Hallo zusammen,
da mich in den letzten Tagen mehrere Anfragen privat erreicht haben als auch in mehreren Internet-Foren Vermutungen / Spekulationen auftraten, ist es mir ein Anliegen, zu einem Thema der letzten Tage für etwas Aufklärung sorgen:
Wobei ich bitte zu beachten, dass Mark Wachholz selbst klar gestellt hat, dass es von ihm vor den Richtlinien KEINE weiteren diesbezüglichen Auseinandersetzungen mit Ulisses gegeben habe (andererseits hat er aber wohl keine Einwilligung gegeben, dass man seine Texte wiederverwendet - kann man's ihm wirklich verdenken?).
Weder von mir noch einem mir bekannten (Ex)-DSA-Autor gab es je ein Signal an den Verlag, die Weiterverwertung von Publikationen durch Entziehen von Nutzungsrechten zu verhindern. Die einzigen mir bekannten theoretischen (!) Überlegungen wurden jetzt von Autoren angestellt, die meines Wissens nie in einer "Auseinandersetzung" mit Ulisses standen und auch bekräftigten, das nie tun zu wollen.
Richtig ist vielmehr, dass ich nach meinem Rauswurf Mario Truant noch einmal die Nachdruck-Möglichkeit (natürlich inkl. Abrechnung) aller Publikationen bestätigte (da es meist keine Verträge gab, so dass bislang unter den meisten Autoren in der Praxis "konkludentes Gestatten" der Wiederverwertung vorlag, also der Verlag damit rechnen konnte, dass es bei ordentlicher Abrechnung jedem Autor Recht ist, wenn Nachdrucke erfolgen, auch wenn dies kein Vertrag explizit regelt. Da aber diese schweigende Zustimmung rechtlich im Ernstfall keine Grundlage für den Verlag ist, habe ich aktiv Mario Truant dazu nochmal angeschrieben). Ebenso habe ich Ulisses z.B. Anfang Juli auf Anfrage die eBook-Auswertung zweier Publikationen vertraglich zugesagt (weil auch dazu bislang keinerlei Verträge existierten).
Wofür ich jedoch von Ulisses eine schriftliche Einigung haben wollte, war, dass sie in künftigen Publikationen keine meiner Texte nutzen, die bislang _unveröffentlicht_ waren und vor allem intern im Zuge meiner (unentgoltenen) Arbeit als DSA-Redakteur in der DSA-Redaktion entstanden. Diese Forderung wurde (sehr schroff ...) zurückgewiesen, auch wenn man mir dann per Mail sagte, sie würden meine redaktionellen Arbeiten ja künftig gar nicht nutzen wollen.
Dass der Verlag jetzt Fanrichtlinien veröffentlichte, dürfte meines Erachtens vielmehr mit der Ankündigung vom Mai zu tun haben, jetzt selbst Markeninhaber von DSA zu sein. Ich habe mich nur wegen einer öffentlichen Formulierung öffentlich
zu Wort gemeldet, da Ulisses behauptete, ihnen "gehören alle DSA-Rechte". Das ist eben falsch und wurde ja dann auch zeitnah von Geschäftsführer Markus Plötz korrigiert. (Wie man ja auch schon nach der Ankündigung auf der RPC zeitnah
korrigierte, dass man nicht "alle DSA-Markenrechte und alle DSA-Lizenzen" besäße, sondern bereits vergebene Lizenzen (z.B. für Myranor, Computerspiele oder Film) bei den jeweiligen Lizenznehmern verbleiben.)
Dass Ulisses jetzt in ihrem
Forum mitteilen lassen, dass sie "nicht pauschal ausschließen können", dass es berechtige Ansprüche von Autoren gäbe, dürfte eher darauf zurückzuführen sein, dass durch die Debatte um die Fanrichtlinien einige DSA-Autoren feststellten, dass sie selbst für einige ihrer Texte nie für Zweitverwertungen Abrechnungen bekommen bzw. auf jeden Fall keine ausschließlichen Nutzungsrechte dem Verlag erteilt haben (z.B. im
Vinsalt-Forum).
Ich kann nur sagen: Bei mir war das auch der Fall, und es hat sehr lange gedauert und einen Vermittler gebraucht, bis Ulisses auf alle meine Ansprüche einging:
- Schon vor meinem Rauswurf hatte ich mich bei Ulisses im Frühling 2010 gemeldet, um nach den Abrechnungen von Geschichtskarten zu fragen, die in Nachdrucken von einigen Regional-Spielhilfen wiederverwendet wurden. Mir wurde darauf gesagt, dass es "völlig neu" sei, dass man für Zweitverwertungen nochmal bezahlen muss. Ganz so neu war das aber nicht, da im Verlag für Nachauflagen zumindest für Autoren vorher durchgesetzt worden war, dass Nachauflagen (und auch nicht nur "eine weitere") natürlich vergütet werden. Mit Bildern hatten die DSA-Redakteure aber nie wirklich zu tun, weshalb niemand wusste, ob "die Zeichner" nicht sowieso ganz andere Regelungen mit dem Verlag hatten. (Ich weiß es bis heute nicht, gehe aber von einer gleichen Situation aus wie bei DSA-Autoren). Erst lange nach meinem Rauswurf gelang es, dass Ulisses dieser Forderung nachkommt (nachdem ich eigenständig eine Abrechnung erstellt und Ulisses zukommen lassen hatte).
