Autor Thema: How to Wreck the Realm in 5 Sessions - oder: Ideengrube für Dragonbloodedrunde  (Gelesen 2418 mal)

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Offline Jiba

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Guten Morgen,

vor einer Woche wuchs in mir und ein paar anderen Spielern in der Umgebung die Idee, eine spontane Rollenspielrunde zu machen. Ich habe also eine Minikampagne angesetzt (voraussichtlich 5 Spielabende zu je 4 bis 5 Stunden). Wir einigten uns auf Dragonblooded. Gestern war die Charaktererschaffung (d.h. der erste Teil der Charaktererschaffung... Charms hat immer noch keiner).

Ich habe versucht, das Ganze so simpel wie möglich zu halten und spare wo es geht am Crunch... daher flogen raus:
  • Trennung Persönlicher/Peripherer Essenzpool
  • Großer Fluch
  • Rumgeticke
  • Willenskraft
  • Teilweise Tugenden (gibt's weiterhin, sind aber stärker spezifiziert)

Meine Ursprungsidee war gewesen, eine Gruppe Magistrate (das sind so eine Art reisende Problemlöser/Polizisten des Kaiserreiches - die werden von der Kaiserin höchstselbst ernannt und fungieren als wandernde Richter, Monsterjäger, Detektive, etc.) mit einem komplexen Kriminalfall zu betrauen.
In der Gruppe strebte ich ursprünglich gerne eine schöne Verteilung an, damit ich eine möglichst komplexe Verschwörung konstruieren konnte:
  • Ein Magistrat mit militärischem Hintergrund
  • Ein Magistrat mit bürokratischem Hintergrund
  • Ein Magistrat mit geistlichem Hintergrund (also de facto ein wandernder Mönch)

Hinbekommen haben wir den Militärmagistrat und den Mönch, aber um die Rolle des Bürokraten wurde sich arg gezankt. Letztlich hat sich ein Spieler bereiterklärt, der auch sagte, er könne alles spielen, im Zweifelsfall.

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Am Ende kam dann ein Charakter raus, wo zwar Bürokrat draufsteht, aber effektiv irgendwie Waldläufer drin zu sein scheint - wenigstens sind Kontakte zur Unterwelt und zu den Ministerien vorhanden. Aber ich warte mal die Charmverteilung ab - der Spieler ist mit dem Setting auch nicht sonderlich vertraut und hat was Bürokratie angeht einfach falsche Assoziationen gehabt, denke ich. Denn im Wuxia-Genre ist Bürokratie ja schon irgendwie dynamisch.
Weiterhin werden politische Spirenzchen in der Gruppe schon schwer, weil jeder der Charaktere die Sozialen Attribute als seine tertiäre Kategorie gewichtet hat (sprich, die sind bei keinem besonders hoch). Dafür sind alle drei derbe Monster, wenn es ums Kämpfen geht... ich werde also stark auf den Actionaspekt setzen müssen, denke ich.
Auch mit meinen heißgeliebten moralischen Dilemas und dem DRAMA-DRAMA-DRAMA-Aspekt werde ich eher Probleme haben. Dazu scheinen die Leiden anderer Personen den Charakteren einfach nicht wichtig genug zu sein. Aber da muss ich noch Absprache halten.

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Nächste Woche mache ich mit den Spielern erstmal die Charakterverbindungen. Ich habe alle etwas über dem Startniveau für Anfängercharaktere starten lassen und darauf bestanden, dass alle sich bereits kennen und zusammen als Magistratsgruppe arbeiten. Weiter sind wir noch nicht und die SCs gehören auch alle unterschiedlichen Großen Häusern (Adelsfamilien) an (und ich hab wieder eine Mnemon dabei, ach was freut mich das...)
Artefakte sind zwar gekauft, aber nicht weiter ausgearbeitet. Zwei Charaktere haben sogar ein Refugium, aber meine Bitte, sich vielleicht doch mit der Gruppe ein gemeinsames Refugium zu bauen, das als Hauptquartier der Gruppe funktionieren kann, wurde abgelehnt. Dafür hat die Gruppe jetzt schon so viele Artefakte, dass ich jetzt schon einen Überschuss an Kewl Powerz feststelle (klar, Exalted is all about kewl powerz... aber den Überblick darüber zu behalten, ist schon schwer).

