Hallo zusammen,
Mein Eindruck: es gab diverse Signale, dass Dein Engagement in Sachen Metaplot in dieser Form unerwünscht war/ist, die Du mehr oder weniger gewaltsam übergangen bist. Durch Dein Insistieren wurde die Situation zunehmend eskaliert und der Verlag zu einer Entscheidung gedrängt. Die ist dann gegen Deine Beteiligung ausgefallen. Dass das niemandem leicht gefallen ist: klar. Deshalb wurde das Thema auch so lange totgeschwiegen und verdrängt. Im Ergebnis verfestigt sich mein Eindruck, dass das Florettfechten auf der inhaltlichen Ebene der Metaplotorganisation schlicht eine Verkennung der eigentlichen Problemlage ist.
Letzteres ist auf jeden Fall richtig. Es lief auf eine Klärung hinaus, ob DSA generell redaktionelle Planer mit viel Zeit, Qualitätsanspruch und Expertise braucht oder das alles auf eine Minimalbeglegschaft zentralisiert werden soll. Die Betreuung des lebendigen Aventuriens war da ein Pfeiler, der mir besonders am Herzen lag, aber ebenso galt das auch für das komplexe Regeldesign, die Game-Ausrichtung von Abenteuern, die Einsteigerfreundlichkeit oder die Verwaltung der immer komplexer werdenden Spielwelt. All das sind seit Jahren brennende Baustellen, die der Verlag aber eben auf ganz andere Weise angehen möchte - wie ja jetzt die Komplettauflösung von Kernredaktion und Gesamt-DSA-Redaktion nochmal verdeutlicht hat. Ich ordne mich da inzwischen eher als Präludium dieses Paradigmenwechsels, der jetzt im Frühling erst richtig vollzogen wurde.
Zum anderen - und das ist viel wichtiger - müssen Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten auch immer (IMMER!) mit Entscheidungskompetenzen zusammen vergeben werden.
Korrekt. Das wurde immer wieder eingefordert, weil sonst einfach Arbeit in der Praxis unmöglich ist. Man _braucht_ einfach gewisse Entscheidungskompetenzen - und auf der anderen Seite das Vertrauen, dass diese innerhalb vorher festgelegter Prämissen erfolgen. Allein diese Prämissen mussten meist aber von unserer Seite eingefordert werden. Nach Einigung wurde oft "oben" vergessen, dass man sich darüber mal geeinigt hatte und Konsens bestand (auch und gerade zum Umgang mit dem Metaplot ...).
Naja, ich würde es nicht unbedingt Blödsinn nennen, wenn dieser Eindruck unabhängig bei mehreren Personen auch nach einigen klärenden Gesprächen entstanden ist. Es gab damals sicher auch einige Kommunikationsprobleme, da hatten wir ja schon mal drüber geredet. Aber eben auf allen Seiten.
Es gab genau ein "klärendes Gespräch", das Patric und Chris mit mir zu meinem Kritikverhalten gegenüber dem Verlag geführt haben. Es wurden beiden Missstände in der Verlagsarbeit benannt (Hintenrum-Entscheidungen von Autoren an der Redaktion vorbei, Vorenthaltung von Publikationen vor Druck, damit wir nicht reinschauen können, mangelnde Kommunikation mit der erweiterten Redaktion usw.). Daraufhin wurde - nach beider Aussage - der Unmut von uns überhaupt erst richtig verstanden. Man wollte mich schnell darüber informieren, was das Gespräch beim Rest des Kernteams ergibt. Dann habe ich nie wieder was gehört. Später, nach meinem Rauswurf, stellte sich heraus, dass sich einige Kernredakteure nicht mal mehr erinnern konnte, je etwas von diesem Gespräch gewusst oder aber vergessen zu haben, was genau man da dann dazu wohl besprochen hatte.
Ansonsten nehme ich für mich in Anspruch, _alles_ transparent mit jedem Zuständigen geklärt und stets - in Eigeninitiative - auf dem Laufenden gehalten zu haben. Ich hatte eher das Gefühl, dass das als nervig und penetrant wahrgenommen wurde. Nicht _einmal_ hat man mir gegenüber persönlich zur Kenntnis gegeben, dass man "Amtsmissbrauch" und "Eigenmächtige Machtansichreißung" in meiner Arbeit sieht. Im Gegenteil - die Reaktionen auf die dann fertigen NSC-Texte waren, so sie mich persönlich erreichten, positiv und vorwärtsgerichtet.
Ich will das auch alles nicht nochmal vorholen, keine Angst.
Aber ich wehre mich einfach gegen Pauschalisierungen wie "Kommunikationsprobleme" und hätte - zumindest damals - gern gewusst, welcher Art sie konkret waren. Aber das muss auch nicht hier stattfinden.
Konkret noch was zum Meisterpersonenband, um auch hier einige willkührliche Gerüchte aus der Welt zu schaffen:
Für mich war dort auch sehr informativ das es in Bezug auf das Material, seitens des Blogger, sich die Problematik das die Spieler zu sehr festgelegt werden [der Umfang wird als Symptom für die Kritik angeführt, weniger als Problem selbst] und das durch die Gestaltung zu viele weitere [neue/offene] Metaplots generiert werden.
