Autor Thema: Warum gibt es so wenig deutschsprachiges Material auf den Online-Plattformen?  (Gelesen 19884 mal)

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Offline arma

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Das scheint zumindet SJ Games anders zu sehen, die bringen nämlich seit einiger Zeit recht viele Nischenprodukte als pdf raus, die sie als Printversion nie rausgebracht hätten. Und die Anzahl der verkauften Einheiten braucht man nicht schätzen, die stehen bei e23 in absoluten Zahlen dabei, und da ist die Top20 bei 700 - 1400 verkauften Exemplaren pro Titel, mit so einer Auflage (1000 - 2000) könnte man die Titel nicht zu einem Wettbewertbsfähigen Preis auf den Markt bringen, weil dann die Druckkosten explodieren. Ich kenne jetzt allerdings die Zahlungsmodalitäten an die Autoren nicht, aber wahrscheinlich ist der Vorschuß deutlich geringer als bei den Druckwerken, und vielleicht bekommen sie auch nur monatlich ihre Anteile an den Verkäufen überwiesen.

Na, über tausend kann sich schon lohnen, wenn es dickere Bücher sind (also um die 100 Seiten, als Kontrast zu den ganzen Teilen, die mit 20 Seiten daherkommen). Vor ein oder zwei Monaten kamen SJG PDFs in fast identischem Zusammenhang mal auf RPGnet auf. IIRC wurde von insidern gesagt, dass SJG noch ganz gut bezahlt, aber für PDF nicht wie für print, käme aber immer auf den Einzelfall an. In der Regel ist ein Vorschuss wohl aber nicht weit verbreitet in der Branche. Kann mich leider nicht mehr an den Threadtitel erinnern, würde das sonst mal raussuchen. War so viel zu PDFs in letzter Zeit auf RPGnet.

Systeme wie GURPS sind aber auch immer ein Sonderfall, und schaffen sich Kundentreue und, und das ist die Kehrseite, Alternativlosigkeit. Willst Du GURPS, musst Du PDF kaufen, weil SJG nur ein oder zwei Bücher in Druck gebracht hat im ganzen letzten Jahr. Ähnlich White Wolf, die haben auch ganz gut PDFs verkauft, weil es nichts im Druck gab, allerdings nicht über den eigenen shop wie SJG.
Heisst, wenn man seine Kundschaft erstmal "auf PDF trainiert" hat, lässt es sich gut arbeiten damit, weil irgendwann mehr Leute Druck auch nicht gekauft hätten.

Es sind aber in der Regel kürzere Sachen, und Produkte im Bereich bis $10, die sich gut verkaufen, egal wo. Sofern es für was etabliertes ist. Das ist die Hauptsache von dem, was hier ursprünglich gefordert wurde, allerdings muss man finde ich bedenken, dass der PDF Markt erst richtig aufgelebt ist, als eine ganze Masse D20 Kram und gleich drauf eigenständiges aber unabhängiges Material aufgetaucht ist, und dann haben die "großen" nachgezogen. Nur, das ganze Kram, das den boom ausgelöst hat, hat sich nicht sonderlich verkauft, wenn man mal von Ausnahmen wie Malhavoc absieht. Und tut es auch heute nicht.
Das für Deutschland nachzumachen: kaum eine Chance. D20 ist hier nicht so stark, und auch schon vorbei. Und mit neuen Softwarelösungen sind die Verlage einfacher in der Lage, in-house Lösungen zu machen, und dann das zu liefern, was die andere Hälfte der Kundschaft will: print+PDF bundles. Und das in Verbindung mit Direktverkauf, wo man sich alles einstecken darf, und nicht die Hälfte an Zwischenhändler verliert. Hierzulande macht es eben nicht die Masse.
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Offline ArneBab

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Was deutsches Material angeht:



Oder auch via Wikipedia → http://de.wikipedia.org/wiki/Freies_Rollenspiel#Rollenspiele_unter_freien_Lizenzen

Zusammen ist das einiges an PDFs verfügbar. Für ein PDF Portal wäre da auf jeden Fall genug Material. Nur eben alles kostenlos :)

Könnte allerdings sein, dass einige Verlage (oft irrationale) Angst haben, dass ihre PDFs bei der Konkurrenz von freien Systemen Probleme haben könnten (unsere Kunden könnten PDFs als Markt erkennen). Das würde erklären, warum wir von großen Systemen weniger PDFs haben.