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Soweit die Vorüberlegungen...
Jetzt brauche ich für meine Minikampagne nur noch ein Hintergrundrauschen, bei dem es eine Menge zu kämpfen gibt, bei der es richtig um was geht, die aber trotzdem in 5 Sitzungen à 4 Stunden machbar ist. Durch die Gruppenkonstellation möchte ich schon irgendwas irgendwie Kriminalistisches haben, was aber im China/Japan-Anstrich bleibt (ich spiele mit dieser Gruppe die wuxia-esque Interpretation von Exalted) und trotzdem spezialeffektgeladen ist und viel Klopperei gegen dicke Gegner (bzw. Horden von mickrigen) einschließt.

Ausgangspunkte habe ich bislang irgendwie 3:
  • Habe jüngst einen koreanischen Wushu-Streifen namens "Duelist" gesehen... da ging es auch um Magistrate, die eine Falschgeldkatastrophe im großen Stil aufdecken - ein Bürokrat wollte das Land ruinieren und hat daher Falschgeld unters Volk gestreut. Eigentlich eine schöne Idee, eignet sich vielleicht aber eher als Hintergrundrauschen, denn als Hauptdreh- und Angelpunkt. Schön verbinden kann ich das mit der Kaiserlichen Schatzkammer... vielleicht will jemand die monetären Vorräte des Reiches durch Falschgeld ersetzen.
  • Seit langem trage ich mich mit der Idee, dass der Kaiserliche Berg durch irgendwas in der Mitte gespalten wird und das Reich physisch in zwei Teile bricht mit einer großen Schlucht als Grenze. So könnten sich zwei unabhängige Regierungen bilden und die Großen Häuser sich auch auf jeweils eine Seite zurückziehen und vielleicht sogar Krieg miteinander führen. Letztlich ist das aber vielleicht too much für 5 Spielabende.
  • Die Charaktere investigieren direkt das Verschwinden der Kaiserin. Oder die Verbrechen, die sie aufdecken, führt erst zum Verschwinden der Kaiserin. Das ist episch... aber für fünf Spielabende vielleicht auch viel zu viel Stoff. Außerdem will ich so gut es geht im Wuxia-Genre bleiben.

Kurz zusammengefasst: Es soll richtig rund gehen und es sollen umstürzende Veränderungen bespielt werden. Die Charaktere sind als Magistrate auch schon erfahren und einigermaßen berühmt. Sie wurden von der Kaiserin vor deren Verschwinden noch selbst ernannt. Weiterhin will ich bei der ganzen Epik aber doch irgendwie moralische Entscheidungen und Intrige drin haben und ich bevorzuge einen analytischen Aufbau, wo mit jeder Spielsitzung neue Antworten auf Mysterien gegeben, aber zugleich neue Fragen aufgeworfen werden.

Danke schonmal für eure Hilfe!
« Letzte Änderung: 10.03.2011 | 09:23 von Der Fisch mit der Sense »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Bluerps

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Möchtest du, das die Handlung der Abenteuer direkt aneinander anschließt, oder können die auch eine länge downtime dazwischen haben?

OT2 scheint tatsächlich öfter vorzukommen. Ich hab da im Netz schon diverse Leute gesehen, die sich darüber beschwert haben. Ich find Compassion 1 auch schwachsinnig. :P
In meiner Exalted Runde hatte ich damit glücklicherweise kein Problem, da liefen sogar teilweise Leute mit Compassion 3 rum. :D
Wir hatten auch einen mit Compassion 1, aber das war ein Nekromant der als Preis für seine Magie seine Wertschätzung für menschliches Leben aufgegeben hat (und dabei seine Compassion von 2 auf 1 senkte), deswegen fand ich das ok.

OT3 kam bei mir auch vor, aber die (Solar-)Charaktere hatten auch nicht wirklich viele Artefakte, und Daiklave und Artefaktrüstung von der Stange sind halt schon recht nützlich. Ich kann mich allerdings mal erinnern, für einen Dragon Blooded Charakter eine Artefakt 3 Daiklave gebaut zu haben, komplett mit Hintergrund und kleiner Bonuspower (ich bin auch ganz stolz auf mich ;)).


