Autor Thema: Railroading und Weltsimulation  (Gelesen 20678 mal)

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Eulenspiegel

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #75 am: 11.07.2010 | 19:52 »
@ Pyromancer
OK, der aktuelle Stand der Diskussion nach meiner Sicht:
Ich habe zwei Beispiele geliefert, in denen meines Erachtens Railroading und Weltsim zusammen auftreten (Variante 1 und Variante 2).

Bei Variante 1 wird angezweifelt, dass es sich um Weltsim handelt, da angeblich nicht zwei verschiedene outtime Leute abwechselnd den freien Willen der gleichen ingame Person simulieren können.

Bei Variante 2 wird angezweifelt, dass es sich um Railroading handelt, da angeblich die NSCs nicht sicherstellen können, dass der Plot wie geplant abläuft.

@ alexandro
Wovon ist das Zitat eine Interpretation? Was wird durch das Zitat interpretiert?

Pyromancer

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #76 am: 11.07.2010 | 19:55 »
@ Pyromancer
OK, der aktuelle Stand der Diskussion nach meiner Sicht:
Ich habe zwei Beispiele geliefert, in denen meines Erachtens Railroading und Weltsim zusammen auftreten (Variante 1 und Variante 2).

Was meinst du mit Variante 1 und Variante 2?

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #77 am: 11.07.2010 | 20:02 »
Die beiden Möglichkeiten aus Post #47.
Der Plot ist in beiden Varianten der gleiche, nur die Methode, mit der der SL die Spieler auf der Schiene hält, ist eine andere.
Variante 1:
Die SCs sollen den Tatort eines Mordes untersuchen. Anschließend gehen sie einigen Spuren nach. Am Ende entlarven sie den Mörder.

Der SL beginnt mit Scene Framing: "Ihr seid am Tatort. Was tut ihr?"
Jetzt dürfen die Spieler frei agieren und den Tatort untersuchen und Zeugen befragen. Sobald die Spieler der Meinung sind, dass sie fertig sind und den Tatort verlassen wollen, greift der SL ein: "Beim verlassen des Tatortes schaut ihr zufällig unter die Haustreppe, wo ihr ein blutiges Messer findet."

Wenn die SCs jetzt zum HQ fahren, um das blutige Messer zu untersuchen, ist alles fein. Wenn sie irgendwo anders hinfahren wollen, sagt der SL: "OK, bevor ihr nach xyz fahrt, schaut ihr nochmal kurz im HQ vorbei, um dort das Messer untersuchen zu lassen. Anschließend fahrt ihr nach xyz."

etc.
Ich denke, es sollte klar sein, wie es gemeint ist.

Variante 2:
Die SCs sollen den Tatort eines Mordes untersuchen. Anschließend gehen sie einigen Spuren nach. Am Ende entlarven sie den Mörder.

Neben den SCs gibt es auch noch eine Reihe von NSC-Polizisten, die den Tatort untersuchen. Entweder die SCs finden das blutige Messer oder ein Polizisten-NSC findet das blutige Messer.
Anschließend packt die Spurensicherung das Messer ein und bringt es zum HQ zur Untersuchung.

Auf dem Messer werden Fingerabdrücke gefunden. Entweder die SCs kommen selber darauf, die Fingerabdrücke in der Datenbank abzugleichen oder ein NSC macht das und der Chief schickt die SCs dann zur Wohnung der Person, dessen Fingerabdrücke auf der Waffe gefunden wurden.

etc.

Den vollständigen Plot habe ich dann in #49 gepostet.

Pyromancer

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #78 am: 11.07.2010 | 20:51 »
Danke!

Mein Senf dazu:

Dass Railroading nicht der Spielweltlogik widersprechen muss (und das bei guten SLs auch nicht tut, zumindest nicht so, dass die Spieler es merken), darüber sind wir uns glaube ich alle einig.

