Autor Thema: Handwedeln?  (Gelesen 19186 mal)

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El God

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Re: Handwedeln?
« Antwort #25 am: 10.09.2010 | 09:42 »
Ah. Ein Ansatzpunkt zu einer sinnvolleren Diskussion. Selbstverständlich kann das "mal" Spaß machen. Ich bin aber voll auf Seiten deiner Spieler, wenn die meckern, falls sowas ständig passiert. Das ist albern und unnötig, genauso als würde man jedes zweite Abenteuer mit dem Satz "Ihr wacht auf, seid nackt und könnt euch an nichts mehr erinnern!" eröffnet. Das man das nicht immer bringen soll, weil man sich sonst dieses - nennen wir es mal so - "stilistische Werkzeug" kaputtmacht, dürfte aber wohl auch dem letzten Deppen klargeworden sein.

PS: Ich finde es immer spannend, wie sich ganze Threads an solchen "handgewedelten" Beispielen (weil da Details entscheidend sind, die i.d.R. nicht erwähnt werden und von Gruppe zu Gruppe grundverschieden sein können) hochziehen, einen Strick draus drehen und schließlich jämmerlich selbst erdrosseln.
Zornhau: Ja, man kann mit ein bisschen gutem Willen plausibel erklären, wie die SCs Hitpoints durch die Wüstendurchquerung verlieren. Idealerweise denkt man sich natürlich vorher ein paar Möglichkeiten aus, wie sehr sich die Gruppe vorbereitet und schätzt anhand dessen ab, wie groß die Verluste sind. Bei einigen Gruppen liegt aber der Fokus ganz woanders, da ist es dann eben mal interessant, jemanden zu spielen, der halbverdurstet aus der Wüste kommt, weil der SL die folgende Szene eben so aufbaut.

Edith ergänzt: Der Unterschied liegt wohl darin, was ausgespielt werden soll. Während Gruppe A gern drölfzigmal würfelt und mit den Ressourcen jongliert, um dem Verdursten zu entgehen, zieht Gruppe B da keinen Spaß draus und "spult vor.
« Letzte Änderung: 10.09.2010 | 09:45 von Dolge »

ErikErikson

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Re: Handwedeln?
« Antwort #26 am: 10.09.2010 | 09:45 »
Handwedeln kann aus verschiedenen Motivationen heraus gemacht werden. Es ist erteinmal nur eine Technik, oder besser gesagt die Abwesenheit von Technik und Spielmachanik.

Handwedeln kann eingesetzt werden, um eine präferierte Entscheidung herbeizuführen, ohne die Regeln zu konsultieren. Entweder, das der flüchtende Elf entwischt, oder das er nicht entwischt, oder das man einen w20 würfelt, ob er entwischt, usw.
Das steht im Gegensatz zu der Abwicklung anhand der Regeln, wo man seine Initiative, Bewegungsrate usw. bestimmen würde, um zu dem Ergebniss zu kommen.

Die Motivation dafür ist wieder vielfältig. Will man den SC ihre Beduetungslosigkeit im Vergleich zu Umwelteinflüssen vermitteln, hat man keine Lust die Regeln nachzuschlagen, oder will man den SC eine Möglichkeit bieten, die durch die Regeln nicht abgedeckt ist?

Handwedeln das immer gleich abläuft, etwa, wenn man immer w20 würfelt und halbe/halbe macht, wenn was nicht klar ist, wird faktisch zu einer Hausregel. Dann ist es kein Handwedeln mehr, wenn Handwedeln als Entscheiden ohne klar kommunizierte Regel definiert wird.

Ich persönlich glaube, das Handwedeln gar nicht so negativ wahrgeommen wird, sonder eher die Hilflosigkeit der Spieler, die oft durch Handwedeln als Mittel erzeugt wird. 

Dessen ungeachtet ist Handwedeln natürlich immer böse, verkommen und Beschiss am Spieler.
« Letzte Änderung: 10.09.2010 | 09:49 von Erik Erikson »

Offline Yehodan ben Dracon

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Re: Handwedeln?
« Antwort #27 am: 10.09.2010 | 09:57 »
Nennen wir Handwedeln doch in Improvisation um. Das trifft es doch ganz gut: Man erreicht einen Punkt, an dem es so oder so ausgehen kann und der durch die Regeln nicht abgedeckt ist oder die Regeln stehen nicht zu Verfügung. Das wird von eSeLn doch grundsätzlich erwartet.

