ankündigungen und Werbung aufgenommen werden müssen. Es gibt eine Art "Gremium", dem alle an der Übersetzung Beteiligten beiwohnen können, das dann die Titelvorschläge prüft und sich für einen entscheidet. In der Praxis können an solchen Besprechungen aber nie alle teilnehmen, weil sie zu sehr in andere Projekte eingebunden sind und solche Festlegungen auch nur eine untergeordnete Priorität haben. Hinzu kommt, daß die Übersetzer zu diesem Zeitpunkt z.T. noch nicht einmal Einblick in das zu übersetzende Original haben und somit manche Begriffe gar nicht wirklich in Relation zum Kontext setzen können. Und dann wird wider besseren Wissens oder Überprüfungsmöglichkeiten schon mal auf einen Titel entschieden, der dann in der Praxis mal so rein gar nichts mit dem Inhalt des Produktes zu tun hat, ja, mitunter sogar schlichtweg falsch ist.
So etwas geschieht. Es mag am Ende keine große Relevanz für den Inhalt des Produktes haben, aber es ist wie die hier im Thread schon zitierten "Leseproben", die man vorab bekommt - sie könnten für einige kaufentscheidend sein. Das kann und darf man bemängeln, keine Frage, aber es ist eben manchmal kaum zu verhindern, weil es sich ein Verlag schlichtweg nicht leisten kann, für jedes Produkt so viel Zeit und Sorgfalt aufzuwenden. Letztlich muß ein gewisses Kosten-Nutzen-Verhältnis gewahrt werden, sonst würde die Folge sein, daß es weniger und nicht mehr deutsche Publikationen gibt.