Autor Thema: [Theorie] Small Talk  (Gelesen 129739 mal)

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Offline Steffen

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #275 am: 6.04.2015 | 18:27 »
Vincent Baker hat ein kleines Rollenspiel entwickelt, bei dem ein Mitspieler nicht einmal weiß, dass er ein Rollenspiel spielt. Sachen gibts...., sogar mit Übersetzung. :headbang:

Offline D. M_Athair

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #276 am: 7.04.2015 | 15:07 »
[...] bei dem ein Mitspieler nicht einmal weiß, dass er ein Rollenspiel spielt.
Das kann witzig sein. Damit kann man aber auch Leute ganz schön verärgern. Würde ich mit Freunden wohl nur im Urlaub oder auf Freizeit spielen.

Rollenspiel? Scheint mir eher in die Erzähl-Partyspiel-Ecke zu gehören, wie Erwischt! oder Sea Dracula oder Werwölfe vom Düsterwald.
Ich mag solche Spiele. Rollenspiele sind das aber für mich genausowenig wie Freeze oder Die unfasslichen Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen.

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Offline Steffen

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #277 am: 7.04.2015 | 18:20 »
Ja gerade wegen der Idee, was denn ein Rollenspiel sein kann, habe ich das auch hier im Theorie-Smalltalk gepostet.  :D

Text

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #278 am: 27.08.2015 | 22:40 »
Wie nennt man eigentlich die Rollenspiel-Art, bei der regelfreies Drama-Spiel im Mittelpunkt steht? (überspitzt und negativ ausgedrückt: narzisstische Plot-Sabotiererei)

Beim Lesen von ein paar alten Beiträgen hier im Forum ist mir aufgefallen dass "Storytelling" als Synonym für Railroading verwendet wird (zwar regelfrei, aber kommt gar nicht mit Plotsabotierern klar) - und "Storygaming" für den Indie-Kram (viel Drama, aber mit Fokus auf Regelmechanik). Passt beides nicht so richtig.

Offline Bad Horse

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #279 am: 27.08.2015 | 22:44 »
Ich kenne das als Drama-Spiel. Wobei da eigentlich normalerweise kein Plot sabotiert wird, weil die Handlung sich aus Beziehungen und Motivationen der Spielercharaktere ergibt - also weniger "Charaktere vs. Umwelt" als "Charaktere vs. sich selbst".
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Offline Edvard Elch

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #280 am: 27.08.2015 | 23:39 »
Würde ich auch Drama(-Spiel) nennen. "Storytelling" kenne ich hauptsächlich als Bezeichnung für das, was die WoD so macht.
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Ucalegon

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #281 am: 28.08.2015 | 00:05 »
Wie nennt man eigentlich die Rollenspiel-Art, bei der regelfreies Drama-Spiel im Mittelpunkt steht? (überspitzt und negativ ausgedrückt: narzisstische Plot-Sabotiererei)

Narzisstisch? Wenn alle dasselbe (=Drama) spielen, sollte das nicht der Fall sein, oder? Zumindest wenn du mit narzisstisch die Spieler(innen) meinst und nicht deren Charaktere.

Luxferre

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #282 am: 28.08.2015 | 10:01 »
Egotrip?

Ucalegon

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #283 am: 28.08.2015 | 11:41 »
Hehe. Hab ich mir auch gedacht. "Narzisstische Plot-Sabotiererei" = Egotrip.  "Regelfreies Drama-Spiel" (Fiasco/Drama System, wenn man die Ressourcenmechanik weglässt/Freeform o.Ä.) ≠ Egotrip. Außer wir sprechen über die Charakterebene, da ist natürlich alles erlaubt. ;)

Offline Edvard Elch

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #284 am: 28.08.2015 | 11:45 »
Seit wann ist denn Fiasco regelfrei?
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Offline Crimson King

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #285 am: 28.08.2015 | 11:47 »
Zum Egotrip wird es, wenn man sein persönliches regelfreies Dramaspiel gegen die Interessen der Gruppe durchzieht. Da sind wir dann wieder beim Taschenlampenfallenlasser, dem geistigen Bruder der Dramaqueen.

Wenn alle regelfreies Dramaspiel praktizieren, ist das wunderbar.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Ucalegon

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #286 am: 28.08.2015 | 11:56 »
Seit wann ist denn Fiasco regelfrei?

Passt nicht ganz. Die Szenen fühlen sich, finde ich, oft so an, weil Regeln nur für deren Setup und +/- Ausgang relevant sind.

