Ich bin insgesamt sehr erstaunt, dass sehr viele Wünsche hier Richtung Politik/Wirtschaft/Militär und derlei Kram gehen. Das leite ich aus dem Wunsch nach einem Baroniemanagement-Band und der nicht nur von Erik geäußerten Kritik am Akademieband ab, dass diese Themen dort ausgespart sind. Das hört sich dann so an, als wären die Akademien so, also ohne diese Infos, überhaupt nicht bespielbar. Offenbar besteht an mehreren Fronten der häufig geäußerte Wunsch, in höherer Ebene mitzumischen, zu verwalten und zu managen, sei es als Baron oder als Akademie oder Vergleichbares -- oder diese Dinge auf einer solchen Ebene anzugehen.
Vielleicht mussten DSA-Spieler durch den Metaplot bedingt in der Vergangenheit zu oft den Großen zugucken, und haben deshalb so sehr das Bedürfnis zu den Großen zu gehören.
Ich würde eher sagen, dass viele Kampagnen und Abenteuer der letzten Jahre vielmehr verlangt haben, dass man schon selbst
irgendwie zu den Großen gehört. Zumindest gehöre auch ich zu der Fraktion, die es immer wieder eigenartig findet, wenn die 0815-Heldengruppe bestehend aus Wildelf, Lottermagier, Wildem Krieger und tulamidischer Händlerin (Achtung Übertreibung) dann in JdF ausziehen und das Mittelreich retten soll. Da passen angehörige des mittelreichischen Adels, für das mittelreich verdiente Krieger und Magier einfach besser. Und die sollten dann auch schon einen gewissen Rang und Namen haben. Geschmackssache, aber ich als Spieler und SL frage mich sonst immer wieder "wieso schicken die eigentlich nicht ihre Eliteleute los, sondern mal wieder uns? Ich hab doch gar nicht "vom Schicksal begünstigt" auf dem Charakterblatt stehen
"
Mir erscheint das seltsam, weil (und das liegt vielleicht daran, dass ich mit Silvanas Befreiung groß geworden bin) Aventurien für mich immer ein Abenteuer-Setting war. Wo man auf Questen auszieht und spannende Sachen erlebt und vielleicht das eine oder andere Mal die Welt rettet. Keine Welt, in der man im Schreibtstübchen hockt und Ressourcen verwaltet. Solche Sachen gehen bei der Detailwut von DSA ja auch immer schief und führen zu unsäglichen Regelwülsten und Kleinhaltorgien. Wenn ich eine Akademie spielen und verwalten will, dann greife ich doch lieber zu Ars Magica, wo das alles ziemlich elegant, aufs Wesentliche beschränkt und leicht durchführbar gelöst ist. Auch sonst gibt es für Politik gewiss bessere Systeme und Welten wie Birthright (habe ich mir sagen lassen), Reign oder SoIaF. Oder Kampagnenspiel im Stile Pendragons.
Mich dünkt es verwunderlich, dass Leute, die gerne Baronie spielen wollen, das in Aventurien machen wollen, und nicht gleich nach Westerons wechseln, wo das so dermaßen viel besser und spannender machbar ist und von den Regeln auch von vornherein unterstützt wird. Wenn ich diese Forderungen nach Ressourcensystemen und Regeln zur blaundblub-Verwaltung lese, graust es mir immer, denn wir haben in DSA doch schon wahrlich genug Regeln!
Klar hab z.B. ich auch mit den typischen Abenteuern angefangen, aber die Entscheidung zu Größe und Megalomanie ging von Seiten der damaligen Redax aus. Und da ist es dann verwunderlich, wenn Kampagnen und Abenteuer an Größe gewinnen, aber die Helden immer noch die "pupsigen" kleingehaltenen 0815-Alriknormalhelden sind. Und wenn man sich dann aber endlich mal Rang und Namen verdient hat, würde man ev. doch mal gerne wissen, wie's sich denn so als Baron oder Akademieleiter lebt und was das für Einnahmen und Aufwendungen mit sich bringt.
