Autor Thema: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?  (Gelesen 5183 mal)

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Offline Jed Clayton

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Neuerdings habe ich den Eindruck, dass das gesamte Rollenspiel-Hobby in Deutschland nicht nur immer kleiner und überschaubarer wird, sondern dass auch das Wort "Rollenspiele" für viele Leute einen negativen oder altbackenen Touch bekommen hat. Händler und Verlage meiden das Wort "Rollenspiele" und reden zum Teil schon von "Erzählspielen", oder sie denken sich andere umständliche Formulierungen aus. Vielleicht hat sich das "Rollenspiel" der alten Schule einfach mit der Zeit abgenutzt oder es fehlt ihm heute einfach der Reiz des Neuen und Revolutionären.

Linguistisch betrachtet ist der Begriff eben schon ein wenig antiquiert oder hat für viele ein zweifelhaftes Image. Vielleicht sollte ich ab jetzt auch lieber "Erzählspiel" oder "Abenteuerspiel" sagen, wenn ich mein liebgewonnenes Hobby meine?

Wie ich darauf komme? -- Nun, das Rollenspiel zur deutschen Heftroman-Serie John Sinclair wird absichtlich nicht als "Rollenspiel" betitelt, sondern als "JOHN SINCLAIR - Das Abenteuerspiel".

Der Verlag will das offensichtlich so. Vielleicht wollte das auch Bastei-Lübbe so, oder Jason Dark selber. In dem Regelbuch heißt der Spielleiter auch nirgends "Spielleiter", sondern "Erzähler". Ich schätze mal, mit der (neuen) Bezeichnung "Abenteuerspiel" möchte man zum einen die Zielgruppe der Heftroman-Leser "ködern", die bisher noch keine Rollenspiele gespielt haben, und zum anderen auch etwas Abwechslung in die Sache hineinbringen, weil das Wort "Rollenspiel" inzwischen schon so stark vorbelastet ist und in manchen Läden und Geschäften aufgrund von Erfolglosigkeit nicht gerade beliebt ist.

Ich denke, dass in Zukunft noch mehr Bücher mit der Bezeichnung "Abenteuerspiel" oder "Erzählspiel" auf den Markt kommen werden. Im Grunde ist das auch nichts Neues. Trug nicht mal die deutsche Red Box D&D-Version den Untertitel "Abenteuer-Basisspiel", als das Wort "Rollenspiel" einfach noch nicht geläufig war? Bei dem Wort "Rollenspiele" denkt man heute eben hauptsächlich an PC-Spiele oder an MMORPGs wie World of Warcraft. Die Generation, die nach 1990 geboren wurde, kennt MMORPGs bevor sie Pen & Paper RPGs kennenlernt. In einigen Fällen kam sogar das gedruckte Pen & Paper-Spiel erst nach dem dazugehörigen Online-Spiel heraus: City of Heroes, WoW, Anima ... Außerdem sind Pen & Paper-Rollenspiele mittlerweile die sich am schlechtesten verkaufende Warengruppe innerhalb der Fantasy-Scifi-Branche. Wenn Händler das Wort "Rollenspiel" hören oder lesen, denken sie dabei sofort an "Ladenhüter"! Und wer möchte schon Ware ins Regal stellen, auf die man genauso gut das Wort "Ladenhüter" schreiben könnte?

Ein großer Comic- und Spieleladen in meiner Region macht in einer typischen Woche wesentlich mehr Geld mit Comicbänden, Mangas, DVDs, Film-Merchandising, Aufstell-Figuren und Postern als mit Rollenspielbüchern. Es gehen auch bestimmt viel mehr Einheiten von Chez Geek, Munchkin und großen Brettspielen wie Descent über die Ladentheke als Rollenspielartikel. Die gesamte Rollenspiel-Ecke in diesem Laden ist nur noch deswegen da, weil einer der Mitbegründer dieses Ladens selbst ein alter Rollenspieler und in der Szene engagiert ist. Im Grunde ist das Regal mit den Rollenspielen dort ein Relikt, in dem auch viele Out-of-print-Artikel stehen und in aller Ruhe Staub ansammeln. Nur noch bei manchen Groß-Cons sehe ich ein wenig Bewegung und Interesse. Soviel dazu. Das war mein nachdenklicher Post des Tages.
« Letzte Änderung: 27.06.2010 | 02:56 von Jed Clayton »
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Offline Heretic

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #1 am: 27.06.2010 | 02:59 »
John Sinclair ist kein Beispiel. Schon garnicht für RPGs.
Und was soll am Begriff "Rollenspiel" bitte ANTIQUIERT sein?
Du ziehst generell falsche Schlüsse und nämlich auch da, wo die Ursachen anderweitig liegen. Zudem vergleichst du mal wieder Äpfel mit Birnen, die eigentlich den Umsatz von Pflaumen haben sollten, aber als Bananen deklariert werden sollten.
 
