Da ich das mal irgendwo loswerden muss: Ich lese mich gerade durch "Barbarians of Lemuria" (deutsche Ausgabe von 2017) und muss sagen:
das ist ja sowas von mein Ding! Besonders beeindruckt bin ich von der konsequenten Umsetzung der (für mich eigentlich selbstverständlichen) Grundprämisse, dass sich Spieler und Spielleiter
vertrauen. Es gibt eben nicht für jeden Hasenschiss Regeln und festgelegte Modifikatoren. Stattdessen wird sehr viel Entscheidungsfreiheit in die Hände des Spielleiters gelegt. Beispielsweise gibt es gar keine echten Fertigkeitsregeln, sondern nur einen Werdegang der Figur, aufgrund dessen der SpL entscheidet, wie gut die Erfolgschancen des SC jetzt sind. Und es gibt auch keine Regeln für Ausrüstung, sondern nur ein "nimm einfach großzügig an, dass der SC mitführt, was er für den Job braucht". F*ck, yeah! Das reduziert den ganzen Buchhaltungs- und Regellernaufwand, den ich so hasse, auf ein Minimum. Und zugleich werden die SC in vielen Fällen dadurch sogar kompetenter als in Systemen, in denen man eben nur das kann, was auf dem Charakterbogen steht. Und das eben mit
wenigen Regeln.
Trotzdem ist das System nicht freeform oder Erzählspiel, sondern angenehm
crunchig. Es wird in kritischen Situationen durchaus gewürfelt (sogar mit leichter Gausskurve, freu!), und der Kampf ist durchaus knackig. Für mich fühlt sich das ganze an wie eine Rückkehr zu meinen Wurzeln aus den 80er Jahren, nur gut gemacht. Naja, und S&S als Genre mag ich ja sowieso. Und je länger ich mir anschaue, was die meisten Spieler meiner Tischrunde so machen, desto eher glaube ich, dass es das ist, was sie eigentlich wollen...
Ach, und noch was. Das Auge isst ja bekanntlich auch mit, und hier ist das meine hellauf begeistert. Das fängt mit dem klaren, übersichtlichen
Layout an. Wo ich mich bei immer mehr neuen Publikationen am optischen Erscheinungsbild massiv störe (Textboxwüste wie bei schlecht designten Webseiten, graue Schrift auf grünem Untergrund bei Schriftgröße 6pt, möglichst abgedrehte aber dafür unleserliche Überschriftsfonts...), steht hier Übersichtlichkeit und Lesbarkeit im Vordergrund. Und die
Bilder von Björn Lensig sind ohnehin ein einziger Genuss. Waren sie auch schon bei Malmsturm, aber da habe ich die 2. Auflage tatsächlich aufgrund der für mich völlig unleserlichen Optik wieder verkaufen müssen. Jetzt also Barbarians - ein erstes Abenteuer nimmt gerade in meinem Kopf Gestalt an!
Einziger Kritikpunkt ist bisher die
Spielwelt. Da steht was von "Lemuria ist ein riesiges Land", und dann kriegt man eine Karte, die locker in die die von Europa reinpassen würde? Und wir spielen ein Spiel namens "Barbarians..." und finden nicht nur ein Florett in der Ausrüstungsliste, sondern auch propellergetriebene "Himmelsboote", die aussehen wie Steampunk-U-Boote? Ob ich damit warm werde, wage ich noch zu bezweifeln. Stattdessen glaube ich vielmehr, dass ich mir aus Lemuria, Xoth (Spider God's Bride), den Dread Sea Dominions (Beasts and Barbarians), Myranor (1. Auflage) und der Alten Welt ein Best-Of basteln werde.
P.S.: Dies ist eine Kopie meines Beitrags unter
"Ein erster Eindruck".