Autor Thema: Gewalt im Rollenspiel  (Gelesen 24140 mal)

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Offline Jestocost

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #50 am: 30.07.2003 | 15:41 »
@Bargosh

Kann sein, muss aber nicht. Das es ein Spiel ist und auch bleiben soll - klar. Dass es aber auch vergängliches kunstvolles Erleben und Tagträumen sein kann und manche Spielabende mit ihrer Atmosphäre sich mit einem mitßreißenden und gemeinsam erlebten Theaterstück oder Kinofilm messen können, sollte man dieses "profane" Hobby in seinen Möglichkeiten nicht unterschätzen.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #51 am: 30.07.2003 | 15:42 »
@Blut und glas:

Ich persönlich kann - bitte Entschuldige - einer Vergewaltigung keinen besonderen Reiz abringen. Tut mir leid. Ich finde Vergewaltigungen krank und Verabscheuungswürdig, Entwürdigend und Sinnleer.

Du kannst Vergewaltigungen meinetwegen ganz toll finden, reizvoll und was auch immer. Das ist absolut Deine Sache, Bitteschön!

Wir finden in diesem Punkt keinen Konsens.

@Alrik: Rollenspiel so wie ich es sehe ist ein Spiel. Kein Erfahrungsaustausch, keine soziale Selbsthilfegruppe und auch keine psychologische Transfermaschinerie. Es ist ein Spiel. Ich glaube kaum daß viele Menschen Lust haben, solch eine Erfahrung in einem Rollenspielumfeld zu diskutieren.

Davon abgesehen ist Mißhandlung per se für mich schon ein Stilmittel, das man im Rollenspiel einbringen kann - aber eben nur in Form von seelischer Gewalt hinsichtlich Liebesentzug, Diskriminierung und Rückstufung - oder in körperlicher Gewalt hinsichtlich Schlägen und Verletzungen.

DEFINITIV aber nicht in Form einer Vergewaltigung! Diese Grenze ist bei mir persönlich Ehern.

Offline Meister Analion

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #52 am: 30.07.2003 | 16:39 »
Oftmals beinhalten richtig gute Filme (Beispiel: "Die Jury", "Murder in the First") das Thema Vergewaltigung.

Wenn in einem Film eine Vergewaltigung vorkommt, sind die Folgen davon meist das zentrale Thema des Filmes. Wenn dann die Vergewaltigte den Vergewaltiger umbringt, sind die Zuschauer auf ihrer Seite.
Daran kann man auch erkennen, das dem in unserer Gesellschaft eben mehr beachtung geschenkt wird als "Mord" (umnieten von Bösewichtern), weil es eben als schlimmer empfunden wird. Wenn dann im Film die Vergewaltigte den Vergewaltiger umbringt, sind die Zuschauer auf ihrer Seite.
« Letzte Änderung: 30.07.2003 | 16:42 von Meister Analion »
PS: alle Aussagen sind nur meine persönliche Meinung. Ihr habt meine ausdrückliche Erlaubnis, eine andere Meinung zu vertreten.

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Offline Alrik

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #53 am: 30.07.2003 | 16:51 »

Wenn in einem Film eine Vergewaltigung vorkommt, sind die Folgen davon meist das zentrale Thema des Filmes. Wenn dann die Vergewaltigte den Vergewaltiger umbringt, sind die Zuschauer auf ihrer Seite.

Ist es nicht genauso mit unseren Helden?