Text

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #287 am: 28.08.2015 | 18:16 »
Danke euch allen!
Ich bleibe dann bei Drama-Spiel als Begriff.

Was ich ausdrücken wollte (wenn auch etwas unbeholfen, weil es erstens spät war und ich mir zweitens unsicher war über den Begriff Drama-Spiel):

Drama-Spiel ist kein Storytelling (weil keiner nach Drehbuch spielt) und kein Storygaming (weil es keine Drama-Mechanik in den Regeln gibt).

Wenn alle am Tisch Drama-Spiel spielen, dann haben alle Spaß.

Wenn Drama-Spieler aber mit Storytellern zusammen spielen, dann schimpft der Storyteller den Drama-Spieler einen Plot-Sabotierer der gerade seinen Egotrip auslebt - der Drama-Spieler schimpft den Storyteller einen Railroader - und keiner wird so recht glücklich mit der Gesamtsituation. (Der Storygamer spielt in der Runde eh nicht mit, weil er kein Mainstream-Rollenspiel spielt, sondern Fiasco.)

Ist das in der Form rollenspiel-theoretisch Konsens-Fähig?

Offline Chiarina

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #288 am: 28.08.2015 | 18:22 »
Zitat von: Text
Der Storygamer spielt in der Runde eh nicht mit, weil er kein Mainstream-Rollenspiel spielt, sondern Fiasco.

Und die Drama-Spieler spielen Mainstream-Rollenspiele?

Mal abgesehen davon kann ich deine Differenzierung nachvollziehen. Was ein Storygamer ist hätte ich gern noch erklärt.
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Offline Edvard Elch

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #289 am: 28.08.2015 | 18:28 »
Hm … wenn ich Drama spielen will, dann mach ich das gleich richtig. Ich such mir Leute, die da auch Lust drauf haben, wir bauen ein Beziehungsnetz und spielen dann mit "Sag ja, und …" oder nötigenfalls Entscheidungs- oder Inspirationskarten los.

Ich glaube, du siehst die Spielvorlieben zu absolut.
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Offline 1of3

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #290 am: 28.08.2015 | 18:34 »
Naja, du kannst es nennen wie du willst. Bei Laws heißt der Spielertyp Method Actor. Der hiesige Begriff Tavernen-Spiel geht auch in die Richtung. Man kann natürlich auch charaktergetriebenes Storytelling damit meinen, im Gegensatz zu plotgetriebenem.

Die Frage ist eben auch wieder, über was du eigentlich redest:
- Vorlieben einzelner Teilnehmer
- den Spielverlauf, die Kampagne, die Gruppendynamik
- das Spielsystem und seine Auswirkungen
- Positionen zum Rollenspiel innerhalb der Spielerschaft

Wahrscheinlich würden dir nämlich Leute, die von sich sagen, sie seien Storyteller, rundheraus abstreiten, dass sie nach "Drehbuch" spielen.


@Chiarina: Ich kann dir erklären, was Storygamer sind. Leute, die nicht glauben, dass Regeln Spielweltphysik sind, sondern quasi beliebig. Die glauben, dass Regeln auf das gewünschte Spielergebnis zugeschnitten sein sollen. Die somit viele, kleine und daher hoch fokussierte Spiele spielen. Die Forge-Jargon beherrschen. Storygamer ist eine Position in der Spielerschaft. Es gibt prominente Storygamer, es gibt Fachsprache, Kriterien guten Spiels, proto-typische Spiele und Anlaufstellen im Netz.


@Edvard Elch: Es gibt kein regelfreies Spiel.

(Daran dass ich das sage, oute ich mich als Storygamer.)
« Letzte Änderung: 28.08.2015 | 18:46 von 1of3 »

Offline Edvard Elch

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #291 am: 28.08.2015 | 18:56 »
@Edvard Elch: Es gibt kein regelfreies Spiel.

Das weiß ich auch, allerdings wollte ich dieses Fass nicht wirklich aufmachen. Eigentlich zielte die Frage darauf ab, Ucalegon zu einer Aussage zu provozieren, die mir einen Eindruck davon gibt, was er mit "regelfrei" meint.
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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #292 am: 28.08.2015 | 19:46 »
Und die Drama-Spieler spielen Mainstream-Rollenspiele?
Ja, das zeichnet für mich den Drama-Spieler aus:
Ich bin selbst leidenschaftlicher Drama-Spieler ... mit Pathfinder als Regelwerk. Und das funktioniert sehr gut, solange alle Mitspieler ebenfalls offen für Drama-Spiel sind.

