Autor Thema: Buchpreisbindung[war Re: -20 Prozent auf einzelne DSA-Produk...]  (Gelesen 17502 mal)

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Offline Greifenklaue

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Das wäre ohne BPB anders?
"In den letzten zehn Jahren hat sich unser Territorium halbiert, mehr als zwanzig Siedlungen sind der Verderbnis anheim gefallen, doch nun steht eine neue Generation Grenzer vor mir. Diesmal schlagen wir zurück und holen uns wieder, was unseres ist.
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Offline Darius der Duellant

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Nein, natürlich nicht  wtf?

Die BPB soll doch angeblich für eine Vielfalt in den Regalen sorgen, da der Händler die Bücher nicht anhand des größtmöglich erziehlbaren Gewinnes/Buch auswählen kann.
Mein Beispiel zeigt aber, dass das eben eine falsche Annahme ist.
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Offline Greifenklaue

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Die BPB soll doch angeblich für eine Vielfalt in den Regalen sorgen, da der Händler die Bücher nicht anhand des größtmöglich erziehlbaren Gewinnes/Buch auswählen kann.
Mein Beispiel zeigt aber, dass das eben eine falsche Annahme ist.
Soll es nicht eher für Vielfalt im Katalog sorgen? Dass Regale irgendwann voll sind, ist ja irgendwie klar.
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Offline Darius der Duellant

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Auch dafür sorgt sie nicht.
Wenn die Bücher nicht aus dem Katalog bestellt werden, weil sie einfach (zu diesem Preis) niemand will, bringt die BPB ebenfalls nichts.

Dieses vorgeschobene Argument, die BPB würde den Verlagen Experimente (bzw das Drucken von hochwertiger Literatur die auf einem freieren Markt nicht kostendeckend absetzbar wäre) ermöglichen, geht mMn ebenfalls ins Leere.
Die These ist doch, dass potentielle Verlustliteratur nur deshalb überhaupt erscheinen kann, weil sie über die Buchpreisbindung querfinanziert wird.
Die BPB sorgt aber doch nicht dafür, dass die Verleger diese Querfinanzierungsbeträge auch für "kulturell wertvolle Bücher" verwenden müssen.
Es gibt schlicht keinen harten (=zwingenden) Grund, warum ich den Geldüberschuss den mir mein Goldesel "Schnarkus Meitz" mit seinem neuesten Bestseller "Die Delfen" eingebracht hat, nicht in billige Kettenschreiber investieren soll, die mit seichter Literatur weitere potentielle Goldfelder abgrasen, anstatt das Geld wahrscheinlich zum Fenster hinauszuwerfen in dem ich eine Kunstlederausgabe von "Das Bildnis der gemeinen Kellerassel im Wandel der Zeiten - Von Rom bis in die Renaissance" vertreibe, deren Erstausgabe vielleicht in 10 Jahren zur hälfte verkauft ist.

Ich spreche der BPB hier gar nicht mal ihren potentiellen Nutzen als Querfinanzierungswerkzeug ab.
Solange dieser Nutzen aber eben nur hypothetisch und potentiell ist und es keinen Zwang gibt, dieses Werkzeug auch so wie gedacht einzusetzen, anstatt sich möglicherweise nur über den unterdrückten Wettbewerb zu freuen, solange (und uU auch darüber hinaus) sehe ich die BPB nicht als rechtfertigbar an.
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Offline Greifenklaue

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Zitat
Auch dafür sorgt sie nicht.
Ist das so? Wäre es um den deutschen Buchmarkt genauso gut bestellt ohne BPB?

F&S hat ja z.B. die karten offen gelegt und finanziert ihr nächstes Buch per Kickstarter bzw. einer ähnlichen Seite.
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Offline Gwynplaine

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Die BPB sorgt u.a. dafür, dass eine Buchhandlung auch ausgebildete Fachkräfte beschäftigen kann und nicht nur (studentische) Hilfs-Regaleinräumer, die zur Not auch mal ein Buch im Computer finden. Damit ist es nämlich längst nicht getan...

Offline Darius der Duellant

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Ist das so? Wäre es um den deutschen Buchmarkt genauso gut bestellt ohne BPB?


Ich wäre dir verbunden wenn du etwas konkreter werden würdest.
Wenn dem nicht so ist, kannst du mich ja widerlegen.


Die BPB sorgt u.a. dafür, dass eine Buchhandlung auch ausgebildete Fachkräfte beschäftigen kann und nicht nur (studentische) Hilfs-Regaleinräumer, die zur Not auch mal ein Buch im Computer finden.

