Dramatik lebt nicht nur vom "Drama an sich" (d.h. von der Struktur des "Werks/Stückes"), sondern auch vom Einsatz und Aufbau von Erwartungen. Eine überraschende Enthüllung kann dramatisch sein, eine schwere Entscheidung, ein absehbares schmerzvolles Ende einer Beziehung oder eines Konfliktes. Wichtig ist imho, dass etwas auf dem Spiel steht - aber nicht in dem Maße, wie Boba es angedeutet hat (das wäre für mich eher Epik), sondern in dem Sinne, dass die Charaktere involviert sein müssen. Episode VI war nicht vor allem wegen der Schlacht um die Galaxis dramatisch, sondern wegen dem, was auf dieser "Bühne" dann inszeniert wurde: Der Streit um das Schicksal des jungen Skywalker. Als besonders dramatisch gilt auch, um bei Star Wars zu bleiben, der "Ich BIN dein Vater"-Moment, unter anderem, weil lange darauf hingespielt wurde (wenn man die ganze Trilogie kennt, bereits vom Ende von Episode III an).
So richtig in eine knackige, griffige Definition fassen kann ich es noch nicht, ich schlafe lieber noch einmal drüber. Die Abgrenzung zum Erzählonkel werde ich auch noch versuchen, wobei ich da einige Schwierigkeiten sehe.
In etwa würde ich ja schreiben: "Drama ist ein spannungsförderndes/spannendes Element, welches sich nicht aus unmittelbarer körperlicher Gefahr (für die Spielfiguren) ergibt, sondern aus dem direkten Ansprechen von im Charakter angelegten Konfliktpotentialen, Reibungspunkten mit anderen Charakteren und seiner Umwelt."
Dabei kann auch ein nicht abzuwendendes Schicksal dramatisch sein, vom Erzählonkel abgrenzen würde ich das aber dadurch, dass dieses Schicksal nicht aus dramaturgischen (im Sinne von es gibt einen Regisseur oder Intendanten), sondern aus logischen Gründen (Anlage des Charakters und seiner Konflikte) unabwendbar sein muss.
Wie gesagt: Soviel des wirren Gestammels heute. Morgen hoffentlich mehr und frischere Gedanken.
Edit: Noch ein Gedankenfetzen zu "Drama, Baby, Drama!" - die Dramatik in z.B. Castingshows ist nicht ein zufälliges Produkt, sondern wird ganz gezielt forciert, z.B. in dem die Teilnehmer in bestimmte maßgeschneiderte Rollen gepackt und entsprechend vermarktet werden und indem mit ihren Erwartungen und Hoffnungen gespielt wird. Im Grunde steht für so ein Castinghansel gar nicht viel auf dem Spiel, für den Sender auch nicht, die Gesichter und Geschichten sind alle austauschbar, aber es reißt immer noch viele Leute mit, weil das Rollenspiel so angelegt ist, dass es krachen *muss*. Man stelle sich eine Castingshow besetzt nicht nur mit stammelnden Laien, sondern mit echten Schauspielern, vor, denen man die Rolle nicht durch Kommentare aus dem Off und rührselige Einspieler auf den Wanst tapezieren muss, sondern die wirklich und wahrhaftig in die Rolle schlüpfen...