Nur wenn man etwas entgegen den Regeln (die lt. Gruppenvertrag eigentlich auch für den eSeL gelten können, nicht müssen) festlegt, kann Handwedeln/Improvisieren Beschiss an den Spielern sein.
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Offline Naldantis

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Re: Handwedeln?
« Antwort #28 am: 10.09.2010 | 09:58 »
Es ist schwer zwischen Handwedeln als einer gewollten, vom Spielleiter initiierten "Unschärfe" in der Beschreibung und direktem BESCHEISSEN zu unterscheiden.

Beschreibungsunschärfe: Nach ca. zwei Wochen kommt Ihr in der Fanta-Oase an.

BESCHEISSEN: Ihr braucht ca. zwei Wochen bis zur Fanta-Oase und kommt halb verdurstet dort an - zieht sich jeder mal die Hälfte seiner Hitpoints ab.

IMHO ist beide eine legitime Abkürzung einer ansonstne ereignislosen Reise.
Der 2. Satz schließt nur ein, daß die Reise hart und beschwehrlich war.
Beide Aussagen gehen von einer Übereinkunft aus, auf die Details der Navitation und Versorgung einer Wüstenexpedition zu verzichten.
Nichts davon ist negativ - es sei denn die Gruppe verfügt offensichtlich über Mittel, die Reise weit schneller und sicherer zu bewerkstelligen, und wären willens, diese auch einzusetzen.

Zitat
Setzt in letzterem Falle, also wo von den Regeln, vom Setting, und von den Spielern her ein detailliertes Resourcenmanagement vorgesehen bzw. erwartet wurde, das Handwedeln ein und führt es zu KONSEQUENZEN für die SCs (Verlust von Hitpoints), dann BESCHEISST der Spielleiter VERMITTELS Handwedeln.

Nicht unbedingt!
Z.B. dann nicht, wenn die 'herbeigewedelte' SL-Entscheidung in etwa dem erwarteten Resultat der Hartwurst-Methode entspricht.
("Ihr könntet mit Glück ganz streßfrei durchkommen, aber bei viel Pech geht vielleicht sogar einer drauf; ...sparen wir und das und sagen alle sind bei 50% und ordentlich durstig, okay?")

Zitat
Daher hat der Begriff "Handwedeln" auch stets eine NEGATIVE Bedeutung, weil er einfach einen "Stil des BESCHEISSENS"  darstellt.

Nein, weil es keineswegs der Normalfall ist, daß es zum Bescheißen dient, sonder der Normalfall ist, dass in gegeseitigen Einverständnis ein Verzicht auf Mikromanagement stattfindet um zu interessanterem vorzurücken und ein durchschnittlicher Erfolg bei dem übersprungenen Teil angenommen wird.
Z.B. beschreiben die Spieler ein komplexes magisches Verfahren die komplette Truppe in die Voratskammer der Festung des Feindes zu bringen ohne ihn zu alarmieren - der SL befindet das Verfahren für tauglich und läßt nur noch 2x Würfeln: wie lange es dauert, bis die PCs beim scrying die ihnen bekannte Zofe in der Kammer beobachten können um ihre 'Zielkoordsinaten' zu bekommen, und ob das magische Eintreffen dort dem Wachgeist auffällt; beide Chancen konnte die Charaktere grob abschätzen und sie sind damit einverstanden; selbst wenn sie von dem Geist nichts wissen, ist diese kein Handwedeln, solange der SL ihn vorher überlegt dort eingebaut hat.


El God

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Re: Handwedeln?
« Antwort #29 am: 10.09.2010 | 09:59 »
Yehodan, ich glaube, diese Form von "Handwedelei" steht gar nicht in der Kritik. Pöser "Beschiss" soll es ja erst dann sein, wenn man Regeln, die existieren, nicht anwendet und über Handwedelei verkürzt. Ein Plausibilitätsbruch beim Handwedeln lehne ich übrigens auch eher ab, aber vermutlich ist mir ohnehin vieles plausibler als den Leuten, die hier contra Durchwinken stehen.

