Autor Thema: Wie spiele ich ein Mitglied des anderen Geschlechtes überzeugend?  (Gelesen 10759 mal)

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Offline Scylla

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Nun ja, aber jetzt Schluss mit dem Unfug und wieder zurück zum Thema, bevor wir den Thread kaputt machen und einen Platzverweis bekommen. Muss auch nicht sein.

Offline Dr. Dr. James T. Errington

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Dann schmeiss ich mal meine Meinung dazu in den Ring.

Ich beziehe mich in meinen Aussage ausschließlich auf das Spiel unter erwachsenen Menschen. Als Teenager ist das denke ich alles ein bißchen anders (die oben erwähnte Szene mit "Würfel mal wie lange du kannst." oder "Würfel mal wie groß er ist." kamen bei uns in Teenagerzeiten auf jeden Fall vor ;) - Jugendsünden eben).

Ich finde, wer einen Charakter eines anderen Geschlechtes spielen möchte sollte sich auf Klischees stützen. Das müssen keine Standardklischees sein, aber der Char braucht einen Tick in dem klar wird, dass er eindeutig einer der beiden Geschlechter zuzuordnen ist.
Zum Warum komm ich nach 2 Beispielen.

In meiner ArsMagica-Runde spielt ein Mann eine Magierin. Diese definiert sich über ihre Barmherzigkeit und ihr Mitgefühl. Natürlich keine Charaktereigenschaft die nur Frauen zusteht, aber die meisten Menschen assozieren zuerst Frauen mit diesem Verhalten.

In meiner Hunter-Runde spielt eine Frau einen Mann. Dieser definiert sich darüber ein Nerd zu sein. Natürlich gibt es weibliche Nerds (kenne auch welche), aber es passt hier einfach eher ein Mann vom Verständnis her.

Sollte es bei einer Rolle nicht erkennbar sein, welches Geschlecht der Charakter hat, würde ich dazu raten (außer es gibt andere gute Gründe - kommt gleich) einen Charakter des Spielergeschlechts zu spielen.

Das liegt ganz einfach daran, dass ich den Spieler(in) angucke und einen Mann(Frau) sehe und wenn er(sie...) sich nicht in seinem Charakter klar andersgeschlechtlich definiert, ich auch seinen Charakter immer so betrachten werde.
Das stört meinem Empfinden nach maximal die Immersion und sollte vermieden werden.

Um es mit den Worten meines ArsMagica-SL auszudrücken:
Ein Spieler spielt dann einen andersgeschlechtlichen Charakter gut, wenn der SL sich in seinen Erzählungen über den Charakter nicht im Geschlecht verhaspelt und aus Versehen den Charakter eines Spielers mir "er" bzw. den Charakter einer Spielerin mit "sie" betitelt. In den fast 2 Jahren die wir nun spielen hat er sich in beiden Runden kein einziges mal im Geschlecht vertan und auch mir als Spieler ergeht es ähnlich, wenn ich über die Charaktere (nicht die Spieler) rede.

Es gibt aber noch weitere Gründe andersgeschlechtliche Charaktere zu spielen. Dann wenn es durch das Konzept definiert wird.
Ich spiele beispielsweise eine Drow die Eilistraee-Anhängerin ist. Hier hatte ich keine Option einen Mann zu spielen das hätte das Konzept nicht getragen.
Genausowenig gibt es die männliche Amazone oder die Generälin im 2. WK.
« Letzte Änderung: 7.07.2010 | 14:00 von SmartTrigger »

Offline Teylen

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Ich finde es mit dem charakterlichen Tick in Bezug auf das Geschlecht, weniger auf das Konzept irgendwie, naja, unpassend. Heisst der Charakter ergibt sich eher aus dem Hintergrund, den Werten bzw. dem Design als der Frage ob es nun eine Frau oder ein Mann ist.

Heisst die Magierin mit der Heilmagie ist nicht weiblich geworden weil bahmerziges, empathisches und mitfuehlendes Handeln weiblich waere. Sondern weil man es als Konzept passender findet das sie nun weiblich ist als maennlich. Weil es bei letzteren von der Spielwelt vielleicht unwahrscheinlich ist oder der Charakter zu sehr wahlweise metrosexuell oder wie ein Sozialarbeiter wirken wuerde.

