Ich möchte die "was für harte Jungs"-Spieler sehen, die in einem Schindlers Liste-Setting spielen ....
ja, aber wenn man es nicht ganz so überspitzt nimmt, gibt es die bestimmt, also ich meine Spieler, die nun vielleicht nicht gerade im KZ Plazsow ihre Runde ansiedeln, aber doch ziemlich weit gehen, was zwischenmenschliche Gemeinheiten, seelische und andere Grausamkeiten angeht. So haben mir Freunde ganz begeistert von einer Runde erzählt, in der die Spieler in Sklaverei gerieten, und sie das mit vielen "realistischen" Feinheiten durchgespielt haben, was wohl sehr intensiv war.
Nun habe ich da nicht das Gefühl, dabei handelt es sich um "harte Jungs"-Spielweise, sondern einfach um den gemeinsamen Wunsch, gewisse Dinge im Spiel "differenzierter" darzustellen. In diesem Fall geht das vielleicht mehr an die Nieren, weil die Assoziationen, die dabei auf die reale Welt verweisen, sehr erschreckend sind, aber eine ähnlich intensive und differenzierte Erzählweise ist doch auch auf dem Ponyhof denkbar.
Braucht es einen "großen Jungen", um einen feinsinnigen Gaukler zu spielen, der in Sklaverei gerät, an den Grausamkeiten des Sklaventreibers und dem Mobbing seiner Leidensgenoosen fast zerbricht, aber deshalb irgendwie überlebt, weil er bereit ist, dem Capo den Arsch hinzuhalten, wenn der Lust drauf hat? Ist das dreckig und realistisch genug, um als reif zu gelten?
oder wäre es "härter-jünglich", wenn sich besagter Gaukler unter der Decke Muckis antrainiert, den Capo überwältigt, dabei ein Auge verliert, aber dennoch einen Aufstand macht und den Sklaventreiber zum Zweikampf herausfordert? Und wenn's schief geht, sagt er sich halt, dass das leben kein Ponyhof sei, kann sich aber der Gewissheit freuen, hart udn groß und Jungs gewesen zu sein.
Wie immer übertriebe ich hier und meckere übers Ziel hinaus. Aber ich kann mir nicht helfen. Hier wurde ja auch oft schon SR als "harte Jungs"-kompatibel angeführt. Und das ist für mich eben nicht Schindlers Liste, sondern Die Hard. Und ich finde das ja auch gar nicht verkehrt, ich sträube mich nur dagegen, dass das erwachsener oder härter sein soll, als wenn ich mir überlege, wie ich den Reitlehrer wieder von meiner Mutter runterkriege und beim nächsten Reitturnier gewinne, obwohl Jessy meinem Pony Abführmittel ins Futter gemischt hat. Muss ich da nicht genauso gewitzt und scharfsinnig denken, wie wenn ich einen Chirurgen auftreiben muss, der meinem Kameraden den Splitter aus dem Kopf operiert?
Jetzt mag man sagen, ja, aber beim einen geht es um Leben und Tod, beim anderen aber nicht. Das stimmt, aber das liegt daran, dass das eine Spielsetting Leben und Tod als Rahmen hat, das andere eben Ficken und Gefickt Werden. Im Rahmen des vom Setting vorgegebenen ist beides genauso ernst und wichtig. Und da wieder die Frage: Bin ich härter, weil ich ein Spiel spiele, in dem meine Figur sterben kann, als wenn ich in einem spiele, wo meine Figur gefickt werden kann?
Vielleicht stehe ich in Wahrheit auf Settings für kleine Mitvierziger?