Vielleicht schafft es ja auch noch JollyOrc die Ansichten Peter Raths noch digital verfassen!
Weil Alyne so nett fragt.
Haus Rath, ein kleines Stadthaus in HarvestehudeEs gibt wenig Dinge, die einen Vater mehr in Sorge versetzen, als wenn die eigene Tochter abends nicht wie erwartet zu Hause ist. Die Tatsache, dass diese Tochter einen ganzen Klan weißer Vampire in der Verwandtschaft hat zum Beispiel. Oder dass sie einem alten Familienfluch ausgesetzt ist, der sie jederzeit in einen Ghoul verwandeln könnte.
Also lieber Leser, male Dir die Situation aus: Ich finde Smillas Zimmer wieder einmal leer vor, und mein Göttergatte Klaus hat nur ein "ich dachte die ist oben mit Kathrin?" auf Lager. Ich muss ihn wirklich lieben, denn anstatt ihn in der Luft zu zerreißen, stürme ich nur zurück in den ersten Stock unseres Hauses um das Zimmer jetzt doch gründlich zu durchsuchen. Verfluchte Nacht, das Fenster ist eingeschlagen, und draußen in der Rosenhecke hängen noch ein paar Fetzen - und ein Schwangerschaftstest?!
Unter meinem Dach leben nur zwei weibliche Wesen, und bei keiner von beiden wünsche ich mir gerade irgendwie eine Schwangerschaft, aber diese Sorge muss ich hintenanstellen.
Smilla ist entführt worden. Wieder einmal. Klaus und ich rufen bei unseren und Smillas Freunden an, nur um sicherzugehen, aber nichts. Edeltraut kommt zum Glück sofort vorbei, aber sie scheint mir nicht ganz bei der Sache zu sein. Sie murmelt irgend etwas von "in meinem Zustand", aber, verfluchte Nacht, was interessiert mich das, was sie gestern gefeiert hat?!
Während Klaus versucht mich irgendwie zu beruhigen (Kamillentee! Was soll ich jetzt mit Kamillentee?!) besetzt Boris Smillas Zimmer um einen Ritualkreis zu ziehen. Hoffentlich kann er mit einem Suchzauber irgend etwas herausfinden, letztes Mal hat das ja auch geklappt. Verdammtes Deja Vu..
Kaum habe ich das gedacht, höre ich von Oben einen unterdrückten Schmerzensschrei von Boris. Er ist ok, hat sich aber das mystische Äquivalent einer Ohrfeige eingeholt. "Smillas Aufenthaltsort ist von einem Bannkreis geschützt. Und den üblen Geschmack der Magie dahinter kenne ich... Nolk."
Nolk. Das quasi-mystische Übermonster aller schwarzen Vampire. Ein Monster das fast so alt wie die Zeit ist, ein Hexenmeister ohne seinesgleichen, der Gebieter über mehr als 50 Dämonen...
...Nolk hat meine Tochter. Wenn sie irgend eine andere Sterbliche wäre, würde ich sie an dieser Stelle als tot und verloren abschreiben. Selbst wenn es Klaus wäre, würde ich zögern.
Aber es geht um Smilla, also denke ich gar nicht nach.
Hauptfriedhof OhlsdorfSchwarze Vampire sind widerliche Kreaturen. Bram Stoker hat sie noch viel zu nett und sexy beschrieben, meiner Ansicht nach sind es wandelnde Leichen, die auch äußerlich so verdorben aussehen, wie die meisten von uns es innerlich sind. Aber sie sind berechenbar, insbesondere wenn sie jung sind. Zusammen mit Boris und Edeltraut stelle ich einen von ihnen vor einer kleinen Krypta, während er sich gerade an einem jungen Gruftie bedient.
Ich haue den schwarzen Bastard fast in Stücke und richte ihm aus, dass ich Nolk will. Natürlich kann der Wicht mir nicht helfen, aber er wird mich jemanden weiter oben in der Nahrungskette weiterreichen..
