Ich wünsche mir, das die Magie ihren Biss und ihr Geheimnis zurückbekommt.... und scheiss auf Balancing.
Was das konkret heisst:
* Kampfmagie muss anders sein, als schon wieder der Feuerball-werfende Robenfuchtler... wnn man überhaupt "Kampfmagie" will, und sie nicht nur ein "Abfallprodukt" der normalen Arbeit des Magiers ist
* Rituale... aber bitte nicht völlig durchbeschrieben und ohne vor"gereimte" Sprüche wie in der ersten DSA-Version
Ach, am besten beschreibe ich kurz, was ich meine damit es nicht so schwammig rüberkommt.
Die Figur des Magiers ist potentiell die geheimnisvollste ("Ich bin ein Meister der arkanen Kunst, mein Wille und Geist sind die Werkzeuge welche die Welt berühren und formen") ; aber auch die der ein Regelwerk am schnellsten den interessanten und mystischen Touch zerstören kann ("So, und was kannst du konkret?" "Na, auf Level 1 nen Lichtspruch und ein, zwei nette Effekte... aber auf Level 5 krieg ich nen Feuerball mit Stufe/D6 Feuerschaden der nur mit einem Rettungswurf auf...").
Mir gehts hier nicht um einen Rant gegen bestimmte Systeme, dort finde ich die Diskrepanz zwischen Anspruch (mystische, geheimnisvolle Figur) und Realität (in ein Regelwerk gequetschtes Figürchen das mit zig anderen austauschbar ist, unterscheidbar nur an der Wahl der Vorteile / Feats oder ähnlichem) nur am deutlichsten.
Sehr schön fand ich die Lösung aus Ars Magica, in welcher ein Magier zwar Rituale oder Sprüche konnte (der Kaffekoch-Zauber den er jeden Morgen wirkt ist ihm irgendwann in Fleisch und Blut übergegangen, genauso wie der Reinigungszauber um diese hässlichen Kaffeflecken aus der Robe zu kriegen/ und sein Meister hat im in der Ausbildung gezeigt, wie dieses Ritual über 8 Stunden geht um das blöde Regenwetter wieder los zu werden)... aber im Zweifelsfall konnte dort auch "schnell mal was aus dem Finger geschüttelt werden". Es war schwieriger und anstrengender, aber wenn es geklappt hat war es die Sache (hoffentlich) wert.
Der Ansatz dort war (für diejenigen welche das System nicht kennen) das der Magier gewählt hat, was er mit seiner Magie besser und was schlechter kann.... und dann noch ein paar Instantsprüche und Rituale dazubekam.
Warum ich gegen Balancing bin? Balancing ist eine Krankheit die entstanden ist um Gleichheit zu erreichen... und es geschafft hat die Unterschiedlichkeit und Faszination der verschiedenen Klassen/Archetypen/Figuren zu einem Einheitsbrei zu zerstampfen, damit "jeder im Kampf noch was reissen kann".
Ein Magier ist imho in der Lage, einen Krieger in ein Gänseblümchen zu verwandeln. Basta. Aber er wird es (ausser als Selbstverteidigung) nicht tun weil es
a) anstrengend ist
b) unter seiner Würde, sich mit diesem nach Leder, Stahl und Schweiss stinkenden Kerl überhaupt zu befassen. Ich meine, wofür hat man denn studiert
c) illegal ist. Mit einem überzeugenden Fluff-Gesetzeswerk für Magier (Ansätze dafür hat DSA; schöne Ideen sind die 7 Gesetze der Magie aus "Harry Dresden") kann man dieses Problem lösen.
Wenn jetzt die Frage kommt: Aber was ist mit dem Typ Magier, der einfach auf die Gesetze scheisst? Der andere verwandelt, Todesmagie einsetzt, die Leute um sich mit Bezauberungen unterwirft? Nun, wofür gibt es Heldengruppen... sind das nicht genau die Typen, gegen die in epischen Geschichten die Helden losziehen... die machtversessenen Magier, die alle moralischen Schranken hinter sich gelassen haben?
Jetzt wird man sich fragen, wo bleibt bei einem potentiell so mächtigen und (Oh mein Gott) unbalancierten Magier der Rest der Gruppe? Sind die dann nicht nur Anhängsel oder Diener?
Mag sein, je nach Gruppe.
Aber nehmen wir einfach das Bild des studierten Magiers... und vergleichen es mit dem Klischee eines Quantenphysikers. Klar, der Typ hat Theorien welche die Realität auseinander nehmen. Hat aber mit den üblichen Schwierigkeiten des Klischee-Nerds zu kämpfen:
Er ist sozial nicht so geschickt wie andere. Was nicht heissen muss, das er keine Manieren hat; so etwas wie den Knigge mag er mal gelesen haben. Der Ritter, welcher seit Jahren am Hofe war hat diese Manieren allerdings verinnerlicht und gelebt. Der Barde und Bänkelsänger, der seinen Lebensunterhalt mal in einer Gaststätte, mal an einem Adelshof bestreitet wird intuitiv besser wissen, wie er auf die Leute zuzugehen hat.
Er ist nicht so sportlich. Gut, vielleicht ist er einmal die Woche gejoggt oder musste für den Meister Wasser vom Brunnen holen. Der Krieger hat aber verdammt nochmal jeden Tag mit einigen Kilo Stahl behängt eine Eisenstange geschwungen... der Barde musste Stunden lang wandern um zum nächsten Ort zu kommen und hat beim einen oder anderen geklauten Huhn auch mal schnell rennen müssen... oder dem Vater der hübschen Bauerntochter durch die Flucht aus dem Fenster entkommen müssen.
Ich denke, der Punkt ist verständlich, der Magier IST eine mächtige Figur. Was nützt ihm all seine Macht aber wenn er zu schüchtern ist die schnucklige Bedienung nach einem Getränk zu fragen... oder Schiss vor dem brummigen, stabilen Barmann hat
Also: Bitte bitte gebt mir sexy Magie und eine Welt in der jeder Archetyp Platz hat ohne das der Scheiss durch Balancing jeglichen Flair verliert.... gebt mir eine geheimnisvolle Welt, in der ich mir nicht sicher sein kann was der Typ in der Robe kann statt das ich kurz über meinen Rettungswurf und eventuelle Feats des Magiers nachdenke.
Mein Gott, der Kerl kann ja sogar ein Scharlatan sein der mich nur einschüchtern will... aber dazu braucht es Magie die unberechenbar genug ist um mir wirklich Schiss machen zu können *lächel*
Ja, ich will das märchenhafte, das fantastische in der Fantasy wieder haben... dieser unberechenbare, spannende Flair den man in einen guten Buch oder Film sieht... aber SEHR selten in Fantasy-Rollenspielen. *verträumt lächel*