Oder sie wollen Bücher einfach gedruckt haben und daher PDFs so lange wie möglich verzögern (meiner Meinung nach ein Fehler, aber ehrlich gesagt ist es einfach auch ein tolles Gefühl, ein eigenes Werk gedruckt in der Hand zu halten).
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Offline Master Li

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Aus Kunden Sicht finde ich PDFs erst dann interessant wenn sie gegenüber einem Print Produkt der entsprechenden 70-80% nach lassen. Immerhin kostet es einen ein Schweine Geld wenn man sich das PDF ordentlich drucken lassen möchte.
Nun und solange die Preise nicht dort sind und die Reader dazu noch entsprechend teuer besteht imho kein wirklicher Markt in Deutschland für PDFs...

Das ist aber nur der Fall, wenn Du das ausgedruckte Buch als NonPlusUltra siehst. Für mich sind mittlerweile PDFs deutlich sinnvoller und bieten mir mehr. Insofern zahle ich auch gern 80-90% des Buchpreises.

PDFs bieten mir:
Ausdrücke können beliebig wiederholt werden, kein Heulen mehr bei Kaffeeflecken.
Inhalte können einfach ausgedruckt werden (Handouts, Karten, Paperminis)
Inhalte können für eigene Sachen kopiert werden (Hausregeln, Zitate etc.)
Man kann ohne Rückenschmerzen auch mal alle Regelwerke dabei haben, selbst die selten benötigten, solange am Zielort ein Rechner vorhanden ist.
Es gibt die Möglichkeit spezielle Möglichkeiten des PDF-Formates zu nutzen (Beim Ausdruck von Spielmaterial SL-Informationen ausblenden, Paperminis selbst anordnen, etc.)

Zum Ausdruck hatte ich mal diesen Thread ins Leben gerufen, wenn es interessiert.
Viel Spaß.
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Offline Teylen

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Das Geld was man an Druck Kosten spart, verkauft werden muss es sowieso noch.
Geht unter Umstaenden wieder dadurch pleite das die Leute die PDFs raubkopieren.
Selbst wenn ich etwas mit PDFs anfangen koennte, wuesste ich wo ich das meiste illegal her bekaeme. Sei es ueber andere Leute die die sammeln und "verschenken" oder einschlaegige Kanaele.

PDFs bieten mir:
Ausdrücke können beliebig wiederholt werden, kein Heulen mehr bei Kaffeeflecken.
Mein V:tM Regelwerk hat keinen Kaffeefleck obwohl es nur noch neben meinen Rechner liegt.
Die Blattsammlung hingegen zu einem anderen System sieht aus wie einmal gut durch geschmoddert.

Zudem ist mir das ordentliche Ausdrucken und binden zu teuer.
Ordentlich entspricht hierbei mindestens der Qualitaet von Comic Paperbacks.
(Ich bastele nicht wirklich gerne selbst, eigentlich nur wenn ich muss. Und ich glaube nicht das ich es hinkrieg das es aussieht und so stabil ist wie ein Comic)

Zitat
Inhalte können einfach ausgedruckt werden (Handouts, Karten, Paperminis)
Inhalte können für eigene Sachen kopiert werden (Hausregeln, Zitate etc.)
Man nimmt das Buch, legt es auf den Scanner und druckt das Scan Ergebnis aus?

Zitat
Man kann ohne Rückenschmerzen auch mal alle Regelwerke dabei haben, selbst die selten benötigten, solange am Zielort ein Rechner vorhanden ist.
Ich schleppe eigentlich nur was ich brauche, und wenn ich nun nicht gerade ueber Skype spiele finde ich Rechner beim Rollenspiel eher sehr abtoernend.

