Es gibt zwei interessante Theorien zur Geschichte des christlichen Eingottes und seines Ursprungs.
Die eine hat sich unter anderem mit dem Verschwörungstheoretiker-Video "Zeitgeist" über die Tubes verbreitet und geht davon aus, dass "Gott" nichts anderes ist als die abstrahierte Form eines altertümlichen Sonnengottes. Dafür sprechen die Assimilation der heidnischen Sonnwendfeste in den Glaubenskanon, so wie die Parallelen zu unzähligen polytheistischen Sonnengottheiten vor dem Zeitalter der Christianisierung.
"Geboren von einer Jungfrau am 25. Dezember, gestorben und nach drei Tagen aufgefahren in den Himmel", das beschreibt vor allem metaphorisch den Vorgang der längsten Nacht des Jahres. Wer mehr Infos will, soll sich den/die ersten Teil(e) besagten Videos anschauen. Aber Vorsicht vor dessen propagandistischer Färbung!
Die andere Theorie stammt aus der Religionswissenschaft und beruft sich auf alte Überlieferungen, in denen der Gott mit dem Namen Jahwe (der ursprüngliche Name des christlichen Gottes, wie er auch in mancher Bibelversion noch steht) als der Kriegsgott eines polytheistischen israelitischen Pantheons auftritt, neben Göttinnen der Fruchtbarkeit und allem, was sonst noch so dazugehört.
Die Theorie geht, gestützt auf altertümliche Überlieferungen, davon aus, dass die Anhängerschaft jenes Kriegsgottes hauptsächlich aus machthungrigen Männern mit Einfluss bestand, und dass es diverse Versuche dieser Anhängerschaft gab, ihren eigenen Gott über den aller anderen im Pantheon zu erheben, um damit die Macht über das ganze Volk Israel an sich zu reißen und die Legitimation zu erhalten, ihren Machtbereich im Namen ihres Herrn auszudehnen (was nur in ihrem ureigensten Interesse liegen konnte). Aus dieser Zeit stamme auch das erste der 10 Gebote. "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir". Es verbot den Israeliten, neben ihrem Kriegsgott noch dessen Geschwister anzubeten.
Erst zur Zeit Christus' erhielt dieser Glaube die Aspekte von Nächstenliebe und Toleranz zurück, die mit dem Verbot der milderen Gottheiten und dem Wandel zum Monotheismus ursprünglich aus dem Glaubenskanon verbannt worden waren, und erst dadurch wurde dieser Eingottglaube zu so einer einflussreichen Religion.
Was hat das Ganze jetzt mit diesem Thread zu tun? Ganz einfach: Basierend auf diesen beiden - durchaus interessanten - Entstehungsgeschichten ließe sich auch für eine Fantasywelt eine sehr glaubwürdige Eingottheit erschaffen. Beide Stories bieten viel Stoff zum Fabulieren. Ihr Wahrheitsgehalt einmal dahingestellt. Ich tendiere dazu, der Religionswissenschaft Glauben zu schenken, und amüsiere mich köstlich darüber, dass die Menschen sich für zivilisiert halten und sonntags in der Kirche dem Abziehbild eines heidnischen Kriegsgottes huldigen.
Aber fürs Rollenspiel bieten, wie ich finde, beide Geschichten viel Stoff, um darauf eine nachvollziehbare monotheistische Religion für die eigene Kampagnenwelt zu basteln.