Okay, es tut mir ja leid, aber was ich echt nicht kapiere: Deutsche Übersetzungen von Rollenspielprodukten sind zu 90% ziemlich … na ja. Oft strotzen sie von denglischer Grammatik, semantischen Fehlleistungen, Flüchtigkeitsfehlern und bewegen sich – zumindest in meinen Augen – am Rande der Unlesbarkeit. Ich schimpfe da inzwischen nicht mehr rum, sehe eine deutsche Rollenspielübersetzung als Gebrauchstext für den Spieltisch und kaufe mir, wenn es mir tatsächlich mal um den Lesegenuss geht, das englische Original. Ich gebe da auch nicht den Verlagen die Schuld – ich weiß, dass Rollenspielverlage niemals ein Honorar zahlen können, für das ich als Übersetzer auch nur den Computer aufklappe – okay, das ist übertrieben, und ich habe auch schon kleine Projekte übersetzt, aber ein Grundregelwerk wie RuneQuest oder Lex Arcana könnte ich für die gebotenen Honorare einfach nicht machen, weil ich von dem Geld leben muss, das ich als Übersetzer verdiene. Also wird das meiste wohl von Leuten nebenher übersetzt, als Hobby, und da ist es auch nur verständlich, dass die nicht an jedem Satz feilen können und auch nicht immer die nötige Erfahrung als Übersetzer*innen mitbringen.
Wie dem auch sei, wenn ich mich hier manchmal über eine miese Übersetzung aufgeregt habe, habe ich – mal abgesehen von ganz krassen Fällen wie der Witcher-Übersetzung – meistens nur Desinteresse bis Unverständnis geerntet, oft mit dem Tenor: Wieso, man versteht doch, was gemeint ist, auch wenn da mal drei Kommas pro Satz falsch stehen und die Wildnis auf Deutsch zu „Ländereien“ wird. Und ich hab‘s irgendwann kapiert: Ja, ein Rollenspieltext, insbesondere einer Übersetzung, kann aus ganz praktischen Gründen meistens nicht den Anforderungen entsprechenden, die man normalerweise an einen professionell veröffentlichten erzählenden Text hat. Alles gut also, und ich stänkere deshalb nicht mehr rum.
Aber jetzt formiert sich wegen einem fuckin‘ Sternchen plötzlich ein Heer von Sprachästheten im Tanelorn? Echt jetzt? Ehrlich?
Ich diskutiere das alles ja sogar ganz gerne. Ich bin auch ein Freund alternativer Lösungen, z.B. des kapitelweisen Wechsels zwischen generischem Maskulinum und Femininum (auch, wenn da dann natürlich wieder was fehlt), des Doppelpunkts (gefällt mir vom Schriftbild her besser als das Sternchen) und vor allem der bevorzugten Wahl auch im Deutschen geschlechtsneutraler Begriffe (die berühmten Studierenden oder im RSP eben Spielenden, die Spielleitung, aber auch da steigen einem ja wieder Leute aufs Dach, die plötzlich ihren Sinn für semantische Feinheiten entdecken) – gerade mit letzterer ist übrigens ein Großteil der Problemfälle oft schon erledigt. Aber letztendlich bin ich froh, dass Uhrwerk sich für eine Lösung entschieden hat und die verwendet und finde, dass dadurch eventuell entstehende Lesehürden echt ein Fliegenschiss sind im Vergleich zu manch anderen sprachlichen Problemen in Rollenspieltexten.
Und vor allem: Das Sternchen steht aus einem guten Grund da, den ich nachvollziehen kann – einem viel besseren Grund jedenfalls als „Sorry, es ist einfach kein Geld da für ne vernünftige Übersetzung.“