@Leo:

Gut, vielleicht kam meine Aussage etwas zu überspitzt und übertrieben. Aber ich finde, dass RSP eben nicht nur ein Spiel ist. Ich treffe mich gerne mit meinen Mitspieler, auch um mich zu unterhalten. Dazu gehören auch politische und gesellschaftlich aktuelle Themen. Zwar liegt der Hauptaspekt auf dem Spiel, aber man sollte beim ganzen Spielen nicht die Realität vernachlässigen, sonst endet man nacher noch als verrückter Psychopath mit Matrix Syndrom!! *ganz doll übertreib*


Nun ja, letzten Endes sollte jeder selber entscheiden, wie er mit diesem Thema umgehen will (wurd auch schon des öfteren gesagt)!
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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #54 am: 30.07.2003 | 16:53 »
@Jestocost

Stimmt schon. Ich meine ja auch nicht, dass Rollenspiel schlecht ist - bin ja selber begeisterter Spieler. Nur soll man das SPIEL eben nicht überschätzen und ihm katharsische Funktion zusprechen.

Offline Dash Bannon

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #55 am: 30.07.2003 | 16:54 »
ohne jetzt alles gelesen zu haben....
das mit der Gewalt ist so eine Sache, ich denke man muss da eine Mittelweg finde, zwischen den beiden Extremen (oder das was ich als Extreme ansehe), nämlich die Gewalt als Selbstzweck oder die unnötige Gewalt oder auch Lust an der Gewalt und der Verharmlosung oder Ausklammerung der Gewalt.
Klar fliesst in einem Kampf Blut, dass sollte immer klar sein. Aber eine Folter-/Vergwaltigungs-/Missbrauchsszene muss das wirklich sein?
Ich finde da wandelt man immer auf einem recht schmalem Grat und es sollte nicht in eine Richtung abdriften, die als 'Gewaltverherrlichend' verstanden werden kann.
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline blut_und_glas

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #56 am: 31.07.2003 | 13:34 »
Wir finden in diesem Punkt keinen Konsens.

Das müssen wir ja auch gar nicht.

Ich kann mit dem Wissen, dass viele Rollenspieler in diesem Punkt nicht meiner Meinung sind, sehr gut leben. Schade finde ich nur, dass aus der Bemerkung, man würde auch dieses Stilmittel einsetzen, gleich ein Strick (Zitat: "Du kannst Vergewaltigungen meinetwegen ganz toll finden") gedreht wird.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #57 am: 31.07.2003 | 14:46 »
Blut und Glas:

Du sagst daß Du Vergewaltigungen als Stilmittel einsetzt und sie gut findest.

Sieh es wie Du magst, meinetwegen auch als Strick. Es ist eben eine Tatsache daß Du etwas gut findest was andere nicht gut finden - und das ist keine Beleidigung sondern eine nüchterne Feststellung.

Zieh Dir den Schuh an, der Dir paßt.

Offline Joerg.D

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #58 am: 31.07.2003 | 14:54 »
Die unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema sind eine Reflektion Ihrer Schreiber/in.
Blut und Glas hat halt eine andere Ansicht, die ich nur unterstützen kann. Wenn in seiner Gruppe ein Konsens über solche Handlungen herrscht ist es OK.
Wenn aber ein solches Handeln nicht erwünscht ist, muss eben ein entsprechender Hintergrund gewählt werden.
Es ist nach meiner Meinung nicht sinnvoll, seine Gruppe foltern und Gegner ermorden zu lassen, aber andererseits das Thema Vergewaltigung außen vor zu lassen. Das hängt damit zusammen, das alle drei Sachen abgrundtief BÖSE sind. Und damit, das eine Vergewaltigung oder sexueller Missbrauch oft auch integrale Bestandteile der Folter sind. Die Rechtfertigung, dass Gegner in Notwehr getötet werden, stimmt auch nur teilweise. Oft könnten die Gruppen die Gegner versorgen und den nicht sofort eintretenden so Tot verhindern. Es ist auch so, dass Orks oder andere Wesen als Kanonenfutter herhalten müssen. Trotzdem sind sie Humanoide und besítzen Intelligenz. So stellt sich die Frage:
Darf man einfach töten?
Es ist nur ein Spiel und die allgemeine Abstumpfung der Massen gegenüber dem Töten kommt aus diversen  Filmen und ähnlichen. Dies überträgt sich natürlich auch auf unsere Sichtweise des Rollenspiels.
Es bedeutet also, dass wir im Rollenspiel nicht nach ethischen Gesichtspunkten handeln und es aus Gründen des Spielspaßes auch oft nicht wollen.
Also sollten sich die Leute dann weniger um das Thema Vergewaltigung als eher um die Gewalt im Allgemeinen streiten.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Offline blut_und_glas