- Texte für Nachauflagen und Zweitverwertungen wollte man auf jeden Fall begleichen (und hat das auch getan). Problem war hier nur, dass eben für die Regel-Hardcover von Ulisses Seite seit 2007 keine Abrechnungen in die Wege geleitet und auch alle Ursprungsautoren nicht im Impressum genannt wurden. Hätte ich also nicht auf eine Abrechnung bestanden, wäre diese auch nie erfolgt (eigentlich ist es ja so, dass derjenige, der ein Werk druckt, vorher die Erlaubnis der Rechteinhaber einholt und dann auch eine Abrechnung macht ...). Die verlagsseitige Abrechnung zu Wege der Zauberei und Wege der Götter verzögerte sich trotz mehrfacher Anfrage meinerseits über Monate, weil bei Ulisses "keine Zeit" war, diese überhaupt zu erstellen. Auch die Nachfrage nach Auflagenhöhe war zunächst nicht so gern gesehen. Als ich dann selbst alle meine verwendeten Texte aus den erschienen Hardcovern raussuchte und Ulisses als Übersicht zur Verfügung stellte, nannte der Verlag auch die Auflagenhöhen der verschiedenen Nachdrucke, so dass ich dann endlich eine Rechnung stellen konnte, die auch umgehend bezahlt wurde. (Mir war das wichtig, weil da einfach Beträge zusammenkamen, die in den vierstelligen Bereich gingen, und andere haben deutlich mehr Texte für die Bände geschrieben ...). Aus diesen Erfahrungen - und weil niemand der Ursprungsautoren im Impressum namentlich genannt wurde - vermute ich, dass Ulisses hier schlichtweg bei niemandem der Ursprungsautoren eine Abrechnung gemacht hat, weder bei Erstdruck noch bei den mehrfachen Nachauflagen. Zumindest ein anderer, Philipp, hat sich hier noch geäußert, dem es genauso ging wie mir - aber vielleicht gibt es ja auch Autoren, die eine Abrechnung erhielten?. In meinem Fall war aber Ulisses nach Eigenvorlage des Textumfangs sofort bereit waren, die offenen Posten zu begleichen.
- Für ein ungefragt im Aventurischen Boten abgedrucktes Foto, das einfach von der Newsseite von Alveran.org kopiert worden war und dessen Urheber ich war, sah man sich gar nicht zuständig - auch nicht auf den Hinweis, dass ganz groß auf dem Boten stünde, dass die Ulisses Spiele GmbH der Herausgeber dieses Magazins sei. Erst durch den Einsatz des von Ulisses selbst bestellten Vermittlers wurde hier eine Einigung erzielt. (Eine Korrektur/Entschuldigung mit Nennung des Urhebers in einem der kommenden Boten, wie es im Fall des AB 148 passieren soll, erfolgte trotz Bitte meinerseits soweit ich weiß aber nie ...)
- Bei der Abrechnung meiner Textmenge zu den Dunklen Zeiten musste ich feststellen, dass ich plötzlich nur noch die Hälfte des üblichen Betrags hätte abrechnen können (verursacht durch die fast Verdopplung der Textmenge bei nur wenig angehobenem Gesamtbudget), weshalb ich hier um Korrektur bat, wo sich schließlich auch eine gegenseitige Einigung erzielen ließ.
- Am längsten dauerte die Abrechnung zum gecancelten Meisterpersonenband Von Rang und Namen. Hier wollte Ulisses für meine mehrjährige Redaktionsarbeit zunächst gar nichts zahlen. Ich musste erst wiederholt (!) ausführlich schriftlich darlegen, welche Arbeiten ich dort als Redakteur gemacht hätte (das empfand ich als reine Schikane, denn der Verlag und Kernredaktion hatten ja über all die Zeit meine redaktionellen Arbeiten begleitet ...). Erst vor wenigen Wochen und auf nochmaligen Einsatz des Vermittlers war der Verlag schließlich bereit, die gestellte Rechnung auch zu begleichen (dann auch sehr zügig). Ich denke aber, das vor allem die Erfahrung mit dem NSC-Band ein persönlicher Einzelfall sein dürfte.
Ich hoffe damit ein wenig Klarheit verschafft zu haben, dass die Fanrichtlinien nicht durch irgendwelches Bestreben von Ex-DSA-Autoren notwendig waren, sondern viel eher mit Ulisses' Übernahmeankündigung der DSA-Markenrechte zu tun haben. Die Meldung, Autoren sollten sich ggf. bei Ulisses wegen der Abrechnung und Nutzungsrechte von wiederverwendeten DSA-Texten melden, entbindet den Verlag natürlich weiterhin nicht von der gesetzlichen Pflicht, Urheber _vor_ Drucklegung zu kontaktieren, auf das Nennungsrecht im Impressum zu verzichten und den Autoren von selbst Abrechnungen vorzulegen.
viele Grüße, Mark