Wie kommst du jetzt auf Settingsimulation? habe ich das irgendwo erwähnt?
Ich hab das Setting transportieren so interpretiert: "die Regeln sollen ermöglichen, dass das, was an Fluff in Hintergrundsbänden beschrieben ist, auch regelkonform so gespielt werden könnte." Praktisch sollen die Regeln das wiedergeben, was im Setting beschrieben ist. Ich hab auch das als Simulation bezeichnet, ohne dabei zu bedenken, dass Simulation ja auch ein rollenspieltheoretischer Fachbegriff ist, sorry. (Beim ersten Post hab ich noch mitgedacht
)
Wie gut Regeln das Setting abbilden, interessiert mich jedoch nicht primär.
Ein Setting zu transportieren bedeutet für mich dass die Regeln die vom Setting gemachte Prämisse auch als solche rüberbringen und unterstützen. Wenn die Prämisse "Fantasy mit Schwert und zaubern" ist, dann sollten diese drei Dinge zumindest abgedeckt werden. Wenn sie "Krieg und Frieden - Individuelle Charaktere und Nationen" ist, dann müssen die Regeln beide Größenordnungen abbilden und vereinen müssen, usw.
Ja, aber das ist mMn nicht der wichtige Punkt. Natürlich sollen Regeln für ein Mantel&Degen-Setting auch die entsprechenden Situationen des Mantel&Degen-Genres regeln (als Kutschenjagden, Degenduelle, Wortgefechte, Tricks etc.), anstatt ihren Fokus auf für das Genre irrelevante Nebensächlichkeiten (wie meinetwegen Krankheiten oder Wahnsinn) zu legen. Soweit gebe ich dir recht.
Wenn das aber geklärt ist, dass die Regeln nicht völlig am Ziel vorbeischießen, interessiert mich zuallererstmal die Ausgewogenheit, die Ausbreitung und die RL-Geschwindigkeit der Regeln. Erst danach kommt die Frage, ob der Fluff sich auch wirklich in den Regeln wiederspiegelt, oder ob, wenn man die Regeln zugrunde legt, die Spielwelt nicht deutlich anders aussehen müsste.
Balance/Fairness ist nur ein subjektives Hilfsmittel um die verantwortung auf die Regeln abzuschieben.
Das sehe ich anders. Die Verantwortung liegt nunmal beim Regelwerk, weil ich als SL (oder als Spieler) nicht massiv eingreifen will, um ein durch Regelschwächen begründetes Ungleichgewicht künstlich wieder auszugleichen. Sowas verlangt dem SL oder der Gruppe Eingriffe ins Spiel ab, wie etwa Spotlightzuteilung, die ich persönlich nicht mag. Wenn eine Charakterklasse in vielen Bereichen deutlich kompetenter ist als andere Klassen und sogar Spezialklassen in deren Aufgabenbereich übertrifft, dann müssen entweder die Leute, die diese Klasse (nennen wir sie mal Wizard) spielen wollen, mit angezogener Handbremse fahren, damit auch die andere Klasse (nennen wir sie mal Bard) zum Zug kommt, oder der SL muss seine Abenteuer so detailliert vorplanen, dass er der schwächeren Klasse Rampenlichtauftritte gegen die objektiven Fähigkeitsverteilung in der Gruppe ermöglicht. Und sowas will ich nicht spielen.
(Natürlich gibts den Typ Rollenspieler, der gerne zweitklassige Charaktere spielt - aber das finde ich gefährlich nah am Luschenspiel, und das kann ich auch nicht leiden.)