Finde den Begriff prima und verwende ihn total gern. MMn sollte man berücksichtigen, dass der Begriff als Reaktion auf eine die Rollenspielkultur stark prägende Aufgabenverteilung gebildet worden ist. Darauf ist hier bereit hingewiesen worden: Spieler dürfen Charakter führen - den Rest macht der SL. Ich glaube, dass dies ein Bild vom Rollenspiel ist, das viele Regelwerke vermittelt haben - und wahrscheinlich die Mehrheit der Regelwerke noch immer vermittelt. Viele Spieler haben solch ein Bild im Kopf und können sich dementsprechend solche Sachen wie Rollenspiel ohne Spielleiter oder Rollenspiel, in dem ein Spieler Fakten in die Welt einführen darf, zunächst einmal gar nicht vorstellen.
Hinzu kommt, dass diese Situation häufig dazu geführt hat, dass ein Spieler (nämlich der SL) den anderen etwas aufs Auge gedrückt hat, was die nicht wollten. Ganz klar, dass ist keine notwendige Entwicklung. Aber sobald eine Person wesentlich mehr Einfluss auf das Spielgeschehen hat als die anderen, können solche Probleme rascher und vor allen Dingen auch massiver auftreten.
Die Idee des Player Empowerment ist da insofern ein Korrektiv als sie darauf hinweist, dass man Rollenspiel auch anders machen kann - nämlich auch mit Spielern, die über ihren Charakter hinaus Entscheidungen treffen dürfen und die Welt direkt anreichern können. Diejenigen, die den Begriff nun doof finden, weil er irgendwie auf eine Selbstverständlichkeit hinweist, profitieren in ihrer Einsicht möglicher Weise davon, dass es immer mehr Spiele und Spieler gibt, die Mechanismen für Player Empowerment anbieten. Dadurch ändert sich möglicher Weise die Grundidee vom Spiel so sehr, dass es wenig sinnvoll erscheint, weiter vom Player Empowerment zu sprechen. (Möglicher Weise - aber ich glaub nicht dran.)
Ähnlich könnte man sagen, dass der Begriff der Emanzipation (verstanden als Emanzipation von Frauen) blöd ist, weil er suggeriert, Frauen müssten sich irgendwie emanzipieren. Historisch gesehen erscheint das korrekt. Ob das immer noch der Fall ist, brauchen wir hier nicht zu diskutieren. Aber wenn alles gleichberechtigt wäre, würde der Begriff tatsächlich seinen Witz verlieren und sogar ein falsches Bild der Realität vorgaukeln. Dasselbe gilt für den Begriff Player Empowerment. Doch hier bin ich ziemlich sicher, dass es nach wie vor so ist, dass eine Mehrheit der Rollenspieler sehr traditionelle Auffassungen von der Aufgabenverteilung haben. Wenn das aber so ist, hat sich der Begriff auch nicht überholt, sondern leistet nach wie vor wichtige aufklärerische Arbeit.