Der Trugschluss, dem du aber aufsitzt, ist folgender:
Du betrachtest das Endergebnis, siehst, dass alles mit der Spielweltlogik vereinbar ist und folgerst daraus, dass das Weltsimulation ist.

Das Entscheidende ist aber nicht das Endergebnis, sondern der Prozess, der zu diesem Ergebnis führt. Die Intention des SLs ist hier der Lackmus-Test.

alexandro

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #79 am: 11.07.2010 | 20:55 »
@ alexandro
Wovon ist das Zitat eine Interpretation? Was wird durch das Zitat interpretiert?

WESSEN Outgame-Wille ist der maßgebliche für die Beeinflussung der Ingame-Geschehnisse. Das ist Interpretation, dafür gibt es keine verbindlichen Regeln.

Bei der Weltsimulation hat man diese Regeln.

Eulenspiegel

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #80 am: 11.07.2010 | 21:23 »
@ Pyromancer
Was zeichnet denn deiner Meinung nach eine Rollenspiel-Simulation aus?

Außerhalb des RPGs gibt es Dutzende von Simulationen, bei denen das Ergebnis feststeht. (In dem Sinne: Wenn ich die Simulation mit unterschiedlichen Parametern laufen lasse, erhalte ich immer das gleiche Ergebnis.)
Wieso ist dies bei Rollenspiel-Simulationen plötzlich nicht mehr möglich?

WESSEN Outgame-Wille ist der maßgebliche für die Beeinflussung der Ingame-Geschehnisse. Das ist Interpretation, dafür gibt es keine verbindlichen Regeln.
RICHTIG!
Es gibt keine Regeln dafür, wessen outgame Wille der maßgebliche ist.
Es gibt nur die Regel, dass der outgame Wille den ingame Willen simuliert.

Und diese Regel bleibt die ganze Zeit über konstant.

alexandro

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #81 am: 11.07.2010 | 21:28 »
Naja...

Da könnte ich ebenso sagen: in der Physik bestimmt die Umgebungstemperatur die Ausdehnung von Quecksilber. Wenn die Umgebungstemperatur ansteigt oder sinkt dehnt sich das Quecksilber im Thermometer aus.
Der Zusammenhang zwischen Temperaturänderung und Ausdehnung ist nicht festgelegt, es gilt nur, dass die Temperaturänderung den Quecksilberstand beeinflusst.

Deshalb ist der Zusammenhang zwischen Temperatur und Quecksilberstand konstant.

Das ist ebensosehr Physiksimulation, wie deine Beispiele Weltsimulation sind.
« Letzte Änderung: 11.07.2010 | 21:35 von alexandro »

Pyromancer

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #82 am: 11.07.2010 | 21:34 »
@ Pyromancer
Was zeichnet denn deiner Meinung nach eine Rollenspiel-Simulation aus?
Entscheidend ist, dass man Entscheidungen aus der Logik der Situation heraus trifft, nicht mit dem Blick auf ein gewünschtes Endergebnis.

Natürlich kann der Railroader eine Entscheidung mit dem Blick auf das gewünschte Endergebnis treffen und sie dann spielweltlogisch begründen. Entscheidend ist eben, und hier wiederhole ich mich, die Intention.

Zitat
Wieso ist dies bei Rollenspiel-Simulationen plötzlich nicht mehr möglich?

Nichts spricht dagegen, ein Rollenspiel-Szenario mehrfach durchzuspielen (ich selbst mache das sehr gerne, mit unterschiedlichen Gruppen), und natürlich kann da auch mehrfach das gleiche Ergebnis herauskommen (auch wenn das bei mir in der Praxis noch nie passiert ist). Entscheidend ist aber auch hier nicht das Ergebnis, sondern das Zustandekommen desselben.

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #83 am: 11.07.2010 | 21:42 »
@ alexandro
Und jeder Physiker würde dir da zustimmen.

