1.) Welche Arten von Charakterveränderungen jenseits von Werteverbesserungen ist in euren Gruppen schonmal aufgetreten (z.B. Persönlichkeitsänderung, soziales Umfeld aufgebaut, eigenes Haus gestaltet, Beziehungen, radikale Verhaltensänderungen)?
*anekdotenwarnung* Radikale Verhaltensänderungen sind bei uns zumindest immer die Folge traumatischer Entwicklungen gewesen.
Ein Magier wurde einmal dazu verleitet, unwissenderweise seinen eigenen Vater zu nieder-feuerball-en. Ein Ritter in der Fremde sah sich wiederum dazu genötigt, seine Königin zu verraten - alles sehr dichte Entwicklungen, aber das kann voll nach hinten losgehen, weil es nicht unbedingt motivationsfördernd für den jeweiligen Spieler ist.
Eigenes Haus hatte ich vor langer Zeit mal mit einem Magier in DSA, lustigerweise direkt in Havena, kurz danach wurde er zum Baron ernannt, und das vom Großinquisitor. Das waren Zeiten... ich hab mir damals sogar überlegt, welche Farbe die Vorhänge haben. Man muss dazu sagen, dass das 20 Jahre her ist. *räusper*
2.) Kennt ihr ein Spiel, dass Charakterveränderungen jenseits von Werteveränderungen in den Regeln unterstützt?
Regeln, die sich mit "soft skills" beschäftigen, haben für mich meistens einen bitteren Beigeschmack. Spieler, die ihre Charaktere gerne entwickeln, tun das auch ohne Regeln und wollen für gewöhnlich auch kein Regelkorsett, das ihnen vorschreibt, wann/wie/welche Veränderungen mit welchen Folgen von Statten gehen. Spieler, die das nicht so gerne tun, lassen sich davon meist auch nicht motivieren, sind deshalb aber auch keine schlechten Rollenspieler und sollten nicht bestraft werden. Ich kenne kein System, das Charakterentwicklung reguliert, ohne dem einen oder anderen Spielertypus dabei weh zu tun.
4.) Wie interessant ist diese Art der Charakterveränderung im Vergleich zum klassischen Spiel? Ist das eine Randerscheinung oder sollten auch die klassischen Systeme in dieser Hinsicht nachrüsten?
Beruht Rollenspiel nicht bis zu einem gewissen Grad auf vorhersehbaren Mustern? Auch im Buch oder Film erwarte ich mir, dass ein Protagonist konsistent agiert. Wenn er alle 3 Kapitel eine neue Handlungs-, Denk- oder Sprechweise an den Tag legt, wird er für mich als Identifikationsfigur schwierig, und ein bisschen finde ich ist es auch so im Spiel. Entwicklung ist was Feines, aber sie sollte sich ergeben und Sinn machen; einen speziellen Fokus draufzulegen und das mit Regeln zu regulieren ist wie an Gras zu zupfen und zu erwarten, dass es dadurch schneller wächst.
mein persönliches Fazit: Wenn ein System die Charakterveränderung zu einem integralen Bestandteil machen will, kann das sicher auch interessant sein, aber es ist für mich kein Element, das in jedem Rollenspiel vorhanden sein muss, damit es ein gutes Rollenspiel ist.