Zum Thema Vorlesetexte möchte ich noch einmal, weil es ein wenig untergegangen ist, das Beispiel anbringen, das Chris hier gepostet hat:
Ihr folgt dem Reiter durch einen dichten Wald. Dieser endet abrupt und gibt den Blick auf einen gewaltigen schwarzen Berg frei, der sich bedrohlich vor Euch auftürmt. Nur mit Mühe könnt ihr einen kleinen Gebirgspfad ausmachen, welcher sich zu etwas hinaufschlängelt, das wie ein kleines Plateau oder ein Höhleneingang aussieht, etwa 60 Fuß (20 m) unter dem Gipfel des Berges
Ich muss sagen, dass ich diesen Text per se nicht bedenklich finde. Ich teile Schwerttänzers Meinung nicht, dass er sprachlich völlig daneben sei, und es wird den Spielern auch keine Reaktion vorgeschrieben. Nur weil sich etwas "bedrohlich" auftürmt, heißt das ja noch nicht, dass sich der Betrachter bedroht fühlt. Anders wäre es, wenn da stünde: "Der Berg türmt sich so finster und bedrohlich vor Euch auf, dass Ihr Euch ganz klein vorkommt und eingeschüchtert seid".
Auch die Aussage, dass der Pfad nur mit Mühe auszumachen ist, ist in dieser Hinsicht unbedenklich. Ist eben ein unverrückbarer Fakt, so etwas darf im Setting ja gesetzt werden.
Sich am Eingangssatz wegen der Verfolgung zu stören, wäre auch kindisch.
Mich stört vielmehr, dass es ein Vorlesetext ist. Darum mein Versuch:
"Verfolgung des Reiters: Es geht durch einen dichten Wald, der abrupt endet und den Blick auf einen gewaltigen schwarzen Berg freigibt, der sich bedrohlich auftürmt. Der kleine Gebirgspfad, der sich bis etwa 60 Fuß (20 m) unterhalb des Berggipfels hinaufschlängelt, ist nur mit Mühe auszumachen. Von unten ist nicht zu erkennen, ob dieser an einem kleinen Plateau oder einem Höhleneingang endet."
Die Aussagen sind exakt dieselben, aber ich habe als SL das Gefühl, relevante Infos zu bekommen, anhand derer ich entweder den Vorlesetext als freie Erzählung selbst rekonstruieren kann oder das ganze je nach Situation und den Fragen der Spieler (vielleicht interessiert es sie ja zunächst gar nicht, ob man erkennen kann, wo der Pfad endet und ob man sieht, was dort ist) zu gestalten. In diesem Fall wäre es mir lieber, das "bedrohlich" zu streichen, aber mit einzelnen, kurzen Atmo-nebensätzen könnte ich leben. Ansonsten habe ich hier eben einen nüchternen Text, der mir alles mitteilt, was ich brauche. Und da die Änderungen von Vorlesetext zu Beschreibung oft -- wie hier -- so einfach vorzunehmen sind (und andersrum), frage ich mich eben, wieso überhaupt Vorlesetexte?
Klar, weil ich den einfach runterleiern kann, und mir das als SL Arbeit spart.
Das tut er aber nur, wenn tatsächlich alles so abläuft, wie und wann vorgesehen (was, wenn sie dort in der Nacht ankommen?). Wenn es anders läuft, kann ich den Text erst wieder nicht runterleiern. Und da finde ich eben Beschreibungen um einiges vielseitiger einsetzbar. Aus denen kann ich in jeder Situation schnell einen "Vorlesetext" improvisieren.
Hm, jetzt dreht sich die Diskussion bestimmt wieder im Kreis.
Egal, der Nerd und Anti-Vorlesetext-Demonstrant postet halt ....