Aha, interessante Behauptung.
Inwiefern sorgt die BPB KONKRET dafür, dass eine Buchhandlung ausgebildete Fachkräfte beschätigen kann und warum sollte man ausgerechnet ihr als angeblichem Mittel der Sicherstellung von guter Beratung im Buchhandel den Vorzug über normale Marktmechanismen geben?
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Offline Greifenklaue

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Ich wäre dir verbunden wenn du etwas konkreter werden würdest.
Wenn dem nicht so ist, kannst du mich ja widerlegen.
ich will damit eigentlich nur sagen, wir wissen ja nicht, wie es wäre, wenn es keine BPB gäbe. deine behauptung, wie es wäre ist genauso hyphotetisch wie das gegenteil zu behasupten.

Ich hab da ehrlich gesagt noch nicht mal ne konkrete Meinung zu ...  ;)
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Offline korknadel

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Nur schnell zur Querfinanzierung, die sich Mischkalkulation nennt. Zumindest der Lektor, der bei Heyne SF und Fantasy macht, hat schon oft genug, auch in der Öffentlichkeit betont, dass der Erfolg der Stieg Larson-Krimis die letzten Paar Jahre lang das SF und Fantasy-Programm sichergestellt hat. Die machen zwar keine Miesen, aber eben auch nicht genug Gewinn, dass man damit einen Verlag aufrecht erhalten könnte.

Allerdings hast Du, Darius der Duellant, recht, dass sich viele Verlage in den letzten Jahren immer weniger geleistet haben, was qualitative, querfinanzierte Bücher angeht. Aber das liegt eben an der Supermarktisierung des Buchhandels. Weil Amazon und Thalia einen derart großen Teil des Buchhandels beherrschen, haben die Verlage immer weniger Spielraum. Und das würde sich endgültig verstärken, wenn die BPB wegfallen würde.

Aha, interessante Behauptung.
Inwiefern sorgt die BPB KONKRET dafür, dass eine Buchhandlung ausgebildete Fachkräfte beschätigen kann und warum sollte man ausgerechnet ihr als angeblichem Mittel der Sicherstellung von guter Beratung im Buchhandel den Vorzug über normale Marktmechanismen geben?

Ohne BPB: Der neue Bestseller von Nadelius Kork erscheint. Empfohlener Preis: 25 Euro. Der Buchhändler an der Ecke kauft das Buch mit 45% Rabatt für 13,75 ein. Amazon aber kauft das Buch mit 60% Rabatt für 10 Euro ein und bietet es versandkostenfrei für 9,90 Euro an (gerade bei Bestsellern hat Amazon das tatsächlich schon öfter gemacht). Nun hat der kleine Buchhändler an der Ecke die Wahl: Nur fünf Bücher für 25 Euro verkaufen, oder zehn Bücher für 15 Euro verkaufen, oder Amazon ernsthaft Konkurrenz machen, in eine kleinere Wohnung ziehen und das Buch für 10 Euro anbieten. In allen drei Fällen kann sich der Buchhändler schlicht kein Personal leisten.

Amazon kann es sich bei diesem Vorgehen übrigens auch nicht leisten, den Leuten, die den Bestseller aus- und wieder einpacken, irgendwas Vernünftiges zu zahlen. Schade eigentlich, dass fast niemand mehr davon profitiert, wenn sich ein Produkt millionenfach verkauft, sondern gleich nochmal millionenfach draufgezahlt wird. 

Und da die "Gewinnspannen" durch den Konkurrenzkampf um den Tiefpreis immer geringer werden, kann sich erst recht niemand mehr Lagerplatz leisten, um irgendwelche nicht schnell drehenden (heißt doch so, oder?) Titel anzubieten.

Mit BPB: Buch kostet überall 25 Euro. Der kleine Buchhändler an der Ecke weiß, dass er ca 40 Stück davon verkaufen wird. Er weiß, wie viel er an jedem Buch Gewinn macht. Also kann er jemanden einstellen.
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Otherland Buchhandlung Rumspielstilziels und korknadels SF- und Fantasy-Buchladen in Berlin.

Offline Kermit

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Allerdings hast Du, Darius der Duellant, recht, dass sich viele Verlage in den letzten Jahren immer weniger geleistet haben, was qualitative, querfinanzierte Bücher angeht. Aber das liegt eben an der Supermarktisierung des Buchhandels. Weil Amazon und Thalia einen derart großen Teil des Buchhandels beherrschen, haben die Verlage immer weniger Spielraum. Und das würde sich endgültig verstärken, wenn die BPB wegfallen würde.