Zitat
selbst wenn sie von dem Geist nichts wissen, ist diese kein Handwedeln, solange der SL ihn vorher überlegt dort eingebaut hat.

Doch, wenn man überall gleich Beschiss wittern will, kann sich der SL nicht einfach so rausreden "der war schon vorher da!".
« Letzte Änderung: 10.09.2010 | 10:01 von Dolge »

Offline Naldantis

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Re: Handwedeln?
« Antwort #30 am: 10.09.2010 | 10:03 »
Ich finde den Begriff des Handwedelns unpassend, für das, was er rollenspieltechnisch offensichtlich darstellen soll. Auch den Begriff des göttlichen Winks halte ich für falsch. Ich würde es eher mit "aus dem Hut zaubern" (und daher auch die Handbewegung) übersetzen.

Ich kenne esauch so, daß der Term aus der Magie komm...

...also aus der echten Bühnenmagie, die viel mit Gesten arbeitet und Dinge aus Hüten, Umhängen und Ärmeln zieht...

Offline Naldantis

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Re: Handwedeln?
« Antwort #31 am: 10.09.2010 | 10:13 »
So zum Beispiel in etlichen DSA-Kaufabeneteuer, wo die NSCs häufig nicht würfeln müssen, wenn es die Geschichte verlangt: Die Halbelfe kann sich im letzten Moment in eine Eule verwandeln, bevor die Helden sie stellen können -- jedem SC würde in dieser brenzligen Situation die Zauberprobe misslingen, der Halbelfe aber nicht, denn das Skript sieht ja vor, dass sie den Helden erst eine spannende Verfolgungsjagd bietet, dann aber auf jeden Fall entkommt.

Sowas finde ich persöhnlich sehr enervierend, vor allem, da es in der Regel für die Story nicht wirklich notwendig ist, sondern nur den Modulschreibern die Arbeit erleichtert.
In AUSNAHMEFÄLLEN ist das akzeptabel (wenn die Spieler im Ausgleich ein etwas später tolles Spielerlebnis erhalten) aber meist führt es nur zu einem Gefühl der Entfremdung von der Welt und einer 'scheißegal'-Haltung.

Zitat
Das wurde andernorts schon unter anderen Gesichtspunkten diskutiert, aber ich finde, das gehört auch ins Thema Handwedeln, denn Handwedeln ist häufig eben, dass man Regeln biegt oder auf sie verzichtet, wenn der SL es aus irgendwelchen Gründen braucht oder will.

Korrekt, aber darum ziehe ich IM RPG die Unterscheidung zwischen Axiomen, Fakten (die die Spieler nicht unbedingt kennen, aber die festgelegt sind, konsistent bleiben und von dne Spielern erkannt werden können) und Improvistation ('Handwedeln') vor.

ErikErikson

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Re: Handwedeln?
« Antwort #32 am: 10.09.2010 | 10:15 »
Es gab da mal nen KODT Strip, wo Brian den SL zwingt, für jeden Stein einzeln auszuwürfeln, ob der böse Dämon da drüberstoplert oder nicht. Offensichtlich decken die Regeln dies ab. Der SL würfelt dan für die 100 Kiesel, die Brian dem Dämon vor die Füße geworfen hat, einzeln, natürlich beträgt die Chance fürs Stoplern nur 0,0001, aber der SL ist sehr genervt. Widerspruch wird von Brian aber daurch abgeblockt, das es so in den Regeln steht und er ein recht auf regelgeechte Abwicklung hat.

Anders gesagt, ich finde das man Handwedeln durchaus auch einsetzen kann, um eben nicht alles detailiert nach Regeln auszuspielen. Oder ist es dann schon wieder kein Handwedeln? Aber wenn es jetzt ein Spieler von 5 doch lieber ausgespielt hätte?