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #59 am: 31.07.2003 | 14:59 »
Sieh es wie Du magst, meinetwegen auch als Strick. Es ist eben eine Tatsache daß Du etwas gut findest was andere nicht gut finden - und das ist keine Beleidigung sondern eine nüchterne Feststellung.

Es ging mir eher um die Formulierung an der ich mich gestossen habe. Zwischen "Vergewaltigung als Stilmittel einsetzen" und "Vergewaltigung toll finden" sehe ich nämlich einen gewissen Unterschied.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #60 am: 1.08.2003 | 10:38 »
Mal davon abgesehen, blut und glas, daß Deine Signatur ihre eigene Geschichte spricht, so erging folgender Diskussionsteil:

Wieso "muss" es denn "im RPG eine Ethik und Moral geben"? Und warum müssen sie sich in Form von Tabuisierungen äussern? Warum sollte es nicht zulässig sein Moral bei einer Freizeitbeschäftigung, sei es nun Filmkonsum, Computer- oder Rollenspiel oder das Erzählen geschmackloser Witze, aussen vor zu lassen? Kann man eine moralische Botschaft nicht auch (gerade?) durch die Thematisierung eines "unmoralischen"/"bösen" Sachverhaltes transportieren, egal ob in der Diskussion oder im Spiel?

Wenn ich mit dieser Aussage im Hinterkopf nun folgendes lese:

Es sei denn daß sie den Punkt "Vergewaltigung" explizit in ihrem Maßnahmenkatalog zur Gewaltdarstellung vorfinden wollen... nur müssen sie sich dann die Frage gefallen lassen, was ihnen genau an dem Punkt so gefällt. Die ganz spezifischen Verletzungen welche ein Mensch davonträgt, dem so etwas geschehen ist? Sind es die geistigen Schäden welche die Opfer davontragen? Sind es die durchwachten Nächte, die folgen...? Die Angst, der Selbstzweifel, die ständig bohrende Fragen nach der Schuld... "Bin ich selbst Schuld? Habe ich mich falsch verhalten? Habe ich den anderen Menschen dazu getrieben... habe ich ihn eingeladen?" Und die grausame, selbstzerstörerische Schlußfolgerung: "Bin ich durch mein Aufreizen der Täter, und der andere Mensch nur das Opfer meiner Reize?" Oder ist es einfach nur das "animalische" und "triebhafte", was den Reiz des Ausspielens solch eines Gewaltaktes ausmacht?

Auf die Gefahr hin jetzt viele "Unsympathie-Punkte" einzuheimsen: Auf all die Fragen die ich mir "gefallen lassen muss" ein klares ja. Ja, genau deshalb benutze ich auch Vergewaltigungen als Stilmittel.

Nun... ich kann mich leider nicht des Eindruckes erwehren, daß Du Gefallen an solchen Dingen findest. Wenn dem so ist - wieso hast Du so große Probleme, das auch offen zu sagen?

Wie auch immer.

Offline blut_und_glas

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #61 am: 1.08.2003 | 12:15 »
Mal davon abgesehen, blut und glas, daß Deine Signatur ihre eigene Geschichte spricht,

...indem sie beispielsweise Auskunft über meinen Rollenspielkonsum gibt... ;)

Zitat
Nun... ich kann mich leider nicht des Eindruckes erwehren, daß Du Gefallen an solchen Dingen findest.

