John´s Children. Das ist eine 60er Proto-Glamrock-Band mit Psychedelic und Garagen-Einflüssen. Man darf bei der Musik keine akustischen Austern erwarten. Die Jungs standen mehrfach kurz vor der Trennung, weil immer jemand gemeckert hat, die anderen könnten ihre Instrumente nicht spielen. Und ja... Virtuosen waren es beileibe nicht. Dennoch wussten sie, wie man sich einen Namen macht. Es wird berichtet, während ihrer Shows wurden Schlägereien simuliert und Kunstblut verwendet. Sie waren Vorband von The Who und wurden wieder nach Hause geschickt, weil ihre Auftritte spektakulärer als die der Hauptband waren. Und dann haben sie auch noch ein Album herausgebracht, das den schönen Titel "Orgasm" trug. Das war eigentlich ein Studioalbum... irgendjemand ist dann aber auf die lustige Idee gekommen, der Musik das Zuschauerkreischen von dem Beatles-Album "...at the Hollywood Bowl" zu unterlegen. Plötzlich hörte es sich so an, als sei es ein Live-Album und "John´s Children" hätten vor einer Masse fanatischer Fans gespielt. Ich kann lachen, über solche Ideen.
Ich bin überhaupt nur über die Band gestolpert, weil ich Marc Bolan mal toll fand und er 1967 ein paar Monate Mitglied war. Ein Song, den er während dieser Zeit geschrieben hat, war "Desdemona". Er besteht aus einem Akkord... einem Powerchord auch noch. Nagut, für die zweite Strophe wird er einen Bund aufwärts verschoben, für die dritte nochmal dasselbe. Trotzdem: Simpler geht es nicht. Selbst die besoffensten Punks konnten das spielen.
Wie sieht´s mit dem Text aus? Wie sich´s für Drogenmusik gehört, gibt´s ´ne Menge mysteriöse Sprachbilder, die ein bisschen surrealistisch anmuten und keinen rechten Zusammenhang ergeben. Manche Verse klingen nach Adoleszenz und Abgrenzung von der älteren Generation, andere klingen nach der Faszination Bohéme, und dann geht´s natürlich um Lust auf Desdemona (aber einen weitergehenden Bezug zu Shakespeare kann ich nicht erkennen)... und das ist ganz zentral. Denn auch wenn nicht jeder weiß wer Toulouse Lautrec war und was dieses Paris-Gelaber soll... dass mitten in den Stop "lift up your skirt and fly" gesungen wird, das bekommt jeder mit. Mancher mag sich empört haben. Die BBC hat entschieden, den Song nicht zu spielen.
Schade eigentlich, denn ihnen allen entgeht der kleine Nachschlag, für den ich den Song doch irgendwie mag. Denn was heißt schon "fly"? Extatischer Sex? Das wäre naheliegend. Hört aber den letzten Refrain und den letzten Stop! Dort heißt es: "lift up your skirt and speak".
Toll, oder?
John´s Children: Desdemona