Dann machen wir doch da weiter.
1990 schrieb die Band BodyCount den Song "Cop Killer". Der Text ist von Ice-T, der auch Mitglied der Band war. Ice-T sagte rückblickend, er sänge den Song in der ersten Person als Figur, die die Nase von Polizeibrutalität voll hat. Er selbst habe nie einen Polizisten getötet, auch wenn er das oft gern getan hätte. Wer glaube, er sei ein Polizistenmörder, glaube auch, dass David Bowie ein Astronaut ist. Ein paarmal wurde der Song live aufgeführt, u. a. 1991 auf dem Lollapalooza Festival.
1991 wurde der bereits vorbestrafte Rodney King bei einer Geschwindigkeitsübertretung mit dem Auto erwischt, fuhr trotz Aufforderung nicht an den Straßenrand, sondern lieferte sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei, wurde schließlich gestellt und von Polizisten des LAPD krankenhausreif geschlagen (ca. 55 Schläge mit den Polizeiknüppeln).
1992 veröffentlichten BodyCount "Cop Killer". Fast zeitgleich standen die Polizisten, die Rodney King geschlagen hatten, vor Gericht und wurden frei gesprochen. Es kam zu Unruhen in Los Angeles, bei denen 63 Personen starben, über 2000 verletzt wurden und ein Sachschaden von 1 Billion Dollar entstand. Auch der öffentliche Aufschrei gegenüber dem BodyCount Song war maximal, würde ich rückblickend sagen (Boykott Aufrufe gegenüber der gesamten (!) Produktpalette von Warner Bros´, George W. Bush verurteilte den Song öffentlich...).
Ice-T wollte im Zusammenhang mit dem Album kurz danach noch ein Solo-Rap-Album herausbringen. Warner Bros. zögerte eine Weile wegen des Covers und versuchte Ice-T zu einem "Black Album" zu überreden. Ice-T entschied daraufhin, sich von Warner Bros. zu trennen. Schließlich veröffentlichte Ice-T das Album mit dem Originalcover auf dem unabhängigen Label "Priority Records".
"Home Invasion" wurde 1993 erst nach den Rodney King Unruhen veröffentlicht und bekam gemischte Kritiken. In "Gotta Lotta Love" beschwört Ice-T den gesamten kriminellen Untergrund Los Angeles, die Bandenkriminalität und internen Feindseligkeiten aufzugeben. Deutlich wird vor allem der Wunsch, unnötiges Blutvergießen zu vermeiden und im Widerstand gegen Polizeibrutalität zusammenzustehen.
Das zum Klischee des "Gangsterrappers". Es darf differenziert werden!
Ice-T: Gotta Lotta Love"Black Lives Matter" war natürlich irgendwie ein Deja Vu Erlebnis... und doch sieht die Situation völlig anders aus. Die globale Solidaritätsbewegung gab es in dem Maß 1992 sicherlich noch nicht. Dafür konnten nach George Floyds Tod die schlimmsten Exzesse verhindert werden. "Gotta Lotta Love" rapt Ice-T 1993. Kein schlechter Slogan für "Black Lives Matter". Bemerkenswert finde ich auch:
I felt cool, we all chilled
Went to the park, and nobody got killed.