Alle Metaplots waren im Vorfeld der Arbeit redaktionell ausgearbeitet und besprochen worden, und die Figurenbeschreibungen _basierend_ auf diesen redaktionellen Konzept aufgesetzt. Es ist Blödsinn, von 60 Figuren auf 60 Metaplots zu schließen, denn a) waren viele Figuren explizit metaplot-frei (und hatten beim Blick in die Zukunft lediglich ein personalisiertes "Wird auch die nächsten Jahre in dieser Rolle dem Spiel zur Verfügung stehen und sich nicht ändern") und b) sind ein Großteil der Metaplot-Figuren ja alle den immer gleichen Plots zugeordnet.
Konkret waren die gefeaturten Metaplots "Mittelreich/Schwarze Lande", "Hoher Norden", "Praios-Kirche", "Thorwal" und "Meridiana" (sowie die dann bei Erscheinen schon weitgehend abgeschlossene "Drachenchronik"). Alle Figuren, die in den Metaplots eine Rolle spielen sollten, waren von den jeweiligen Plot-Betreuern selbst _vorher_ aufgestellt worden, weil dazu Abenteuer oder Kampagnen oder Hintergrundbände bereits in Arbeit waren und bald oder in mittlerer Zukunft erscheinen und diese Figuren dort eh Verwendung finden sollten.
Das der Spielleiter keinen Gestaltungsfreiraum erhält.
Auch das ein ewiger Mythos.
Bis zum Meisterpersonenband war es Spielleitern (und vielen Autoren) nur schwer möglich, Metaplot-Figuren selbst groß einzusetzen, weil es nirgends Infos gab und immer die Gefahr bestand, mit redaktionellen Planungen zu kollidieren. Der Band sollte gerade Spielleitern (und auch Autoren) erstmals Transparenz bieten, was die Redaktion wo zumindest grob plant.
Kurz: Er sah mit dem veröffentlichen Ansatz die Möglichkeit einer Sandbox bereits im Kern durch Stapelweise Metaplot zu betoniert.
Was Blödsinn ist, denn es war ja mit allen zuständigen Redakteuren (und den Autoren, die schon konkreten Projekten zugeteilt waren) abgestimmt. Gerade auch mit diesem "Blogger", der sehr von diesen konzeptionellen Vorgaben und den Rahmen, in denen er sich frei bewegen konnte, profitiert hat (siehe Orkengold, siehe Mondenkaiser, siehe Maraskan, siehe Walbirg-Plot usw.). Michael war mit Sicherheit einer der in diese Planungen am meisten eingebundensten Nicht-Redakteure und hat sich sehr stark in genau diesen Rahmenvorgaben mit viel Freiheit zur Ausgestaltung der konkreten Publikation entfalten können und komischerweise auch immer gern genau solche Arbeiten angenommen.
Genau in dieser Form sollten künftig nur viel mehr Autoren eingebunden werden: "Wir wollen dich gern mehr integrieren, hier sind die redaktionellen Rahmenideen, mach uns daraus ein schönes Abenteuer nach Deiner Fasson." Und das galt ja nur für konkrete Metaplot-Abenteuer, die ja auch nur einen prozentualen Anteil am Gesamtportfolio von DSA darstellen sollten.
Und um alles noch schöner und komplizierter zu machen sind wir uns nicht einig auf welcher Seite Herr W. tatsächlich oder in seiner Wirkung bei all diesen Punkten steht.
Öhm, so aus der Hüfte geschossen:
Pro-Metaplot / geplantes Wachsen - egal, in welchem Umfang Metaplot am Gesamt-DSA hat (gern auch nur 10%, während der Rest Stand-Alone ist). Mir ging es nie um Quantität von fortlaufender Entwicklung, sondern um Qualität.
Pro-Hintergrund - Aventurien und die Marke DSA sind nur als konsistentes Universum wertvoll und auf Dauer kundenbindend. Gern aber deutliche Entschlackung, wobei das seit Jahren gewünscht war und - weil es keine Mittel dagegen gab - nur immer noch schlimmer wurde.
Pro-Heldeneinfluss und Pro-Leserschauenzu - DSA bedient verschiedene Kunden, und sie müssen sich die "Erzählrechte" an den Entwicklungen ein bisschen untereinander aufteilen. Mal läuft die Geschichte mehr zum Mitverfolgen voran (z.B. Aventurischer Bote), in Abenteuern und Spielhilfen dagegen zum Miterleben (das war auch der Stand, den Thomas Römer bevorzugte und mit mir absprach und der Basis für unsere Metaplot-Arbeit war).
Pro-Sandbox und Pro-"Eisenbahn" - da will ich mich nicht in Details auslassen, denn jeder wird mit was anderem glücklich. DSA-Spieler wurden eher durch "fertige" Abenteuer sozialisiert, und das "mach es Dir selbst" ist weder Einsteiger- noch Alte-Spieler-mit-Familie-freundlich, weshalb ich gern tolle Hybride mit viel Vorgaben und fertigen Infos bevorzuge, die sich "runterspielen" lassen, aber dabei das "Game" mehr in den Vordergrund stellen als tendentielle "Erzählabenteuer" (die ich dieser Form nur noch ausgewählt, aber nicht komplett vom Portfolio ausgeschlossen für DSA sähe).
Ach so, und Pro-Mark.
viele Grüße, Mark