Hatten deine Spieler dieses Bewusstsein oder dachten sie, ihnen als Inquisitoren könne die Gemeinschaft (in der Betrunkene herumtorkeln) egal sein?
Ich habe gleich als erstes bei der Einführung klar gesagt, daß es um moralische und ethische Entscheidungen der Spieler geht und das "wie weit seid ihr bereit zu gehen" das zentrale Thema darstellt. Sie sind sich auch offenkundig ihrer Authorität bewußt gewesen. Kritisch betrachtet bedeutet das natürlich nicht automatisch, daß sie die zugehörige Verantwortung akzeptieren. Aber bisher hatte ich da nicht dran gezweifelt.
Bei meinen vorherigen Runden hab ich das nicht anders gemacht und dort hats hingehauen.
Ich habe den Eindruck, die Spieler haben gedacht, mit der Entdeckung des Täters sei ihr Spielziel erreicht. War das der Fall?
Das kann gut sein, daß sie diesen Eindruck hatten. Zumindest würde es einiges erklären.
Mir selbst ist bewußt, daß das Erkunden der Lage nur die Einleitungsphase darstellt. Und ich hab ihnen auch nur dann einen Konflikt vorgesetzt, wenn das was sie wollten konträr zur Motivation des NSC steht. Aber das ist bei den allerwenigsten der Fall.
Obendrein hatten sie, außer während des Ausspielens von Konflikten, stehts die Eskalationsleiter (Hochmut>Ungerechtigkeit>Sünden>schlimme Dinge usw) nebst Beispielen aus dem Buch auf der Vorderseite meines SL-Schirms vor der Nase. (Hat sich bei vorhergehenden Runden als sehr gute Methode erwiesen)
Hatten die Spieler das Interesse daran, diese Entscheidung zu diskutieren und dann zu treffen?
Diskutiert haben sie über ihre Entscheidungen nicht so wirklich. Sie waren sich jedesmal sehr schnell einig. Aus ihrer Sicht muß die Sache ja aber auch recht eindeutig ausgesehen haben.
Wollte Maria nicht geheilt werden?
Es ging drum, ob das Mädel überlebt, weil sie schwer verletzt war. Wenn die Spieler hart einstecken müssen und als Resultat schwer verletzt werden brauchen sie ja auch medizinische Versorgung. Da ich hier keinen Fallout hatte, gegen den die Hospitalerin antreten konnte, gings gegen die 4W6+dämonischer Einfluss. Theoretisch hätte ich sie auch als Leiche präsentieren können, aber dann hätte ich ich dieses erstklassige Werkzeug um den Spielern den Delinquenten aufzuzeigen nicht gehabt. Obendrein ergab dies ein wirklich schönes Spotlight für die Hospitalerin.
5. Habt ihr danach über das Spiel gesprochen und die gegenseitigen Erwartungen, Eindrücke ausgetauscht? Kommt es für euch in Betracht, das Spiel erneut zu versuchen?
Ja wir haben darüber gesprochen. Zu dem Zeitpunkt sind meine eigenen Irritationen ja auch erst aufgekommen. In der Spielzeit hatten wir alle ne schöne Zeit. Und ja, sie wollten gerne nochmal. Erst recht als ich ihnen da erzählt habe, was es noch so alles an interessanten Dingen gab.
Warum sollte es in einem "MA" Setting auffallen, das jemand betrunken ist?
Weil es in der Eskalationsleiter explizit als Sündhaft aufgeführt wird. Und die hatten sie, wie gesagt, beständig vor der Nase.
mich hat an Deinem Bericht einfach irritiert, dass es offenbar einen klaren Schuldigen gab, den es aufzuhalten galt.
Der Eindruck täuscht. Ich baue die tragenden Figuren eigentlich so, daß jeder Dreck am Stecken hat. Henrietta ist schuldig des Hochmuts, weil sie Marius zurückgewiesen hat um Christoph den Vorzug zu geben, obwohl der alles andere als eine standesgemäße Verbindugn abgibt (Er ist nicht in der Lage sie zu ernähren, auch vor seiner Entlassung schon nicht). Obendrein ist sie eine Sünderin, weil sie zuvor mit Marius im Bett war (!) ohne verheiratet zu sein.
Marius hingegen hat ne ganze Reihe schlimme Dinge verbrochen: Beweise fingiert, Gerüchte gestreut, ein Mädchen geschändet und anschließend zusammengeschlagen.
Christoph wirbt um Henrietta, obwohl er weiß, daß die Verbindung nicht standesmäßig ist. Er mag zwar in seine Probleme durch Marius gedrückt worden sein, aber er schiebt die Schuld Gott zu. Das ist Häresie.
Das Deine Spieler gleich in der initialen Szene an der Handlung vorbei rennen ist natürlich auch nicht so schön, aber verständlich, wenn sie sonst eher "klassisch" spielen. Wie sehr hast Du sie denn abseits der reinen Spielsituation (also quasi im Metagame) darauf gestoßen, dass da gerade etwas ganz zentrales passiert?
Daß sie zu Anfang Christoph nicht für Voll genommen haben, seh ich nicht so kritisch. Spieler mit Dogs Erfahren hätten da vielleicht drauf reagiert, vielleicht aber auch nicht. Auf die Weise hab ich zumindest einen der relevanten NSC schonmal eingebracht. Etwas an das sich Spieler später erinnern. Zumindest normalerweise.
Und nein, ich habe ihnen Hinweise so stark gepusht wie plausibel. Christoph habe ich mehrfach und jedesmal unvermittelt präsentiert. Das geschändete Mädchen kam als Informationsstrang von selber, das Mädchen hat auch ihren Täter klar entlarvt (der bezügliche Konflikt ging nur darum, ob er es
zugibt. Marius hat den SC auch gesagt, Henrietta ihn erst verführt und dann verstoßen hat. Henrietta habe ich in der entsprechenden Szene sehr hochnäsig gespielt, so daß im Anschluß einer der Spieler "boah, ist die arrogant" herausposaunte.
Einzig die Sachen für die die jeweiligen NSC eine Motivation hatten diese zu verheimlichen, mußten von den Spielern ermittelt werden.