...was er auch tut. Der Schwarze Baron, älter als ich und mittlerweile eine vertrocknete Mumie, erscheint wenig später mit seinen Leibwächtern. Nicht nahe genug am Sonnenaufgang als mir lieb ist, aber was schert mich das Risiko?
Ohne meine Tochter habe ich nichts mehr zu verlieren, was der Baron aber zu unserem Glück falsch versteht: Hier stehe ich und fordere Dinge, die ich unmöglich fordern könnte - was kann ich wirklich aufbieten? Er beschließt, dass ich gefährlich bin, zu gefährlich für ihn, aber wahrscheinlich handhabbar für Nolk.
Einige Stunden später trägt mein Bluff Früchte: Nolk ruft mich an. Er gibt sogar zu, Smilla und Kathrin Odinsdottir bei sich zu haben, belässt es aber dabei: Er will nichts haben, er erpresst weder mich noch Edeltraut. Was will dieses Monster von meiner Tochter?
Weder Nolk noch Smilla werde ich so finden. Wütend und frustriert suche ich Trost in Klaus Armenund flüchte anschließend in meine Arbeit. Dieses Computerspiel für Morgana fertigstellen, vielleicht hilft mir die Sidhe dann noch irgendwie...
Edeltraut reist währenddessen nach Edinburgh, in der Hoffnung etwas brauchbares in den Archiven des Weißen Rates zu finden.
Drei Tage späterKlaus weicht mir seit gestern aus. Ist es, weil ich seit dem Telefonat mit Nolk nicht einmal vom Rechner weggegangen bin? Als er kurz fragte, ob ich nicht ins Bett kommen wolle, habe ich ihn nur angefaucht. Er ist bleich wie die Wand zurückgewichen, und seitdem nicht wieder aufgetaucht.
Edeltrauts Anruf reisst mich aus meiner Lethargie: Sie hat einiges über Nolks Vergangenheitn gelernt. Dass der Mann biblisches Alter hat, war mir ja bekannt, aber dass er gleich König Salomon in Person ist?
Aber das erklärt einiges - jemand der Gottes Wahren Namen kennt, kann auf dessen Macht zugreifen, und wenn dessen Seele auch noch durch Kronos Hilfe dem Zugriff der Zeit entzogen wurde... Dann erhält man ein Dämonen bezwingendes unsterbliches Monster.
Aber wir wissen jetzt auch, dass Morgana mich damals hereingelegt hat: Nicht sie ist für unseren Familienfluch verantwortlich, sondern Nolks Pakt mit Kronos! Damals wurde nämlich das Blut unserer Urahnin in einem Ritual gebraucht und dadurch verseucht. Es war dieses Ritual, das den Pakt zwischen Salomon und Kronos besiegelte, und es war dieses Ritual, das aus Salomon den ersten Schwarzvampir überhaupt machte - Nolk. Und genau dieses Blut benötigt Nolk nun, um sich endgültig wieder von Kronos loszusagen. Ein Akt, der ihn womöglich um ein Vielfaches gefährlicher werden lassen würde...
Aber dieses Wissen gibt uns, und vor allem mir Hoffnung! Wenn Morgana den Fluch von meiner Familie nehmen kann, dann wird Smillas Blut womöglich wertlos für Nolk.
Meine Arbeit war also nicht umsonst - hastig schalte ich das Spiel frei und nehme kurze Zeit später Kontakt mit Morgana auf.
Besprechung mit einer FeeVerhandlungen mit Feen sind so ziemlich die nervenaufreibenste Tätigkeit, die ich mir vorstellen kann. Jedes Wort will auf die Goldwaage gelegt werden, nie darf man direkt werden, und Dein Gegenüber hat Pläne innerhalb von Plänen, welche von Rätseln innerhalb von Geheimnissen versteckt sind. Und das ist nur der Fall, wenn man mit jungen und unerfahrenen Feen spricht. Morgana und ihr Schlag sind noch viel komplizierter.