Würde vermutlich auch mit DSA funktionieren, sofern der Spielleiter bereit ist die Schienen des offiziellen Abenteuer zu verlassen. Der Unterschied liegt hier nicht in den Spielregeln, sondern in der Spielkultur.

Hm … wenn ich Drama spielen will, dann mach ich das gleich richtig. Ich such mir Leute, die da auch Lust drauf haben, wir bauen ein Beziehungsnetz und spielen dann mit "Sag ja, und …" oder nötigenfalls Entscheidungs- oder Inspirationskarten los.

Ich glaube, du siehst die Spielvorlieben zu absolut.
Mir geht es um eine Kategorisierung. Natürlich ist Kategorisierung Schubladendenken und von Natur aus verallgemeinernd. Trotzdem halte ich das Definieren von Begriffen als Werkzeug für sinnvoll, damit man über Sachen reden kann.

"Sag ja, und ..." ist für mich ein Grenzfall: Wenn man sich vor Spielbeginn explizit darauf einigt (als Regel), dann riecht es für mich als überzeugten Drama-Spieler schon stark nach Storygaming. Wenn hingegen der Spielleiter in der Praxis danach handelt (ohne dass darüber gesprochen wurde), dann gefällt mir als Drama-Spieler in der Regel das Ergebnis. (Der Unterschied liegt für mich darauf, dass ich als potenzieller Power Gamer keinen Anspruch darauf habe. Oder vielleicht ist es auch nur meine eigene Suspension of Disbelief, die für mich nur bis dahin reicht, wo man solche Sachen als Speilregel explizit formuliert).

Naja, du kannst es nennen wie du willst. Bei Laws heißt der Spielertyp Method Actor. Der hiesige Begriff Tavernen-Spiel geht auch in die Richtung. Man kann natürlich auch charaktergetriebenes Storytelling damit meinen, im Gegensatz zu plotgetriebenem.
Ja, genau: Method Actor und Tavernenspiel sind genau das was ich mit Drama-Spiel meine. Danke!

Die Frage ist eben auch wieder, über was du eigentlich redest:
- Vorlieben einzelner Teilnehmer
- den Spielverlauf, die Kampagne, die Gruppendynamik
- das Spielsystem und seine Auswirkungen
- Positionen zum Rollenspiel innerhalb der Spielerschaft
Ich rede (in Ermangelung eines besseren Begriffs) von der Rollenspiel-Kultur.
Ich rede von den Konventionen nach denen das Spiel wirklich abläuft (wenn alle Spieler auf der gleichen Wellenlänge spielen).
"Gruppenvertrag" wäre wahrscheinlich das passende Wort aus der Rollenspieltheorie, solange man davon ausgeht dass der auch und insbesondere die ungesagten impliziten Konventionen mit einschließt.

Wenn ich also von einen Drama-Spieler rede, dann meine ich einen Spieler der nach den Konventionen des Drama-Spiels spielt. (Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dieser Spieler auch entsprechende Vorlieben hat, aber darum geht es mir hier nicht primär. Es wäre ja auch denkbar dass man aneinander vorbeispielt, obwohl es einen Spielstil gäbe, der allen gefällt.)

Wahrscheinlich würden dir nämlich Leute, die von sich sagen, sie seien Storyteller, rundheraus abstreiten, dass sie nach "Drehbuch" spielen.
Ist das so?
Den Vorwurf, Storytelling sei Railroading, hatte ich irgendwo hier im Theorie-Forum auf Tanelorn gelesen. Mehrfach.
Als Beispiele für Storytelling werden DSA, Vampire, und Cthulhu genannt. Vampire und Cthulhu kenne ich nur vom Höhrensagen. Aber DSA hat auf jeden Fall eine Railroad-Geschichtenerzähler-Kultur (man muss es nicht so spielen, aber die Spielweise ist bei Spielern dieses Systems weit verbreitet).

Offline Edvard Elch

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #293 am: 28.08.2015 | 20:06 »
Mir geht es um eine Kategorisierung. Natürlich ist Kategorisierung Schubladendenken und von Natur aus verallgemeinernd. Trotzdem halte ich das Definieren von Begriffen als Werkzeug für sinnvoll, damit man über Sachen reden kann.

Ein Spieler kann mehrere Spielvorlieben haben, die unterschiedlich stark ausgeprägt sind und von Situation zu Situation variieren können. Eine absolute Einordnung einer Person als meinetwegen "Storyteller" oder "Powergamer" funktioniert in den meisten Fällen nicht.