Ohne BPB: Der neue Bestseller von Nadelius Kork erscheint. Empfohlener Preis: 25 Euro. Der Buchhändler an der Ecke kauft das Buch mit 45% Rabatt für 13,75 ein. Amazon aber kauft das Buch mit 60% Rabatt für 10 Euro ein und bietet es versandkostenfrei für 9,90 Euro an (gerade bei Bestsellern hat Amazon das tatsächlich schon öfter gemacht). Nun hat der kleine Buchhändler an der Ecke die Wahl: Nur fünf Bücher für 25 Euro verkaufen, oder zehn Bücher für 15 Euro verkaufen, oder Amazon ernsthaft Konkurrenz machen, in eine kleinere Wohnung ziehen und das Buch für 10 Euro anbieten. In allen drei Fällen kann sich der Buchhändler schlicht kein Personal leisten.

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Du bringst es auf den Punkt. Danke!
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Tja, dann muss man ja die Kunden nur noch davon überzeugen, dass sie ein Interesse daran haben, dass der Buchhändler Leute einstellt, dass die Zwischenhändler etc. etwas verdienen. Wer "cut the middle man" schreit, wird sich nicht vom gesellschaftlichen Mehrwert solcher Konzepte überzeugen lassen.

Offline Kermit

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Tja, dann muss man ja die Kunden nur noch davon überzeugen, dass sie ein Interesse daran haben, dass der Buchhändler Leute einstellt, dass die Zwischenhändler etc. etwas verdienen. Wer "cut the middle man" schreit, wird sich nicht vom gesellschaftlichen Mehrwert solcher Konzepte überzeugen lassen.
Leider. Mich überzeugt schon, was ich in meiner Zeit als Leser selbst mit BPB erleben muss. Früher hatte ich eine Buchhandlung im Ort, in der ich namentlich begrüßt wurde und der Buchhändler mit den Worten auf mich zutrat: "Ich habe Ihnen schon einmal ein kleines Sortiment von Vorschlagstiteln zusammengesucht. Das dürfte Ihrem Geschmack entsprechen. Vielleicht schauen wir uns die Titel einmal an..." Und dann folgte eine fundierte und auf meinen Geschmack abgestimmte Beratung, die deutlich treffsicherer war, als die Vorschläge, die Amazon über meine Einkäufe ermittelt.
Heute kann sich ein Buchhändler so etwas kaum noch leisten. Ich habe nie wieder ähnlich angenehme Beratungssituationen erlebt, aber meine Leserseele sehnt sich danach.
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Offline Tequila

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Die Buchpreisbindung sorgt vor allem für 2 Sachen:

Niemand kauft aus finanziellen Gründen bei Amazon und ähnlichen Massenschleudern ein, weil es halt einfach nicht günstiger da ist. So und nur so kann der Buchhändler mit Innenstadtlage weiterhin existieren. Weil es für den Kunden keinen Reiz ausübt, sich im Laden beraten zu lassen und dann beim billigeren Internetshop zu bestellen, wie es bei anderen Warengruppen leider gang und gebe ist. Der Kunde läßt sein Geld da, wo er gut beraten wird. Amazon hat aber weiterhin die Kunden, die es als bequem empfinden, vom Sessel aus zu bestellen.

Die zweite Sache allerdings ist, das Amazon sich die Taschen noch mehr vollstopft: Da es zu keiner marktbeeinflussten Preisgestaltung kommt, kann Amazon die Mehreinnahmen, die durch knallhartes Verhandeln erzielt werden, direkt in die eigene Tasche stecken. Aber OK, der Preis ist gering dafür, das ich beim STadtbummel schön im Bücherladen rumschmökern und neues Lesefutter finden kann.

Samael

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Dieselben Argumente kann man übrigens auf Lebensmittel, Energie, Elektronik, Kleidung etc. anwenden. Das wäre dann der Abschied von der Marktwirtschaft.

Offline Schokolade +2

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Du bringst es auf den Punkt. Danke!

Genau. Der Punkt ist, dass jeder Käufer des Buches 15 Euro mehr zahlt, als er ohne Protektion unter den Bedingungen des freien Wettbewerbs bezahlen müsste. Diese 15 Euro kann er jetzt nicht für das tolle, innovative Buch eines Kleinverlages ausgeben.

Um in unserem Sektor zu bleiben: Wenn ich 30 Euro zum RPG-Einkauf habe, kann ich im örtlichen Buchlanden das D&D Player's Handbook 3 für knapp 30 Euro bestellen und mir nach einer Woche abholen (wobei ich bei einem lokalen Buchhändler - keine Kette - bereits erleben musste, dass zu den Buchkosten dann noch das Porto für die Lieferung an den Buchladen berechnet wurde!), oder ich kaufe das Buch für unter 15 Euro bei bookdepository und kann dann für die übrigen 15 Euro noch ein Labyrinth Lord - Abenteuer von Mantikore einkaufen.

