Liegt es daran, dass dann keine verbindlichen Infos mehr für alle Gruppen da draußen gemacht werden können?
Ich würde sagen: Nein.
Sondern es liegt daran, daß man die eigenen Charaktere nicht mehr in den Informationen für alle "Gruppen da draußen und hier drinnen" wiederfindet. Und ich glaube, daß das schon einen enormen Reiz ausmachen kann - daß man einen Av. Boten lesen kann und stolpert in gewissem Sinne über sich selbst. Und im besten Falle noch in einer Weise, daß man sich denken kann, es gäbe jemand in einer fiktiven Welt, der einen jetzt irgendwie ein bisschen bewundert.
Das heißt, der wesentliche Punkt sind eigentlich gar nicht die "Gruppen da draußen", sondern wiederun (und sehr rollenspiel-angemessen) eine im Grunde fiktive Leserschaft - und die eigene, der Leser, der sich wiederfindet und für einen Moment sagt: "Ich bin in der Zeitung! Wow!"
Daß man da auf Schienen hingekommen ist - na ja, das ist halt so. Aber man steht vielleicht in einem Artikel neben denen, die offiziell als "groß und wichtig" skizziert wurden, Königen und Helden usw.
Es ist insofern philosophisch ein bisschen verzwickt, weil man das Gefühl bekommt, innerhalb der Fiktion der eigenen Gruppe "etwas Besonderes" gewesen zu sein oder getan zu haben, gerade weil man in der vorfindlichen Wirklichkeit
nichts Besonderes getan hat, sondern das von den Planern (Autoren) Erwartete, das Gefühl des "Ich-bin-besonders" aber vom Charakter (der es in der Gruppenfiktion sein konnte) auf den Spieler (der es nicht war) hinüberschwappt. Sozusagen eine spezielle Form der Unehrlichkeit mit sich selbst, um sich mal gut zu fühlen :-) .
Wie wäre das in Modulen? Ich denke, ganz egal, wie zustandekommt, wie es in einem modularen System weitergeht: Man würde diesen "Oh, ich bin in der Zeitung"-Effekt dort nicht hinbekommen können. Und zwar aus dem Grund, als dafür die Gruppen sehr eng nebeneinander her gespurt werden müssen. Es muß hinreichend viel festgelegt sein, was der Schreiber des Botenartikels an Details einbauen kann, damit der Bericht wie ein Zeitungsbericht klingt und nicht wie ein Reden im luftleeren Raum, bzw. mit zu vielen Details, die der eigenen Erinnerung zuwiderlaufen. (Wenn es nur wenige sind, greift "Na, was hat der Journalist sich denn da zusammmengereimt?", und man kann sich selbst immer noch wiederfinden.)
Das "Ich finde in einer allgemeinen, an wildfremde Leute gerichteten Publikation
mein eigenes Handeln wieder!" ist übrigens auch der Grund, weswegen es nicht der Autor ist, der die Geschichte geschrieben hat, und weswegen, ein Buch vorzulesen, nicht denselben Effekt haben könnte. Die jeweils eigene Erinnerung gibt ja her, wie sich die Dinge entwickelt haben, welche Ideen man selbst hatte und welche jemand anders aus der Runde, wie sich von Tag zu Tag etwas getan hat. D.h. man verknüft die eigene Erinnerung, die man hat, mit dem Botenartikel, der auf die eigene Erinnerung verweist (von der der Botenautor im Zweifelsfall nicht einmal weiß, aber er weiß eben, welche Erinnerungen im Rahmen des Vorgesehenen existieren müssten, und die spricht er an).
Diese Vermischung von zwei Ebenen mag wissenschaftlich höchst unsauber sein, aber sie existiert. Und ich muß auch aus eigener Erfahrung sagen: Selbst wenn man durchschaut hat, wie das läuft, wie man geradezu fremdgeleitet gebauchpinselt wird... Wenn man sich mal hängen läßt, den krtischen Teil des Verstandes darauf hinweist, daß man gerade seinen Spaß haben will und es um Philosophie grad nicht geht, dann ist das trotz allen Besserwissens ein recht angenehmes Gefühl. Daß die applaudierenden Bewunderer nur fiktiv sind... naja, ist ja auch nur ein Spiel.