@Naga: Das ist eine interessante Analyse, die ich im Hinterkopf behalten werde. Dazu gehört übrigens auch der DSA-typische Einfluss des Geburtsmonats auf die Werte. Ich sehe das allerdings nicht als unbedingt notwendig für das Spielgefühl an: Eine enge Verzahnung des Charakters mit dem Setting geschieht ja vor allem durch die Hintergrundgeschichte, die Erlebnisse und Abenteuer, also in Bereichen, die den Charakter neben den Regeln definieren - und dies erlaubt eine viel stärkere Bindung des Charakters an das Setting als der regeltechnische Hintergrund. Insofern ist diese Verzahnung, wenn auch nicht derart mit den Regeln verquickt, durchaus vorhanden.
@The Man who laughs: "Phantastischer Realismus" habe ich nie als Konstrukt verstanden, mit dem Aventurien als Grim'n'gritty-Setting definiert werden soll, sondern eher als eine Erklärung von Phantastischem durch Pseudo-Kausalitäten wie Mindergeister und ähnliches. So wird beispielsweise mit einem Petzauge auf die "gesunde Luft" Aventuriens hingewiesen, die eine schnellere Heilung als in der Realität ermöglicht. Daher bin ich auch nicht der Meinung, dass detailliert-"realistische" und gefährlichere Systeme unbedingt besser zu Aventurien passen.
@Merlin Emrys: Ich habe D20 nie in einem offiziellen Setting gespielt, zumindest nicht als SL, daher kann ich auch nur wenig darüber sagen. Ich halte es aber mit Boba und Svart: Aventurien ist ein Setting, dass an vielen Stellen aus der Liebe zum Detail lebt. Daher werden beispielsweise die Obstsorten von Aranien detailliert vorgestellt. Aber hier ist keine Verknüpfung mit den Regeln angedacht - eine Profession "Aranischer Obstbauer" gibt es meines Wissens nicht. Dieses Detail existiert aus reiner Weltenbaubegeisterung, die erstmal losgelöst von den Regeln existiert. Andererseits sind diese Details in D20-Kampagnen implizit vorhanden, weil die ganze Settingbeschreibung meist eine vortechnische-agrarische Welt impliziert, in der es ganz natürlich Obstbäume gibt. Daher würde ich derartige Elemente in der Settingbeschreibung nicht als Schnittstelle zu den Regeln sehen sehen. Eher würde ich das Setting Aventurien, ganz ohne werten zu wollen, als nicht fokussiertes Setting betrachten.
Was die Bereiche außerhalb des Kampfes anbelangt: Sowohl DSA 4.1 als auch D20 sind "traditionelle" Systeme, die einen Fokus auf Kampf durch ein eigenes Subsystem haben, neben dem aber immer auch andere Aktivitäten möglich sind, mit einem weitaus weniger granulierten Subsystem. Natürlich steht der Kampf bei D20 etwas deutlicher im Fokus als bei DSA, aber das ändert nicht das Setting Aventurien selbst. Ja, das ändert noch nicht einmal den Spielstil einer Gruppe über den Unterschied hinaus, den eine DSA-4.1-Gauklertruppe im Vergleich zu einer DSA-4.1-Söldnertruppe erlebt.
Außerdem: Bitte nicht D20 mit D&D 3.5 Epic identifizieren. In den hohen Stufen finden viele D&D 3.5 broken, als angenehmste Stufen werden in der Regel 6 bis 12 erlebt, also noch deutlich vor Halbgott-Niveau. Und D20 umfasst eben auch Systeme wie Conan, die auf demselben Regelkern ein System aufbauen, das sich vom Spielgefühl her deutlich von vanilla D&D unterscheidet.
Ansonsten finde ich, dass die Aussagen von Dimmel und Ein alles prägnanter und konziser ausdrücken, als ich es könnte.
Es grüßt
Grimnir