Zitat
Es gibt die Möglichkeit spezielle Möglichkeiten des PDF-Formates zu nutzen (Beim Ausdruck von Spielmaterial SL-Informationen ausblenden, Paperminis selbst anordnen, etc.)
Ok, das stimmt, wenn man sowas (be)nutzt.
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Offline Woodman

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Zitat
(Ich bastele nicht wirklich gerne selbst, eigentlich nur wenn ich muss. Und ich glaube nicht das ich es hinkrieg das es aussieht und so stabil ist wie ein Comic)
Eine Leim oder Lumbeckbindung ist eigentlich sehr einfach, und wenn man sich etwas Mühe gibt sieht die auch ordentlich aus. Das einzige was man nicht ganz so ordentlich hin bekommt sind ganz plane Schnitte, weil man dafür eine recht große Maschine braucht. Stabil ist das aber durchaus, zumindest sind mir bisher auch von den geklebten noch keine selbst gebundenen Bücher kaputt gegangen.
Ich werde da demnächst (wahrscheinlich erst zum Wochenende) eine Anleitung für Klebebeindung mit flexiblem Einband im Buchbindethread posten.

Das Drucken und Binden ist aber, besonders wenn man die eigene Arbeitszeit mitrechnet, natürlich schon recht teuer.

Offline Master Li

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@Teylen: Es ging mir nicht darum, Deine Meinung über gedruckte Ausgeben zu diskreditieren. Es ist nur so, dass manche Leute PDFs den gedruckten Ausgaben bevorzugen, so zum Beispiel ich ;)... Insofern muss der Preis nicht exorbitant niedriger liegen als der Presi der gedruckten Ausgaben. Der Markt wäre da. Ob er groß genug ist, ist natürlich eine andere Geschichte.

Zum Thema Raubkopien. Natürlich gibt es die. Genauso wie es zu jedem gedruckten Werk irgendwo eine gescannte Schwarzversion gibt. Ich glaube kaum, dass sich die PDFs besonders auf die Zahl der Raubkopien auswirken würde.
Viel Spaß.
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Offline Teylen

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Naja, die PDF Raubkopien waeren qualitativ hochwertiger als ein scan, respektive dem PDF gleichwertig. Weshalb ich sie fuer eine groessere Gefahr halte.
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Offline Master Li

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Ich geh mal direkt zum Thema zurück:

Eine deutsche Onlineplattform hat einen schweren Stand:

Es gibt in Deutschland wenig Rollenspieler, die bisher Erfahrung mit PDFs haben
Der Publisher hat Angst vor Raubkopien und setzt DRM für die PDFs ein, bis hin zu "Text kopieren" verboten, was ein K.O. Kriterium für den Kauf wäre.
Bekannte Vertriebswege (Drivethru) setzen Paypal oder eine Kreditkarte Voraus, was auch viele Deutsch nicht haben/mögen
Es gibt nur die Käufer im deutschsprachigen Raum (Drivethru ist international und viele haben dort PDFs gekauft, weil ihnen der Versand aus den USA zu teuer ist.)
Publisher möchten alles unter Kontrolle haben und versuchen einen eigenen Shop (mit sehr begrenzter Produktzahl) zu erstellen.


Meine Vorschlag wäre, Drivethru(RPGNow) zu nutzen und mal einen ganzen Schwung dort anzubieten. Dort fällt auch nicht so auf, dass man den nationalen PDF-Shop die nächsten Monate nicht mehr besuchen braucht (z.B. F-Shop). DriveThru personalisiert alle PDFs (Name des Käufers ist auf jeder Seite). was das Raupkopieren nicht verhindert aber deutlich erschwert. Als Käufer kann ich mir alle Werke auch in den nächsten Jahren immer wieder runterladen, wenn ich sie brauche. Und die Seite ist bei Bedarf deutsch. Spontankäufe nehmen zu, wenn auch mal kleine (günstige) PDFs angeboten werden, die sich auch als Druckausgabe nicht rechnen würden.
Viel Spaß.
Master Li und der Hamster des Todes

Offline carthinius

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Der Publisher hat Angst vor Raubkopien und setzt DRM für die PDFs ein, bis hin zu "Text kopieren" verboten, was ein K.O. Kriterium für den Kauf wäre.
In der Tat würde das den Gedanken dahinter ad absurdum führen, ist aber speziell deutschen Publishern durchaus zuzutrauen.  :-\

Publisher möchten alles unter Kontrolle haben und versuchen einen eigenen Shop (mit sehr begrenzter Produktzahl) zu erstellen.
Und auch das finde ich, wie oben schon geschrieben, ungemein unpraktisch. Ich glaube, die Effekte eines gemeinsamen deutschen Shops (gern auch bei DriveThru) wären für alle besser (Stichwort Spontaneinkauf anderer Produkte) als ein Dutzend kleiner Shops, von denen jeder es anders macht (Stichwort DRM, Nachhaltigkeit, mehrfaches Herunterladen...).