Zumal das nicht stimmt, was du sagst, sonst würden sich so Geschichten wie das Dragon Age RPG nicht verkaufen. Tun sie aber.

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Offline Maarzan

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #2 am: 27.06.2010 | 03:11 »
Das ist sicher eine Mischung von verschiedensten Wirkungen.

Einmal haben sich ja genügend Leute (oder auch eine kleinere Zahl mit entsprechendem Enthusiasmus) damit beschäftigt allen zu erklären, das Storytelling das "moderne", "kreative" und "erwachsene" Spiel ist und der Rest für kindische unreife beschränkte Hinterwäldler. 

Andererseits hat sich der Geschmack der großen Masse tatsächlich geändert und das schlägt sich dann halt auch in der Suche nach neuen Namen nieder. Nur dürften die entsprechenden Verlagspersonen noch deutlich weniger wissen, wie sich die einzelnen Begriffe auf Spielstile ihrer Produkte beziehen als die Beteiligten hier im Forum (und die können sich schon nicht einigen) sondern das bestklingende Wort nehmen, was den Vorteil einen entsprechenden Neubenennung leider klar negiert. 

Würden Spiele wirklich passend belabelt, könnte ich mit einer kleineren Zahl erklärter "Rollenspieler" neben Abenteuerspielern und Erzählspielern gut leben, wenn ich dafür weniger Stress mit inkompatiblen Mitspielern am Spieltisch und mir auch in Foren dann nicht in spezifischen Diskussionen zu "Rollenspielen" letztendlich anhören müßte, was das alles für ein Mist ist, weil völlig veraltet und unmodern (Halt "keinen Spaß macht") wo die entsprechenden Leute eben einfach z.B. "Erzählspiel" als Präferenz haben.
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Offline Jed Clayton

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #3 am: 27.06.2010 | 03:16 »
John Sinclair ist eine ganz aktuelle Veröffentlichung, steht in den Geschäften bei den Rollenspielen, wurde von langjährigen Rollenspielern geschrieben. Es verwendet aber auf dem Cover nur den Begriff "Abenteuerspiel". Vielleicht weil das spannender klingt? Lustigerweise wird da ein alter Begriff aus den frühen 80er Jahren wieder aus der Kiste hervorgekramt und der ist dann auf einmal wieder verbindlich.

Alles was ich geschrieben habe, beruht auf langen und vorsichtigen Beobachtungen und auch auf vielen Aussagen von Leuten aus dem Einzelhandel und aus den Verlagen.

Generelle Situation: Rollenspiele ziehen in der Regel nicht (mehr).

Ab und zu muss man Begriffe austauschen oder modernisieren, auch wenn sich de facto nur wenig an dem ändert, was man mit dem Begriff belegt. Das ist eine ganz gängige Erscheinung. So ähnlich wie auf Englisch früher das Radio für den Hausgebrauch "wireless" hieß und nach 1960 auf einmal "radio". Oder der Zeppelin früher "dirigible" und heute eher "airship". Oder wie man in Deutschland in den 60er Jahren noch von der "Beat-Musik" und "Beatbands" sprach und später von Popmusik und Popgruppen? Noch ein Beispiel: Die Ausländer heißen heute plötzlich nicht mehr Ausländer, sondern Menschen mit Migrationshintergrund. (Ich sag' zum Beispiel immer noch "Ausländer", aber ich gehöre wahrscheinlich auch zu den letzten Menschen, die zum Iran noch "Persien" sagen und zu Sri Lanka noch "Ceylon".)

Es ist ja nicht so tragisch. Alles nur eine Beobachtung.
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Offline Heretic

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #4 am: 27.06.2010 | 03:20 »
Ja, und eine falsche noch dazu.
Ceylon und PERSIEN, rly?
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Offline Jed Clayton

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #5 am: 27.06.2010 | 03:26 »
"Senden Sie diese Depesche an das Preußische Konsulat in Siam ..."