Gefallen? Vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Finde ich "Gefallen" am Vietnamkrieg, weil ich Apocalypse Now für einen guten Film halte? Oder "Gefallen" an den Greuel des dritten Reiches, weil ich Das Leben ist schön schätze?
Womit du allerdings recht hättest, würdest du es sagen, ist, dass ich Elemente wie Vergewaltigung gerne (in dem gleichen Sinne "gerne" wie ich mir auch beispielsweise gerne die genannten Filme ansehe) in mein Rollenspiel einbinde, oft Horror-Rollenspiel betreibe und meist einem Spielstil folge, der an anderer Stelle in diesem Forum als "Hardcore" tituliert wurde.

Zitat
Wenn dem so ist - wieso hast Du so große Probleme, das auch offen zu sagen?

Ein Problem habe ich hier hauptsächlich damit, wenn durch Aussagen wie "Du kannst Vergewaltigungen meinetwegen ganz toll finden" (wahrscheinlich ungewollt) impliziert wird ich würde solche Verbrechen in der Realität gut heissen. Mir fehlt bei solchen Aussprüchen einfach ein wenig die Differenzierung zwischen Spiel und Realität.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #62 am: 1.08.2003 | 13:36 »
Deine Signatur ist aber nicht "Ich betreibe viel Rollenspiel." und da steht auch nicht "Rollenspiel ist mein Leben" und auch nicht "Mein Rollenspielkonsum ist sehr hoch."

Da steht etwas ganz anderes. Signaturen sind in meinen Augen immer repräsentativ für etwas, das mich charakterisiert. Selbstverständlich darf man das nicht wörtlich nehmen... Aber sogar ohne Deine Signatur wörtlich zu nehmen, sagt sie nicht aus daß Du viel Rollenspiel betreibst, sondern etwas ganz anders. In meinen Augen heißt das: "Ich mag Gewalt, je schlimmer desto besser."

Nein, das ist mir eigentlich auch Wurst. Es trägt nur zum Gesamteindruck bei.

Was mich aber wirklich irgendwo stört - und was eben absolut meine Sache ist, wenn es mich stört - ist, daß Dir offensichtlich diese emotionale Barriere fehlt...

L.
« Letzte Änderung: 1.08.2003 | 13:40 von Leo »

Offline blut_und_glas

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #63 am: 2.08.2003 | 15:34 »
Da steht etwas ganz anderes.

...und zwar ein Zitat aus einem Regelwerk. ;)

Zitat
Was mich aber wirklich irgendwo stört - und was eben absolut meine Sache ist, wenn es mich stört - ist, daß Dir offensichtlich diese emotionale Barriere fehlt...

Dem einen fehlen scheinbar emotionale Barrieren, dem anderen Barrieren zwischen Spiel und Realität. - Solche Ferndiagnosen sind doch immer wieder etwas feines.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #64 am: 4.08.2003 | 08:48 »
Ich diagnostiziere nicht, BUG. Ich bilde mir eine Meinung auf sujektiven Eindrücken fußend. Genau das ist was ich darzustellen versuche. Hier geht es nicht um "Diagnose" und "Bewertung", sondern um Meinungen.

Eine Differenzierung zwischen Spiel und Realität ist sicherlich notwendig. Aber bei emotionalen Dingen wie Vergewaltigungen gibt es in mir nicht weniger widerstand, bloß weil es ein Spiel betrifft. Ich lehne Vergewaltigungen ab. Auch im Spiel. Das hat nichts mit der Fähigkeit zu tun, ein Spiel von der Realität zu trennen.

Du kannst so lange Vergewaltigungen ausspielen wie Du Lust und Laune hast. Mir fehlt für sowas einfach die "Kaltschnäuzigkeit". Davon abgesehen empfinde ich - im Gegensatz zu Dir, wie Du recht deutlich darstelltest - keinen Reiz an einer Vergewaltigung.

Oh, ein Gruß, stimmt ja... ;)

"Mit vorzüglichster Hochachtung


L."