"Sag ja, und ..." ist für mich ein Grenzfall: Wenn man sich vor Spielbeginn explizit darauf einigt (als Regel), dann riecht es für mich als überzeugten Drama-Spieler schon stark nach Storygaming. Wenn hingegen der Spielleiter in der Praxis danach handelt (ohne dass darüber gesprochen wurde), dann gefällt mir als Drama-Spieler in der Regel das Ergebnis. (Der Unterschied liegt für mich darauf, dass ich als potenzieller Power Gamer keinen Anspruch darauf habe. Oder vielleicht ist es auch nur meine eigene Suspension of Disbelief, die für mich nur bis dahin reicht, wo man solche Sachen als Speilregel explizit formuliert).

Das verstehe ich nicht. Magst du das weiter erläutern?


@ 1of3: Ich glaube, wir haben unterschiedliche Definitionen von „Drama-Spiel“. Das Drama-Spiel das ich kenne, lebt von gemeinsamem Scene-Framing und Stance-Wechseln, die dem Method-Acting eigentlich eher entgegenstehen.
« Letzte Änderung: 28.08.2015 | 20:23 von Edvard Elch »
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Offline 1of3

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #294 am: 28.08.2015 | 20:12 »
Den Vorwurf, Storytelling sei Railroading, hatte ich irgendwo hier im Theorie-Forum auf Tanelorn gelesen. Mehrfach.
Als Beispiele für Storytelling werden DSA, Vampire, und Cthulhu genannt. Vampire und Cthulhu kenne ich nur vom Höhrensagen. Aber DSA hat auf jeden Fall eine Railroad-Geschichtenerzähler-Kultur (man muss es nicht so spielen, aber die Spielweise ist bei Spielern dieses Systems weit verbreitet).

Ja. Natürlich. Das Böse sind immer die anderen.

Das Problem geht schon los, wenn du jetzt mit Spielertypen von Laws anfängst. Da kommt ja der Method Actor her, der dir gut gefällt. Unter den Spielertypen gibt es auch den Storyteller. Das ist ein Spielertyp. Nicht die SL. Da kann also nichts railroaden. Und generell sind diese Spielertypen dafür gedacht, damit SLs die Interessen ihrer Spieler ausgleichen und alle glücklich machen können. Die müssen sich also in einer Runde vertragen können, sonst klappt dieser Ansatz nicht. Zudem müssen sie relativ stabil sein.

Und das ist noch was Anderes als die Dinge, die Anhänger des Storytelling von sich selber sagen. Lies dieses Thema und achte darauf, was Nin sagt. Hier geht es offensichtlich nicht um Vorlieben einzelner Spieler innerhalb einer Runde, sondern um eine Position zu Rollenspiel, die tatsächlich sowohl Laws' Method Actor als auch Laws' Storyteller problemlos mitnimmt. Anders herum ist die Positionierung als Anhänger des Storytelling nicht unbedingt kennzeichnend für das tatsächliche Spiel des sich so Positionierenden.

Wenn du von Tavernenspiel sprichst, ist das eine Dynamik im Rollenspiel, die man genießen kann oder nicht. Die Leute, die den Begriff erfunden haben, tun es eher nicht. Also noch mal eine andere Ebene.

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #295 am: 28.08.2015 | 21:45 »
Ein Spieler kann mehrere Spielvorlieben haben, die unterschiedlich stark ausgeprägt sind und von Situation zu Situation variieren können. Eine absolute Einordnung einer Person als meinetwegen "Storyteller" oder "Powergamer" funktioniert in den meisten Fällen nicht.
Absolute Zustimmung!

Wie oben schon geschrieben, mir geht es gar nicht um Spielervorlieben, sondern um kulturelle Konventionen: nach welchen Konventionen verhalten sich die Spieler im Moment?

(Und ja: auch da gibt es sicher Fälle auf die die Kategorien nicht 100% passen. Auch das ist mir klar. Aber bloß weil die Abgrenzung zwischen "Obst", "Gemüse" und "Salat" nicht immer 100% scharf ist, heißt das doch nicht automatisch, dass wir jedes mal über die Unzulänglichkeit dieser Kategorisierung debattieren müssen, wenn jemand einen Salat bestellt. Oder?)

Das verstehe ich nicht. Magst du das weiter erläutern?
Ich will es versuchen:

Für mich ist der Unterschied zwischen zum Beispiel Fiasco (ich dachte, der Begriff dafür wäre "Storygaming") und zum Beispiel einem Tavernenspiel mit Pathfinder (ich dachte, der Begriff dafür wäre "Drama-Spiel") folgender (unter der Annahme dass beide mit der selben Melodramatik in der selben Katastrophe enden): bei Fiasco gibt es explizit geschriebene Regeln, um das Drama sicherzustellen. Bei Pathfinder gibt es auch sehr viele Regeln, aber kaum eine davon will Dramatik im Tavernenspiel herstellen.