Humpty Dumpty

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Re: Handwedeln?
« Antwort #33 am: 10.09.2010 | 10:16 »
@ Dolge und Yehodan: Naja, Handwedelei, bei der der SL die Plausibilität den Notwendigkeiten des Plots unterordnet, um die Handlungsoptionen der Spieler gegen deren Willen in die gewünschte Richtung zu bahnen, ist ja eh Railroading und damit ein anderes Thema. Auch da wird man zwar nicht automatisch zum Betrüger und Bescheisser, aber wie gesagt: anderes Thema.

Handwedelei tritt doch aber relativ ungeachtet dessen wie schon im OP gesagt auf, wenn der SL außerhalb der Regeln Gegebenheiten der Spielwelt modelliert. Das kann simulativ im Sinne einer Plausibilitätenabwägung geschehen oder situativ im Sinne dramaturgischer Erwägungen.

1. Simulation der Spielwelt: Hier wird im Geiste der Verlauf der Spielwelt projiziert. Dabei werden vermutete oder tatsächliche Handlungs- und Eintrittswahrscheinlichkeiten gerne auch unter Zugriff auf Zufallstabellen gegeneinander abgewogen.

2. Situative Emulation der Spielwelt: Der SL erwägt hier auf ganz ähnliche Weise die verschiedenen Möglichkeiten und wählt diejenige plausible Variante aus, die gemäß der rule of cool aus seiner Sicht am besten passt.

Das füllt nach meinem bisherigen Verständnis beides unter Handwedeln.
« Letzte Änderung: 10.09.2010 | 10:25 von TAFKAKB »

Offline Joerg.D

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Re: Handwedeln?
« Antwort #34 am: 10.09.2010 | 10:29 »
Ja fällt es.

Handwedelei ist auch kein Problem, solange die Gruppe da mit zurecht kommt. Ich kenne SLs (Chaos Aptom oder MSch) bei denen ich so etwas gut finde, weil sie meiner Meinung nach ein gutes Gefühl für die Regeln eines Settings haben und die Entscheidung für mich in 99% der Fälle nachvollziebar ist.

Aber ich kenne auch SLs, bei denen ich dieses Mittel gar nicht akzeptieren würde, weil ich Handwedelei bei ihnen mit Willkür im negativen Sinne verbinde. Da wird mangelnde Regelkenntnis mit Handwedelei überdeckt und das ist einfach scheiße.
« Letzte Änderung: 10.09.2010 | 10:43 von Joerg.D »
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
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Humpty Dumpty

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Re: Handwedeln?
« Antwort #35 am: 10.09.2010 | 10:37 »
Ja fällt es.

Handwedelei ist auch kein Problem, solange die Gruppe da mit zurecht kommt. Ich kenne SLs (Chaos Aptom oder MSch) bei denen ich so etwas gut finde, weil sie meiner Meinung nach ein gutes Gefühl für die Regeln eines Settings haben und die Entscheidung für mich in 99% der Fälle nachvollziebar ist.

Aber ich kenne auch SLs, bei denen ich dieses Mittel gar nicht akzeptieren würde, weil ich Handwedelei bei ihnen mit Willkühre im negativen Sinne verbinde. Da wird mangelnde Regelkenntnis mit Handwedelei überdeckt und das ist einfach scheiße.
Bin da ganz bei Dir. Handwedelei ist ein ziemlich sensibles Instrument, keine Frage.

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Re: Handwedeln?
« Antwort #36 am: 10.09.2010 | 10:57 »

Handwedelei tritt doch aber relativ ungeachtet dessen wie schon im OP gesagt auf, wenn der SL außerhalb der Regeln Gegebenheiten der Spielwelt modelliert. Das kann simulativ im Sinne einer Plausibilitätenabwägung geschehen oder situativ im Sinne dramaturgischer Erwägungen.

Kann sein, dass ich das jetzt falsch verstehe, aber fällt dann nicht jede Spielleiterentscheidung (außer strikter Regelanwendung) unter den Begriff "Handwedeln", was den Sinn einer Klassifizierung unterläuft?

Für mich wäre eher interessant, was Handwedeln von sonstigen Spielleiterentscheidungen unterscheidet. Zugegeben, damit nähere ich mich auch dem Thema RR, weil ich glaube, dass Handwedeln wie andere Dinge auch als ein Werkzeug zum RR genutzt werden kann (woraus aber nicht gefolgert werden muss, dass jedes Handwedeln RR ist.)