Offline Meister Analion

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #65 am: 4.08.2003 | 15:46 »
Ich denke mal, eine Vergewaltigung beeinflußt die meisten Leute so, das es schwer wird, zwischen Charakter und eigener Persönlichkeit zu trennen. Egal was für ein selbstsüchtiges und kaltherziges Arschloch mein Charakter auch sein mag, einen Vergewaltiger wird er ohne Rücksicht auf Verluste umnieten.

Und egal wie gutherzig und pazifistisch mein Charakter ist, und egal wie der Welt-Hintergrund ist: Orks werden nicht verschont ;D
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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #66 am: 4.08.2003 | 21:44 »
Ich stimme BuG eigentlich zu. Es gibt eine Grenze zwischen Rollenspiel und Realität.

Ich denke, dass hier alle gegen Vergewaltigung in der Realität sind. Es handelt sich dabei um ein abscheuliches Verbrechen. Punkt.

... abscheuliche Verbrechen gibt es auch in Spielwelten.
Und Vergewaltigung kann auch im Rollenspiel zum Thema werden. Als Stilmittel würde ich es nicht bezeichnen... was zum Teufel ist daran ein Stilmittel?

Eine totale Ablehnung dieses Themas zeigt mir nur, daß man sich nicht wirklich mit dem Thema befassen will. Es wird gesellschaftlich tabuisiert, es kann nur abscheulich sein und jeder, der daran nur kratzt, wird geächtet.... weiter: Der Täter ist immer total BÖSE, seine Motivation schlecht. Wer daran zweifelt wird ebenfalls schief angeschaut.

Im Rollenspiel: Nehmen wir Vampire: The Masquerade, genauer den Sabbat. JA, man kann Mitglieder dieser perversen Sekte spielen. Und ich denke, hier ist Vergewaltigung nur eine Gewalttat unter vielen, derer sich diese Jungs schuldig bekennen müssen. Den die sind echt krank. Als Spieler eines solchen Charakters wird man ihn ähnliches begehen lassen. Es gehört zum Setting. Wenn's dir nicht passt, dann lass' es sein! Ende.
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Offline Sara Pink [DA]

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #67 am: 5.08.2003 | 01:42 »
Ich habe jetzt nicht alles verfolgt, aber dazu mal meine Meinung:

Je nach Gruppe und je nach Absprache mit der Gruppe kann man alles, was man will, soweit ausspielen, wie es toleriert wird.

In meiner jetzigen gruppe liegt die Toleranzgrenze sehr, sehr hoch. Das stört mich auch nicht. Wenn ein Char von mir vergewaltigt wird, dann nehme ich das nicht persönlich. Allerdings weiss das mein SL, weil wir dadrüber gesprochen haben und wenn es zu krass wird im Laufe des Spiels, nimmt er mich mit vor die Tür und fragt, ob das Ding so ok ist, bzw. wie weit er das ausspielen darf. Herr je, der Gute findet auch manchmal seinen Spaß daran, zu beschreiben, wie ein Bauer ein Schaf poppt. Wenns ihm Spaß macht und uns nicht stört - bitte, soll er doch!
In einer anderen Gruppe würde ich das allerdings nicht so schnell mit mir machen lassen. Das Vertrauen ist nicht so hoch, ich kenne den Stil des SLs noch nicht genau und der SL kennt mich und meine Schwachstellen nicht. Da muss die Beziehung zu der Gruppe noch etwas wachsen.
Man kann da also wenig pauschalisieren und nur hoffen, eine Gruppe zu finden, die die selben Ansichten hat!

