Ich verstehe nicht, weshalb man effektiveren "Vertrieb" braucht. Das deutsche Buchgroßhandelssystem ist enizigartig in der Welt, würde ich fast behaupten. Das britische ist eine Katastrophe, das amerikanische immerhin nicht zu vergleichen, wenn auch bemüht. Was ich bisher von Leuten aus Spanien, Frankreich etc. gehört habe, klang alles im Vergleich ziemlich chaotisch.
Die Einbußen würden bei Wegfall der BPB zunächst auch nicht bei Verlag und Autoren auftreten, sondern im Handel. Ein gutes Beispiel waren die letzten Harry Potter-Bände auf englisch, wo die Händler größtenteils noch drauf gezahlt haben, nur um die Preise der anderen unterbieten zu können. Der Verlag kann bei so großen Stückzahlen derart billig produzieren, dass es ihn nicht kratzt, wenn er fünf oder zehn Prozent mehr Rabatt gibt. Aber abgesehen vom Verlag, der Post und den Transport-Unternehmen verdient niemand mehr was an den Millionen von Büchern. Was für ein Schwachsinn, und ich finde es herzerfrischend, mit welcher Inbrunst sich manche diese Zustände herbeiwünschen, nur um ihren literarischen Müll auch wirklich für das wenige Geld zu bekommen, das er wert ist.
Noch mal zur Qualität: Wenn Thalia und Amazon jetzt schon sämtliche Verlage aus ihrem Programm schmeißen, die ihren Rabattforderungen nicht nachkommen, wie soll das dann erst ohne BPB aussehen? Wenn Thalia Hunderttausend Stieg Larson Harcovers zum Verkaufspreis von 20 Euro von Heyne ordert und entsprechend grandiose Rabatte bekommt, dass sie die Teile für 10 Euro verkaufen können, warum sollten sie sich dann noch einen SF-Roman von Heyne im Taschenbuch zum Verkaufspreis von 12 Euro aufbürden, von dem sie realistisch vielleicht nur Tausend Stück verkaufen können und draufzahlen, wenn sie den für 6 Euro anbieten. Ne, da wird ein Laden wie Thalia sagen: Raus damit, braucht kein Mensch. Und wenn Heyne seine SF-Romane nicht mehr bei diesen Läden unterbringt, wird die Reihe, die bisher von Bestsellern wie Stieg Larson finanziert wird, halt gestrichen. Die Mischkalkulationen der Verlage funktionieren bei uns nur, weil auch die Händler einen Freiraum zur Mischkalkulation haben (weil sie auf alle Titel eines Verlags denselben Rabatt bekommen und es von daher egal ist, ob sie ihn fünf oder fünfzig Mal verkaufen). In den USA, wo man immer mit viel größeren Stückzahlen kalkulieren kann, sieht die Sache freilich anders aus.
P.S.: habe die letzten Posts nicht gelesen ...