Robert Johnson, ein schwarzer Bluesmusiker, der 1936 und 1937 insgesamt 29 Bluesnummern eingespielt hat, 1939 mit 27 Jahren starb, dann in den 60ern wiederentdeckt wurde und posthum zum ersten schwarzen Superstar erkoren wurde. Etliche Blues- und Rockgitarristen schwören auf ihn und behaupten, von ihm beeinflusst zu sein.
Wenn ich seine Musik heute höre, kann ich mir das gut vorstellen. Denn das, was Johnson da so spielt, ist für meine Ohren der traditionelle Blues schlechthin (von mir aus auch der "Delta-Blues", benannt nach seinem Entstehungsort an der Mississippi-Mündung). Seine Fähigkeiten auf der Gitarre sind bemerkenswert. Johnson hat sie auf langen Wanderjahren durch die amerikanische Ödnis erlernt. Es wurde gemunkelt, dass er dem Teufel seine Seele verschrieben habe, um dafür sein Talent auf der Gitarre zu bekommen. Die Story hat er wohl selbst gern weitererzählt.
Es gibt ein Song von Johnson, auf den ich mich jedesmal freue, wenn seine "Complete Recordings" bei mir laufen, und das ist "They´re Red Hot". Ich glaube, es ist der einzige Song auf dieser CD, der kein Blues ist. Ich mag die interessanten, gutgelaunten Harmonien im flotten Tempo. Der Song klingt nach American Songbook und gehörte Ende der 30er Jahre garantiert zu den moderneren Titeln. Toll ist auch, wie Johnson beim Singen seine Stimme so verstellt, als würden sich mehrere Sänger abwechseln.
Und dann hat der Song auch noch ein kleines Geheimnis. Was - so darf gefragt werden - ist denn da eigentlich "red hot"? Der Text erzählt von einer Frau, die Tomaten verkauft. Ich habe eine Besprechung gelesen, in der der Schreiber behauptet, Johnson würde in dem Song die Atmosphäre der Straßen in den Südstaaten evozieren, in denen die Garküchen stehen und dem Passanten warme Gerichte anbieten. Puuh... ich weiß nicht.
Johnson singt auch: "She got two for a nickel, got four for a dime / Would sell you more, but they ain´t none of mine."
Warum "mine"? Ist Johnson der Chef von der Frau? Wer verkauft hier eigentlich was?
Und dann folgen auch noch ein paar Quatschverse. Unter anderem die hier: "You know the monkey know the baboon, playin´ in the grass / well the monkey stuck his finger in that good gulf gas".
Gulf Gas war eigentlich eine Benzin-Marke. Hier hört sich´s aber nach einer gerade noch so verhüllenden bildhaften Umschreibung sexueller Handlungen an, oder?
Und wenn man mal soweit ist, darf auch gefragt werden, was das für Tomaten sind, die die Dame da verkauft.
Und wenn man mal soweit ist, darf gefragt werden, ob Robert Johnson hier als Zuhälter auftritt.
Wie dem auch sei... Es ist ein schöner Song... vielleicht ein bisschen anrüchig.
Robert Johnson: They´re Red Hot(...und die Red Hot Chili Peppers mögen den Song auch... vielleicht heißen sie sogar ein wenig nach ihm?)