Ich bin Autor, ich muss schließlich einen blumigen und vielfältigen Wortschatz haben. Hat noch keinem geschadet.  :D
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Offline Heretic

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #6 am: 27.06.2010 | 04:06 »
Soso. Schick mir mal ne PM, was du schon so geschrieben hast.
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Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #7 am: 27.06.2010 | 05:25 »
Es verwendet aber auf dem Cover nur den Begriff "Abenteuerspiel". Vielleicht weil das spannender klingt? Lustigerweise wird da ein alter Begriff aus den frühen 80er Jahren wieder aus der Kiste hervorgekramt und der ist dann auf einmal wieder verbindlich.

Sorry, aber dann ist das der "Begriff aus Großpapas Zeiten" und nicht Rollenspiel, so mal rein logisch. Das zum einen, dann natürlich die Frage: Seit wann wissen Marketing-Menschen, um was es geht und was Erfolg hat? Drittens natürlich, wünsche ich mir stets, daß blumige Sprache verwelkt (oder auch zertreten wird), wo immer sie ihr scheußliches Haupt hebt, weil sie das LETZTE ist, was eine Mensch mit einem IQ über Schuhgröße zu lesen wünscht.

EDIT/ Und ganz nebenbei: Wo findet derzeit dMn die WM statt? Natal, Transvaal, Oranje-Freistaat oder Kapkolonie?
« Letzte Änderung: 27.06.2010 | 05:37 von Tearmaster »
I'm not nice. I'm on medication.

Butt-Kicker 75% / Tactician 75% / Method Actor 67% / Specialist 67% / Power Gamer 67% / Storyteller 58% / Casual 0% (Schubladen)

Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Sashael

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #8 am: 27.06.2010 | 08:15 »
Drittens natürlich, wünsche ich mir stets, daß blumige Sprache verwelkt (oder auch zertreten wird), wo immer sie ihr scheußliches Haupt hebt, weil sie das LETZTE ist, was eine Mensch mit einem IQ über Schuhgröße zu lesen wünscht.
Es heißt übrigens "ein Mensch".  :P
Wenn ich mir aktuelle Veröffentlichungen im Belletristikbereich so ansehe, dann wünsche ich mir, dass blumige Sprache wieder mehr in Mode kommt.

Dümmliche polemische Verallgemeinerungen helfen übrigens auch nur sehr selten weiter.  ::)
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


Leitet Itras By mit Battlemap. ;D

Alice Crocodile Coltrane

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #9 am: 27.06.2010 | 08:29 »
Wiki sagt

Zitat
Rollenspiel nennt man:

    * ein Konzept eines interaktiven Spiels, siehe Rollenspiel (Spiel);
    * besonders seine Untergruppen Pen-&-Paper-Rollenspiel und Computer-Rollenspiel;
    * in der Soziologie an einen Status gestellte Erwartungen, Werte, Handlungsmuster und Verhaltensweisen, siehe Soziale Rolle;
    * in der Pädagogik eine rollenbasierte Methode, siehe Rollenspiel (Pädagogik);
    * in der der Gruppenpsychotherapie das theatermäßige Inszenieren eines Problems, siehe Psychodrama;
    * in der Verhaltenstherapie eine Standardmethode zur Entwicklung, Überprüfung, Übung und Verfestigung gewünschten Verhaltens;
    * in der Sozialtherapeutik eine spielerische Interventionsform, siehe sozialtherapeutisches Rollenspiel;
    * in der lernorientierten Pädagogik Lernen durch Nachvollziehen einer Gesprächssituation, siehe szenisches Spiel;
    * in der Gruppendynamik die Erfahrung der eigenen Rolle anhand eines Vertreters, siehe Systemaufstellung;
    * in der Arbeits- und Organisationspsychologie die Simulation eines Gesprächs oder Konflikts, siehe Rollenspiel (Simulation);
    * ein Konzept in der Pantomime, siehe Jeux Dramatiques;
    * eine Sexualpraktik, siehe Erotisches Rollenspiel.

und

Zitat
Erzähl-Spiel
#REDIRECT Pen-&-Paper-Rollenspiel

Nuff said.
« Letzte Änderung: 27.06.2010 | 08:31 von Alice »