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Offline Jiba

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Ich denke an Abenteuer ohne nennenswerte Downtime.
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WitzeClown

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@Jiba: Vielleicht interpretiere ich in deinen Eingangspost viel zu viel herein, was mir aber auffiel: Sag mal wollen deine Mitspieler überhaupt DRAMA,DRAMA, DRAMA inklusive Verschwörung und moralischen Dilemmata?

Ich werde halt stutzig wenn die angekündigte Prämisse "Drama, Moral und Verschwörung" ist und die Spieler:

- Alle die sozialen Charaktereigenschaften als "Dump Stats" verwenden.
- Moralische Richtlinien die sie beim Kämpfen stören entfernen.
- Beim Bau eines "Bürokraten" plötzlich ein Waldläufer mit ordentlich "Ommphh!" rauskommt.

Also es könnte natürlich etwas bei eurer Kommunikation schief gelaufen sein.
Vielleicht haben deine Spieler deine Ankündigung aber auch verstanden, nur ist kein ehrliches Interesse an dieser Spielart bei ihnen vorhanden und nun versuchen sie an dir vorbei ihre Vorlieben auszuspielen.


Wie siehst du das, Jiba?
Lehne ich mich hier mit meiner Interpretation zu weit aus dem Fenster? 

   

Offline Bluerps

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Das hab ich mir auch schon gedacht...

Ich denke an Abenteuer ohne nennenswerte Downtime.
Dann fällt Idee 2 schonmal flach, weil man ohne downtime nicht genug Zeit hat, von der Spaltung der Insel zu dem Szenario zu kommen, das dir vorschwebt. Selbst eine von Exalted geführte Gesellschaft braucht eine Weile um sich von so einer Katastrophe zu erholen und zwei neue Nationen aus der alten zu machen, die dann miteinander Krieg führen können.

Was du aber machen könntest, wäre das Ereignis selbst in 5 Abenteuern abzuhandeln, sprich die Ereignisse ausspielen zum Auseinanderbrechen des Berges führen.

Beispielsweise irgendwie so:
Es könnten ein oder mehrere ambitionierte Dragon Blooded beschließen, das sie gerne das Reich regieren würden. Um einen Bürgerkrieg zu vermeiden, besteht ihr Plan daraus, einfach die letzte Amtsinhaberin zu imitieren: Sie wollen das Realm Defense Grid übernehmen. Da das aber schon einige versucht haben, sammeln sie erstmal mystische Macht. Sie wollen sich, zumindest für eine kurze Zeit, mächtig genug machen, damit sie lebend durch die Imperial Manse kommen. Da könnte die Geschichte mit dem Falschgeld mit ins Spiel kommen - die Bösewichter brauchen viel Jade, also wollen sie die Vorräte der kaiserlichen Schatzkammer, und das Falschgeld ist Teil des Plans da heranzukommen (mir fällt gerade nur kein guter Plan ein, der besonders viel Sinn ergibt, wie das im Detail aussehen könnte ;)).
Der vorletzte Schritt dieses ganzen Vorhabens ist dann, am oder auf dem Berg ein Ritual durchzuführen, das die Macht des elementaren Pols anzapft. Dabei passiert etwas unvorhergesehenes (z.B. die Spielercharaktere) und die Bösewichter kriegen zwar ihre Macht, zerstören aber auch die Balance des Pols und teilen ihn in zwei Teile (Pole of Rock und Pole of Metal? ... musical pun not intended :D). Während um sie herum das Reich wortwörtlich auseinanderbricht, versuchen sie trotzdem den Rest ihres Plan durchzuführen und die Imperial Manse zu übernehmen, was sie natürlich auch schaffen, solange sie niemand aufhält.