Die gute Nachricht ist, dass sie sofort den eingelösten Handel akzeptiert und allen anwesenden McMasters-Abkömmlinge vom Blutfluch befreit. Leider ist Smilla ja nun gerade nicht anwesend. Sie scheint Nolk zwar nicht sonderlich gewogen zu sein, aber gleichzeitig wohl auch durch irgend etwas... gehemmt. Sie könne uns, gegen einen angemessenen Preis, zwar Smillas Aufenthaltsort verraten, ansonsten aber nicht helfen.
Und so beginnen die zähesten Verhandlungen meines Lebens, gilt es doch so viel Hilfe für Smilla wie irgend nur möglich herauszuschlagen. Am Ende sind wir uns einig: Sie wird uns zu Nolks und Smillas Aufenthaltsort bringen und uns diesen auch vorab zu verraten. Sobald wir Smilla dort befreit haben wird sie meine Tochter erst zu sich in Sicherheit bringen und danach umgehend vom Fluch befreien. Dazu darf Smilla sich während dieses Aufenthalts als Gast betrachten und diesen jederzeit beenden, wobei sie freies Geleit nach Hause erhalten wird. Ebenso verpflichtet sich Morgana Smilla über diese Konditionen sofort und umfassend zu informieren.
Im Gegenzug gebe ich der Feenhexe meinen Wahren Namen preis. Natürlich unter weiteren Auflagen, um zu verhindern, dass sie uns noch dazwischenfunkt, oder dass sie diesen an sonstwen weitergibt. Dennoch, ich habe das Gefühl, danach nicht mehr viel Freiheit zu haben...
Aber dies ist anscheinend unsere einzige Chance, also bleibt mir keine andere Wahl. Uns ist klar, dass wir kaum eine Chance haben, Nolk zu bekämpfen, aber wir sollten genug Bedrohung darstellen, um zumindest als Ablenkung gut zu sein. Um Smilla tatsächlich rauszupauken greifen wir auf ein wesentlich stärkeres Geschütz zu: Boris nutzt seine Kenntnis von Syltanus Wahren Namen um ihn dazu zu zwingen im richtigen Zeitpunkt Smilla aus ihrem Turmkerker zu befreien. So gerne ich dies selbst machen möchte, nur so können wir Nolk lange genug ablenken und gleichzeitig in Sicherheit wiegen.
Um wenigstens nicht vollkommen lächerlich vor dem Burgtor zu stehen heuern wir noch ein Trupp Söldner von Monoc Securities an, dazu kommen noch Ayden McGregor, meine Mutter und ein paar Hilfsmittel des Weißen Rates. Wenn ich Glück habe, sterbe ich bei diesem Sturmangriff, noch bevor Morgana meinen Namen nutzen kann.
Die Karpaten, Nolks BurgWir verlassen das NeverNever am Ende eines schmalen Bergpasses der hinauf zu Nolks mittelalterlich anmutenden Festung führt. Durch schmale Lücken in den Felsen können wir das vordere Tor erahnen. Fern über uns erheben sich die drei Türme der Burg. Zum Glück ist es Tag, so dass wir uns vorerst maximal mit Renfields herumschlagen werden müssen. Man soll sich ja auch über kleine Dinge freuen.
Vorsichtig pirschen wir uns an, solange wie möglich in der Deckung bleibend. Doch zwanzig Meter vor dem Tor geschieht es: Einer unserer Söldner tritt auf eine Mine, und kurz danach eröffnen mehrere Renfields von den Zinnen aus das Feuer auf uns!
Verfluchte Nacht, wir dürfen nicht schon hier scheitern! Boris, Ayden und Mutter sehen das ähnlich, und werfen eine Erdwelle auf die Burgmauern. Unter lautem Getöse bricht sie zusammen, und wir stürmen voran. In der Burg erwartet uns Nolk. Persönlich, und mit voller Aufmerksamkeit, wie wir es uns erhofft hatten.