Wenn ich also Tavernenspiel betreibe, dann begebe ich mich außerhalb des Geltungsraumes der geschriebenen Regeln.

So weit verständlich, was ich meine?

"Ja, und..." klingt für meine Befindlichkeit stark nach einer Regel, wie ich sie in einem Indie-Spiel geschrieben erwarten würde (die Art von Indie-Spiel von der ich dachte sie würde "Storygaming"-System heißen).

Das Tavernenspiel das ich kenne, läuft mit einem Regelwerk, in dem keine solche Regel geschrieben steht.

Wenn jetzt die Spieler vor Spielbeginn sich explizit auf "Ja, und..." einigen, dann hat das für mich den Charakter einer Hausregel. Und durch diese Hausregel ist es für mich ein Grenzfall, an der Grenze zum  "Storygaming" zu werden.

Sprich: wenn ich mit einer Gruppe neuer Leute zusammen spiele - und da wird vor Spielbeginn über solche Sachen geredet - dann würde ich diese Leute innerlich erst mal als "Storygamer" einsortieren (ob das berechtigt ist oder nicht sei mal dahingestellt).

@ 1of3: Ich glaube, wir haben unterschiedliche Definitionen von „Drama-Spiel“. Das Drama-Spiel das ich kenne, lebt von gemeinsamem Scene-Framing und Stance-Wechseln, die dem Method-Acting eigentlich eher entgegenstehen.
Ich bin nicht 1of3, aber da ich den Begriff "Drama-Spiel" oben eingeführt hatte antworte ich trotzdem:

Das was ich mit "Drama-Spiel" bezeichnet hatte ist tatsächlich eher Method-Acting.
Scene-Framing und Stance-Wechsel sind für mich Bestandteile dessen wovon ich dachte es würde "Storygaming"  heißen.
Und, ja, ich sehe es ganz genauso: die beiden sind eher Gegensätze.
(Deswegen ja auch meine ursprüngliche Frage nach einem Begriff für "Drama-Spiel", um es von "Storygaming" abzugrenzen)

Ja. Natürlich. Das Böse sind immer die anderen.
So war das nicht gemeint. Sorry wenn es falsch rüber gekommen ist.

Noch mal zurück auf Anfang:

Ich dachte, drei verschiedene Spiel-Konventionen / Spiel-Kulturen erkannt zu haben.

Ferner dachte ich, basierend auf Dingen die ich gelesen hatte, dass es für zwei von diesen Konventionen schon etablierte und unstrittige Namen gibt (nämlich "Storygaming" und "Storytelling").

Dass ich diese Begriffe so verwende wie ich sie verwende, ist weder wertend gemeint, noch ist es böse Absicht (und garantiert ist es nicht als Angriff oder Beleidigung gemeint. Falls es doch unbeabsichtigt eine war dann tut mir das Leid).

Dass der Begriff "Railroading" negativ konnotiert ist, das ist mir bewusst. Ich weiß leider keinen anderen (neutral oder positiv belegten) Begriff, der der die selbe Sache mit ähnlicher Eindeutigkeit ausdrücken würde.

Was ich ausdrücken wollte: ich hatte gelesen dass die Konvention die "Storytelling" bezeichnet wird, mit der Praxis gleichgesetzt wird die "Railroading" bezeichnet wird. Weil ich dies an mehreren Stellen gelesen habe, habe ich (für meine private Definition in meinem Kopf) den Begriff "Storytelling" (welchen ich noch nicht kannte) mit dem Begriff "Railroading" (welchen ich kannte) und mit der Praxis die ich unter dem Begriff "Railroading" verstehe in Verbindung gebracht.

Mein "Ist das so?" vorhin war nicht als schnippische Bemerkung (im Sinne von "Beweiß mir mal das Gegenteil!") gemeint, sondern wirklich als eine Frage: Ist das wirklich so dass "Storytelling" a priori nichts mit dem zu tun hat was böse Zungen als "Railroading" bezeichnen? Das überrascht mich. Erzähl mir mehr!

Meinst du, dass sich "Storyteller" gegen den Begriff "Railroading" verwehren, weil sie den Begriff abwertend finden?
Oder meinst du, dass "Storytelle" sich gegen die Sache wehren die mit "Railroading" bezeichnet wird - weil sie Railroading genauso wenig (oder genauso sehr) mögen wie alle anderen Rollenspieler auch?

