Sorry für Offtopic, evtl. kann das Thema ja ausgelagert werden, wenn nach diesem Beitrag weiterer Diskussionsbedarf besteht:
Bei meinen Spielrunden gilt grundsätzlich das Schurken / Meuchler tatsächlich auch Kriminelle sind. Während der Schurke jedoch nur ein schlechtes Ansehen hat und so manche Gesellschaft meiden sollte, wird der Meuchler auch öffentlich gesucht, und der Spieler muss damit leben können.
Leider gibt es aber auch Spieler die nur gucken was für Vorteile ein Beruf hat, und wenn der Schaden wegen hinterhältigen Angriffs vervielfältigt wird, dann will man undurchdacht einen Assassinen spielen... Ich habe einmal einen Spieler klar gemacht, dass er dann auch erwarten muss dass die Stadtwache sein Konterfeit als Steckbrief auf jedes Scheunentor pinnt.
No na. Ich weiß ja nicht, was du sonst für Systeme spielst, aber hier geht es immerhin um Pathfinder und sollte daher auch als Maßstab für diese Diskussion herangezogen werden. Die Moral eines Charakters wird durch das Gesinnungssystem widergespiegelt, und das System (genau wie auch bei D&D 3.X) besagt _ausdrücklich_ (und nicht etwa indirekt durch Auslassung), dass ein Schurke _jede_ Gesinnung haben kann. Ja, selbst Rechtschaffen-Gut.
Natürlich kann man so etwas per Hausregel ändern. In meinen Runden beispielsweise fliegt die Einschränkung, dass Barden nicht Rechtschaffen sein dürfen. Aber dann sollte man sich immer noch bewusst sein, dass es sich um eine Hausregel zum Zwecke der Anpassung des Systems an die eigenen, persönlichen Vorlieben handelt, und mitnichten um eine automatische Selbstverständlichkeit.
Zweitens haben _manche_ Regeln ja auch durchaus ihren Sinn. Viele Klassen können unterschiedlich interpretiert werden, z.B. der vorgenannte Barde als Offizier, oder der Schurke als professioneller Späher. Assassinen erfordern zwar eine Böse
Gesinnung, aber selbst da würde ich als SL mit mir reden lassen, wenn der Spieler einen Guten Assassinen nach Art eines Spezialagenten spielen wollte. (Das wäre mir auch allemal lieber, als mitten in einer Guten Gruppe einen Bösen Einzelcharakter dabeizuhaben).
Drittens frage ich mich, ob bei dir die Tätigkeit / Klasse eines Charakters auf magische Weise automatisch in der ganzen Welt bekannt wird, oder warum sonst du die oben zitierten Aussagen tätigst (Steckbrief etc.). Solange ein Schurke oder selbst Meuchler sich nicht erwischen lässt, weiss doch niemand was er schon auf dem Kerbholz hat, und ebenso lange wird er in der Öffentlichkeit auch nicht anders behandelt als der Kämpfer oder Waldläufer etc.
Viertens finde ich auch die Praxis fragwürdig, als SL im Alleingang Hausregeln zu setzen, die völlig unnötigerweise die Spieler einengen. Grundsätzlich sollten Hausregeln immer mit der gesamten Gruppe abgesprochen werden. (Aus deinem Beitrag lese ich, dass du es als SL gewohnt bist, das einfach anzusagen und dann gilt das. Sollte ich das mißverstanden haben, bezieh es einfach nicht auf dich.)
Wenn es um mechanische Notwendigkeiten geht ("Hey Leute, der Zauber / die PrC ist übermächtig, das lassen wir raus, ja?"), können sich ja die weniger systembewanderten Spieler auf die Meinung der Experten verlassen. (Meistens kennt sich ja der SL am besten mit den Regeln aus, aber durchaus nicht immer.)
Wenn es um Fragen des Fluffs und der Settingtreue geht, ja da hat der SL eine gewisse Entscheidungshoheit. Beispiel: "Wir spielen in einem stark europäisch-mittelalterlichen Setting. Chinesische Kampfmönche haben da nichts verloren, also keine Monks erlaubt."
Aber wenn es um pure subjektive Befindlichkeiten ohne regelmechanische Konsequenz oder fluffbedingte Notwendigkeit geht, wie eben zum Beispiel "Schurken werden immer automatisch von der Gesellschaft geächtet", dann hat m.E. der SL da genausowenig Alleinbestimmungsrecht wie irgendein Spieler. So etwas müsste dann schon von der gesamten Gruppe beschlossen werden.