Als Käufer kann ich mir alle Werke auch in den nächsten Jahren immer wieder runterladen, wenn ich sie brauche.
Absolutes Hauptargument für einen eigenständigen PDF-Händler und kein Einzelshop-Gefrickel einzelner Verlage!
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Offline Selganor [n/a]

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In der Tat würde das den Gedanken dahinter ad absurdum führen, ist aber speziell deutschen Publishern durchaus zuzutrauen.  :-\
War aber bei den ersten Kauf-PDFs von DrivethruRPG auch schon vorhanden... Inklusive so toller Aktionen wie "hoechstens 10 Seiten pro 24 ausdrucken koennen"

Da Deutschland aber Amiland in der Hinsicht einige Jahre hinterherhinkt (gibt's hier inzwischen einen sinnvollen eBook-Markt fuer "normale" Buecher?) wird das hier wohl noch eine Weile dauern...
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Offline Boba Fett

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Das Thema "Angst vor Raubkopien" ist eigentlich albern...
Nicht, weil die personalisierten PDFs eine sichere Lösung wären (Der Drivethru Schutz ist zB recht simpel zu knacken), sondern schlicht, weil es die Raubkopien immer geben wird.
Auch ohne elektronische Dokumente.
Beim Anfang von DSA wurde der Fotokopierer verwendet, heute ist es der PC.
Wenn CDs in der Szene rumschwirren, in denen nahezu alles von einem Rollenspielsystem drauf ist, obwohl der Verlag selbst nie PDFs erzeugt hat, weil die Fan-Szene sich die Arbeit gemacht hat, die Dinger einzuscannen und zu OCRen, dann braucht man keine Scheu mehr zu haben, PDFs als Medium anzubieten. Wer die Dinger auf illegalem Weg bekommen will, wird sie bekommen.

Ganz im Gegenteil dazu, kann der Verlag aber die Werke direkt verkaufen.
Er spart also den Zwischenhändler und ebenso an Produktions-, Material- und Lagerkosten und setzt damit die Nebenkosten gewaltig herunter.

Und dass die deutschen Rollenspieler keine PDF Erfahrung haben ist imho auch nicht korrekt.
Drivethru hat viele deutsche Kunden und in Deutschland sind die Rollenspieler auch nicht weniger PC erfahren, als in anderen Ländern.

Ich denke, wenn die eBooks sich durchsetzen, wird der Trend zu PDF (oder anderen Formaten) im Rollenspiel gehen. Und wenn die deutschsprachigen Verlage nicht langsam da mitziehen, werden sie den Trend verpassen und es wird noch mehr Rollenspieler geben, die den englischsprachigen Werken den Vorzug geben.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Selganor [n/a]

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Ganz im Gegenteil dazu, kann der Verlag aber die Werke direkt verkaufen.
Er spart also den Zwischenhändler und ebenso an Produktions-, Material- und Lagerkosten und setzt damit die Nebenkosten gewaltig herunter.
Iirc meinte Michael Stackpole mal in einem Gespraech bei Dragonpage Cover to Cover, dass er auch schon "Raubkopien" (genauer: Konvertierungen seiner eBooks in Formate die er vorher nicht angeboten hat) in seinen Bestand aufgenommen hat. Wenn sich schon jemand kostenlos die Arbeit gemacht hat (und die Arbeiten sind wohl teils qualitativ hochwertiger als "offizielle" Produkte) kann er als geprellter Autor das wohl nutzen. Wenn es dem Raubkopierer nicht passt, dass der Autor dessen Werk dann verkauft kann er ihn ja verklagen ;D
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Offline Dirk Remmecke

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Das scheint zumindet SJ Games anders zu sehen, die bringen nämlich seit einiger Zeit recht viele Nischenprodukte als pdf raus, (...)
Ich kenne jetzt allerdings die Zahlungsmodalitäten an die Autoren nicht, aber wahrscheinlich ist der Vorschuß deutlich geringer als bei den Druckwerken, und vielleicht bekommen sie auch nur monatlich ihre Anteile an den Verkäufen überwiesen.

