Welche Mechanismen in Rollenspielen helfen bei der Charakterisierung von Spielerfiguren:
Dann will ich mal meine Erfahrungen aus Cons und den Advocatus Diaboli in Bezug auf "Powergaming" machen...
Was mir bekannt ist:
- die bildliche Charaktererschaffung in Everway
Man nimmt sich mehrere Bilder und muss daraus eine Geschichte für den Charakter formen
Da kommen so tolle "Beziehungen" innerhalb einer gruppe zusammen wenn auf die Frage wie die Gruppe zusammenkommt so Ideen kommen wie "Naja... ich bin eine gruene Gargyle, sie ist eine gruene Fee... Wir sind beide gruene Kreaturen..." (dreimal duerft ihr raten was der Spieler wohl oft gespielt hat
Das Problem an der Sache ist nur, dass das SYSTEM diese Hintergrundgeschichte nur sehr grob (da das System ja auch recht "grob" ist) "umsetzt".
Also wenn ich in meiner Hintergrundgeschichte erwaehne, dass ich ein meisterlicher Schwertkaempfer bin (weil eine meiner Karten ein Schlachtfeld voller Leichen ist, die alle durhc mich erledigt wurden) dann kann ich auch nur so gut kaempfen wie ich Punkte auf irgendwelche Kampffaehigkeiten lege. Sollte jemand anderes doch mehr reinsetzen bin ich wohl doch nicht der beste Schwertkaempfer der Welt
- die Beschreibungen für die Eigenschaften und das Charakterbild in Over the Edge
Man wählt ein Konzept, zwei Fähigkeiten und eine Nachteil und muss sich ausdenken, wie diese 4 Sachen äußerlich dargestellt werden. Außerdem muss der Charakter gezeichnet werden!
Sollte es PFLICHT sein, dass der Charakter gezeichnet wird leben in diesem Setting VIELE "Mutanten".
Das System klappt aber auch nur weil sich ein Charakter NUR durch diese vier Dinge definiert...
- Spiritual Attributes in Riddle of Steel
Der Charakter hat bestimmte Überzeugungen und Wertvorstellungen, die er als Würfelboni und XP einsetzen kann, wenn diese im Spiel auftauchen und ausgespielt werden
Schoen wenn ein Charakter fuer bestimmte "Wertevorstellungen" auch noch Boni bekommt... Auf die Weise kann man ganz sicher sein, dass ein Charakter GENAU das tut was man will
Man ist also nicht nur von den "normaeln" Werten abhaengig sondern kriegt auch noch "Boni nachgeschmissen".
- Leidenschaften in UA sowie die Madness Meters
Man schreibt auf, was den Charakter in Wut versetzt, was er am meisten fürchtet und was ihn dazu bringt, edel zu handeln. In einer solchen Situation kann der Spieler einen Wurf wiederholen. Die Madness Meters beschreiben, in welchen Bereichen (Gewalt, Einsamkeit) der Charakter schon abgehärten ist oder einen Knacks hat).
Auch eine tolle Gelegenheit, um seinen Charakter in eine bestimmte Richtung zu "optimieren", denn so kann ich (z.B. in einem Fantasy System) einen "Drachenhasser" machen, dewr solte mal ein Wurf daneben gehen es gerade nochmal probieren kann.
- Nature/Demeanor in Vampire
Das eine beschreibt das Innere Wesen des Charakters, das andere seine Maske. Handelt der Charakter seiner Natur nach, so erhält er Willenskraft zurück
Besonders beliebt sind die Natures, die man sowieso zieht ohne dass man damit Probleme hat (z.B: "Freak" fuer Malkavians oder Loner fuer Gangrel/Nosferatu), so dass man selbst fuer "assoziales" Verhalten noch "belohnt" wird.
Die Natures haben zwar auch "Nachteile", aber ausser in Mage (wo sie nur in sehr seltenen Faellen "ins Spiel" kommen) werden diese kaum aufgebracht.
- Tugenden (Gewissen, Selbskontrolle, Mut) in Vampire
Drei Maße, wie gut der Charakter seine Triebe unter Kontrolle hat.
Oder mit anderen Worten:
- Courage/Mut: Der Wert mit dem bestimmt wird wie oft ich in Angst vor etwas weglaufen muss (und die Basiswillpower mit der ich so gut wie garantieren kann, dass ich mich beherrschen kann)
- Conscience/Gewissen: Der "Weicheifaktor", der bestimmt wie sehr ich mich gegen Menschlichkeitsverluste "wehren" kann, bzw. der bestimmt wie sehr ich mich gegen "ueble" Dinge aufregen muss.
- Self Control/Selbstbeherrschung: Der Wert der verhindert, dass ich ohne Ruecksicht auf Verluste Leute anfalle, nur um an Blut zu koemmen wenn ich durstig bin.
Zusammen geben Conscience&Self Control die Menschlichkeit/Humanity, die bestimmt, wie "nett" ich sein muss, wenn ich nicht mit dem SL Aerger kriegen will...
Gerade bei Vampire werden diese "Werte" vom Grossteil der Spieler einfach nur als "unnoetiges Uebel" gesehen (in anderen Systemen gibt es einen Will-Save oder aehnliches) um bestimmte Situationen "abzuschaetzen".
Aber mal ernsthaft...
In JEDEM System kann man aus den Werten eines Charakters eine "Persoenlichkeit" konstruieren (oder umgekehrt). Man muss sich nur mal die Muehe machen "hinter die Zahlen" zu schauen.
Aber wenn der SPIELER oder Spielleiter darauf keine Lust hat kann man es noch so sehr probieren, da bleibt es dann bei einem "Charakterklasse Blah, Stufe Blubb mit Sonderfaehigkeit XYZ"