Meine Vorlesung in Thermodynamik ist zwar schon 'ne Weile her, aber so auf den ersten Blick stimmt doch alles:
Du hast eine Regel "Das Volumen von Flüssigkeiten ist proportional zur Temperatur". Diese Regel wird in der Simulation nicht geändert, sondern bleibt konstant. (Nur der Wissenschaftler, der das Quecksilber erhitzt, kann sich ändern. Oder mal erhitzt man das Quecksilber mit 'nem Bunsenbrenner und mal erhitzt man das Quecksilber mit Sonnenstrahlen. - Aber die Regel selber bleibt konstant und ändert sich nicht.)

(BTW: Wobei die Regel streng genommen nicht konstant ist. Für Wasser unter 10°C stimmt diese Regel nicht mehr und muss geändert werden. - Wir haben bei unserer physikalischen Simulation also nichtmal eine konstante Regel, sondern die Regel selber ändert sich in Abhängigkeit von der Flüssigkeit.)

@ Pyromancer
Klar, es reicht nicht aus zu schauen, ob das Ergebnis innerhalb der Spielwelt logisch ist. Die Situation muss durch ingame Begebenheiten zu dem Ergebnis führen.

Weißt du, was Entropie ist?
Wenn die SCs verrückte Wissenschaftler sind, die die Entropie senken wollen (vorgefertigte SCs für einen OneShot), und man lauter thermodynamische Regeln im Rollenspiel benutzt und die SCs am Ende scheitern:
War das dann eine Simulation oder Railroading?

Oder wenn die SCs Ärzte sind (im Stil von Dr. House) und man benutzt ein Regelsystem, das medizinische Sachverhalte sehr realistisch darstellt. Die SCs bekommen einen Patienten, der sehr sehr schwer verstrahlt wurde, und sie versuchen, sein Leben zu retten und die Strahlenschäden zu heilen.
Ist es dann Simulation oder Railroading, wenn sie daran scheitern werden?

In meinen Augen ist es beides.
« Letzte Änderung: 11.07.2010 | 21:56 von Eulenspiegel »

Pyromancer

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #84 am: 11.07.2010 | 21:57 »
@ Pyromancer
Klar, es reicht nicht aus zu schauen, ob das Ergebnis innerhalb der Spielwelt logisch ist. Die Situation muss durch ingame Begebenheiten zu dem Ergebnis führen.

Weißt du, was Entropie ist?
Ich habe eine umfassende naturwissenschaftliche Grundbildung genossen, daher: Ja, weiß ich. ;)

Zitat
Wenn die SCs verrückte Wissenschaftler sind, die die Entropie senken wollen (vorgefertigte SCs für einen OneShot), und man lauter thermodynamische Regeln im Rollenspiel benutzt und die SCs am Ende scheitern:
War das dann eine Simulation oder Railroading?

Du stellst die falsche Frage, deshalb ist eine Antwort sinnlos. Es ist nämlich völlig irrelevant, ob die SCs am Ende scheitern. Wichtig ist einzig: Auf welcher Grundlage werden Entscheidungen im Spiel getroffen?
Werden Entscheidungen getroffen, um (auf Biegen und Brechen) ein gewünschtes, vorher definiertes Endergebnis zu erreichen, dann liegt Railroading vor.
Werden Entscheidungen auf Grund spielweltlogischer oder charakterbezogener Überlegungen getroffen, dann liegt Weltsimulation vor.

Das können in speziellen Fällen die gleichen Entscheidungen sein. Wichtig ist, und hier wiederhole ich mich, immer noch einzig und alleine die Intention, die hinter der Entscheidung steht.

Davon ab ist das Senken von Entropie (auch wenn man es im Alltag nicht so nennt ;) ) eine der leichteren Übungen für jeden Ingenieur.

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #85 am: 12.07.2010 | 17:05 »
@ Pyromancer
Bei der Weltsim gebe ich dir Recht: Hier ist die Motivation für die Ereigniskette entscheidend.

