...und warum alle inzwischen gängigen grober Unfug sind bei D&D.
Das Thema kam mir als ich soeben in dem ewig langen Zaubererflair-Faden las und ich muss es jetzt mal loswerden.
Es wird ja immer mal wieder diskutiert unter den D&D-Spielern, ob den Punktkauf oder Würfeln in seinen Vorteilen überwiegen. Wenn die Leute von Würfeln sprechen, meinen sie für gewöhnlich, dass zufällig ein Satz von sechs Zahlen produziert wird, den der Spieler dann auf die sechs Attribute verteilt. Letzteres ist die Standardvariante in der dritten Edition. Die vierte Edition führt jetzt noch ein anderes Verfahren als Standard ein, bei dem ein vorgegebener Satz von Zahlen verteilt wird.
Alle diese drei Verfahren sind in der Gesamtkonzeption von D&D Humbug. Die ergibt sich einfach aus zwei simplen Vorgaben:
1.) Wenn gewürfelt wird, soll es verschiedene Ergebnisse geben, die jedes für sich interessant sind und Überraschung bieten.
2.) Wenn ein Spieler eine Entscheidung trifft, sollte es keine global beste geben, sondern mehrere Möglichkeiten, die jede für sich Vor- und Nachteile haben.
Die genannten Verfahren enthalten alle Entscheidungsmöglichkeiten und zwar solche die Eklatant gegen Forderung 2 verstoßen. Das liegt daran, dass D&D "Dumpstats" hat. (Genau genommen haben D&D-Spieler den Begriff "Dumbstat" erfunden, was die breite Verwendung der genannten Verfahren noch verwunderlicher macht.) Das bedeutet jedenfalls, dass bestimmte Charaktere gewisse Attribute nicht benötigen und mit praktisch beliebig niedrigen Werten in diesen Attributen auskommen.
Es wäre ein leichtes Spiele zu schreiben, wo jedes Attribut für jeden Charakter wichtig ist, egal was er so tut. Das ist bei D&D aber nicht der Fall. Aus diesem Grund sind die Entscheidungen, die getroffen werden, trivial. Selbstverständlich nimmt der Magier Intelligenz am höchsten und scheißt auf Stärke. Selbstverständlich macht es der Kämpfer anders herum.
Das ist auch das gängige Element der Verteiler-Fraktion: Alle Charakere werden gleich.
Aber das genannte Würfelverfahren ist fast noch schlimmer (weshalb es wohl auch abgeschafft wurde). Es verstößt nämlich noch zusätzlich gegen Forderung 1. Den welche interessanten Ergebnissse können dabei schon herauskommen? Nur, dass der Charakter aufs Ganze gesehen besser oder schlecher wird. Denn der Magier nimmt immer die Intelligenz am höchsten und Stärke am niedrigsten.
Das ist nicht nur genauso wenig spannend, wie die beiden anderen Varianten, sondern noch potentiell unbefriedigend, wenn all zu unterschiedlich gewürfelt wird.
Ich bemerke ausdrücklich, dass man durchaus mal schlechte Charaktere spielen kann und ich kann rumheulende Spieler auch nicht gut ab. Aber die Methode hat einfach keinen Vorteil, der verschieden gute Charaktere rechtfertigen würde.
Selbstverständlich ist das aber alles nicht die orginale Variante. Da wurde in der Tat auch gewürfelt, aber man würfelte die Attribute alle einzeln aus. Es wird keine Meta-Liste erstellt, von der aus die Zahlen dann auf die eigentlichen Attribute verteilt werden. Dann ist es in der Tat kein Problem. Wer hohe Stärke hat, wird vermutlich Krieger spielen. Und wenn er lieber Magier sein will, ist er ein recht ungewöhnlicher Magier.
Natürlich ist es so mit der freien Charakterwahl nicht so weit her, was wohl auch zur Abschaffung dieses Systems geführt hat. Von den genannten ist es aber schlicht und ergreifend das beste. Zu entscheiden ist nichts, was wirklich besser ist als irgendwelche trivialen Entscheidungen zu treffen, und Überraschung hat man in Massen.
Ich persönlich würde den Klassiker für D&D4 so manipulieren. Man würfelt die Attribute einzeln aus, danach hat man eine 16, mit der man einen der gewürfelten Attributswerte ersetzen kann. Beim Standardverfahren kann man sowieso keine Werte bekommen, die besser als 16 sind, insofern ist der Charakter mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit spielbar.
Man kann damit weiter verschiedene Entscheidungen treffen: Entweder packt mans dahin, wo man am schlechtesten gewürfelt hat, und guckt dann, was man spielen will, oder man packt es so, dass man eine Klasse seiner Wahl spielen kann. Und man kann durchaus nochmal nen Magier mit Stärke 16 treffen, wenn die Würfel denn so gefallen sind.