SJG hat so gut wie kein wirtschaftliches Risiko bei dieser Art der Veröffentlichung, da die Autoren keinen Vorschuss bekommen und lediglich einen Prozentsatz von den tatsächlichen Verkäufen erhalten. (Dieser ist allerdings mit 25% fürstlich, davon können andere Autoren nicht einmal träumen.)

Wenn man in die von dir zitierten Top 20 kommt (700-1400 Verkäufe), dann ist man fein raus ($10-Titel, $2,50 Autorenanteil, 1000 Verkäufe = $2500 Honorar vor Steuern), aber all die anderen, die bei 100-200 Verkäufen herumdümpeln, haben für ein Taschengeld gearbeitet (was sich zugegebenermaßen kaum von den Honoraren für Printprodukte unterscheidet...).



Von der Endverbraucherseite aus betrachtet: Ich fühle mich nach Strich und Faden verar****, wenn mir ein Verlag mehr als 50% des Printproduktes für ein PDF abnehmen will.

In dem traditionellen Geschäftsmodell verkauft ein Verlag ein Buch für zwischen 40 und 60% an den Einzelhandel bzw. Großhandel. Stark vereinfacht gesagt landen i.d.R. 50% vom Ladenpreis eines Buches beim Verlag. Wieso sollte ein Verlag also mehr als 50% für ein Produkt verlangen, das ihn weniger Aufwand und Investitionen kostet? Die gesamten Druck-, Lager- und Vertriebskosten fallen weg, d.h. der Gewinnanteil, der beim Verlag aufläuft, ist auch bei 50% schon erheblich höher als beim klassischen Printprodukt (was ich dem Verlag durchaus gönnen möchte, schließlich kostet das Einrichten eines PDF-Vertriebsweges auch etwas, und dann bleibt auch noch etwas übrig, um dem PDF-Produkt ein eigenständiges Layout angedeihen zu lassen - Layers und andere PDF-typische Extras).

Für den Verlag ist es sicherlich fein, alle Mittelsmänner auszuschalten (Vertrieb, Läden) und direkt an den Verbraucher zu verkaufen - daher lieben Verlage ja Messeverkäufe so (auch wenn Messeverkäufe manchmal gerade mal die Kosten der Messepräsenz einspielen, aber somit wird die Anwesenheit manches Verlages auf einer Messe überhaupt erst finanzierbar).
Aber wenn der Verlag den Löwenanteil der Kosten den Nutzer umlegt - ich muss das Ding ausdrucken und binden lassen, was als Einzelstück im Copyshop teurer ist als 50% des Printpreises, bei geringerer Qualität (Haltbarkeit) - gebietet der Anstand, dass er auch den Löwenanteil des Printpreises nachlässt.

Ganz im Gegenteil dazu, kann der Verlag aber die Werke direkt verkaufen.
Er spart also den Zwischenhändler und ebenso an Produktions-, Material- und Lagerkosten und setzt damit die Nebenkosten gewaltig herunter.

Was ich damit sagen wollte.

Offline Selganor [n/a]

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Und ein weiterer guter "Zweitverwertungspunkt" waere ein Lager von Out of Print PDFs. Auf die Weise koennte man Buecher die nicht mehr nachgedruckt werden "im Bestand" halten und kann ja an der Nachfrage vielleicht sogar sehen, ob sich ein Nachdruck lohnen koennte...
Abraham Maslow said in 1966: "It is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail."

Offline arma

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In dem traditionellen Geschäftsmodell verkauft ein Verlag ein Buch für zwischen 40 und 60% an den Einzelhandel bzw. Großhandel. Stark vereinfacht gesagt landen i.d.R. 50% vom Ladenpreis eines Buches beim Verlag. Wieso sollte ein Verlag also mehr als 50% für ein Produkt verlangen, das ihn weniger Aufwand und Investitionen kostet? Die gesamten Druck-, Lager- und Vertriebskosten fallen weg, d.h. der Gewinnanteil, der beim Verlag aufläuft, ist auch bei 50% schon erheblich höher als beim klassischen Printprodukt

Sagen wir mal, ein Buch kostet 100,-
Kosten pro Stück sind 10,- Druck und 10,- Autor, Software, Website, etc.