Beim Railroading sehe ich es jedoch anders: Hier ist es vollkommen egal, warum die Spieler machtlos sind. (Ob das vom SL so geplant war oder überraschend kommt. Ob die Spieler machtlos sind, damit der Plot durchgeht, oder ob die Spieler machtlos sind, weil es aus der Spielweltlogik begründet ist.)
Einzige Bedingung für Railroading ist: "Die Spieler haben keinen Einfluss." (Warum das so ist, ist egal. Die Motivation des SLs ist auch egal. Wichtig für RR ist nur, dass die Spieler keinen Einfluss haben.)

Pyromancer

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #86 am: 12.07.2010 | 17:20 »
@ Pyromancer
Bei der Weltsim gebe ich dir Recht: Hier ist die Motivation für die Ereigniskette entscheidend.
Es freut mich, dass wir hier einen Konsens erreichen konnten. Das ist ja schon die halbe Miete.

Zitat
Beim Railroading sehe ich es jedoch anders: Hier ist es vollkommen egal, warum die Spieler machtlos sind. (Ob das vom SL so geplant war oder überraschend kommt. Ob die Spieler machtlos sind, damit der Plot durchgeht, oder ob die Spieler machtlos sind, weil es aus der Spielweltlogik begründet ist.)
Einzige Bedingung für Railroading ist: "Die Spieler haben keinen Einfluss." (Warum das so ist, ist egal. Die Motivation des SLs ist auch egal. Wichtig für RR ist nur, dass die Spieler keinen Einfluss haben.)
Leider ist hier kein Konsens in Sicht, da du hier die Kriterien für Railroading sehr viel weiter fasst als üblich. Nur, weil der Spieler auf etwas keinen Einfluß hat, ist es (wie gesagt, aus meiner Sicht der Dinge) noch lange kein Railroading.

Sonst hätten wir ja ständig solche Situationen:
SL: "Die Sonne geht auf!"
Spieler: "Und ich hatte keinen Einfluß darauf und durfte nicht mal würfeln? Railroading!!!eins!elf!"  >;D

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #87 am: 12.07.2010 | 17:58 »
1) Und was ist, wenn der SL z.B. eine Sonnenfinsternis erscheinen lässt, weil es gerade zur Story passt (und nicht, weil er im Kalender nachgeschaut hat, dass jetzt eine Sonnenfinsternis sein müsste).
Die Spieler haben keine Möglichkeit, die Sonnenfinsternis zu verhindern.

Wäre es dann Railroading? (Immerhin kommt die Sonnenfinsternis aus Plotgründen.)

2) Die Spieler haben vielleicht keinen Einfluss auf die Sonnenfinsternis (oder den Sonnenaufgang). Aber sie haben auf zig andere plotrelevante Sachen einen Einfluss.

Wenn es z.B. 10 Sachen gibt, die den Plot verändern können und die Spieler haben auf 9 von diesen 10 Sachen keinen Einfluss, ist es noch immer kein Railroading, da sie ja auf die 10. Sache einen Einfluss haben.

Oder um es so auszudrücken:
Falsch:
Es ist Railroading, wenn die Spieler nicht auf alle plotrelevanten Sachen einen Einfluss haben.

Richtig (nach meiner Definition):
Es ist Railroading, wenn die Spieler auf gar keine plotrelevante Sache einen Einfluss haben.

Oder nochmal anders ausgedrückt:
Du schaust dir alle Sachen an, die den Plot verändern können. Wenn die Spieler auf mindestens eine dieser Sachen Einfluss ausüben können, dann ist es kein Railroading.

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #88 am: 12.07.2010 | 18:00 »
Die Spieler haben fast immer Einfluss auf den Text welche ihre Charaktere sagen :D
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Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

Pyromancer

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #89 am: 12.07.2010 | 18:18 »
1) Und was ist, wenn der SL z.B. eine Sonnenfinsternis erscheinen lässt, weil es gerade zur Story passt (und nicht, weil er im Kalender nachgeschaut hat, dass jetzt eine Sonnenfinsternis sein müsste).
Die Spieler haben keine Möglichkeit, die Sonnenfinsternis zu verhindern.