Die Buchpreisbindung tötet kleine Verlage. Diese Aussage ist Quatsch. Genau wie die Aussage, die Buchpreisbindung sichere eine breite Buchkultur. Die Buchpreisbindung schützt die Mitglieder des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vor wirklichem Wettbewerb und berhindert - wie jede Einschränkung des Wettbewerbs - Innovation.
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Ranor

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Dieselben Argumente kann man übrigens auf Lebensmittel, Energie, Elektronik, Kleidung etc. anwenden. Das wäre dann der Abschied von der Marktwirtschaft.
Vielen Dank!

Was hier manche für eine Romantisierung des Buchs und des Buchhandels betreiben...



Aber mal noch ne Praxisfrage, weil ich das hier ständig lese: Geht irgendwer von euch wirklich in die Buchhandlung und lässt sich beraten? So richtig beraten, im Sinne von: "Taugt das Buch was?", "Was soll ich denn als nächstes lesen"?

Ich frage nur, weil ich immer recht gezielt Bücher kaufe und die Mitarbeiter im Buchladen nur zur Bestellung eines bestimmten Titels angesprochen habe.

Offline Roland

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Dieselben Argumente kann man übrigens auf Lebensmittel, Energie, Elektronik, Kleidung etc. anwenden. Das wäre dann der Abschied von der Marktwirtschaft.

Wie gut die freie Preisbildung funktioniert sehen wir ja im Lebensmittel und Energiesektor. In beiden Märkten haben wir sehr wenige, sehr mächtige Handelsunternhemen. Das führt bei Energie zu einem maximierten Verkaufsreis, schlecht für den Endverbraucher, und im Lebensmittelmarkt zu minimierten Einkaufspreisen, schlecht für die Erzeuger und für die Steuerzahler, die die Verluste der Erzeuger durch Subventionen wieder ausgleichen.

Um in unserem Sektor zu bleiben: Wenn ich 30 Euro zum RPG-Einkauf habe, kann ich im örtlichen Buchlanden das D&D Player's Handbook 3 für knapp 30 Euro bestellen und mir nach einer Woche abholen (wobei ich bei einem lokalen Buchhändler - keine Kette - bereits erleben musste, dass zu den Buchkosten dann noch das Porto für die Lieferung an den Buchladen berechnet wurde!), oder ich kaufe das Buch für unter 15 Euro bei bookdepository und kann dann für die übrigen 15 Euro noch ein Labyrinth Lord - Abenteuer von Mantikore einkaufen.

Stimmt. Aber zum einen sind Extrembeispiele keine guten Argumente. Ein großer Teil der deutschen Rollenspielhändler bietet anständigen Service zu anständige Preisen.  Zum anderen kannst Du zwar ohne BPB die Bücher günstiger einkaufen, aber den Verlagen bleibt am Schluß weniger Erlös beim gleichen Endverbraucherumsatz.
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Samael

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Das führt bei Energie zu einem maximierten Verkaufsreis,

Ja, das ist de facto ein Kartell. Sowas ist eigentlich verboten, aber unsere Politiker sind eben Schlappschwänze und zudem scharf auf lukrative Pöstchen bei EON und RWE.


Offline Merlin Emrys

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@ Lecker ThAC0!: Und ein weiterer Punkt ist: Wenn der Autor des Buches weiß, daß die Kunden in jedem Fall 25 Euro berappen, kann er dem Verlagsvertreter sagen: "Der Händler kriegt 25 Euro. Davon will ich wenigstens 8 selbst sehen, sonst gibt's kein Geschäft." (Jaja, ich weiß - dazu gehört auch Mut, wenn man noch nicht sehr bekannt ist. Ist aber mE hier kein Argument.) 
Wenn der Autor weiß, daß der Preis nach unten geschraubt wird, bis keiner mehr dran verdient, ist seine Verhandlungsposition deutlich schlechter: Wenn Amazon 10 Euro nimmt und dann der nächste das mit 9 Euro unterbietet usw., kann der Autor froh sein, wenn er am Ende noch 1 Euro bekommt. So, wie die Bauern froh sein können, wenn sie für Milch noch wenigstens das Geld kriegen, um die Kuhhaltung damit zu bezahlen - in der Tat, man sieht bei Lebensmitteln, Energie, Kleidung usw. exakt dasselbe. Nur daß die Kunden in diesen Bereichen einen bestimmten Bedarf haben: Man kann nicht beliebig viel essen, man kann nicht beliebig viele Dinge anziehen, und selbst der Energiebedarf wächst normalerweise nicht in den Himmel, selbst wenn Energie kostengünstig ist. (Bitte jetzt keine absurden Beispiele, daß das alles aus dem Ruder laufen kann: Das wissen eh' schon alle. Der Normalfall ist es nicht.)
Bücher dagegen hat nicht jeder, und offenbar braucht sie auch wirklich nicht jeder. Andererseits kann man sie in unglaublichen Mengen ansammeln. Im Gegensatz zu Lebensmitteln, Energie und Kleidung gibt es bei Büchern eine extreme Spanne zwischen "wirklich benötigen" und "haben wollen". Das kann man als "Romantisierung des Buchs" bezeichnen oder als "Eichhörnchentrieb": Wenn es wirklich erforderlich ist, das Labyrinth-Lord-Abenteuer zu haben, werden die 15 Euro dafür halt da sein müssen. Andernfalls...