Nimmt man dieses: "Sie ist .. weil weiblich." landet man schnell bei den unpassend empfunderen Rollenklischees.

In meiner Hunter-Runde spielt eine Frau einen Mann. Dieser definiert sich darüber ein Nerd zu sein. Natürlich gibt es weibliche Nerds (kenne auch welche), aber es passt hier einfach eher ein Mann vom Verständnis her.
Was dann auf den Hintergrund ankommt, in den meisten SF oder Fantasy Comics die ich lese sind Frauen entweder die Traegerinnen von Bruesten oder Nerds.

Zitat
Das liegt ganz einfach daran, dass ich den Spieler(in) angucke und einen Mann(Frau) sehe und wenn er(sie...) sich nicht in seinem Charakter klar andersgeschlechtlich definiert, ich auch seinen Charakter immer so betrachten werde.
Hm, aber da gibt es doch eine Menge anderer Attribute die ebenso abweichen.
Auesserlichkeiten [Haarfarbe, Koerperliche Einschraenkungen / Erweiterungen, Groesse, Name etc.] und charakterliche [Aufbrausendes Gemuet, fehlende Moral etc.].
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Offline Dr. Dr. James T. Errington

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Nimmt man dieses: "Sie ist .. weil weiblich." landet man schnell bei den unpassend empfunderen Rollenklischees.
Andersrum wird ein Schuh draus. "Sie ist weiblich, weil ..."
"... ich mir unter einem Heilmagier eine Frau in einem langen weißen Kleid / Robe vorstelle. Eine Heilmagier hat für mich ein freundliches, sanftes Lächeln und das assoziere ich am ehsten mit einer Frau."
Ich denke ein Großteil der Spieler würde mir bei der Assoziation zustimmen. Heißt natürlich nicht, dass es keine männlichen Heilmagier gibt, aber eine Frau kann hier sehr gut von beiden Geschlechtern gespielt werden.

Was dann auf den Hintergrund ankommt, in den meisten SF oder Fantasy Comics die ich lese sind Frauen entweder die Traegerinnen von Bruesten oder Nerds.
Klingt fast so als wären Brüste und Nerd inkompatibel ;).
Da wir hier von Hunter reden im Jahr 2007 ist die Assoziation männlich -> Nerd doch recht deutlich.

Hm, aber da gibt es doch eine Menge anderer Attribute die ebenso abweichen.
Auesserlichkeiten [Haarfarbe, Koerperliche Einschraenkungen / Erweiterungen, Groesse, Name etc.] und charakterliche [Aufbrausendes Gemuet, fehlende Moral etc.].
Daher ist mir das Aussehen der Charaktere meistens gar nicht so wichtig. Ich kanns mir eh nicht  merken (ist nicht böse gemeint gegenüber meinen Mitspielern) und merk mir dann einfach grob die Richtung in welche die Charaktere gehen. So weiß ich bei unserm Ars Magica Spieler halt, dass es eine barmherzige Frau ist, die einigermaßen hübsch ist und recht zierlich. Dass sie lange dunkle Haare hat ist für mich dabei fast jedesmal wieder eine neue Info ;). Als SL müsste ich hier natürlich mehr Zeit reinstecken, aber als anderer Spieler erwähnt man sowas quasi nie. Das Geschlecht hingegen ist bei Gespräche über einen Charakter ja kaum zu vermeiden (er/sie).

