Vieles davon scheint ja eher Teil der Persönlichkeitsentwicklung zu sein.
Wer kann da was zu genetischer Disposition sagen? Oder zu der Temperamentenlehre? Oder was gibts sonst noch an halbwegs erklärbaren und psychologischen Modellen? Es muss ja nichts perfektes sein - Lügen für Erstesemester sind sicher schon besser als der Normalfall.
Selbstdisziplin und Willenskraft sind psychologische Fertigkeiten, die man sich durch Training erwerben muss.
Mut ist eigentlich kein Attribut. Ein Verhalten wird als mutig bewertet, wenn es bestimmte Kriterien erfüllt. Verschiedene Ursachen können dazu führen, dass man "mutiges" Verhalten an den Tag legt. Zwei Beispiele: 1) Eine hohe Unternehmungslust. Ein sehr weit verbreitetes Bedürfnis im Tierreich, welches zum Erschließen des Lebensraums anstachelt. Äußerst elementares Ding. 2) Pflichtgefühl und Verantwortung. Also im Grunde Willenskraft als Quelle des mutigen Verhaltens. Ich zwinge mich zum Sprung über den Abgrund, weil davon das Überleben der Gruppe abhängt.
Das
Zürcher Modell von Bischof ist sehr geil. Daraus kann man Attribute ableiten, z. B. folgende drei: Autonomie, Unternehmungslust, Abhängigkeit (letzteres braucht eine positive Bezeichnung). Ihre Wirkungen:
Autonomie: Ich will, dass die Dinge so laufen, wie ich es mir vornehme. Ich setze die Maßstäbe - oder habe zumindest das Gefühl, es zu tun. Von diesem Bedürfnis speisen sich viele Motive und Fertigkeiten, die mit der Durchsetzung eigener Ziele und gegen den Widerstand anderer zusammenhängen.
Unternehmungslust: Bedürfnis nach Fremdheit, Ungewissheit. Das ist die sprichwörtliche Abenteuerlust. Was anderen schon Furch einflößt, weckt bei mir noch Neugierde und Interesse.
Abhängigkeit: Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit. Ich brauche vertraute Personen in meiner Umgebung. Soziale Kompetenzen werden von diesem Bedürfnis unterstützt.
Auf den ersten Blick sieht es vielleicht so aus, als ob Autonomie nur gut und Abhängigkeit nur schlecht wäre. Das ist nicht der Fall. Zu viel Autonomie kann beispielsweise zu antisozialem Verhalten führen. Noch spannender wird es, wenn man diese Bedürfnisse nicht als starren Wert modelliert, sondern als Sollwert, den ein Charakter immer anstreben muss, um im seelischen Gleichgewicht zu bleiben. Wer sich beispielsweise ein hohes Autonomiebedürfnis auswählt, hat zwar viel Power für entsprechende Fertigkeiten, muss aber auch permanent nach oben streben. Wer sich wenig Abhängigkeit nimmt, ist zwar unabhängig von anderen, leidet aber an Überdruß und Nervosität, wenn er doch mal länger in Gesellschaft anderer verbringen muss.
Die Temperamentlehre bietet auch interessante Ansätze für eine regeltechnische Modellierung. Bei Temperamenten unterscheidet man zwischen sensorischer und motorischer Erregung.
Sensorische Erregung aktiviert die Wahrnehmung von Einzelheiten. Ist sie hoch ausgeprägt, bist du sensibel, ist sie niedrig, übersiehst du viele Auffälligkeiten.
Motorische Erregung aktiviert das Handeln. Ist sie hoch ausgeprägt, hast du hohen Tatendrang, möchtest schnell loslegen, ohne lange zu überlegen. Ist sie niedrig, dann bist du träge.
Beide Erregungsformen sind sehr unspezifisch, man kann sie als Grundlage oder Bonus für Fertigkeiten oder Eigenschaften verwenden. Im realen Leben haben sie nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile (mehr ist nicht immer besser), das ließe sich auf Wunsch auch modellieren.
Eine weitere interessante Möglichkeit sind unbewusste Grundmotive. Die ließen sich ebenfalls als Attribute modellieren. Da gibt es beispielsweise Kontakt, Leistung und Macht als Motive. (Parallelen zum Zürcher Modell sind nicht zufällig.) Motive sind wie innere Kraftquellen mit besonderer Sensibilität für bestimmte Situationsmerkmale.
Das Kontaktmotiv wird aktiv, wenn wir mit anderen Menschen in Kontakt treten (Beziehungen, Vertrauen, Spaß mit anderen, Anschluss an eine Gruppe).
Das Leistungsmotiv wird aktiv, wenn wir etwas Schwieriges versuchen, das gelingen oder misslingen kann. Es geht darum, die Sache gut zu machen.
Das Machtmotiv wird aktiv, wenn wir Einfluss auf andere nehmen. Sei es in Form eines Konflikts, in Form von Hilfestellung, Erziehung, Anleitung usw.
Die Motive können sehr hübsch als Grundlagen für Fertigkeiten modelliert werden. Jemand mit schwachem Machtmotiv wird kaum eine gute Führungspersönlichkeit abgeben. Er wird andere nicht begeistern und mitreißen können. Er wird bei Konflikten schneller den Rückzug antreten, als jemand mit hohem Machtmotiv. Wer kein Leistungsmotiv hat, will sich auch nicht sonderlich in seinen Fertigkeiten verbessern. Ziele werden eher fallen gelassen und ihre Umsetzung eher vernachlässigt. Will man die Kontakte zu seinen Freunden pflegen, braucht man das Kontaktmotiv. Sonst fehlt einfach die dauerhafte Motivation und auch die Fähigkeit, sich damit zu befassen.
Hast du mit deinen Fragen in etwa diese Richtung gezielt?