Vorschlagen würde ich erstmal Folgendes: Spielleiterfestlegungen, die eine regelmechanische oder spielweltplausible Begründung verlangen, aber ohne diese oder im Fall der Spielweltplausibilität entgegen dieser getroffen werden, nennt man Handwedeln.

Das ist nicht perfekt, weil nicht präzise festgelegt ist, wann genau eine spielweltplausible/regelmechanische Begründung erforderlich ist, aber es erleichtert mMn eine Diskussion des Einzelfalles. Grundsätzlich würde ich z.B. sagen, wenn es für eine Situation Regeln im GRW gibt, sollen sie auch angewendet werden. Wenn im Elfeneulenbeispiel ein SL die Kampf- bzw. Verfolgungsregeln bricht oder unterläuft, ist das Handwedeln - das kann auch gleichzeitig RR sein, muss es aber nicht (es wurde ja schon auf die Möglichkeit des Partizipationismus hingewiesen).

Erforderliche Spielweltplausibilität ist schwieriger festzustellen, darum habe ich hier die Bedingungen (entgegen der Spielweltplausibilität) verschärft. Wenn z.B. der SL entscheidet, dass der zufällig auf der Straße angesprochene NSC den SCs gegenüber unkooperativ ist, ist das kein Handwedeln, da es nicht entgegen der Spielweltplausibilität ist, dass Random-NSCs Fremden gegenüber unfreundlich/misstrauisch sind.

Am Wüstenbeispiel: Wenn den SCs Trefferpunkte abgezogen werden, verlangt das in den meisten Regelwerken eine Begründung. Oft wird extra dafür eine Regelmechanik angeboten (z.B. die Erschöpfungsregeln bei Midgard) oder eine analoge Anwendung bestimmter Regelkomplexe empfohlen. Solche Eingriffe verlangen also eine regelmechanische Begründung. Wenn auf diese verzichtet wird, handelt es sich um Handwedeln.
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Re: Handwedeln?
« Antwort #37 am: 10.09.2010 | 11:16 »
Was genau ist eigentlich handwedeln?

Ich hab einfach mal ein wenig gesucht und folgendes gefunden
Meiner Ansicht nach beschreibt die Definition nicht das 'handwedeln' sondern die Verwendung bzw. Konstruktion des auftauchen einer Deus-Ex-Machina. Das heisst innerweltlicher Fakten respektives eines Mechanismus die bzw. der obwohl der Plausibiltaet der Welt entgegen laufend dazu verwandt wird die Handlung unter verschiedenen Punkten voran zu treiben.

Handwedeln bezieht sich, meiner Meinung nach, darauf das die Spielleitung aus der hohlen Hand heraus Entscheidungen trifft welche er im Rahmen des Abenteuers fuer zutraeglich respektive angemessen haelt.
Das kann sich sowohl auf die Definition von Schwierigkeitsgraden beziehen, die sofern das System keine zwingenden vorgaben macht willkuerlich sind, als auch Wuerfel Boni und Mali und letztlich wohl am haeufigsten vorkommend die Story ohne unnoetigen Belast durch die Regel voran zu bringen.

Zumindest im V:tM Regelwerk wird dazu auch aktiv aufgefordert.

Zitat
Mir scheint es jedoch, dass "Handwedeln" sich langsam als negatives Wort für unsimulierte Spielaktionen durchsetzt, was ich durchaus als negativ empfinde.
Das liegt daran das nicht-simulative Spielstile im allgemeinen hier oftmals als vorrangig negativ dargestellt werden.
Was dann natuerlich jegliche Techniken betrifft die dort verwandt werden.
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Re: Handwedeln?
« Antwort #38 am: 10.09.2010 | 11:20 »
Ich schließe mich der Lesart von Ein in diesem Fall voll an.
...

+1


... Das liegt daran das nicht-simulative Spielstile im allgemeinen hier oftmals als vorrangig negativ dargestellt werden.
Was dann natuerlich jegliche Techniken betrifft die dort verwandt werden.