Wäre es dann Railroading? (Immerhin kommt die Sonnenfinsternis aus Plotgründen.)
Man hat in diesem Moment auf jeden Fall den Bereich der Weltsimulation verlassen.

Ob es Railroading ist?
Gleichen wir einmal mit meiner oben aufgestellen (zugegebenermaßen nicht bis ins letzte Detail durchdachten) Definition ab:
"Werden Entscheidungen getroffen, um (auf Biegen und Brechen) ein gewünschtes, vorher definiertes Endergebnis zu erreichen, dann liegt Railroading vor."
Demzufolge ist es kein Railroading, wenn Entscheidungen getroffen werden, ohne dass man ein vorher definiertes Endergebnis erreichen will.
Wenn der SL zu sich sagt: "Ich lass jetzt eine Sonnenfinsternis passieren, mal sehen, wie die Spieler/SCs darauf reagieren!", dann ist das kein Railroading.

Anmerkung:
Viele Spielleiter, bei denen ich persönlich sehr gerne spiele, benutzen so eine Vorgehensweise: Es werden willkürliche, außerhalb der Einfluß-Sphäre der Spieler/SCs liegende Ereignisse ausgelöst, und dann geschaut, wie sich die Situation durch den Input der Spieler entwickelt ("Bang" hätte man da früher, zu Forge-Zeiten, dazu gesagt). Dabei werden auch im Spiel bewusst Entscheidungen getroffen, die interessante Konsequenzen und Reaktionen versprechen. So lange man nicht auf ein vorher definiertes Endergebnis hinarbeitet ist es kein Railroading - aber eben auch keine Weltsimulation.

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #90 am: 12.07.2010 | 18:24 »
Railroading hängt nicht vom Einflussumfang ab, sondern von der willkürlichen Beschneidung desselben.
Wenn Tat x nur eine von einem Dutzend potentiellen Lösungen wäre, die alle unterschiedliche Effekte hätten, Tat X im nach Regeln und Spielart (hier eben den Bedingungen und Zielen, welche für Weltsimspiel gelten) erlaubt wäre, aber jemand diese Lösung aus nicht aus der Spielstilrichtung sinnvoll begründbaren Gründen torpediert, hat er den Betreffenden eben vor die Schiene laufen lassen.
Umgekehrt wird man bei Paranoia, Bauernspiel, etc. entsprechend häufig an die inherente Grenze seiner Willensrealisierung treffen.

Ist die Einschränkung Teil des Spielstils, hier der Weltensimulation bzw. der abgesprochenen Regeln, ist es kein railroading, da es kein externer Eingriff ist, sondern eben einfach natürlicher Teil des Spiels.

Was eben nicht zu akzeptieren ist, ist eine zusätzliche externe Beschneidung, isbesondere auf Grund von Präferenzen jenseits des abgesprochenden Spielstils.

Traditionell wird man dies aus einer einzelnen Situation bei dem üblichen "Fog of war" der begrenzten Übersicht der Spieler über die Zusammenhänge selten klar erkennen können, aber mit der Zahl der Vorfälle und der Zweifelhaftigkeit der Begründungen und Erklärungen erhärtet sich dann halt der Verdacht und verbraucht sich der Vorrat an Vertrauen für den SL.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Eulenspiegel

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #91 am: 12.07.2010 | 20:16 »
Wenn der SL zu sich sagt: "Ich lass jetzt eine Sonnenfinsternis passieren, mal sehen, wie die Spieler/SCs darauf reagieren!", dann ist das kein Railroading.
Und was ist, wenn der SL sagt: "Mir doch egal, was die Spieler tun. Sie können die Sonnenfinsternis eh nicht verhindern." (Sonnenfinsternis ist also nicht Ausgangspunkt, sondern Endpunkt der Story.)

Ist es dann Railroading nach deiner Definition?

