Er benennt das wirklich böse, das was alle am Tisch doof finden als Railroading und findet es nicht gut, wenn es hier als Synonym für völlig korrekte eSeL-Werkzeuge zur Dramaturgiesteuerung verwendet wird. Mehr nicht.
Ah - weil Dinge ja weniger schlimm werden, wenn man sie anders nennt, nicht wahr?
Frage: Wenn die Helden zwar Menschenleben und wichtige NSCs aus einer von vornherein verlorenen Schlacht retten, die Schlacht aber keinesfalls gewinnen können, ist das dann Railroading?
Wenn die Helden nach ihrem erfolgreichen Auftrag für einen sympathischen NSC herausfinden müssen, dass sie einem gewieften Betrüger aufgesessen sind und aus ihren Aktionen Schaden erwachsen ist, den es wiedergutzumachen gilt, ist das Railroading?
Wenn die Helden einem eingestreuten roten Hering folgend Informationen an einem Ort suchen, der nix mit dem Abenteuer zu tun hat, und dort nicht fündig werden, sondern nur weitere rote Heringe finden und immer weiter von der Hauptquest abkommen, ist das Railroading?
Wenn der SL beginnt: "Also, eure Reisen haben euch in die Waldwildnis von Nostria geführt..." und ein Spieler aber meint, dass er lieber in Gareth sein will, woraufhin der Meister nur meint: "Okay, dann viel Spaß in Gareth. Das Abenteuer findet aber in Nostria statt." Ist das Railroading?
Was ist eigentlich Railroading? Für den einen scheint es die Begrenzung der Heldenmöglichkeiten zu sein. Dazu kann ich nur sagen: Lächerlich. Dann ist allein schon das Regelwerk Railroading. Für den anderen ist es ein hilfloses Herumstolpern im Romanplot eines Powermasters, der selbst durch kühnste Anstrengungen der Helden nicht beeinflusst werden kann. Soweit ich Bescheid weiß, ist derartiges aber bisher in offiziellen Abenteuern nicht vorgekommen. Selbst Kampagnen, deren allgemeiner Ausgang von vornherein festgelegt war, ließen die Helden aktiv teilnehmen und Teilerfolge verbuchen oder zumindest den Verlauf des Konfliktes, wenn schon nicht dessen Ausgang, entscheidend mitgestalten.
Aber manchen ist das schon zu viel Railroading. Einige Spieler würden z.B. sagen, dass die Borbaradkampagne sich nur zu spielen lohnen würde, wenn sie Borbis Rückkehr vereiteln, die entscheidenden Schlachten gewinnen, die Invasion Tobriens verhindern oder zurückschlagen etc. könnten. Das wäre dann ein offeneres Setting.
Aber: Was ist jetzt eigentlich Railroading, und was ist daran so böse? Meiner Meinung nach besteht z.B. jedes Dungeonabenteuer aus Railroading. Jedes Closed-Room Abenteuer überhaupt. Und ist nicht eigentlich jedes geschriebene Abenteuer wie ein Dungeon aufgebaut?
"Wenn die Helden Raum A betreten, passiert B".
verkürzt:
"Wenn A, dann B". (lässt sich auf jeden Abenteuertypus anwenden, nicht nur Dungeoncrawls). Nach diesem Schema sind alle Abenteuer geschrieben. Wie ein Baumdiagramm - mal einfach und linear, mal komplexer. Ist das Railroading? Dann kann daran nichts Böses sein - denn mit geschriebenen Abenteuern haben alle Spieler meines Bekanntenkreises schon sehr viel Spaß gehabt.