Empfinde ich auch so.
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Re: Handwedeln?
« Antwort #39 am: 10.09.2010 | 11:21 »
Das liegt daran das nicht-simulative Spielstile im allgemeinen hier oftmals als vorrangig negativ dargestellt werden.
Was dann natuerlich jegliche Techniken betrifft die dort verwandt werden.

also Handwedelei = Erzählonkelei  ;D
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Re: Handwedeln?
« Antwort #40 am: 10.09.2010 | 11:42 »
Haben wir eigentlich irgendwo eine Definition von Erzählonkel?
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Offline WeeMad

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Re: Handwedeln?
« Antwort #41 am: 10.09.2010 | 11:45 »
Einflussfaktoren auf SL Entscheidungen oder die Etablierung von Fakten


                                       Einstellungen der Mitspieler (inkl. SL)
                                             Gruppenvertrag
                                                      ->
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Regeln                                                                                Keine vorhandenen Regeln / Fehlende Information

Wenn sich Handwedeln nur auf die rechte Seite (Unwägbarkeiten usw.) bezieht, dann ist das Interpretation und in jedem Rollenspiel notwendig. Die Einstellung der Mitspieler oder der Gruppenvertrag entscheidet drüber, ob es für die Gruppe eine gute Interpretation ist.
Setzt sich das Handwedeln über die linke Seite hinweg, dann kann das je nach Einstellungen der Mitspieler und Gruppenvertrag als negativ empfunden werden.

Offline Teylen

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Re: Handwedeln?
« Antwort #42 am: 10.09.2010 | 11:45 »
Ich wuerde behaupten das man bei Rollenspielen oder auch Rollenspiel Gruppen welche den Fokus auf der Erzaehlung sehen (*) selten spielt ohne das "Handwedeln" als Technik gebraucht wird.
(*) [Erzaehlung wie "narrative", nicht wie Onkel :P]

Insofern stimmt diese Aussage:
Das ist IMMER BESCHISS.
Auch nicht, wenn sie fett und noch groesser geschrieben waere.
Handwedeln zwangslaeufig ohne Konsequenzen zu haben hat imho etwas von Wuerfeldrehen.
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Offline Khouni

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Re: Handwedeln?
« Antwort #43 am: 10.09.2010 | 11:46 »
Handwedeln? Ja, bitte, immer doch. Hauptsache, das Spiel geht schnell weiter! Und im Zweifelsfall wird für die Spieler entschieden. Wenn es kritisch um die Spieler steht, wird nach Möglichkeit auf Regeln zurückgegriffen. Und wenn jemand ein lustiges Charakterkonzept hat, das nicht von den Regeln abgedeckt wird, dann werden auch einmal diese umgedichtet. Ein Magier will unbedingt einen Klerikerzauber? Von mir aus, gerne!
Als Spieler mag ich es ebenfalls, wenn in unklaren Situationen schnell entschieden wird, insbesondere, wenn die Regeln den Fall ohnehin nicht abdecken. Und ganz besonders mag ich Handwedelei, wenn es um Proben geht, die ich so oder so schaffen würde.
Dieses "Take 10" oder "Take 20" oder so ähnlich aus d20 ist quasi in das Regelgeflecht eingebaute Handwedelei, oder?

Offline Yehodan ben Dracon

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Re: Handwedeln?
« Antwort #44 am: 10.09.2010 | 11:48 »
Ja, und deswegen transparent und für alle einforderbar. Wenn der eSeL in einem Fall sagt: "Das gelingt Dir." und in einem anderen Fall plötzlich würfeln lässt, ist das Willkür. Durch Take10/20 weiß der Spieler vorher schon, was ihm sicher gelingt und was nicht und der eSeL muss eben nicht "Handwedeln".
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Re: Handwedeln?
« Antwort #45 am: 10.09.2010 | 11:50 »
Nennen wir Handwedeln doch in Improvisation um. Das trifft es doch ganz gut: Man erreicht einen Punkt, an dem es so oder so ausgehen kann und der durch die Regeln nicht abgedeckt ist oder die Regeln stehen nicht zu Verfügung.
Trifft es nicht ganz. Hand wave ist bewusstes Nicht-ganz-so-genau-nehmen um des reibungslosen Ablaufs des Spiels/der Geschichte/des Hintergrundes wegen. Klingt natürlich sperrig, gebe ich zu.