Ausserdem:
In einer Runde habe ich mich mal "geopfert" und mit einem Mann geschlafen, den ich a. gehasst habe wie die Pest und der b. dazu noch sehr unattraktiv war. Aber ich habe es getan um an gewisse Informationen ranzukommen. Ich habe mich selbst irgendwo verkauft. Das war auch eine Art Vergewaltigung und in meinen Augen ist diese Form genauso schlimm, wenn nicht sogar schlimmer.
Auch geht es hier immer nur um Vergewaltigungen, das irritiert mich etwas. Was ist mit Sodomie, Nekrophilie (oder wie man das schreibt), Kindesmissbrauch oder ein stupider  Raubüberfall.
Ich denke, wenn man überfallen wird, kann man genau so einen seelischen Schaden davon tragen, wie bei einer Vergewaltigung. Sicher, er wirkt sich anders aus, aber schmerzende Wunde bleibt schmerzende Wunde.

Ich persönlich ziehe deswegen nur noch wenig Grenzen im Rollenspiel um ehrlich zu sein, allerdings habe ich damit auch keine Probleme, respektiere es aber, wenn andere sie haben.

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #68 am: 5.08.2003 | 09:19 »
Dann stelle ich mal die Matrix-Frage:
"Was ist denn die Realität? Wie definiert man das?"
Emotional tauche ich ins Rollenspiel ein. Ich werde sozusagen zu dem character, den ich spiele. Und wenn ich NSCs spiele, nehme ich kurzfristig die Charakterzüge des NSC als die Meinen an. Die Spielwelt wird also zu meiner Realität, in die ich völlig eintauche.

Emotional gibt es deshalb für mich wenig Unterschied zwischen Spiel-Realität und RealLife-Realität... Weil es eben auf der Gefühlsebene für mich fast das Gleiche ist.

Wem ist denn nicht bange wenn die Helden vor dem Super-Monster stehen...? Wer ist denn nicht zu Tode betrübt wenn seinem Charakter etwas schlimmes widerfährt.... und wer ist denn nicht am Rande der Tränen oder Stinkewütend wenn der Char das zeitliche segnet...?

Dementsprechend fehlt mir einfach die Möglichkeit des emotionalen "Abschaltens" und differenzierens zwischen "Realitätsebenen" bei solch schlimmen Dingen wie vergewaltigungen.

Ich spiele keine Vergewaltigungen, bei mir werden keine Vergewaltigungen gespielt und ich spiele bei Vergewaltigungsszenen nicht mit. Ich spiele nicht mit Leuten zusammen die so etwas vorhaben oder gutheißen.

Manche Dinge haben in meinen Augen weder in der Realität, noch im Rollenspiel etwas verloren. Vergewaltigungen gehören m.E. dazu.

Offline Sara Pink [DA]

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #69 am: 5.08.2003 | 16:01 »
Dann stelle ich mal die Matrix-Frage:
"Was ist denn die Realität? Wie definiert man das?"
Entschuldigng, aber das Niveau muss man hier gar nicht erst anbringen. Das wird zu philosophisch und es wäre für deine Argumentation auch ein Schnitt ins eigene Fleisch...

Zitat
Emotional gibt es deshalb für mich wenig Unterschied zwischen Spiel-Realität und RealLife-Realität... Weil es eben auf der Gefühlsebene für mich fast das Gleiche ist.
Während des Spieles ist es für mich genau das gleiche. Ich leide und freue mich mit meinem Charakter mit, weil ich ihn ja spiele. Aber nach dem Spiel bin ich wieder ich selbst und habe dementsprechend auch wieder eine andere emotionale Ebene. Nicht alles, was meinem Charakter widerfährt, widererfährt automatisch mir als Pesönlichkeit.
Wenn dem so wäre, könnte man schon wieder fast soweit gehen und sagen: wenn mein Charakter eine Beziehung zu einem NPC hat (vielleicht sogar ein Kind mit ihm oder sowas), dann betrüge ich meinen Freund in der "realen Welt". Sowas würde doch auch niemand behaupten, oder?

