Buju Bantons neues Album. Das erste seit 10 Jahren, nach sieben Jahren Knast wegen Drogen in den USA, glaube ich. Die geneigte Musikpresse hechelt das Ding überall durch, die Reaktionen sind positiv, Buju Banton ist der neue Bob Marley. Puuh. Bisschen bescheidener ging´s nicht? Ich höre mal genauer hin.
Ein paar Tracks finde ich wirklich gut. Über die gesamte Laufzeit versucht Buju Banton aber besonders - wie das auch viele andere Reggaeleute im Moment machen - seine Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen. Einige Versuche überzeugen mich, andere nicht. Da gibt´s ein Gospelintro, eine swingende DooWop Nummer, ein bisschen Dub, ´ne Ballade, einen wirklich schlechten Rocksong, Dancehall natürlich, mal eine arabisch anmutende Bläserline, ärgerlich miserabel klingende künstliche Handclaps (sogar dasselbe doofe Sample für zwei unterschiedliche Tracks) und auch ein paar Songs mit stärkerem Rootseinfluss.
Was öfter vergessen wird: Auch wenn ein genrefremder Track funktioniert, ist er deshalb noch nicht gleich brillant. Buju Banton hat ein Album mit sehr unterschiedlichen Songs veröffentlicht, von denen die meisten gut sind - mehr aber auch nicht. Die Zusammenstellung mag abwechslungsreich sein, das macht die Songs an sich aber noch nicht zu Juwelen.
Bis vielleicht auf die neue Single "Blessed". Botschaft:
Weil wir uns schon so lang versuchen aus unseren elenden Hütten zu erheben und immer noch existieren, müssen wir wohl gesegnet sein und werden es irgendwann schaffen. Die Message ist Standard, die Musik aber nicht unbedingt. Das Ding gehört ins Dancehall-Genre, ist dafür aber ungewöhnlich abwechslungsreich und widersetzt sich tradierten Hörerwartungen. Ich finde den Track spannend.
Buju Banton: BlessedInsgesamt wünsche ich mir stärkere Neuerungen aus Jamaica, die konsequenter durchgezogen werden. Der Nachfolger Bob Marleys ist mir relativ egal. Wo ist der Erbe Lee Perrys?