Offline Ludovico

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #10 am: 27.06.2010 | 09:28 »
@Jed
Ich kann Dir nicht zustimmen. Du fuehrst zwar ein interessantes Beispiel an, aber John Sinclair nimmt eine Sonderstellung unter den Rollenspielen ein:

1.) JS will eine Mischung aus RPG und Brettspiel sein:
Aehnlich wie bei Brettspielen die Erweiterungen sieht auch die Produktpalette zum JS RPG aus. Erzaehlerkarten und Spielerkarten sind abgestimmt auf das Buchabenteuer und nicht allgemein gehalten. Zusatzbaende stellen wie bei Arkham Horror auch Extensions dar mit Zusatzregeln neuen Abenteuern,.. Die Entwickler selber sehen in JS auch kein reines RPG, sondern eine Mischform, die sie Abenteuerspiel nannten.
2.) Marketingtechnisch gesehen ist das gewollt, denn JS richtet sich eher an die Fans von John Sinclair als an Rollenspieler. Es ist sehr grob und sehr einfach gehalten, so dass einige Dinge abstrakt wirken. Dass Rollenspieler JS als RPG betrachten, ist natuerlich wahr und auch kein Problem, denn solche Kunden hat man auch gerne, aber durch den extrem einfachen Aufbau, die Strukturierung und die Einleitung entsteht bei mir der Eindruck, dass diese Leute nicht die primaere Zielgruppe sind. Ich glaube, durch die Begriffswahl, den Aufbau und die Strukturierung von JS aber auch durch die Produktpalette versucht Ulisses einen Hybriden zu schaffen, um sowohl primaer JS Fans als auch sekundaer Rollenspieler zu werben. 

oliof

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #11 am: 27.06.2010 | 11:11 »

Ich glaube ja, dass neue Begrifflichkeiten sich häufig unbeabsichtigt bilden und erhalten wenn sie allgemeine Zustimmung erfahren und aufgegriffen und weiterverwendet werden. Das ist auch OK. Wenn aber neue Begriffe mehr oder weniger 'erfunden' werden, kann sich die Akzeptanz dieser neuen Worte als schwierig bis unmöglich herausstellen, gerade wenn eine Nischenbetätigung wie Rollenspiel betroffen ist. Das Riecht dann schnell nach Elitismus oder Abgrenzung.

Der Begriff Rollenspiel stammt aus einer Zeit, da Sprechanweisungen Im Theater noch auf Rollen standen, die man abgegessen hat (die griechische Entsprechung zum Kabuki).

Die Ursprünge des Hobbies das wir hier diskutieren sind ca 50 Jahre alt, insofern kommt das mit der Großvätervermutung schon hin.

Außerdem: Sprache lebt. Begriffe verschwinden oder ändern ihre Kernbedeutung oder verlieren an Tragkraft. Beim Surfen denken heute mehr Leute an Computer als an Wellen, und beim Rollenspiel denkt die Mehrheit wahrscheinlich an Doktorspielchen etc aber sicher nicht an die armen griechischen Schauspieler ...

Zumal der deutsche Begriff 'Rollenspiel' eine unzulässige Verkürzung von Role Playing Game ist, was dem Verständnis nicht zwingend zugute kam und kommt. Insofern kann ich die Bestrebungen, hier andere Begriffe zu etablieren verstehen.

Offline 1of3

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #12 am: 27.06.2010 | 11:12 »
In dem Regelbuch heißt der Spielleiter auch nirgends "Spielleiter", sondern "Erzähler".

Das war doch jahrelang sogar guter Ton, also den gewissen Fraggle für jedes Spiel neu zu taufen. Angefangen wohl mit White Wolf und ihrem Storyteller.

Offline Skele-Surtur

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #13 am: 27.06.2010 | 13:51 »
Ähm. Rollenspiel ist meiner bescheidenen Beobachtung nach in keiner Weise ein Begriff, der sich überlebt hätte. Es gibt zwar Bemühungen diverser Autoren, andere Begrifflichkeiten zu verwenden, aber dafür gibt es ganz grob gegliedert zwei Gründe:
1) Einen bestimmten Flair verbreiten.
2) Snobbismus, bei dem irgendwie versucht wird, sich über das schnöde Rollenspiel zu setzen.
Beides sind meiner Meinung nach erstens Randerscheinungen und zweitens kommen diese in der praktizierenden Szene nicht an.