Und da ist Ars Magica keine Lösung, da man ja eigentlich doch bei DSA bleiben und dann wohl auch seine hochgelevelten und -gespielten Helden nehmen will.
Merkwürdig auch, dass man sich als Spieler tatsächlich darum kümmern will, woher eine Magierakademie ihre Verpflegung bekommt. Sicher kann das interssant werden, wenn da ein spannendes Abenteuer dran hängt, aber nur so als Simulationsspiel? Machen Siedler und Civilization da nicht mehr Spaß? Wenn ich mich an den Rollenspieltisch setze, möchte ich eigentlich nicht irgendwelche Buchhaltungslisten durchgehen, sondern Abenteuer erleben. Mit reicht es, wenn ich Spielwerte verwalten muss. Und in Aventurien will ich Silvanas befreien und vielleicht, wenn's reinläuft, auch mal die Welt retten, aber nicht in einer staubigen Akademie abhängen und große Politik machen oder mir den Kopf zerbrechen, wo ich die Wachteleier für den nächsten Monat am Günstigsten einkaufen kann.
"wenn da ein spannendes Abenteuer dran hängt" ist da denke ich der Knackpunkt. Wenn ich mir anschaue, wie ich als Gastspieler bei VeG mitgespielt habe, war es auch immer wieder (überraschenderweise) sehr spannend, wenn die Helden schauen mussten, wie sie das Geld zusammenhalten konnten, um Wiederaufbau, Befestigung und Versorgung der Zweimühlener samt Umgebung zu finanzieren. Da wurden einige Abenteuerentscheidungen mit dem Hintergedanken gefällt "was bringt uns das auf lange Sicht für die Versorgung der Stadt und Leute?". Dank des vom Meisterchen sehr gut weiter ausgearbeiteten Ressourcenmanagements kam da weit mehr Spannung und Drama auf, als nur beim schnöden Handwedeln, muss ich sagen.
Naja, vielleicht sind wir auch nur eine komische Spielrunde gewesen, bei uns hat die "Fraktion philantropischer Horasier" in Gemeinschaftsarbeit mit Peraine- und Traviakirche auch einen Wagenzug (40 Wagen Ostwärts oder so *hüstel*) Getreide ins nach JdF von der Hungersnot bedrohte Gareth geschickt.
Nun verstehe ich aber tatsächlich auch einen Teil des Unmuts über Veröffentlichungspläne und bereits Veröffentlichtes. Während es mir oft viel zu wenig in Richtung DS oder D&D geht, wo es einfach an allen Ecken und Enden Abenteuer, Dungeons, Gefahren, Monster und fiese Halunken für umherziehende Weltenretter gibt, empören sich viele gerade darüber. Die wollen jetzt endlich mal bei den Großen mitmischen in Aventurien.
In der kommenden Al'Anfa-Kampagne soll man ja die Geschicke eines Grandenhauses führen können. Das wäre ja mal wieder ein gewünschter Ansatz. Allerdings glaube ich, dass auch hier -- wie in HvC und VeG -- die Enttäuschung (nicht für mich, aber für viele) die sein wird, dass es dafür kein oder nur ein ungenügendes "Ressourcensystem" geben wird, vermute ich mal.
*Unkenmodus* Naja, grad in Al'Anfa würd ich aber nicht unter den großen Mitmischen wollen, weil: Al'Anfa bekommt ja bei nächster Gelegenheit eh wieder von den Novadis/Horasiern/Thorwalern übelst eins auf die Fresse.
*Unkenmodus aus*
Da fehlt mir mittlerweile einfach der Glaube, dass es konsequent umgesetzt wird. Außerdem hat Al'Anfa so den Drang immer wieder in den jahrelangen Dornröschenschlaf zu fallen - was erstmal gut wäre für Helden in hohen Ämtern, da sie dann Zeit haben, sich auszutoben. Dummerweise kommt man auch hier nach dem Dornröschenschlaf immer erstmal mit der ganz großen Keule.