Das Problem geht schon los, wenn du jetzt mit Spielertypen von Laws anfängst. Da kommt ja der Method Actor her, der dir gut gefällt. Unter den Spielertypen gibt es auch den Storyteller. Das ist ein Spielertyp. Nicht die SL. Da kann also nichts railroaden. Und generell sind diese Spielertypen dafür gedacht, damit SLs die Interessen ihrer Spieler ausgleichen und alle glücklich machen können. Die müssen sich also in einer Runde vertragen können, sonst klappt dieser Ansatz nicht. Zudem müssen sie relativ stabil sein.
Ich akzeptiere den mir vorgeschlagenen Begriff "Method Actor" (nach Laws?), obwohl ich den Begriff "Storyteller" anders verwende als Laws ihn verwendet. Mea culpa. Mea maxima culpa. Auch das war keine böse Absicht.

Wie schon mal erwähnt: mir geht es nicht um Spielertypen (welche durch ihre Vorlieben charakterisiert sind). Mir geht es um Spiel-Kultur und Konventionen.

Ich dachte "Storytelling" wäre ein etablierter Begriff, um Spiele wie Vampire, Cthulhu und DSA zu bezeichen - und im übertragenen deren typische Spiel-Kultur. Ich habe von meiner eigenen Erfahrung mit DSA, sowie von ein paar negativ konnotierten Äußerungen (die ich nicht weiter hinterfagt habe) für mich persönlich eine Begriffsdefinition vorgenommen.

Bitte hilf mir zu verstehen, welche meiner Schlüsse falsch waren:
Ist "Storytelling" keine gebräuchliche Genre-Bezeichnung für Spiele wie Vampire, Cthulhu und DSA?
Ist es zu verallgemeinernd, der DSA-Kultur einen Hang zum Railroading zu unterstellen?
Sind Vampire und Cthulhu (deutscher Spielart) in ihrer Kultur DSA nicht ähnlich, in der Hinsicht?
Würdest du den genannten Spielen überhaupt eine kulturelle Ähnlichkeit attestieren - und wenn ja worin besteht die in deinen Worten?
Glaubst du, das Vorurteil des Railroadings in diesem Zusammenhang kommt häufiger vor?
Wenn er häufiger vorkommt: Woher glaubst du, kommt dieses Vorurteil?

Und das ist noch was Anderes als die Dinge, die Anhänger des Storytelling von sich selber sagen. Lies dieses Thema und achte darauf, was Nin sagt. Hier geht es offensichtlich nicht um Vorlieben einzelner Spieler innerhalb einer Runde, sondern um eine Position zu Rollenspiel, die tatsächlich sowohl Laws' Method Actor als auch Laws' Storyteller problemlos mitnimmt. Anders herum ist die Positionierung als Anhänger des Storytelling nicht unbedingt kennzeichnend für das tatsächliche Spiel des sich so Positionierenden.
Danke, sehr interessanter Link.

Dort sprichts du ja selbst davon dass es ein Stil sei der unter Anderem WoD geprägt hat. Haben wir beide zumindest so weit einen Konsens, dass ein Spielsystem so etwas wie einen typischen Stil haben kann (auch wenn du von "prägen" sprichst, und nicht von "typisch sein")? Können wir uns auch noch einigen, dass man Spiele mit einem ähnlichen Stil (von mir aus auch: von einem ähnlichen Stil geprägt) unter diesem Stil als Begriff gruppieren kann?

Ich stelle in dem verlinkten Thema fest, dass tatsächlich beide Extreme vertreten werden:

Gleich in der ersten Antwort schreibt Huntress "Ziel des Spiels eine dramaturgisch durchgestaltete Geschichte. Deren Entwicklung und Gestaltung bleibt dem Autoren überlassen, der auch der Spielleiter sein kann". Das klingt mir sehr stark nach Railroading.

Tatsächlich behauptet Nin dann aber: "Die Geschichte wird gemeinsam erzählt, es gibt keinen vorgegeben Ablauf der Handlung, die in eine bestimmte Richtung zwingt. Der Ablauf der Geschichte ist anfangs nicht definiert, dafür aber Hintergrund und die gewünschte Atmosphäre, die im Spiel erzeugt werden soll."

Sind wir uns einig, dass diese beiden beschriebenen Spiel-Stile einander in gewisser Weise diametral gegenüber stehen?