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Offline 1of3

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Zitat
Spielern fällt es effektiv äußerst schwer, sich selbst Artefakte auszudenken. In der Regel blättern sie ein paar Mal das Grundbuch und "Oadenol's Codex" durch und nehmen die paar lahmen Teile, die da stehen. Oder sie bauen Herzsteine zu Artefakten um. Ich möchte gerne mal erleben, dass Spieler ankommen und ihre magischen Traumgegenstände mit Überlieferung und Pipapo bauen, die bei anderen Settings einfach nicht drin waren. Ich glaube demnächst vergebe ich mal Extrabonuspunkte für coole Artefaktideen. Oder ich mache eine dicke Templateliste mit generischen Artefakten... Tongue

Völlig natürlich. Das Problem ist nämlich, dass die Gegenstände einen Punktwert haben. Klar kann ich mir massenweise coole Gegenstände ausdenken. Ich kann mir nur keine coolen Gegenstände für drei Punkte ausdenken, weil ich überhaupt keine Ahnung habe wie viel drei Punkte sind.

Offline Jiba

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@Witzeclown: Du liegst keineswegs falsch. Nur ein reines Schwarz-weiß-Schema mit "Da ist der Feind - kauft ihn euch!" kriege ich schon als SL nicht so gut hin. Ich habe gecheckt, dass die Spieler wohl vor allem moschen wollen (wenn ich richtig auf ihre SCs schließe), aber ich werde denen keinen Dungeon vor die Füße setzen, denn das passt 0 zu "Exalted". Ich würde gerne frühzeitig für klare Verhältnisse sorgen, ich will die Spieler aber auch nicht railroaden - ich will, dass um ihre SCs Dinge passieren, die sie nicht ignorieren können und wo sie zum Handeln gezwungen sind. Erstmal werde ich drauf achten, dass die Gruppe sich verbindet und dann darauf hinarbeiten, dass die Spieler sich selbst Motivationen geben. Mich ärgert auch, dass ich immer wieder gefragt habe, ob die und die oder diese und jene Prämisse für die Runde von mir als SL für die Spieler so okay ist, alle "ja, ja" sagen, aber dann bei der Charaktererschaffung doch jeder irgendwie was anderes zurechtbaut.
Ich hätte, wenn ich ganz ehrlich bin, auch gerne eine Kampagne, die irgendwo ein Selbstläufer ist... ich habe im Moment anderes zu tun und die Runde will ich zur Entspannung neben meinen Uni-Verpflichtungen leiten. Auch um Interessierten "Exalted - Dragonblooded" als Setting näher zu bringen. Und zu "Exalted" gehört das epische Moment dazu. Leider scheint Epik, wie ich so langsam den Verdacht habe, nur dann ohne RR-Komponenten zu funktionieren, wenn man viel viel Spielzeit hat. Aber ich will die SCs auch nicht ein paar popelige Banditen oder Mörder oder Bürokratenverschwörer jagen lassen. Das fände ich wirklich  :q

@Bluerps: Das mit der Ursache für die Spaltung finde ich cool - und bringt mich auf Ideen: Terrorismus an Refugien. Das ganze Reich ist ein Gespinst aus Essenzflüssen. Wenn jetzt radikale Splittergruppen, Sekten aus Anathema oder aufständische Sklaven ein paar Refugien attackieren oder die Essenzströme vielleicht subtil umlenken, können anderswo dicke Bomben hochgehen. Problem hier: Keiner der SCs kennt sich mit Magie gut genug aus, um in diese Richtung irgendwas reißen zu können.

@1of3: Das wäre ja der zweite Schritt vor dem ersten... wieviele Punkte das denn sind, wird bestimmt, nachdem das Artefakt gebaut wurde... alles andere wäre ja nicht logisch. Ich baue ein Artefakt, drück dem ein paar coole Kräfte rein und danach bestimmen wir gemeinsam, wie teuer das wohl ist.
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Problem hier: Keiner der SCs kennt sich mit Magie gut genug aus, um in diese Richtung irgendwas reißen zu können.
Lösung: NSC mit Sachverstand, der nicht genug kann, um das Problem alleine anzugehen. Vielleicht ein brillanter Geomant, auf den (fast) keiner hört weil er nur ein Sterblicher ist?


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Oder die Zwillingsschwester eines SCs... bereits als Verbündete eingetragen. ;)
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