Ist ein übermäßig krampfhaftes Festhalten an einem Sandbox-Szenario nicht ein RR der Spieler (nicht der SCs)?
Nein. - Es ist KEIN Railroading von irgendwem, weil beim Railroading IMMER BESCHISSEN wird. Sonst wäre es kein Railroading.
"Railroading der Spieler (nicht der SCs)" - Hier hast Du ganz offensichtlich nicht so ganz verstanden, daß Railroading IMMER DIE SPIELER betrifft. RR BESCHEISST die SPIELER um ihr Spiel. Daß dabei auch die SCs in der Spielwelt betroffen sein können, ist EGAL, weil die ja nicht beschissen werden können. Es BESCHEISST beim Railroading der Spielleiter die SPIELER.
RR VERWEHRT den Spielern am Spiel teilzuhaben. Sie WERDEN gespielt, d.h. ihr Status als Mitspieler wird ihnen entrissen und sie werden zu Zuschauern, zu Marionetten (bestenfalls) degradiert. Damit findet KEIN SPIEL mehr statt. Das SPIEL selbst ist damit für die Spieler solange das RR anhält ZU ENDE.
Die SCs innerhalb der Spielwelt bekommen vom Rairoading ja eh nichts mit. Einen SC betreffen nur Fakten in der Spielwelt. Wenn er nach Ort AB reisen möchte, der Spielleiter ihm dies aber nicht zulassen möchte, weil er die Gruppe nach CD bekommen will, dann merkt der SC nur, daß kein Transportmittel verfügbar ist und sogar der Versuch zu Fuß aus eigener Kraft nach AB zu gelangen nicht erfolgreich ist. - Ein SC merkt aber NIEMALS, WARUM dies so ist.
Im RR-Falle hat nämlich der SPIELER nach den für alle geltenden Regeln und aufgrund der Mittel, die ihm der Charakter mit seinen Spielwerten zur Beeinflussung der Spielwelt zur Verfügung gestellt hat, versucht AB zu erreichen, doch wurde ihm dies vom SPIELLEITER VERWEHRT, indem der Spielleiter die Spielerentscheidungen ENTWERTET und die Spielerhandlungen SABOTIERT hat. - Der SPIELLEITER hat den SPIELER BESCHISSEN.
Und das wirkt sich dann innerhalb der Spielwelt aus "Sicht" des SC unmerklich aus. "Die ganze Welt war dagegen, daß er AB erreichen sollte." Also erreicht er es nicht, auch wenn er es erreichen können MÜSSTE.
Ist ein übermäßig krampfhaftes Festhalten an einem Sandbox-Szenario nicht ein RR der Spieler (nicht der SCs)?
Nachdem nun geklärt ist, daß Railroading IMMER ein BESCHISS am SPIELER ist, nun zum "übermäßig krampfhaften Festhalten".
An sich ist in der Formulierung doch schon klar, daß etwas ÜBERMÄSSIG praktiziertes, NICHT GUT sein kann. Krampfhaft soll es auch noch sein? - Na dann ist das nicht Railroading, weil es ja immer noch eine Sandbox ist, aber es ist BESCHEUERT.
Gekrampft und bis zum Exzeß betriebenes "irgendwas" ist halt BESCHEUERT.
Im Gegensatz dazu ist Railroading zwar AUCH BESCHEUERT, aber es ist noch viel schlimmer, denn es wird dabei auch noch BESCHISSEN.
Bei noch so gekrampfter Sandbox wird NIEMAND beschissen. - Aber da es gekrampft ist, wird das ganze Spiel - obschon fair, regeltreu und immer noch ein Spiel - leider eben auch GEKRAMPFT.
Sandboxing ist EINE von vielen Methoden das Spiel zu spielen. - Sie hat ihre Stärken, sie hat ihre Schwächen, sie hat ihre VORAUSSETZUNGEN (welche hier offensichtlich nicht beachtet wurden), und sie hat ihre Ergebnisse, die mit anderen Methoden so nicht zu erreichen sind.