Zitat
Es werden willkürliche, außerhalb der Einfluß-Sphäre der Spieler/SCs liegende Ereignisse ausgelöst, und dann geschaut, wie sich die Situation durch den Input der Spieler entwickelt
Ja, dass diese Richtung kein Railroading ist, das ist klar. (Das würde ich als Scene-Framing bzw. auch Bang bezeichnen.)

Aber was ist, wenn es genau andersrum abläuft:
Erst kommt der Input der Spieler und am Ende haben wir dann ein Resultat, das aber außerhalb der Einfluß-Sphäre der Spieler liegt.

Railroading hängt nicht vom Einflussumfang ab, sondern von der willkürlichen Beschneidung desselben.
OK, und wie nennst du dann die Sache "Spieler haben keinen Einfluss auf den Plot"?

Ich würde das ja als Railroading bezeichnen. (Und da ich Threadersteller bin, habe ich eigentlich auch Definitionshoheit in diesem Thread.)

Aber mich würde dennoch mal interessieren, wie du das ("Spieler haben keinen Einfluss auf den Plot") bezeichnest.

Pyromancer

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #92 am: 12.07.2010 | 20:50 »
Und was ist, wenn der SL sagt: "Mir doch egal, was die Spieler tun. Sie können die Sonnenfinsternis eh nicht verhindern." (Sonnenfinsternis ist also nicht Ausgangspunkt, sondern Endpunkt der Story.)

Ist es dann Railroading nach deiner Definition?
"Werden Entscheidungen getroffen, um (auf Biegen und Brechen) ein gewünschtes, vorher definiertes Endergebnis zu erreichen, dann liegt Railroading vor."

Wenn man "eine Entscheidung" als Grenzfall von "Entscheidungen" gelten lässt, dann liegt hier -höchstwahrscheinlich- ein degenerierter Fall von Railroading vor.

Zitat
Aber was ist, wenn es genau andersrum abläuft:
Erst kommt der Input der Spieler und am Ende haben wir dann ein Resultat, das aber außerhalb der Einfluß-Sphäre der Spieler liegt.

Meine Definition sagt nichts aus über den Einfluß des Einzelnen, sondern betrachtet nur die Intention, die zu Entscheidungen führt.

Online Maarzan

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Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #93 am: 12.07.2010 | 21:42 »

OK, und wie nennst du dann die Sache "Spieler haben keinen Einfluss auf den Plot"?

Eine Weltensim hat gar keinen Plot und jeder Versuch einen solchen zu erzwingen beschädigt diese Sim nur noch weiter.
 
Und die Spieler aus einem gewissen, mit diesem Stil eng verbundenen Blickwinkel haben eigentlich auch keinen Einfluss - bis auf indirekt denjenigen, welchen ihnen der Charakter, in den sie sich setzen, bietet. Manche solcher Vehikel haben entsprechend mehr Einfluss, andere sind auf ihr direktes Umfeld beschränkte Zeugen der Ereignisse, und wieder andere vielleicht nur Opfer, bei denen man schaut wie lange sie durchhalten bevor das unvermeidliche Ende kommt.

Zitat
Ich würde das ja als Railroading bezeichnen. (Und da ich Threadersteller bin, habe ich eigentlich auch Definitionshoheit in diesem Thread.)

Du wartest also nur auf Claqueure, nachdem der Startbeitrag nur diese eine (in meinen Augen grob falsche) Definition enthielt?
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #94 am: 12.07.2010 | 22:35 »
"Werden Entscheidungen getroffen, um (auf Biegen und Brechen) ein gewünschtes, vorher definiertes Endergebnis zu erreichen, dann liegt Railroading vor."
Naja, ich würde "eine Sonnenfinsternis tritt ein" jetzt nicht als "Biegen und Brechen" bezeichnen. Normale Menschen können so etwas nunmal nicht verhindern.

