Nachdem ich jetzt schon etliche Stunden mit dem Spiel verbracht habe, will ich dann (auch auf die Gaefahr hin, bereits gesagtes zu wiederholen) auch nochmal meine Meinung abgeben:
Alles in allem ist das Spiel mMn super und sein Geld auf jeden Fall wert. Seit Mass Effect hab ich mich selten so sehr drauf gefreut, weiterspielen zu können.
Dennoch gibt es diverse Punkte, die mir nicht so gut gefallen. Aber ich fang mal mit dem positiven an.
Die Charaktere sind alle cool. Weiss meistens nicht, wen ich mit in die Party nehmen soll, weil die eigentlich alle interessante Leute sind. Okay... bissl stereotyp teilweise, aber hey, das ist schließlich Fantasy.
Die Grafik sieht insgesamt ganz gut aus und läuft selbst auf meinem alten Rechner flüssig. Die Charaktermodelle sind super und kommen langsam fast an die Qualität von Mass Effect ran. Das Redesign der Rassen ist in meinen Augen sehr gelungen. Elfen sehen jetzt nicht mehr nur aus wie Menschen mit spitzen Ohren, sondern tatsächlich mal etwas anders (hoher Nasenrücken, längere Ohren, größere Augen). Die Qunari, die im ersten Teil noch mehr oder weniger lethargische große Kerle mit Cornrows waren, sind jetzt gehörnte Muskelberge und Flemeth, die Hexe aus der Wildnis kriegt nun ganz neuen Punch... Gefällt mir super.
Die Umgebungen sehen okay aus, aber bleiben insgesamt eher blass und etwas steril. Darüberhinaus fällt es etwas negativ auf, dass viele Dungeon-Bausteine (generische Höhlen usw) mehrfach verwendet wurden und man oft das Gefühl hat "Huch, hier war ich doch schonmal.", auch wenns ganz wo anders sein soll. Vermutlich haben die Jungs und Mädels bei Bioware einen ziemlich engen Terminplan und keine Zeit für mehr handgestaltetet Schauplätze gehabt. Schade.
Die Kämpfe sind im Vergleich zum Vorgänger deutlich flotter und spielen sich irgendwie actionreicher, ohne den taktischen Anspruch zu verlieren. Es ist enorm befriedigend, wenn man als Magier einen Feuerball in eine Gruppe Gegner feuert und diese dann blutig zerplatzen. Negativ fällt bei den Kämpfen auf, dass die Gegner irgendwie immer in Wellen kommen und plötzlich aus dem Nichts spawnen... Bei magischen Viechern ist das ja noch okay, aber wenn Banditen plötzlich irgendwo vom Himmel fallen ist das zum einen etwas seltsam und macht zum anderen den taktischen Anspruch etwas kaputt, denn es ist so einfach nicht möglich, einen Gang abzusichern oder so...
Die Fähigkeiten der Charaktere sind grundsätzlich cool. Sehen super aus und gegen normale Gegner hauen die ordentlich rein. Komischerweise haben die bei Bossgegnern allerdings nahezu gar keine Wirkung, so dass einem nichts anderes übrig bleibt, als alle seine Leute wie bekloppt im Standard-Angriff draufhauen zu lassen, der bei jedem Schlag einen gefühlten Milliardstelmillimeter vom Health-Balken abzieht... hmmm...
Die Geschichte ist anfangs ziemlich undurchschaubar. Alle reden immer vom Champion von Kirkwall und wie wichtig er/sie für die Ereignisse in der Welt war, aber was das für Ereignisse sind und in welche Richtung das alles geht, weiss man selbst nach rund 10 gespielten Stunden nicht. Es gibt jede Menge schön geschriebene Nebenquests, die einem teilweise echt schwierige Entscheidungen abringen.
Das Finale war ganz cool, aber ein bissl hopplahopp. Da gehts ziemlich ab, aber so richtig Einfluss hatte man dann irgendwie nicht. Etwa so, als würde man morgens auf den Bus warten und plötzlich springt ein Kumpel um die Ecke, die Haltestelle explodiert und er ruft "Jalla Jalla!!!"
Man steht dann irgendwie nur da, zuckt mit den Schultern und denkt sich "Huh? Was war jetzt das? Naja, hau ich mal alle tot..."
Das Ende war leider auch nicht so schön offen, wie ich es erwartet hatte, sondern die Designer haben sich mal wieder einem Kniff bedient, der alles irgendwie ein bissl neutralisiert.
Im zweiten Teil spielt man ja keinen frei gestaltbaren Helden mehr, sondern wie bei Mass Effect einen Helden namens "Hawke", der einen voreingestellten Hintergund hat. Find ich gut, denn so hat der Held Familie die einem emotional erstaunlich ans Herz wächst. Hatte mir eigentlich vorgenommen, zuerst einen bösen "Hawke" zu spielen, aber ich brings einfach nicht übers Herz, meine Schwester vor den Kopf zu stoßen...
Naja, vielleicht im zweiten Durchlauf...
Alles in allem ein sehr gutes Spiel, dem man an einigen Stellen aber deutlich die kurze Entwicklungszeit anmerkt. Hätten sie ein jahr länger gewartet, hätte Dragon Age 2 ein echter Klassiker werden können. So ist es ein sehr motivierender Zeitvertreib geworden, der einem das Warten auf Mass Effect 3 verkürzt.