Aber WIE man eine Methode verwendet, liegt immer bei dem Anwender, dem Spielleiter und seinen Spielern.
Wer "übermäßig und gekrampft" was auch immer betreibt, der ist nicht locker genug, daß irgendwas ins Fließen kommen kann. - Hier hilft: WENIGER "nach Rezeptbuch" spielen, und mehr "mit'm Arsch fliegen", also NACH GEFÜHL und mit ACHTSAMKEIT auf seine Gruppe leiten.
Ein Spielleiter, der sich als Gruppenleiter versteht, der ist geradezu IMMUN gegenüber solchen Extrem-Anwendungen, weil er IMMER ein Teil der Gruppe und gleichzeitig der Leiter der Gruppe ist. Das bedeutet, daß er immer einen Kanal für die Belange der Spieler offen hat, und auch SEINE Belange den Spielern mitteilt. - Das Geheimnis besteht darin, daß man mit den Spielern REDET. Und nicht nur über's Wetter, sondern auch darüber, was man sich VON DEN SPIELERN erwartet, und was die Spieler sich vom Spielleiter und vom Spiel selbst erwarten.
Das ist hier - wie ich es dem im Eingangsbeitrag entnehme - zu wenig und zu spät gemacht worden.
Ich muss gestehen, dass ich nicht verstehe, wieso man sich am Sandbox-Szenario festhält, wenn die Spieler anscheinend gerne RRlastiger spielen wollen?
Ach, wieso man mit Krampf an etwas festhält, wovon ANDERE LEUTE das Hohe Lied vom "Besseren Rollenspielen (tm)" singen, ist doch klar: Man möchte sich weiterentwickeln, sein eigenes Spielleiten verbessern, den Spielern mehr interessantes Spiel bieten. Alles hehre Ziele. - Nur hat man irgendwelchen Meinungsführern (auch und gerade hier im Tanelorn) geglaubt, die - nach nicht einmal mehr so ganz taufrischer Mode - nun verkünden, daß man dies alles mittels Sandboxing erreichen könne.
Das mag für die Leute funktionieren, die in Gruppenkonstellationen spielen, wo Sandboxing auf FRUCHTBAREN BODEN an Spielermotivation, Spielerwille zum kreativen Einbringen, Drive der Gruppe, usw. vorhanden ist. - Und schon im nächsten Gartenstück im Rollenspiel-Schrebergarten kann der Boden GANZ ANDERS sein, und die Supergewächse des Sandboxings gedeihen dort nicht.
Problem: Die Leute bekommen von den Meinungsführern (mit durchaus verständlicher Begeisterung der innerlich ja überzeugten "Evangelisten") von neuen "Buzz-Words" gepredigt. - Sandboxing macht Deine Gruppe glücklich. Player Empowerment ist der Weg zum Heil. usw.
Buzz-Words halt.
Daran ist keinerlei "Nährwert" für die eigenen Beete und Rabatten. - Es braucht gehörig viel Urteilskraft und die Erfahrung, die einem den "Grünen Daumen" beschert, um den Buzz-Words das "Buzzen" abzugewöhnen, und mal nachzuschauen, ob in dem Wunderdünger nicht dieselbe Gülle drin ist, die man seit eh und je über den Acker verteilt - nur mit anderem Namen.
Ist man der Meinung, daß eine für die eigene Praxis NEUE Methode etwas für seine Mitspieler sein könnte - und hier ist MENSCHENKENNTNIS und - abermals - Urteilskraft gefragt - dann kann man das durchaus mal UNVERBINDLICH ausprobieren. Immer reflektierend, ob das aktuelle Spielgeschehen gerade noch so ist, wie man sich das ERHOFFT hatte. Und falls nicht: darüber reden, Feedback einholen, und - ganz wichtig - bereit sein einen VERSUCH auch mal wieder einzustellen, statt bis zur LD-50-Dosis bei den Mitspielern durchzuziehen.
Überlegen, nochmal Überlegen, mit den Spielern reden, gemeinsam überlegen, machen, reden, überlegen, reden, ändern, reden, überlegen, und eventuell den Versuch aufgeben.