Wenn ich und/oder all die Rollenspieler in meinem Umfeld etwas anderes als Rollenspiel zu unserem Hobby sagen, sag ich euch bescheid.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

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Offline Dr.Boomslang

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #14 am: 27.06.2010 | 14:54 »
Unter Rollenspielern besteht allgemein die sehr ungesunde Annahme dass alle Rollenspiele in bestimmten Punkten gleich seien. Deshalb ist es nur verständlich und ich finde zu begrüßen wenn Designer versuchen ihr Spiel anders zu nennen um von diesen Annahmen weg zu kommen. Gerade in einer Zeit wo schon darum gekämpft wird was überhaupt ein Rollenspiel ist, oder ob ein Spiel sich so nennen darf, finde ich es auch nicht verwunderlich, wenn man dann Spiele absichtlich anders nennt.

Wenn es sich aber jeweils nur um Neusprech handelt und alles umbenannt wird um dann doch exakt gleich zu sein, dann ist das nur verwirrend und man muss sich als Designer wirklich vorwerfen lassen, schlechtes Marketing zu machen, oder sich nur abheben zu wollen.

Was den Begriff Rollenspiel selbst angeht, hat der sich im Mainstream der Unterhaltung einfach nie durchgesetzt, außer vielleicht auf dem Computer und selbst da ist es eine Nische die eher unter RPG bekannt ist. Den deutschen Begriff benutzt da eigentlich keiner.
Ich kann es verstehen wenn man einen solchen Begriff vermeidet, wenn man nicht gleich in einer winzigen Nische landen will. Nicht dass man mit einem anderen Begriff gleich besser da stünde, aber man hat wenigstens eine neue Chance.

Offline YY

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #15 am: 27.06.2010 | 17:20 »
Zur negativen Belegung des Begriffes:
Das erscheint mir nicht so.
Die negative Reaktion kommt nicht vom Begriff selbst, sondern von den (falschen) Vorstellungen, die der Gesprächspartner hat.

Wenn ich auf einmal "Abenteuerspiel" dazu sage und dann doch so lange erklären muss, bis der andere sagt "Ach, DSA und so", kommt das aufs Gleiche raus.

Gerade "Erzählspiel" kommt mir "intern", also unter Rollenspielern, so vor, als wollte man sich damit bewusst von anderen Systemen abgrenzen und meist eine narrativistische Ausrichtung verdeutlichen - soll mir recht sein, aber so ganz neutral/umfassend ist der Begriff damit schon nicht mehr.


Es kommt mir auch nicht so vor, als wollten gerade die Händler gezielt andere Begriffe etablieren - ist ja auch angesichts der Käufergruppe ziemlicher Quatsch.
Zum "Ladenhüter": Wenn der Händler sich davon täuschen lässt, dass nicht mehr "Rollenspiel" drauf steht und auf einmal meint, jetzt geht der Kram weg wie warme Semmeln - nicht mein Problem.

Auch ist mir ziemlich egal, was irgendwelche Marketingfritzen dazu denken ;)


Die Verwechslung mit Videospielen vermeidet man mit dem Zusatz "P&P" - vollkommen ausreichend, griffig und eindeutig.


Trennung.

Die Verwendung tatsächlich veralteter Begriffe wie Persien u.Ä. ist mir sehr sympathisch und ich mache das auch ab und zu aus verschiedenen Gründen.

Ich kenne jedoch niemanden, der noch alle Latten am Zaun hat und tatsächlich "Mensch mit Migrationshintergrund" sagt.
Das hört man nur von politisch Überkorrekten, Dampfplauschern und anderen Vögeln, und das, obwohl "Ausländer" im Gegensatz zum anderen Begriff bisweilen faktisch falsch ist.


Was den Begriff Rollenspiel selbst angeht, hat der sich im Mainstream der Unterhaltung einfach nie durchgesetzt, außer vielleicht auf dem Computer und selbst da ist es eine Nische die eher unter RPG bekannt ist. Den deutschen Begriff benutzt da eigentlich keiner.
Ich kann es verstehen wenn man einen solchen Begriff vermeidet, wenn man nicht gleich in einer winzigen Nische landen will. Nicht dass man mit einem anderen Begriff gleich besser da stünde, aber man hat wenigstens eine neue Chance.

Rollenspiel selbst hat sich im Mainstream der Unterhaltung nie durchgesetzt und deswegen braucht den Begriff da auch keiner.

Wer aber im P&P-Bereich den Begriff Rollenspiel vermeidet, um nicht in eine winzige Nische eingeordnet zu werden, hat wohl nicht erkannt, dass er sich tatsächlich in einer winzigen Nische bewegt und dort i.d.R. eher schlecht ankommt, wenn er auch noch versucht, sich als außerhalb dieser Nische befindlich darzustellen.

Bei wem will man denn eine "neue Chance" haben?
Die Rollenspieler verwenden den Begriff selbst (gerne), und allen anderen muss man sowieso erklären, wovon man spricht - und spätestens nach der Erklärung greifen die Vorurteile wieder, wenn der andere erkannt hat, dass man von Rollenspielen spricht.
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Offline Skele-Surtur

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #16 am: 27.06.2010 | 20:25 »
@ Boomslang: Ich widerspreche dir in so ziemlich jedem einzelnen Punkt. Erstens haben alle Rollenspiele eine kleinesten gemeinsamen Nenner und zweitens ist die Benutzung des Begriffs auch in der Computerspielerszene sehr verbreitet. Kein Mensch sagt: Taktikspiel mit RPG-Elementen. Vielleicht schreibt man das, weil es kürzer ist, aber gesprochen wird im allgemeinen von "Rollenspielen". Schonmal Game-One gesehen?
Auch allem dazwischen kann ich aus persönlicher Erfahrung nur vehement widersprechen.
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ErikErikson

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #17 am: 27.06.2010 | 20:45 »
Naja, Dr. Boomslang ist immerhin ein Doktor, also widerspricht man ihm nicht. Rollenspiel ist halt ein sehr breiter Begriff. Aber eigentlich heisst es ja auch P&P Rollenspiel.

Offline Skele-Surtur

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #18 am: 27.06.2010 | 23:51 »
Naja, Dr. Boomslang ist immerhin ein Doktor, also widerspricht man ihm nicht.
Pssst! Ich will ihn doch nur zu einer differenzierteren Ausführung provozieren!  ;D
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Offline Gorbag

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #19 am: 28.06.2010 | 01:43 »
Ich denke bei diesem Etikettenschwindel geht es nicht darum sich innerhalb der Rollsenpieler gemeinschaft ab zu grenzen. Es geht viel mehr darum sich für Außenstehende als vom Rollenspiel gelöst dar zu stellen.
Ich, Ihr , mein Händler und jeder Rollenspieler der schon 2-3 Systeme in der Hand hatte weiss das hier eigentlich nur Etikettenschwindel betrieben wird und lässt sich davon nicht blenden. Normalerweise wird das einfach wegignoriert. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen das die Umbenennung in Erzählspiel für irgend jemanden Ausschlaggebend zum nicht Kauf eines Produktes ist.
Das Ziel ist bei einer solchen Umbenennung vermutlich eher das erreichen der Medien und der Konsumenten außerhalb des Rollenspielhobbys. Machen wir uns nichts vor, wir haben ein schlechtes Image und nicht mal das ist sehr verbreitet. Die Kirche denkt wir sind Satanisten und jeder Dritte asoziiert Rollenspiel mit Leuten denen normaler Sex zu langweilig geworden ist. Kennt jemand doch Rollenspiele als solche, so herscht meist das Image des pickeligen Nerds vor der sich in imaginäre Welten flüchtet.
Bei solchen Leuten, die im Grunde ein negatives Bild vom Rollenspiel haben, weil sie eben unterinformiert sind, kann so ein Etikettenschwindel wirkung zeigen. Denn sie sind eher dazu verleitet das Produkt mal an zu testen/ zu kaufen. Gerade wenn man wie das John Sinclair Rollenspiel auf PR in nicht RPG Printmedien setzen kann.

Also ist dieser Umbenennungstrick einfach der Versuch Neukunden zu gewinnen durch Verbrauchertäuschung. Typisches Prinziep des Marketings ;)

Offline Teylen

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #20 am: 28.06.2010 | 11:23 »
Klar, heute sagt keiner mehr Rollenspiel sondern alle nur noch RPG. Arpegeh.
Ansonsten hat mir gegenueber noch keiner den Begriff Erzaehlspiel gebraucht, und ein wenig fuehlt sich der Begriff so nach Oeko Getue und Birkenstock Sandalen an.

Naja und wenn die Kids den Begriff Rollenspiel und RPG schon vom PC und der Konsole her kennen und die Produkte moegen, wieso sollte man ihn dann veraendern wenn es um P&P geht? Marketing maessig gesprochen bietet es sich da doch an etwaige Synergie Effekte nutzbar zu machen und einen stimmigen Product Flow zu designen :D
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Offline D. Athair

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #21 am: 28.06.2010 | 15:51 »
Ich glaube ja, dass neue Begrifflichkeiten sich häufig unbeabsichtigt bilden und erhalten wenn sie allgemeine Zustimmung erfahren und aufgegriffen und weiterverwendet werden.
Dem schließe ich mich an.

Und was tendenziell auch eine Rolle ( :P) spielt: Die Vereinnahmung des Begriffs "Rollenspiel/RPG" durch das Computerspiel.

Die Kirche denkt wir sind Satanisten [...]
Deswegen konnte ich mein Exemplar des Narnia-Rollenspiels in der Buchhandlung der Abtei Münsterschwarzach kaufen und deswegen kenne ich eine ganze Reihe rollenspielender ev. Pfarrer.  ;)
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline YY

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #22 am: 28.06.2010 | 15:59 »
und deswegen kenne ich eine ganze Reihe rollenspielender ev. Pfarrer.  ;)

Das ist ja wohl kein Argument. Die Protestanten kommen eh alle in die Hölle  ~;D
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Offline Jed Clayton

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #23 am: 28.06.2010 | 16:18 »
Du fuehrst zwar ein interessantes Beispiel an, aber John Sinclair nimmt eine Sonderstellung unter den Rollenspielen ein:

1.) JS will eine Mischung aus RPG und Brettspiel sein:
Aehnlich wie bei Brettspielen die Erweiterungen sieht auch die Produktpalette zum JS RPG aus. Erzaehlerkarten und Spielerkarten sind abgestimmt auf das Buchabenteuer und nicht allgemein gehalten. Zusatzbaende stellen wie bei Arkham Horror auch Extensions dar mit Zusatzregeln neuen Abenteuern,.. Die Entwickler selber sehen in JS auch kein reines RPG, sondern eine Mischform, die sie Abenteuerspiel nannten.
2.) Marketingtechnisch gesehen ist das gewollt, denn JS richtet sich eher an die Fans von John Sinclair als an Rollenspieler. Es ist sehr grob und sehr einfach gehalten, so dass einige Dinge abstrakt wirken. Dass Rollenspieler JS als RPG betrachten, ist natuerlich wahr und auch kein Problem, denn solche Kunden hat man auch gerne, aber durch den extrem einfachen Aufbau, die Strukturierung und die Einleitung entsteht bei mir der Eindruck, dass diese Leute nicht die primaere Zielgruppe sind. Ich glaube, durch die Begriffswahl, den Aufbau und die Strukturierung von JS aber auch durch die Produktpalette versucht Ulisses einen Hybriden zu schaffen, um sowohl primaer JS Fans als auch sekundaer Rollenspieler zu werben. 

Ah, dann ist das auch alles gut und berechtigt. Ich habe das Buch dazu noch nicht gelesen. Ich wollte mir JS (das Spiel) demnächst gern besorgen, obwohl ich die Romanserie nicht gerade verehre und auch seit Jahren kein Heft mehr davon gelesen habe. Dennoch: JS ist eben schon ein Stück deutsche Pulp-Heftchen-Geschichte, ebenso wie G.F. Unger, Lassiter, Jerry Cotton und Perry Rhodan ...

Solche Rollenspiel-Brettspiel-Hybriden scheinen jetzt wieder vermehrt aufzutauchen. Gerade neulich habe ich im Games Orbit den langen Artikel über das Spiel Mystic Path gelesen. Das ist ein unheimlich aufwändiges Projekt in einer Box, mit Audio-CD, Karten, Charakterbögen, Aufstellfiguren und mehreren Büchern. Von der grundsätzlichen Beschreibung im GO fand ich das nicht uninteressant, zugleich aber weiß ich schon, dass Mystic Path längerfristig nichts für mich uhd meine Gruppe wäre, da die CD und die Regeln viel zu viel vorschreiben. Das ist für mich zu mindestens 80% ein Brettspiel oder Gesellschaftsspiel, auch wenn es an die Urform von D&D erinnert.
"Somewhere there is danger, somewhere there's injustice, and somewhere else the tea is getting cold."

(Doctor Who, Survival, 26th season, serial 4, part 3)

Offline Jed Clayton

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Re: Rollenspiel - ein Begriff aus Großpapas Zeiten?
« Antwort #24 am: 28.06.2010 | 16:52 »
Ich denke bei diesem Etikettenschwindel geht es nicht darum sich innerhalb der Rollsenpieler gemeinschaft ab zu grenzen. Es geht viel mehr darum sich für Außenstehende als vom Rollenspiel gelöst dar zu stellen.

Danke, Gorbag. Genau das hatte ich auf den ersten Blick schon vermutet, konnte es aber nicht ganz so kompakt in Worte fassen wie du.

Zitat
Ich, ihr, mein Händler und jeder Rollenspieler, der schon 2-3 Systeme in der Hand hatte, weiß, dass hier eigentlich nur Etikettenschwindel betrieben wird und lässt sich davon nicht blenden. Normalerweise wird das einfach wegignoriert. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die Umbenennung in Erzählspiel für irgendjemanden ausschlaggebend zum Nichtkauf eines Produktes ist.

Wenn ich nach den Meinungen im Tanelorn-Forum gehe, ist dieser Fall ja auch überhaupt nicht eingetreten.

"Etikettenschwindel" ist aber dennoch ein recht hartes Wort, das ich hier in diesem Zusammenhang nicht verwendet hätte. Etikettenschwindel ist immerhin eine Form von Betrug und damit spielst du ja auf etwas an, das in Deutschland ein Straftatbestand ist. Ich würde dazu nicht "Etikettenschwindel" sagen, sondern eher "Andersbenennung" oder vielleicht "Neubenennung", "exzentrische Namensgebung", "begriffliche Abgrenzung" ... Das geht doch alles auch gut und wäre verwendbar, ohne dass man damit jemandem zu nahe tritt.

Weil es mir gerade in den Sinn kam: Es heißt auch, dass einer der Gründe für die Verbreitung des Begriffs "New Wave" war, dass die Plattenfirmen um 1980 herum nicht mehr "Punk" sagen wollten, wegen des schlechten Images von Punk.

Zitat

Das Ziel ist bei einer solchen Umbenennung vermutlich eher das Erreichen der Medien und der Konsumenten außerhalb des Rollenspielhobbys. Machen wir uns nichts vor, wir haben ein schlechtes Image und nicht mal das ist sehr verbreitet. Die Kirche denkt wir sind Satanisten und jeder Dritte assoziiert Rollenspiel mit Leuten, denen normaler Sex zu langweilig geworden ist. Kennt jemand doch Rollenspiele als solche, so herscht meist das Image des pickeligen Nerds vor, der sich in imaginäre Welten flüchtet.

Genau das wird es wohl sein! Sehr gut beobachtet. Ich revidiere also noch einmal vorsichtig meine anfängliche Vermutung um diesen Punkt:

Hier wurde eben absichtlich nicht das Wort "Rollenspiel" auf das Cover gesetzt. Aber wieso noch mal?

Nicht deswegen, weil "Rollenspiel" alt ist oder weil sich Rollenspiele nicht mehr gut verkaufen, sondern deswegen, weil wir pickelige, fette, lichtscheue, sozial gehemmte Nerds und Realitätsflüchtlinge sind. ;) Nein, also im Ernst: Wegen des Image.

Zitat
Also ist dieser Umbenennungstrick einfach der Versuch, Neukunden zu gewinnen durch Verbrauchertäuschung. Typisches Prinzip des Marketings ;)

Aber nicht alle, die im Marketing arbeiten, sind Lumpen und Betrüger.

Ich hatte letztes Jahr noch hauptberuflich in der Branche zu tun und habe direkt in meinem Umfeld "solche und solche" Personen erlebt, eben Gute und Böse. ;D
« Letzte Änderung: 28.06.2010 | 16:55 von Jed Clayton »
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