Offline Teylen

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Klingt fast so als wären Brüste und Nerd inkompatibel ;).
In einigen gerade Manga hat man das gefuehl das mit der wachsenden Intelligenz der Brustumfang schrumpft wenn sie weiblich sind, respektive er groesser wird je naja duemmer / naiver.
Nun und wenn in Comics dann eine Frau ankam, die keine grossen Brueste hat, was gerade bei Vertigo als amerk. Verlag ab und an mal passiert, ist sie Haeufig ein Nerd .. oder allgemein "merkwuerdig" ^^;

Zitat
Das Geschlecht hingegen ist bei Gespräche über einen Charakter ja kaum zu vermeiden (er/sie).
Zumal es ja schon im Namen mit klingt.
Weshalb die Verwechslungsgefahr recht niedrig ist hat man sich den Char-Namen einmal gemerkt.
Was heisst das die Gruppe dafuer wissen muss wie ihre Chars heissen.
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Offline Dr. Dr. James T. Errington

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Vielleicht funktionieren Männer und Frauenhirne unterschiedlich, vielleicht ist auch nur meins anders, aber ich speicher die Assoziation zwischen Geschlecht und Namen nicht an einer Stelle ab. Die kommt mir erst wenn ich darüber nachdenke.
Mir gehts aber auch gar nicht darum, wenn man den Namen erwähnt (dann würde es auch mir nicht passieren), sondern eher um die Fälle in denen man nur sagt "Er/sie hat das und das getan...".

Hmmm aber ich steh doch auf sexy weibliche Nerds. Blöde Mangas :(.
Da guck ich lieber Stargate :)

Offline Merlin Emrys

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Ich habe bei Charakterkonzepten meist "von Geburt an" ein Geschlecht mit im Kopf - und zwar unabhängig von Klischees. Der, der unter ihnen einem Heilmagier noch am nächsten kommt, ist ein Mann; dafür ist der herumziehende Musikant (nach Art eines mittelalterlichen Spielmanns) eine Frau. Beide können in meinen Augen und meiner Vorstellung das andere Geschlecht auch nicht haben, es wäre einfach unpassend. Mit dem Konzept kam die Zuordnung zu einem Geschlecht zur Welt, und die ändert sich nur sehr selten nachträglich :-).

Es war aber auch noch nie ein Problem. In den Runden, in denen ich spiele, steht das Geschlecht dem Spieler zur Wahl frei. Teylen hat ja schon darauf hingewiesen: Man muß sich eh' allerhand zum Charakter der anderen vorstellen, warum nicht auch ein anderes Geschlecht?

Außerdem gibt es Rollenspiele, die das Geschlecht auswürfeln lassen, da hat man - wenn man konsequent nach den Regeln spielt - ja nicht einmal die Wahl :-o !

Offline Bad Horse

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@Jenny (ein bißchen OT): In diesem Webcomics hier gibt es eine Nerdette, die sehr große Brüste hat (Marigold)!
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Eulenspiegel

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Also ich stelle mir SCs immer so vor wie bei The Gamers oder noch deutlicher: The Gamers 2 (bei 1:13).

Das heißt, die SCs haben sehr viele äußerlichen Eigenschaften des Spielers. (Ja, ich weiß, 'The Gamers' ist eine Satire. Aber zumindest die bildliche Vorstellung trifft meine imho recht gut.)

Offline Drudenfusz

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Egal ob man ein Klische spielt oder es nicht bedient (es gibt Männer als auch Frauen die klischehaft sind oder sich weit abseitsdavon bewegen), das wichtigste ist das man von der Gruppe akzeptiert wird (egal wie gut man seine Rolle gerade spielt, schließlich geht es beim Rollenspiel sowieso darum etwas darzustellen was wir nicht unbedingt wirklich sind). Dies Akzeptanz bedeutet das man sein Mitspieler dann auch entsprechend behandelt und das der Spielleiter dies auch sinnvoll in der Interaktion mit NSCs berücksichtigt.

Soll jemand rühig seine Sexyhexie spielen, wenn dann weibliche NSCs über den Charakter lästern, sie vielleicht eine Schlampe nennen die mit jedem rummacht, dann wird es plötzlich interesant wie der Charakter damit umgeht. Dementsprechend ist das wichtigste immer die Umwelt, nicht die fähigkeit des Spielers wirklich etwas darstellen zu können (ist so mit vielen Dingen, wie verhält sich ein König? Ganz normal - er wird erst dadurch königlich das seine Hofschranzen ihm alles recht machen wollen).
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