Highlights meiner Spielleiterkarriere:
Eine stark testosterongesteuerte Gruppe aus Verbindungsstudenten habe ich durch die absolut klischeehafte Schilderung der Sterbeszene eines vollkommen irrelevanten Schwertfutter-NSCs (ein Greifengardist namens Alrik, der im Kampf gegen Elitesoldaten Galottas gefallen war und nun von seinem Bruder betrauert wurde) zum Weinen gebracht.
Einer der Spieler war bei der Bundeswehr bei den Fallschirmjägern gewesen und vergoss angesichts der von mir ausgespielten Verzweiflung des Bruders, des Sterbepathos und der Kameradschaft, mit der sich die anderen Soldaten um ihren Gefallenen kümmerten, richtige Tränen, und bat um eine kurze Spielpause (und darum, dass ich die Hintergrundmusik "Lied der gefallenen Helden" von der Aventurien-Soundtrack-CD ausmachen würde).
Ob es nun die Musik oder meine Performance war, kann ich nicht sagen. Ich schilderte bloß, wie sein Bruder den Toten an sich drückte, immer wieder "Nein!" schrie und wimmernd stammelte, dass er "Mutter" doch versprochen habe, auf Alrik aufzupassen. Dass er nicht sterben dürfe usw.
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In einem anderen Abenteuer schilderte ich den Schleiertanz einer Sharisad besagter Gruppe so detailreich, dass es, als die Szene wegen des Klingelns des Pizzajungen an der Tür unterbrochen werden sollte, zu einer amüsanten Szene kam: Keiner wollte so recht aufstehen, um zur Tür zu gehen. ("Möchtest du nicht zur Tür? Ich...ähm... kann gerade nicht..." *unschuldiger Blick*)
Mit anderen Worten: Die werten Herren klemmten unterm Tisch fest.
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Einmal wurde eine Spielsitzung für 5 Minuten unterbrochen, weil alle Spieler genug Zeit haben wollten, sich die von mir aufwendig mittels Teebeuteln, altem Kaffeepulver und viel Feuchtigkeit erstellten und mit echtem Wachs und Siegelabdruck versiegelten Handouts in aller Ruhe zu betrachten und durchzulesen.
In derselben Runde wurde zur Hintergrundmusik von "Mission Impossible" von mir der absolut coolste Ingame-Einbruch in eine magisch gesicherte Stadtvilla eines Schwarzmagiers inszeniert, den wir je hatten. Was auch nicht zuletzt dran lag, dass ich den Bodenplan der Villa in Brettspielgröße ausgedruckt hatte, die einzelnen Räume mit passenden, einander überlappenden Schablonen verdeckt, und das Ganze mit kleinen Figürchen bespielbar war.
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Einmal erhielt ich für die rollenspielerische Darstellung eines geschichtenerzählenden almadanischen Troubadours (inklusive leicht spanisch angehauchten Akzents und so) sowohl in- als auch outgame Applaus vom gesamten Tisch.
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Ich erhielt besondere Anerkennung für das Ausspielen von fünf verschiedenen NSCs in derselben Spielszene, ohne dass ich ein einziges Mal erwähnen musste, wer genau jetzt eigentlich sprach (die NSCs waren für die Spieler anhand ihrer verschiedenen Stimmlagen, Sprechweisen und Verhaltensmuster erkennbar gewesen). Eine Spielerin sprach mir gegenüber darüber ihre Bewunderung aus.
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Einmal suchte ich vergeblich in meiner Wiedergabeliste auf dem Laptop nach den passenden Tiergeräuschen für eine Waldbegegnung mit Wildschweinen. Also versuchte ich mein Bestes, die typischen Geräusche einer Rotte wildlebender Borstenviecher nachzuahmen, und die Spieler waren beeindruckt von meiner Imitationsfähigkeit. Einer meinte sogar, das habe sich original wie ein Wildschwein angehört. (Und der Typ kannte sich aus, er war derlei Tieren schon selbst mal begegnet). Später im selben Spiel begegneten die Helden einem Rudel Khoramsbestien, denen ich das typische, meckernde Gelächter und Gehechel von Hyänen verpasste. Besagter Spieler schaute mich dabei nur noch mit großen Augen kopfschüttelnd an und meinte: "Also, langsam wird's echt unheimlich..."