Zitat
Ich spiele nicht mit Leuten zusammen die so etwas vorhaben oder gutheißen.
Das finde ich jetzt - ganz ehrlich - verdammt engstirnig. Es mag sein, dass Du nicht die Möglichkeit hast, deine Emotionen zu trennen, bzw. zu unterbrinden. Ist ja auch völlig ok, jeder Mensch hat andere Grenzen. Aber deswegen zu sagen, dass Du nicht mit Menschen spielst, die diese Grenzen nicht haben und das für sich nutzen? Glaubst Du, nur weil wir in unserer Gruppe emotional schnell und gezielt abschalten können, spielen wir andauernd Vergewaltigungen, Mord und Co aus? Garantiert nicht! Aber wir nutzen es aus, dass wir die Möglichkeit dazu haben und es hat uns manches mal auch schon geholfen, einen guten Plot aufzubauen (ich denke da nur an Kult).
Ausserdem habe ich oben schon gesagt, dass die ganze Gruppe damit einverstanden sein sollte und wenn sie es nicht ist, dann sollte man darauf dementsprechend auch verzichten.


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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #70 am: 5.08.2003 | 16:55 »
Dann stelle ich mal die Matrix-Frage:
"Was ist denn die Realität? Wie definiert man das?"
Emotional tauche ich ins Rollenspiel ein. Ich werde sozusagen zu dem character, den ich spiele. Und wenn ich NSCs spiele, nehme ich kurzfristig die Charakterzüge des NSC als die Meinen an. Die Spielwelt wird also zu meiner Realität, in die ich völlig eintauche.

Emotional gibt es deshalb für mich wenig Unterschied zwischen Spiel-Realität und RealLife-Realität... Weil es eben auf der Gefühlsebene für mich fast das Gleiche ist.

Schön zu sehen, dass es noch Leute gibt, die das Rollenspiel zu 100% bierernst nehmen.... und nicht zwischen Realität und Spiel unterscheiden können / wollen.

Manche Dinge haben in meinen Augen weder in der Realität, noch im Rollenspiel etwas verloren. Vergewaltigungen gehören m.E. dazu.

Tja, schade nur das die REALITÄT das anders sieht. Ich hab's mir auch nicht ausgesucht in einer solchen bösartigen Welt zu leben, aber es ist nun mal so.
Die menschliche Existenz umfasst nun mal auch sehr (sehr, sehr) tiefe Abgründe, find dich damit zurecht!
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Offline Sara Pink [DA]

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #71 am: 5.08.2003 | 17:04 »
Tja, schade nur das die REALITÄT das anders sieht. Ich hab's mir auch nicht ausgesucht in einer solchen bösartigen Welt zu leben, aber es ist nun mal so.
Die menschliche Existenz umfasst nun mal auch sehr (sehr, sehr) tiefe Abgründe, find dich damit zurecht!


Da kann ich nur den Kopf schütteln, denn Aussagen wie "Find dich damit zurecht!" sind ein Auslöser für diese "bösartige Welt". Rücksichtslos, unkooperativ, Hilfe ausschlagend, egoistisch, imo einfach sozial inkompetent.

Catweazle

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #72 am: 5.08.2003 | 21:08 »
Tja - wir reden hier von einem Spiel. Dramatisiert da nichts.

Gewalt gehört in Rollenspiel dazu. Warum? Weil es sonst keiner spielen würde. D&D, bei dem Konflikte durch Blümchenpflücken ausgetragen werden (ätsch - mit meinem bihändigen Rosenzupfer schaff ich 2W10 Blümchen in der Runde) hätte es nie geschafft.

Schaffen wir mal wieder den Vergleich mit einem Buch:  Stimmung und Story stehen im Vordergrund. Es geht darum, die Gewalt stilvoll und stimmungsvoll einzbauen. Dabei kann das mal ganz brutal passen und mal subtil (Alien 1 vs. Alien 2).

Gewalt an sich ist kein Tabu in Rollenspielen und sollte es nicht sein. Aber das WIE ist entscheidend. Und hier kommt es auf das Spiel / die Kampagne an ebenso wie auf die Spieler.

Leite ich eine Gruppe für 8-jähre Knirpse mit Plüsch-Power-und-Plunder werde ich die Gewalt anders darstellen wie bei einer Gruppe pubertierender Werwolfspieler.