Klar, die Story endet aus Plotgründen in einer Sonnenfinsternis. Und die SCs als gewöhnliche Menschen können sie nicht verhindern, obwohl sie es versuchen. Aber als "biegen und brechen" würde ich es dennoch nicht bezeichnen.

Meine Definition sagt nichts aus über den Einfluß des Einzelnen, sondern betrachtet nur die Intention, die zu Entscheidungen führt.
Na OK. Allerdings hatte ich extra in Post #2 definiert, was ich in diesem Thread hier als Railroading bezeichne.

Und auch an dich dann die gleiche Frage wie an Marzaan:
Wie würdest du "Der Spieler hat keinen Einfluss auf den Plot" bezeichnen? (Unabhängig von der Intention.)

Eine Weltensim hat gar keinen Plot und jeder Versuch einen solchen zu erzwingen beschädigt diese Sim nur noch weiter.
Häh? Ich habe nicht gefragt:
Wie nennst du die Sache "Spieler haben in einer Weltensim keinen Einfluss auf den Plot"?

Ich habe stattdessen gefragt:
Wie nennst du die Sache "Spieler haben keinen Einfluss auf den Plot"?

Das Wort Weltensim kam in meiner Frage gar nicht vor. Ob Weltensim nun einen Plot hat oder nicht, ist eine vollkommen andere Frage. Ich habe dich nur danach gefragt, wie du eine Sache nennst, bei der der Spieler keinen Einfluss auf den Plot hat. (Weltensim ist es für dich ja scheinbar nicht, da ja ein Plot vorliegt. Und Railroading kann es auch nicht sein, da die Einflusslosigkeit nicht notwendigerweise willkürliche Ursache haben muss.)

Zitat
Du wartest also nur auf Claqueure, nachdem der Startbeitrag nur diese eine (in meinen Augen grob falsche) Definition enthielt?
Nein, ich erwarte eine vernünftige Diskussion und dass man sich an die Definition des Threaderstellers hält.

Wenn du das Wort Railroading für unangebracht hältst, kannst du ja einen neuen Thread aufmachen:
"Was ist die passendere Bezeichnung für einen Spielstile, in der die Spieler keinen Einfluss auf den Plot haben"?
Und in diesem Thread darfst du dann gerne diskutieren, wieso dein Wort besser zum Sachverhalt passt als das Wort "Railroading".

oliof

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #95 am: 12.07.2010 | 22:36 »
Wie nennst du die Sache "Spieler haben keinen Einfluss auf den Plot"?

Buch.

Eulenspiegel

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #96 am: 12.07.2010 | 22:46 »
OK, dann kann oliof und jeder, der das ähnlich sieht, sich vorstellen, der Titel dieses Threads wäre:
"Buch und Weltensimulation"

Und die These, die von mir aufgestellt wurde, lautet:
"Buch und Weltensimulation schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern können gleichzeitig stattfinden."

Pyromancer

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #97 am: 12.07.2010 | 22:55 »
Na OK. Allerdings hatte ich extra in Post #2 definiert, was ich in diesem Thread hier als Railroading bezeichne.
Versuchst du jetzt bewusst, zu verwirren? Du hast in #91 explizit nach einer Einordnung auf Grund meiner Definition gefragt. Also, was soll das? Mein erster Eindruck, dass es dir mal wieder nicht um den Erkenntnisgewinn, sondern um plumpe "ich bin besser im Posting-zerpflücken als du"-Spielchen geht, scheint sich zu bestätigen.

Dann aber ohne mich.

alexandro

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #98 am: 12.07.2010 | 22:57 »
Eulenspiegel zieht demnächst in die Villa Kunterbunt ein.  :gasmaskerly:

oliof

  • Gast
Re: Railroading und Weltsimulation
« Antwort #99 am: 12.07.2010 | 23:01 »
Und die These, die von mir aufgestellt wurde, lautet:
"Buch und Weltensimulation schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern können gleichzeitig stattfinden."

Möglich, aber spielen wollen würde ich das nicht. Lesen … vielleicht.