Leider erweist sich seine Macht an dieser Stelle als zu stark für uns: Alleine seine Anwesenheit stärkt seine Renfields und sie werfen uns zurück. Äußerlich bereitwillig, aber innerlich jubelnd liefern wir uns ein verzweifeltes Rückzugsgefecht. Dies ist der Moment in dem Syltanus meine Tochter befreit, ohne dass Nolk es mitbekommt!
Doch wir haben Nolks Hinterlist unterschätzt: Kaum haben wir das Burgtor wieder verlassen rennt der erste Monoc-Söldner gegen eine bis dahin unsichtbare Barriere und verglüht. Nolk hat uns in eine Falle gelockt! Ich weiss nicht einmal, ob Syltanus schon den Burgbereich mit meiner Tochter verlassen hat, oder ob er mit uns in dieser Kuppel gefangen ist..
“Brecht diesen Bannkreis auf, koste es was es wolle!” brülle ich Boris zu, “und Ihr”, wende ich mich an die Söldner”, Ihr haltet die Renfields von uns fern, sonst verrecken wir hier alle!”
Ich sollte den Männern und Frauen von Monoc zur Seite stehen, aber ich weiss, dass ich mit meinen Kräften haushalten muss. So sehe ich zu, wie sie von Nolk und seinen Renfields auf den letzten Mann aufgerieben werden. Ich bleibe tatenlos aber schützend vor unseren Magiern stehen, während Arme abgerissen und Kugeln in Köpfe gejagt werden. Was solls, es war ihr Job uns zu schützen...
Hinter mir gelingt Boris und Ayden allmählich der Durchbruch, vor uns erschiesst die letzte verbliebende Soldatin von Monoc den letzten Renfield, nur um dann von Nolk in der Luft zerfetzt zu werden. Jetzt stehen Edeltraut und ich direkt vor Nolk, ohne schützende Deckung.
Nolk und ich springen fast zeitgleich aufeinander los. Ich verschwende keinerlei Zeit darauf, den Degen aus meinem Spazierstock zu ziehen, sondern ramme dem Schwarzvampir das Holz direkt in seinen Körper. Dennoch, er ist das größere Monster von uns beiden, und wenn Edeltraut nicht mit ihrem Wardenschwert seine Abwehr ausschalten würde, hätte ich keine Chance.
So habe ich wenigstens eine kleine, und ich gebe mein Bestes, sie auch zu nutzen. Ich ringe eine gefühlte Ewigkeit mit Nolk. Irgendwann merke ich, wie Edeltraut nach hinten weggezogen wird, ich kann mich nicht darum kümmern.
Wie durch ein Wunder bin ich noch nicht tot. Mein Gesicht ist grün und blau zugeschwollen, der rechte Arm gebrochen, und auch in mir ist irgend etwas zerbrochen.. Aber ich gebe nicht auf! Mit fast meiner letzten Kraft ramme ich das Holz in Nolks Brust, und treffe endlich sein Herz. Er brüllt auf, stößt mich weg, und versucht irgendwie von mir zu fliehen, obwohl er sich schon rapide auflöst.
Völlig entkräftet stehe ich da, wie angewurzelt. Mein Blick schweift Edeltraut, die zusammen mit Ayden Mutter irgendwie unnatürlich im Arm hält. Boris, der seine letzten Reserven gegeben hat um Nolks Bannkreis zu brechen.
Und Smilla. Die zwischen einer jungen Feenfrau und einem Playboy wie aus einem James Bond Film steht. Unverletzt. Am Leben.
Dann höre ich um mich herum die Realität zerreißen. Aus den Mauerresten, den großen Marmorplatten im Boden, aus Felsen und aus der Luft wachsen sie. Behemoth. Abaddon. Belial und fast fünfzig weitere Dämonen erscheinen, endlich aus Nolks Gewalt befreit. Sie dürsten seit Jahrtausenden nach Freiheit, nach der Möglichkeit endlich unkontrolliertes Verderben über die Menschheit zu bringen.
Ich sehe Smilla an.
Und stürze mich auf das Amulett mit Gottes Wahrem Namen...