Druckvertrieb:
der Vertrieb zahlt mir 50% vom Endpreis, ich bekomme 50,-
Davon zahle ich die Kosten von 20,-.
Bleiben: 30,-

PDF Vertieb:
Ich biete das Buch für 50,- an.
OBS will davon 30%.
Mir bleiben 35,-
Davon zahle ich die veringerten Kosten ohne Druck, das waren 10,-
Mir bleiben 25,-

25<30


Und eine Denke weiter, die nicht unbedingt zutreffend ist, aber sicher vorhanden:
Wenn ich jetzt Pech habe, hätte mein Kunde auch ein Buch gekauft falls es kein PDF gäbe. Dann hätte ich jetzt 5,- mehr. Nicht nur dass, falls ich jetzt ein Buch auf Lager habe, und das wegen dem PDK nicht verkauft habe, bleibe ich auf den 10,- für den Druck sitzen. Und die Häufen evtl. Zinsen an, je länger es liegen bleibt.
Dann hätte ich nicht 5,- "verloren" sondern 15,-



Klar, hängt alles davon ab, welche zahlen man da einsetzt. Vertrieb zahlt auch schon mal nur 40%, anderswo dann 60%. OBS nimmt auch mal 35% wenn man es über den eigenen shop verkauft, dann aber zahlt man im eigenen shop nur die Rechenleistung. Druckkosten sind mal mehr, mal weniger. Lizenzgebühren oder nicht?

Mein Punkt: Du steckst nicht im Einzelfall drin. Und unterschiedliche Kostenstrukturen bedingen unterschiedliche Wertzuweisungen zu den einzelnen Posten.
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Naja, aber grundsätzlich kann man sagen, dass ein PDF nicht mehr als 70% der Printversion kosten sollte.

Offline arma

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Mag hinkommen.

Nur 50% ist das, was immer und überall gesagt wird (idR von Leuten, die sich über hohe Preise beschweren - ohne irgendwem hier irgendwas zu unterstellen und in dem Bewußtsein, dass jedes Preis-Leistungs-Verhältnis individuell vom Kunden bewertet wird), trifft es aber mMn nicht unbedingt (weil die Wahrnehmung des P-L-Verhältnisses seitens des Kunden nicht unbedingt den Realitäten der Kostenstruktur des Anbieters entspricht).

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Offline scrandy

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Sagen wir mal, ein Buch kostet 100,-
Kosten pro Stück sind 10,- Druck und 10,- Autor, Software, Website, etc.
Deine Zahlen machen keinen Sinn.

Ein GRW kostet zwischen 30 und 40 €. Davon geht je nachdem ob es Farbe ist oder Schwarz weiß und je nach Auflagenzahl ein Großteil in Druck, Handel und Kredite als Vorlage für den Massendruck. Was von 40 € bleibt liegt eher unter als knapp über 10 €. Davon bezahlt man dann noch Webseite, Zeichner, Supporter auf Cons, Standmieten und Verlagsverwaltung. Beim Autor kommt da sehr wenig an.

Da aber der Anteil am Handel und Druck so hoch ist und der Massendruck ein erhebliches Geschäftsrisiko ist, ist eben PDF selbst bei geringen Verkaufszahlen durchaus profitabel selbst wenn der Verkaufspreis deutlich tiefer ist.
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Offline Teylen

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Das Problem hinsichtlich des Preis-Leistungsverhaeltnis ist weniger was der Verlag leisten kann als was ich als Kunde bereit bin fuer ein bessere Text Datei im Vergleich zu einem Buch zu zahlen.
Ein MP3 kann man sich ja fuer ~2 Euro auf eine ordentliche CD mit huebschen Booklet brennen, aber ein Buch?
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Offline sir_paul

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Entschuldige, aber wer brennt sich eine MP3 schon auf ein CD? Wozu gibt es günstige MP3 Player...

Bezüglich PDF: Ein (kundenfreundliches) PDF hat Vorteile welche mir ein Buch nicht bieten kann. Leicht zu transportieren, Vooltextsuche, Texte können kopiert und in eigene Abenteuernotizen eingefügt werden...

Ein (Rollenspiel) Buch nutze ich zum gemütlichen lesen und als Nachschlagewerk wenn ein Laptop gerade unpassend ist. Ein PDF nutze ich für meine "Arbeit" als SL, schnelles Nachschlagen von Regeln, Monstern, Zaubern, gezieltes Suchen nach Informationen, etc.