Sind wir uns ferner einig, dass es für die Diskussion helfen würde, wenn wir diese beiden Spiel-Stile jeweils mit einem Begriff bezeichnen könnte?

Habe ich dich richtig verstanden, dass du (1of3) glaubst, der von Nin beschriebene Spiel-Stil beschreibt "Storytelling" - und der von Huntress beschriebene Spielstil beschreibt alles nur kein gutes Storytelling?

Falls ja, wie würdest du den von Huntress beschriebenen Spiel-Stil bezeichnen?


Wenn du von Tavernenspiel sprichst, ist das eine Dynamik im Rollenspiel, die man genießen kann oder nicht. Die Leute, die den Begriff erfunden haben, tun es eher nicht. Also noch mal eine andere Ebene.
Ich bin durchaus bereit, eine abwertend gemeinte Bezeichnung zu akzeptieren, auch für eine Sache die ich mag. Wenn es hilft, verständlich zu machen was für eine Sache ich bezeichnen will.

Offline Oberkampf

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #296 am: 28.08.2015 | 23:14 »

Gleich in der ersten Antwort schreibt Huntress "Ziel des Spiels eine dramaturgisch durchgestaltete Geschichte. Deren Entwicklung und Gestaltung bleibt dem Autoren überlassen, der auch der Spielleiter sein kann". Das klingt mir sehr stark nach Railroading.

Wobei ich den Begriff Railroading, über dessen Definition man hier im  :T: unzählige Threads finden kann, im Beitrag extra vermieden habe.
Kurz gesagt: In meiner Vorstellung bedeutet Railroading, dass regelmäßig Zwang von der Spielleitung verwendet wird, den Spieler als unangenehm empfinden. Wenn alle gemeinsam eine vorgegebene Geschichte mit spielerischen Beiträgen einfärben und bereichern wollen, dann ist kein Zwang notwendig.

In der Realität, besonders, wenn nicht sonderlich viel darüber reflektiert wird, tritt in solchen Situationen jedoch häufiger Zwang auf, als beispielsweise in offenen Abenteuern ohne vorgegebenen Ereignisablauf. Die drei Beispielsrollenspiele haben ja nicht aus dem Nichts einen gewissen Ruf.

Nochwas zum Spielertyp Storyteller nach Laws: Soweit ich das verstanden habe, geht es dem darum, dass im Spiel eine gute Story entwickelt wird. Ob die vorher vom SL angelegt war, oder gemeinsam mit oder ohne Regelmechaniken spontan erspielt wird, ist dabei egal.
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Offline 1of3

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #297 am: 28.08.2015 | 23:41 »
Mein "Ist das so?" vorhin war nicht als schnippische Bemerkung (im Sinne von "Beweiß mir mal das Gegenteil!") gemeint, sondern wirklich als eine Frage: Ist das wirklich so dass "Storytelling" a priori nichts mit dem zu tun hat was böse Zungen als "Railroading" bezeichnen? Das überrascht mich. Erzähl mir mehr!

[...]Sind wir uns einig, dass diese beiden beschriebenen Spiel-Stile einander in gewisser Weise diametral gegenüber stehen?

Sind wir uns ferner einig, dass es für die Diskussion helfen würde, wenn wir diese beiden Spiel-Stile jeweils mit einem Begriff bezeichnen könnte?

Habe ich dich richtig verstanden, dass du (1of3) glaubst, der von Nin beschriebene Spiel-Stil beschreibt "Storytelling" - und der von Huntress beschriebene Spielstil beschreibt alles nur kein gutes Storytelling?

Nein, ich glaube nicht, dass sich die beiden Beschreibungen diametral gegenüber stehen. Wenn der Kern ist "Es kommt eine spannende Geschichte" dabei heraus, ist diese unabhängig von der Agency der Beteiligten. Ebenso wenig haben ein Einfühlen in die Charaktere und die Stimmung der Welt mit dieser Unterscheidung zu tun. "Charaktere sollten eher selten sterben" ist mit beidem kompatibel und auch "Regeln sind nicht so wichtig".

Du zielst hier auf ein Kriterium ab, das in der Hochzeit des Storytellings im Diskurs einfach gar nicht vorkam. Hier im Forum wurden mal "charaktergetrieben" und "plotgetrieben" vorgeschlagen, um die Unterscheidung anzuzeigen.