Praxisbeispiel im Rollenspiel (Regeln):
- Ein SC wollte eine Handgranate bei 2300AD in eine Gruppe Käfer* werfen. Regeln sagen: Für jeden den Explosionsschaden ermitteln, dann für jeden Splitterschaden ermitteln, dann für jede Wunde jeweils Lokation auswürfen, dann jeweils Wundwirkung ermitteln...
Handwave: Ich würfele für jeden Käfer 1W10, bei 1-6 ist er ausgeschaltet, bei 7-10 nicht.
*Böse Aliens.

Praxisbeispiel im Rollenspiel (SC-Aktionen ohne Regeln):
- Munitionskauf bei Shadowrun. Im Hintergrundmaterial stehen genaue Preise für Munition verschiedener Waffenarten.
Handwave: Die SCs haben genug Munition in ihrem Besitz, um eine vernünftige Anzahl gefüllter Magazine mit sich herumzuschleppen. Der Vorrat wird aus den Lebenshaltungskosten nachgefüllt.

Ganz wichtig natürlich: Das muss auf Einverständnis der Spieler stoßen.

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Re: Handwedeln?
« Antwort #46 am: 10.09.2010 | 11:54 »
Ja, und deswegen transparent und für alle einforderbar. Wenn der eSeL in einem Fall sagt: "Das gelingt Dir." und in einem anderen Fall plötzlich würfeln lässt, ist das Willkür. Durch Take10/20 weiß der Spieler vorher schon, was ihm sicher gelingt und was nicht und der eSeL muss eben nicht "Handwedeln".

Ich sage ja, Handwedeln normalerweise nur für die Spieler, nie gegen sie. Bei d20 ist es genau auf diese Art eingebaut, der Spieler kann Take10/20 einfordern, es aber, wenn ich mich recht erinnern sollte, nicht aufgezwungen bekommen.

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Re: Handwedeln?
« Antwort #47 am: 10.09.2010 | 12:11 »

Das liegt daran das nicht-simulative Spielstile im allgemeinen hier oftmals als vorrangig negativ dargestellt werden.
Was dann natuerlich jegliche Techniken betrifft die dort verwandt werden.

Mein Eindruck ist viel eher, dass "hier" "Spielstile", in denen sich Spielleiter nach Gutdünken* über Spielregeln hinwegsetzen, hier oftmals vorrangig als negativ dargestellt werden.

*d.h. spontan, während des laufenden Spiels, ohne Gruppenabsprache, ohne vereinbarte Hausregelung, ohne dauerhafte Festlegung
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Re: Handwedeln?
« Antwort #48 am: 10.09.2010 | 12:34 »
ohne dauerhafte Festlegung

Das ist in der Tat als negativ zu betrachten. Eine weitere Maxime bei uns lautet, dass jede SL-Entscheidung Allgemeingültigkeitscharakter bzw Regelcharakter haben sollte. Was einmal auf eine Art abgehandelt wird, muss auch so wiederholt werden können. Wenn ich sage, dies und das gelingt dir, dann muss es unter gleichen Bedingungen erneut so ablaufen. Wenn ich sage, ok, der Zauber wird nicht von Hindernissen blockiert, dann muss das immer so sein. Wenn man mir sagt, für x soll ich mal schnell einen derartigen Wurf machen, dann wird das als Hausregel aufgenommen.
Sprich: Handwedeln als tatsächliche Ad-Hoc-Regelerweiterungen und -änderungen

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Re: Handwedeln?
« Antwort #49 am: 10.09.2010 | 12:46 »
Ich finde Handwedeln ist das Überspringen von langweiligen/uninteressanten Situationen zugunsten von interessanteren. Kämpfe der NSCs zwischeneinander würfel ich nie nach den Regeln aus, das dauert immer zu lang; da gibt´s einen Wurf und gut is. Sobald SCs involviert sind (oder der Kampf aus anderen Gründen total dramatisch für die Spieler ist), wird natürlich regelkonform gewürfelt.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?