Sollte man als SL nicht dankbar drüber sein, dass sie gerne auf Hinweise des SLs anspringen und sich weitgehend durch den Plot führen lassen, ohne unterwegs "Railroading!" zu schreien?
NEIN. - Für solche Spieler kann man und sollte man NICHT dankbar sein!
Warum?
Sind die Spieler WIRKLICH so passiv und auf Konsum statt SPIEL ausgerichtet, dann sind es KEINE SPIELER mehr, sondern ZUHÖRER, PUBLIKUM.
Dieses passive Hinnehmen des WEGFALLS jeglicher Spieler-Entscheidungsfreiheit kennzeichnet einen "Spieler" als NICHT-SPIELER, als ZUSCHAUER, aber nicht als Mitspieler, als aktiver Rollenspieler.
Natürlich ist ein jeder Mitspieler auch phasenweise immer mal wieder Zuschauer beim Spiel der anderen. Das ist normal und die Spielregeln geben einen Rahmen, damit es eben nicht dazu kommt, daß ein Spieler DAUERHAFT NICHT SPIELEN KANN.
Spieler, die VON SICH AUS solche Art der Entmündigung "wollen", leiden unter einer Art "Kaspar Hauser"-Verhalten. Sie KENNEN die Freiheit abseits ihres dunklen Kellerlochs, wo der "Meister" ihnen alles geben und alles nehmen kann, ohne daß sie irgendeinen Einfluß darauf haben, NICHT.
Sie sind die SPIELFREIHEIT nicht gewohnt.
Daher kommen sie auch mit einem Sandbox-Ansatz, der ein hohes Maß EIGENVERANTWORTLICHEN UMGANGS mit der Spielfreiheit jedes Mitspielers darstellt und auch FORDERT, einfach nicht klar.
Wie ein Esel an einer Wassermühle, der stets nur im Kreis zu gehen gewohnt war, und der nie freies Traben gestattet bekommen hat, wie ein Kettenhund, der stets nur seine 4 Meter Kette an Auslauf kannte, und dem nie frei herumzulaufen gestattet war, so sind solche Spieler. - Ihre NATÜRLICHE Spielfreiheit als Spieler haben sie NIE kennenlernen dürfen. Und nun ERWARTEN sie sich nichts anderes, weil sie KEINE VORSTELLUNG davon haben, wie es anders sein könnte!
Das stimmt mich immer sehr traurig.
Denn diesen Spielern wurde etwas VORENTHALTEN, ja geradezu GENOMMEN, was für mich der KERN des gesamten Rollenspielhobbys ist: Die Spielfreiheit.
Ohne die Spielfreiheit, welche man im Rollenspiel und NUR im Rollenspiel auf so besondere Art ausleben kann, wäre das nicht dasselbe Hobby und wäre es NICHT MEIN Hobby.
Sollte man als SL nicht dankbar drüber sein, dass sie gerne auf Hinweise des SLs anspringen und sich weitgehend durch den Plot führen lassen, ohne unterwegs "Railroading!" zu schreien?
Weißt Du was für Spielleiter für solche "Spieler" tatsächlich "dankbar" sind?
KLEINHALTER! - DESPOTEN! - UNTERDRÜCKER! - BESCHEISSER!
Alles Charakterzüge von Spielleitern, die eine SCHANDE für das Hobby darstellen, und die man NIE hinter den Schirm lassen sollte.
Was die über die Zeit ihre Spieler VERKÜMMERN lassen, ist einfach schändlich.
Und die Spieler, welche wie devote Sklaven ihres Kleinhalters schön kuschen, statt "Railroading", statt BESCHISS! zu schreien, sind ganz traurige OPFER solcher völlig inaktzeptabler Unterdrückerpraxis.
Rollenspiel kommt OHNE BESCHEISSEN und OHNE SPIELFREIHEITSBERAUBUNG aus.Wer es doch tut, oder auch nur versucht das UNVERTEIDIGBARE zu "verteidigen", zu "rechtfertigen", handelt verwerflich. - Der SCHÄDIGT das gesamte Hobby!