Offline Roland

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Ja, das ist de facto ein Kartell. Sowas ist eigentlich verboten, aber unsere Politiker sind eben Schlappschwänze und zudem scharf auf lukrative Pöstchen bei EON und RWE.

Und Du meinst, wenn man bei Energie (nicht nur Storm) und Lebensmitteln nichts gegen einseitige Markberherrschung tut, dann werden die Massen sich erheben, wenn Amazon, Thalia und Billigbücher.de den Buchmarkt dominieren?
« Letzte Änderung: 7.07.2011 | 11:52 von Roland »
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Offline Yehodan ben Dracon

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Wie gut die freie Preisbildung funktioniert sehen wir ja im Lebensmittel[...]sektor.

Also die Preise entwickeln sich super im Lebensmittelsektor...nur die Qualität sinkt rapide. Versucht doch heute mal in einem Supermarkt was ordentliches zu kaufen, das nicht von Massentierzucht, Gentechnik und Zusatzstoffen strotzt.

Hieran ist aber der Verbraucher selbst schuld! Er will ja immer mehr für immer weniger Geld. Daran hält sich der Markt und nun kommt das schlechte Gewissen *würg*

Die Einschätzung zu den Energiekonzernen teile ich, aber man muss schon bedenken, dass da auch der Fiskus ordentlich kassiert...
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Offline Teylen

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Aber mal noch ne Praxisfrage, weil ich das hier ständig lese: Geht irgendwer von euch wirklich in die Buchhandlung und lässt sich beraten? So richtig beraten, im Sinne von: "Taugt das Buch was?", "Was soll ich denn als nächstes lesen"?
Also im Comic Laden kommentieren die Haendler schonmal meine Auswahl, merken an wenn ein offensichtlicher Fehler drin ist [Sie haben zu Band 2 gegriffen], weisen auf Neuheiten hin [Nachdem Sie Absolute Sandman 1-4 gekauft haben, interessiert sie vielleicht auch Absolute Death], beantworten fragen [Wann erscheint den dies. / Gibt es eine Fortsetzung davon] oder weisen Initative auf Aktionen, Neuheiten bzw. interessante Objekte hin. Mir wurde auch schon ganz konkret von einem Comic abgeraten [Haesslich, Bloed und sein Geld nicht wert].

Hoehepunkt des ganzen war ein Comic-Haendler der, als er bemerkte das ich die Schaufenster Auslage begutachtete, mich mit dem neusten Band einer Serie die ich kaufte rein gewunken hat.

In normalen Buchlaeden kommen ab und an auch Leute fragen ob sie helfen koennen.
So z.B. im Talia wo mich eine nette Mitarbeiterin zu den vorhandenen franz. Kursen beriet [Lernansatz und Tauglichkeit].
Habe da auch schon nachgefragt wenn ich sonst etwas suchte [Krimis zum verschenken, was da so In ist bzw. interessant].
Meine Blogs:
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Samael

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Versucht doch heute mal in einem Supermarkt was ordentliches zu kaufen, das nicht von Massentierzucht, Gentechnik und Zusatzstoffen strotzt.

Das geht durchaus. Man muss halt hinschauen, aber ich bin ziemlich zufrieden, mit dem was es im örtlichen Real, Edeka und Aldi gibt. Alles was hier wächst (Kartoffeln, Möhren, Gurken, Kopfsalat etc.) sowie Rindfleisch kaufe ich allerdings beim örtlichen Bauern.

Offline Yehodan ben Dracon

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Zugegeben, die Biowelle hat viel verbessert. Aber es ist grundsätzlich halt nicht richtig, zu behaupten, der Lebensmittelmarkt würde sich nicht nach den Kundenwünschen richten...
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