Dicker Klops. Ohne Schreien durchgehalten? Respekt vor Deiner Selbstbeherrschung.
Danke für die Respektsbekundung, ist aber unnötig. Hinterher hab ich mich über mich selbst geärgert, ich hätte das vorausahnen können und müssen. Ich meine, welcher Spielleiter antwortet schon auf meine Ansage "Ich kenne aber die Regeln nicht" mit "Regeln sind sowieso nicht so wichtig"?
@Coldwyn:
Ich kann auch Erfahrungen außerhalb von Cons berichten. Zwei davon stehen bereits im
, z.B. Beitrag Nummer
259 im verlinkten Thread, und
ein anderes Mal war ich so frustriert, dass ich mich bei den Spielberichten ausgekotzt habe (ja, das war reines Auskotzen). Aber an beiden Runden nahm ich danach als Spieler nicht mehr teil, und ich habe auch in genug Runden gespielt, um zu wissen, dass sowas einfach nicht immer der Fall sein muss. In meinem privaten Umfeld weiß ich, wen ich als SL und welche Spiele ich vermeiden muss, um das zu umgehen, was ich nicht mag.
@TAFKAKB:
Das mit den begriffen ist so eine Sache, dazu gibts hier genug Threads im Forum. So wie du damit umgehst, willst du überhaupt keine Unterscheidbarkeit, sondern verwendets sie hauptsächlich so, dass sie den von dir geschätzten Spielstil des Partizipationismus verteidigen. Aber den greife ich nichtmal an!
Es ist so, dass ich den Partizipationismus (im Gegensatz zum Illusionismus)
nicht als legitimen Spielstil ablehne. Zur Wiederholung:
Partizipationismus ist ein legitimer Spielstil. Niemand wird dabei "betrogen" oder "beschummelt", ich glaube daran, dass mündige Menschen sich aus verschiedenen Gründen entschließen können, Teile ihrer Mitgestaltung abzugeben. Im Grunde ist Partizipationismus ein Handel: Der Spieler tauscht seine Mitgestaltungsrechte (eventuell sogar nur teilweise) gegen eine dramaturgisch gute Story des Spielleiters. Er ist sich dessen bewusst, und er kann mit diesem Tausch aufhören, wenn seine Erwartungen nicht erfüllt werden.
Nun behaupte ich schlicht und ergreifend, dass Partizipationismus nicht in einem Anfängerlehrbuch für frische SLs empfohlen werden sollte, weil man für den Partizipationismus gewisse Gewohnheiten oder Vorlieben braucht, die nicht jeder Spieler mitbringt. Zum Beispiel die Annahme, beim Rollenspiel ginge es
primär um eine gute Story und dieser Story dürfen andere, als zweitrangig angesehene Aspekte des RPG geopfert werden. Diese Annahme ist von einigen Spielen (darunter DSA, teilweise auch Midgard!) in Deutschland kultiviert worden, und entsprechend sozialisierte Spieler bringen sie höchstwahrscheinlich mit, aber sie ist nicht "von Natur aus" bei jedem Anfänger (und darum geht es!) ausgeprägt.
Das zweite (eigentlich zeitlich das erste, meine Reaktion auf Auribiels These, aber egal), was ich behaupte ist: Illusionismus ist keine
einfache Art zu leiten. Ich bin deiner Meinung, dass Illusionismus keine moralisch akzeptable Art des RPG ist, Bruch des Gruppenvertrages etc. Aber das ist Nebensache, der Begriff dient vor allem zur Unterscheidung zwischen subjektiv durch den Spieler erkanntem Railroading und nicht erkanntem, aber "objektiv" vorhandenen Railroading, aber auch das ist unwesentlich, da sind wir nicht weit auseinander. Mir ging es in diesem Thread darum, dass
Illusionismus keine leicht anzuwendende Technik ist.
Ich kann mir vorstellen, dass ein erfahrener Spielleiter gegenüber ein paar Neulingen mit einem illusionistischen, storygetriebenen Abenteuer durchkommt, ohne dass die Illusion erkannt wird. Aber das kommt daher, dass der SL dieses Beispiels seit Jahren illusionistische Techniken gelernt hat, welche die neuen Spieler noch nicht kennen. Aber einem Anfänger-SL, der den Ratschlag erhält, illusionistische Abenteuer aufzubauen, wird das nicht so locker von der Hand gehen (unabhängig von der moralischen Bewertung!). Ihm fehlen die illusionistischen Techniken, und ggf. auch das Publikum, das eine Story will (vgl. dazu White Queens bemerkenswerte Betrachtungen über Anfängerspieler).
Hinzu kommt, dass sowohl beim Illusionismus als auch beim Partizipationismus das "Primat der Story" eingehalten werden muss. Illusionistische und ganz sicher partizipationistische SL müssen einfach mehr Story bieten als "ein Drache hat die Prinzessin entführt, rettet sie aus seinen Klauen". (Zur Erinnerung: Partizipationismus habe ich mit einem Handel von Spielermitgestaltung gegen Storyqualität verglichen.) Und auch einem kreativen Anfangs-SL fliegen Storys mit coolen Wendungen und Überraschungen in der Regel nicht so zu, dass man ihn von Anfang an mit dieser schwierigen Aufgabe belasten sollte.
Kurzzusammenfassung: Illusionismus ist nicht gleich Partizipationismus. Trotzdem ist keine der Spielformen leicht zu leiten.
@White Queen
Danke, das hast du schön formuliert. Genau das Phänomen habe ich bei Anfängerspielern auch schon wahrgenommen.