Offline Christoph

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Bei mir ist es wie bei Sir_Paul, hinzu kommt, dass ich viel Reise und aus dem Grund PDFs brauche - die Bücher kann ich schlicht nicht alle mitschleppen.

Offline arma

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Deine Zahlen machen keinen Sinn.

Ein GRW kostet zwischen 30 und 40 €.

Ich wollte jetzt nicht unbedingt Prozentrechnung mit realistischen Buchpreisen wie 28.95 betreiben... 100,- <-> 100%
Ob da die Hälfte der kosten für ein Buch 50,- oder zwischen 15€ und 20€ ist, ist uninteressant. Ich hab ja nichtmal von € gesprochen.
Und wie gesagt:

Klar, hängt alles davon ab, welche zahlen man da einsetzt. Vertrieb zahlt auch schon mal nur 40%, anderswo dann 60%. OBS nimmt auch mal 35% wenn man es über den eigenen shop verkauft, dann aber zahlt man im eigenen shop nur die Rechenleistung. Druckkosten sind mal mehr, mal weniger. Lizenzgebühren oder nicht?

Und ich hab noch die relativ "günstigen" genommen, die Dirk da angestoßen hat.
(Von daher sagst Du eigentlich nichts anderes als ich ;) )
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Offline Boba Fett

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Ein MP3 kann man sich ja fuer ~2 Euro auf eine ordentliche CD mit huebschen Booklet brennen, aber ein Buch?

Denk mal zurück:

Eine MP3 Datei hat die Notwendigkeit eines MP3 Abspielgerätes.
Solange MP3 Dateien nur auf einem PC abgespielt werden konnten, waren die ziemlich uninteressant.
Seit dem es eine Vielzahl von Abspielgeräten gibt, hat sich das Format aber durchgesetzt.

Das PDF ist da auch nicht anders. Auch das braucht ein Anzeigegerät.
Solange das meistens PCs sind, sind PDF Dokumente eher uninteressant.
Mit dem Erfolg von EBookreadern, Pads und Netbooks werden aber PDFs auch immer interessanter, weil sie leichter zu handhaben sind und sich immer bequemer gestaltet.

Ebooks werden irgendwann zum Standard und wer das bezweifelt, denkt genauso, wie diejenigen, die geglaubt haben die CD wäre nicht in der Lage die gute alte Vinyl-Schallplatte zu ersetzen.
Keine Frage, dass es dann auch noch Bücher geben wird. Aber die werden dann aus sentimentalen Gründen verwendet.
Was nicht heissen soll, dass ich diese Sentimentalität nicht teile.
« Letzte Änderung: 26.07.2010 | 15:50 von Boba Fett [n/a] »
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Offline carthinius

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Ebooks werden irgendwann zum Standard und wer das bezweifelt, denkt genauso, wie diejenigen, die geglaubt haben die CD wäre nicht in der Lage die gute alte Vinyl-Schallplatte zu ersetzen.
Keine Frage, dass es dann auch noch Bücher geben wird. Aber die werden dann aus sentimentalen Gründen verwendet.
Was nicht heissen soll, dass ich diese Sentimentalität nicht teile.
Und gerade in der Hinsicht wären Bundles aus Buch und PDF eine Komfortbehandlung des Kunden, der an beidem interessiert ist. Macht das eigentlich irgendwer außer Paizo?
Und bei manchen Büchern würde ich auch gar nicht auf die "Hardcopy" verzichten wollen (auch wenn jetzt vermutlich die alte Mär kommt, das gutaussehende Sachen ja nur was kaschieren müssten, aber ein Buch wie das Cadwallon-Regelwerk, DeGenesis oder Opus Anima sind einfach ein Traum zu Blättern und in den Schrank stellen).
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Entschuldige, aber wer brennt sich eine MP3 schon auf ein CD? Wozu gibt es günstige MP3 Player...
Es ist bedeutend gemuetlicher im Auto Musik aus dem CD Player zu hoeren, als aus Senheisser Kopfhoerern

Nun und ich erwaehnte auch den Mangel an qualifizierten Abspielgeraeten fuer PDFs ^^,
Wobei von den genannten nur iPad (oder WePads) in die richtige Richtung gehe,.     
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