Oh, über das Thema scheinen sich ja schon viele Leute Gedanken gemacht haben.
ich habe die Umfrage als Steigerung gesehen, wer also alles schonmal gemacht hat, kreuzt im Endeffekt "ein eigenes System an". Im Zweifelsfall kreuzt man das an, was man am MEISTEN spielt (logisch, oder?).
Und ab Wann jemand eine Hausregelsammlung als neues System sieht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich würde sagen, so lange der Kernmechanismus nicht ausgetauscht wird, handelt es sich auch nicht um ein anderes System (würde ich aber nur als Faustregel benutzen).
Die Unentschlossenen können ihre Stimme ja noch nachholen. Andere Optionen gibt die Umfrage ja nicht her, so daß man sich das erschliessen kann.
Ich glaube, daß ein Eigenprojekt nur Zukunft hat, wenn noch mindestens ein Mitspieler zusammen einsteigt. Natürlich kann auch bei einem eigenen System kein perfektes herauskommen, aber immerhin noch ein besser angepasstes, als ein Fertigsystem.
Ich persönlich finde gerade die Heartbreaker haben durch viele selbsternannte ProfiRPG Designer einen schlechten Ruf erhalten. Ich hab das nie verstanden und gerade die Heartbreaker von anderen Runden im Netz gerne gelesen. Die sind z.b. auffällig weniger geworden, die Kultur, daß RPG Runden ihre eigenen Lösungen finden scheint irgendwie untergegangen zu sein. Heute beschränkt sich das auf 1-Mann Projekte, die sich mit ihren irrsinnig Innovativen Ansätzen gegenseitig ausstechen.
Aber ein bisschen DSA oder Midgard mit anderem Twist, daß kann u.U. GENAU das sein, was man sucht. Ein schönes Beispiel war hier Arcane Codex, habe mich lange nach den Naserümpfenden Beatniks gerichtet, um es durch Empfehlung eines Freundes doch mal in der Runde auszuprobieren... und es war gut. Sehr gut sogar, absolut NICHTS Neues aber die Mischung war wesentlich geschmackvoller, als die Vorbilder.
Grundsätzlich halte ich es für eine gute Idee sich die Mechanismen und Ideen zusammen zusuchen, die einem gefallen. Ein bisschen was von GURPS, mal was von Savage Worlds oder sogar Midgard. Das drückt auch den Arbetisaufwand massiv. Es geht ja nicht (nur) darum etwas völlig neues zu machen, sondern, was zur eigenen Runde, oder sogar nur zu einer Kampagne passt.
Bei Fertigsystemen scheitert es manchmal schon an Details. Ich weiss z.b., daß mir die Multiplikationen für den Schaden beim Unisystem überhaupt nicht gefallen oder die Geringe Fertigkeits/Attributsspanne von 6. Mir wurde auch schon oft Trauma empfohlen, aber mir gefallen keine W100 Würfe, kann man nix machen. Das kann etwas ganz banales sein, Ich mag z.b. einen Würfelmechanismus auf W12 basierend, na kennt jemand einen?
Wir spielen schon sehr häufig by the book, bevor wir anfangen zumzuhausregeln und selbst Mitspieler, denen Regeln nach eigener Aussage nicht so wichtig ist, fangen früher oder später an zu kristisieren. Wenn eine Mechanik eine Situation nicht ausreichend gut darstellt, kann man da eben nicht so ohne Weiteres darüber hinwegsehen, selbst ignorieren ist ja im Grunde keine Lösung (denn dann weiss man nimmer noch nicht, wie man die Situation umsetzt). Ich spiele eigentlich kein System ohne Hausregeln, aber häufig zeigt sich, daß die Systeme viel größere Probleme haben (sprich, man braucht so viele Hausregeln, daß man auch gleich ein eigenes Schreiben kann).
Mein "Problem" ist, daß ich sehr leicht zu begeistern bin (ich sehe das allerdings weniger als Problem und vermisse das entsprechend bei anderen Rollenspielern), so bin ich schon in mehrere Systeme durch Empfehlungen und Reviews voll eingestiegen, um dann mit der RPG Erfahrung festzustellen, was da teilweise für ein Rotz produziert wurde. Da fühle ich mich von Fans im Nachhinein auch einfach mal gehörig verarscht, die dann auf ihren Empfehlungen mit hahnebüchenen Argumenten beharren oder "ihr" System selber nicht gut kennen. Und am Ende läuft es immer auf das "Geschmacksargument" hinaus. Eben, so wie in "jeder Geschmack ist persönlich".
Ich bin es jedenfalls Leid und will den Kreislauf endlich beenden. Ich bin mit vielen Fertigsystemen by the book voll zufrieden (z.b. Savage Worlds für kurzkampagnen), aber für klassische Low-Power mit schön langsamer Progression sehe ich z.b. nirgendwo eine brauchbare Alternative für mich.
Aber ich finde gerade für klassische Systeme (Attribut+Fertigkeit yadda yadda) sind die Rollenspieler schon so konditioniert, daß sich auch ader Aufwand im Rahmen hält.
Ich find schon, daß, wenn man sich auch mit anderen Rollenspielen gut auskennt, man sehr nahe an die rundenbezogene Perfektion kommt. Periodische Wechsel sehe ich nicht als Argument, denn wo steht geschrieben, daß man nicht mehrere Eigensysteme schreiben kann. Warum nicht für jede Kampagne das passende System? Es ist wohl nicht klar, daß es hier nicht zwingend um Universalsysteme geht.
Wessen Runde ihre persönliche Perfektion in einem Fertigsystem gefunden haben, kann ich nur beglückwünschen. Ich würde sagen 6er im Lotto.