Und was den Spielstil von DSA und CoC angeht: Die Spiele werden anscheinend äußerst unterschiedlich verwendet. Ich hörte von Leuten, die ich problemlos als Storyteller bezeichnen würde, Berichte über gar schröckliche DSA-Runden, wo es nur darum ging Monster zu erschlagen und Abenteuerpunkte dafür zu bekommen. Und für CoC wird ja gelegentlich auch ein Stil propagiert, der eher an Survival Horror erinnert. So viel kann ich da aber nicht zu sagen. Beide Spiele sind nicht so meins.

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #298 am: 3.11.2015 | 21:41 »
Kleine Beobachtung aus einem anderen Feld: Habe heute eine CAVE besichtigt zwecks Nutzung in bestimmten Forschungsfragen. War lustig. Vor einiger Zeit hatte ich einen Altersanzug an. In beiden Fällen habe ich, natürlich u.a. mit Rollenspieltheorie im Hinterkopf, gefragt, wie diese Leute eigentlich "Immersion" definieren und messen. Die für mich interessante Antwort lautet, dass in etwas strengeren wissenschaftlichen Kontexten (also in Journals mit echtem Peer Review) zumindest in den Verhaltenswissenschaften die Begrifflichkeit der Immersion ganz anders verstanden wird als im Rollenspiel: es geht da tatsächlich um so eine Art Technisierungsgrad zur Herstellung des Eintauchens in eine virtuelle Welt. Und ebendieses Eintauchen nennen die dann "Presence" und das wird über Selbsteinschätzung mittels standardisierter Skalen erhoben. War mir komplett neu. Bin gerade zu faul und zu müde, um solch eine Skala rauszusuchen. Aber erwähnen wollte ichs doch. Könnte womöglich jemanden inspirieren, eine Parallele zu RPGs herzustellen.
« Letzte Änderung: 3.11.2015 | 21:43 von Wellentänzer »

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Re: [Theorie] SMALL TALK
« Antwort #299 am: 16.02.2016 | 15:14 »
Ich packe meine Antwort auf die Bemerkung von Crimson King zu diesem gerade intensiv diskutierten Alexandrinian mal in den Theorie Small Talk, denn da gehört das Thema meines Erachtens eher rein.

Der Wesentliche Nachteil dieses Vorgehens besteht wohl darin, dass dieser Autor, den du aufgrund eines einzelnen Artikels in die Zu ignorieren-Schublade steckst, ansonsten jede Menge hochgradig sinnvollen Kram zu Papier und Textdatei gebracht haben könnte.

Ich glaube auch nicht, dass das Maß an Extraversion hier einen besonderen Einfluss hat. Auch introvertierte Menschen können sich wunderbar über Sachen aufregen, die im Internet gepostet werden.

Klar, die Gefahr besteht. Andererseits laufen einem die gleichen Typis ja immer wieder mal über den Weg. Die nimmt man also nolens volens ohnehin irgendwie zur Kenntnis. Der Typ, um den es hier geht, hat beispielsweise vor Jahren schon mal einen ebenso kreuzdummen Text geschrieben. Habs gerade nachgeschaut. Der hier. Den Text fand ich persönlich nur kurzsichtig und er hat mich darüber hinaus bei weitem nicht so berührt, wie der aktuelle Text 1of3 offenbar auf die Palme bringt. Dafür jedoch fühlte sich der sonst so entspannte Feuersänger extrem angefasst und hat mehrfach sehr ähnliche Rants produziert wie den OP dieses Threads. Insofern: leider bekommt man bei den aktiveren Typis durchaus mehr mit, als einem mitunter lieb ist.

Ich frage mich aber noch immer, wodurch die Popularität dieser Leute zustande kommt. Mein Eindruck ist in Summe, und deshalb poste ich das mal in den Theoriethread, dass zum rein Marktschreierischen ein paar Dinge hinzukommen müssen:

1. eine klar vermittelbare Botschaft
2. ein Gefühl für Dinge, welche die Leser/Follower gerade hören möchten
3. durch die Texte scheinende Stilblüten und Marotten sowie
4. sehr viel Ausdauer und Dickhäutigkeit angesichts der vielen angezettelten Konflikte.

Das war tatsächlich allen gehypten Internetrollos gemein, dann rennen die Leute hinterher. Etwas abgekürzt: es braucht sowas wie virtuelles Charisma. Wenig überraschend, dass die im wahren Leben funktionierenden Dinge auch im Netz ganz analog ablaufen (für einen Kurzvergleich kann man beispielsweise mal hier runterscrollen bis zur Überschrift "Charismatische Führung nach Conger und Kanungo". Auch spannend finde ich ansonsten die Parallele zum wirklichen Leben, dass die besonders lauten Internetrollos sehr starke narzisstische Züge aufweisen.