Auch ich hatte mal eine verhunzte Geiselnahme... das Problem war hier eher, dass ich nicht mit dem Stress der Situation klar kam. Ich habe nicht verstanden, was die Spieler wollten und die Spieler haben nicht verstanden, wie ich die Situation gesehen hatte. Als ich das gemerkt habe, habe ich die Szene noch einmal zurückgespult, weil ansonsten der Abend vorbei gewesen wäre. Denn die Spieler hatten eigentlich einen guten, realistischen Plan, um die Geisel zu retten, doch weil ich sie falsch verstanden habe, ließ ich die Geißel umkommen, was die Spieler natürlich unfair empfanden. Ich war einfach komplett mit der ganzen Situation überfordert, denn ich hatte zu viel Empathie für die NSC-Geisel!
Das ist mein generelles Problem: Ich habe teilweise sehr starke Tabus, die ich nicht brechen kann. Ich könnte zum Beispiel kein Abenteuer leiten, bei dem ich beschreiben müsste, wie ein Kind brutal ermordet wird.
Außerdem habe ich eine Abneigung gegenüber Zynismus um des Zynismus willen. Sorry, aber ich bin noch nicht so lange bei diesem Hobby dabei, dass mir Happy Endings langweilig geworden sind! Wer bei mir ein Abenteuer mitmacht und sein Bestes tut, wird dafür auch belohnt und das lass ich ihm auch nicht von irgendjemand anderes vermiesen, Charaktertreue hin oder her.
Zum Schluss noch etwas Aktuelles: Bei der letzten Dreieichcon leitete ich ein Abenteuer, in der sich eine (neue) Spielerin in ein Frettchen verwandelt hat. Ein andere Spieler spielte einen Waldläufer und wollte das Frettchen kraulen. Die Spielerin wiederum wollte, dass ihr Frettchen dem Waldläufer in die Finger beißt, weil er sie damit im Prinzip doof angemacht hat. Wir spielten zuvor aus, dass man in der Tierform gegen die Instinkte des Tieres ankämpfen muss, demzufolge erlaubte ich dem Waldläufer eine Tierführungsprobe. Die Spielerin wiederum durfte dagegen würfeln. Beide warfen einen Kritischen Erfolg, doch der Waldläufer war ein bisschen besser. Daher interpretierte ich das Ergebnis zu, dass für einen Moment das Frettchen kurz im Bann das Waldläufers war, bevor es träge (aber erfolglos) nach seinen Finger schnappte.
Der Haken war aber nun, dass ich schnell danach bemerkte, dass die Spielerin darüber sehr bedrückt und verstört war. Ich (und vermutlich auch der Spieler des Waldläufers) hatten ignoriert, dass eine derart erzwungene Berührung einen sehr bedrückenden Kontext haben kann. Es half auch nicht besonders, dass der Waldläufer die Geste zum Kraulen direkt in die Richtung der Spielerin ausgeführt hatte, was man durchaus anders verstehen kann ("Komm mal her, Süße"). Ich hatte mich dafür entschuldigt, aber ich wünschte mir trotzdem, dass ich früher begriffen hätte, was hier passiert ist.