Okay? Keine Tabuisierung per se - wir sind ja auch erwachsene - sondern eingehen auf Gruppe und Spiel. Dann klappt das schon.

Gast

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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #73 am: 6.08.2003 | 08:26 »
Nun,

ich bin nicht absolut gegen Gewalt im Rollenspiel. Ich bin nur gegen Vergewaltigungen. Ich kann sehr wohl zwischen Realität und Rollenspiel trennen. Aber für mich ist eine Vergewaltigung eine absolute Grenze. Natürlich geht die Emotionalität im Rollenspiel nicht so weit daß ich behaupten würde daß ein Mensch der dort eine Beziehung führt das automatisch auch aufs RL krummbiegelt.

@sohn_des_aethers:
Bloß weil ich meinen Charakter lebe statt ihn nur zu spielen heißt das noch lange nicht daß ich nicht in der Lage bin, zwischen Realität und Spiel zu unterscheiden.

@Sara: Du behauptest daß während dem Spiel Deine Emotionalität genau das gleiche ist wie in RL? Das kann ich nicht so recht glauben. Während dem Spiel weiß jeder, daß es irgendwann vorbei ist. Jeder weiß daß es eine Welt ist, die "abgeschaltet" werden kann, aus der man mit einfachen Mitteln ("aufhören") entkommen kann.

Ich bin mir sicher daß Du keine Vergewaltigung in einem Rollenspiel emotional so miterlebst als sei es real - und selbst wenn... dann glaube ich nicht daß Du den Einsatz eines solchen Mittels gutheißen würdest. Oder liege ich da falsch?

Ich will und kann nicht glauben daß einer Deiner Spieler sagen könnte: "Och, das Neunjährige Mädchen da... ich reiß ihm die Kleidung vom Leib und schände sie." und Du würdest nur mit den Schultern zucken und sagen: "Warum nicht? Ist doch nur ein Spiel..."?

Sorry... Für mich ist so etwas einfach Unfaßbar.

In dem Punkt bin ich vielleicht eben engstirinig. Ich spiele nicht mit Leuten zusammen, die eine Vergewaltigung spielen wollen. Das ist für mich einfach moralisch nicht vertretbar und mit meinem Gefühlsleben nicht vereinbar - ist es denn so schwer, das zu akzeptieren?

Zum Thema "Realität": Ich finde nicht daß es irgendwo "abruscht" wenn ich den Punkt "Definition von Realität" anspreche, ganz im Gegenteil. Ich denke sogar daß das einer der Kernpunkte ist, warum Menschen für oder gegen Gewalt im Rollenspiel sind. Kennt Ihr das Milgram experiment?

@Dailor: Doch, Tabuisierung per se. Gewalt ja - Aber keine Vergewaltigungen mit mir. Das ist eine Entscheidung die ich für mich so treffen kann, getroffen habe und sehr gut damit leben kann. Wer in "meiner Rollenspielgruppe" (wo ich SL bin) unbedingt eine Vergewaltigung spielen möchte, fliegt. Wenn das jemand machen will in einer Gruppe wo ich Spieler bin, steig ich aus.

Eine Vergewaltigung ist für mich ein eisernes Tabu.

Nun dürft ihr mich für meine Engstirnigkeit, meine mangelnde soziale Kompetenz, meine Realitätsferne und meine Unfähigkeit zwischen RL und Spiel zu unterscheiden weiter flamen.
« Letzte Änderung: 6.08.2003 | 08:30 von Leo »

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  • Der Rote Ritter
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Re:Gewalt im Rollenspiel
« Antwort #74 am: 6.08.2003 | 08:38 »
Kurze Begriffserklärung: Milgram Experiment
Da ich das Milgram Experiment nicht kannte, gehe ich davon aus, dass es da noch mehr User gibt die es nicht kennen... ;)
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist