Autor Thema: Entwertung von Spielleiterentscheidungen  (Gelesen 18917 mal)

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Offline ClockworkGnome

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Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« am: 21.07.2011 | 21:22 »
Ja, dieser Thread ist nicht 100% ernst zu nehmen.

Aber doch zu 90%. Ich lese hier immer wieder über böse SLs, die Railroaden, Bottlenecks einbauen oder eben Spielerentscheidungen entwerten; dies meistens im Zusammenhang damit, dass der SL dafür sorgen möchte, das die Sachen so laufen, wie er sich das vorgestellt hat.

WELCH EIN SKANDAL! Schließlich haben nur Spieler das Recht, einzufordern, dass das Spiel so läuft, wie sie es sich für ihren Charakter gerade gewünscht haben. Was der SL geplant und gewünscht hat - interessiert doch keinen.

Andererseits wird aber immer postuliert, das wir doch alle zusammen spielen.

Sollte also nicht auch der SL das Recht haben, dafür zu Sorgen, dass ein Teil des Abenteuers - oder das Abenteuer überhaupt - so abläuft, wie ER es geplant hat, anstatt immer nur dafür zu sorgen, dass das Spielgeschehen so läuft, wie die Spieler es nun in dem Moment wollen? Nein, da soll man als SL halt das ganze aufwendig vorbereitete Abenteuer wegwerfen und improvisieren.

Und auch wenns nur um einzelne Szenen geht, die geplant waren; in Systemen mit umfangreichen Regeln wird sich für den gewitzten Spieler fast in jedem Detail eine Lücke finden lassen. Und wenn der SL dann sagt "Nein, das kannst Du jetzt gerade nicht machen!" ist das böse. Da kommen dann gute Tipps wie: lass den NPC halt sterben und mach nen neuen, reagiere halt improvisiert auf die Situation etc. pp. .

Also Spieler dürfen fast alles, und der SL hat sich danach zu verdrehen, und das gehört zum guten ZUSAMMENspiel - oder Rollenspiel - bzw. macht einen richtig guten SL aus?

Oder einfach: Warum ist es Railroading oder sonstwas, wenn der SL darauf besteht, das etwas so läuft, wie er will, aber eine Entwertung von Spielerentscheidungen, wenn etwas nicht so läuft, wie der Spieler drauf besteht?
« Letzte Änderung: 21.07.2011 | 21:29 von ClockworkGnome »

Offline Jiriki

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #1 am: 21.07.2011 | 21:31 »
Mir ist es das ein oder andere mal auch schon so vorgekommen, als ob diese Einstellungen implizit vorhanden wäre.

Ich glaube aber, dass das Thema zum einen schon häufiger durchgekaut wurde und zum anderen, dass der Thread zu polemisch geraten ist, als dass es konstruktive Antworten geben würde ;)
« Letzte Änderung: 21.07.2011 | 21:40 von Jiriki »

Offline Scimi

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #2 am: 21.07.2011 | 22:00 »
Spirit of the Century, S.290:

"Whatever the players are interested in is more important and better than anything you came up with . If your ideas are so good that player input ruins them, you should be writing novels instead of playing roleplaying games "

Offline Herr der Nacht

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #3 am: 21.07.2011 | 22:12 »
Spirit of the Century, S.290:

"Whatever the players are interested in is more important and better than anything you came up with . If your ideas are so good that player input ruins them, you should be writing novels instead of playing roleplaying games "
:d

@ ClockworkGnome


WELCH EIN SKANDAL! Schließlich haben nur Spieler das Recht, einzufordern, dass das Spiel so läuft, wie sie es sich für ihren Charakter gerade gewünscht haben. Was der SL geplant und gewünscht hat - interessiert doch keinen.

Da gibts einfach einen Trick. Sich als SL nicht "wünschen" in welche Richtung es geht, sondern zusammen mit den Spielern gucken, wohin der Weg geht. Dann muss man auch nicht mehr beleidigte Dramaqueen spielen und "Nein das darfst du nicht, das ruiniert meinen Plot" rufen .

Größter Vorteil: Je mehr man MIT den Spielern spielt, desto weniger Arbeit hat man als SL. Probiers mal aus  ;D

Offline Oberkampf

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #4 am: 21.07.2011 | 22:16 »
Ja, dieser Thread ist nicht 100% ernst zu nehmen.

Stimmt, aber ich bin gerade in der Stimmung dafür, so zu tun  ;D

Ich lese hier immer wieder über böse SLs, die Railroaden, Bottlenecks einbauen oder eben Spielerentscheidungen entwerten; dies meistens im Zusammenhang damit, dass der SL dafür sorgen möchte, das die Sachen so laufen, wie er sich das vorgestellt hat.

WELCH EIN SKANDAL! Schließlich haben nur Spieler das Recht, einzufordern, dass das Spiel so läuft, wie sie es sich für ihren Charakter gerade gewünscht haben. Was der SL geplant und gewünscht hat - interessiert doch keinen.

Hier liegen ein paar Verständnisfehler vor, über die man - je nach Laune - sinnvoll diskutieren oder sinnlos flamen kann.

Es geht nicht darum, dass die Spielwelt sich so verhält, wie die Spieler es wünschen, oder den Spielern jeder Wunsch erfüllt wird, oder jedes Vorhaben gelingt, sondern es geht darum, dass den Spielern kein bestimmter Weg aufgezwungen wird. Railroading vermeiden heisst nicht, dass die Spieler/Charaktere nicht scheitern können.

Genauso bleibt die Planung des SL erstmal unberührt. Wenn der SL sich z.B. einen Alarmplan für seine Monster zurechtgelegt hat, der ausgelöst wird, wenn die Spieler/Charaktere z.B. unvorsichtig sind, dann funktioniert der Alarmplan auch so, wie der SL ihn sich vorgestellt hat, auch wenn das den Spielern nicht passt.

Es geht lediglich darum, zu vermeiden, dass der SL den Abenteuerverlauf wie den Ablauf einer Geschichte plant, die er erzählen möchte. (Und selbst wenn er Geschichten erzählt, wird es erst zum Railroading, wenn die Spieler deswegen frustriert sind.)
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Offline Tudor the Traveller

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #5 am: 21.07.2011 | 22:22 »
Irgendwo hat Clockworkgnome aber auch Recht... ich bin z.B. der Meinung, dass Spieler sich auf ausgeworfene Plothooks einlassen sollten anstatt sich da ewig zu zieren und nach irgendwelchen Rosinen zu suchen. Und wenn sie als Spieler merken, dass der SL das Spiel in eine bestimmte Richtung treibt, dann muss man sich auch nicht aus Prinzip dagegen sträuben. Ein wenig Vertrauen gehört dazu. So auch z.B. wenn der SL die Gruppe in eine unterlegene Situation manövriert (die verhasste Gefangennahme...).
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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #6 am: 21.07.2011 | 22:27 »
Wenn die Tätigkeiten der Teilnehmer wie bei einem geölten Uhrwerk in einander greifen, um das angestrebte Spielerlebnis zu verwirklichen, gibt es kein Problem. Es ist die Aufgabe von Spielregeln, das zu gewährleisten.

Bei den meisten Gesellschaftsspielen (und sonstigen Gruppentätigkeiten) ist das kein Problem.
Rollenspiele sind traditionell aber schlecht entworfen... Sie funktionieren idR nicht so glatt wie Monopoly oder (wenn der Vergleich angenehmer ist) Improvisationstheater, sondern installieren eine Notlösung: Die Spielleitung bekommt die Verantwortung übertragen, pi mal Daumen vorzugehen, um für Unterhaltung zu sorgen.
Mit etwas Glück bekommt man als SL noch n eigenes Buch mit Monstern, Ideen und Tipps, aber handfeste Regeln, auf die man bauen kann, damit das Spiel von allein läuft, bekommt man als SL nicht. Da man als Spielleiter aber nicht bloß Schiedsrichter ist, sondern auch Moderator, Oppositionsgeber und Alleinunterhalter, wäre das bitter nötig.

Als Oppositionsgeber möchte man manchmal gern rufen "Da, 20! Ich hab dich besiegt!", als Unterhalter hätte man manchmal gern ne klare Spielstruktur, um sagen zu können "Cool, ich hab ne siebzehn! Prima, das heisst: dramatische Wende!" und als Moderator einfach mehr Eindeutigkeit.
Ich habe bereits Systeme gespielt, die das ein oder andere dieser Features bieten und mir als SL genau so verbindliche Regeln geben wie den anderen Teilnehmern auch. Ich war jedes Mal begeistert! Es ist ein tolles Gefühl, endlich auch mal sagen zu können "Pah, das steht genau so in den Regeln!" - ohne mir Gedanken machen zu müssen, ob ich auch ein guter Spielleiter war.

Systeme, die ich selbst schreibe, legen Rechte und Pflichte aller Teilnehmer genau fest & mittlerweile weigere ich mich sogar, irgendwelche Systeme zu spielen/leiten, die das nicht tun oder keine handfesten Regelmechaniken dafür bieten.
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Offline Oberkampf

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #7 am: 21.07.2011 | 22:44 »
Da man als Spielleiter aber nicht bloß Schiedsrichter ist, sondern auch Moderator, Oppositionsgeber und Alleinunterhalter, wäre das bitter nötig.

Ich stimm dir in einigen Punkten zu, vor allem, was die Tatsache angeht, dass viele Regelwerke einen im Stich lassen, wenn es um die verschiedenen Rollen des SL geht.

Ich sehe z.B. überhaupt nicht mehr ein, dass ich als SL den Alleinunterhalter spielen soll. Das ist mMn eine völlige Fehlbeschreibung des SL-Jobs, die aus der Überschätzung des SLs in den 90ern übrig geblieben ist.

Irgendwo hat Clockworkgnome aber auch Recht... ich bin z.B. der Meinung, dass Spieler sich auf ausgeworfene Plothooks einlassen sollten anstatt sich da ewig zu zieren und nach irgendwelchen Rosinen zu suchen.

Das Problem tritt aber nicht oft auf, bestenfalls am Anfang einer Abenteuerserie. Ich habe zu Anfang meiner Sundered Sky Kampagne vier Plothooks ausgeworfen, die alle in verschiedene Richtungen führten, und die Gruppe hat versucht, so viele wie möglich anzunehmen. Mittlerweile frage ich nach jeder Savage Tale, was sie als nächstes machen wollen, und habe nur selten Probleme.

Und wenn sie als Spieler merken, dass der SL das Spiel in eine bestimmte Richtung treibt, dann muss man sich auch nicht aus Prinzip dagegen sträuben. Ein wenig Vertrauen gehört dazu. So auch z.B. wenn der SL die Gruppe in eine unterlegene Situation manövriert (die verhasste Gefangennahme...).

Gefangennahme funktionierte bei mir noch nie, und ehrlich gesagt würde ich mein Vertrauen zu einem SL verlieren, der mir im Spiel "auf der Bühne" eine Gefangennahme aufzwingt. Da hört für mich das Rollenspiel auf und fängt das Geschichtenerzählen an.
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Offline Sephiron

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #8 am: 21.07.2011 | 23:03 »
Ich sehe z.B. überhaupt nicht mehr ein, dass ich als SL den Alleinunterhalter spielen soll. Das ist mMn eine völlige Fehlbeschreibung des SL-Jobs, die aus der Überschätzung des SLs in den 90ern übrig geblieben ist.

Schreibst du Abenteuer? Framest du Szenen? Sorgst du dafür, dass jeder Spieler vom Setting/Plot/wasauchimmer angespielt wird?
Ein bisschen Alleinunterhaltung ist da schon drin, oder?  ;)
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Offline Boba Fett

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #9 am: 21.07.2011 | 23:07 »
Die Wahrheit legt (wie immer) in der Mitte.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Oberkampf

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #10 am: 21.07.2011 | 23:11 »
Schreibst du Abenteuer? Framest du Szenen? Sorgst du dafür, dass jeder Spieler vom Setting/Plot/wasauchimmer angespielt wird?
Ein bisschen Alleinunterhaltung ist da schon drin, oder?  ;)

Ja, stimmt leider  :(

Aber ich habe auch eher das allein im Blick - ich bin dafür, dass sich der SL nicht allein für alle Spielangelegenheiten zuständig fühlt. Das Anspielen von SCs sehe ich z.B. nicht mehr als allein meine Aufgabe an, genauso wie den Gruppenzusammenhalt.
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Offline ElfenLied

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #11 am: 21.07.2011 | 23:18 »
Spirit of the Century, S.290:

"Whatever the players are interested in is more important and better than anything you came up with . If your ideas are so good that player input ruins them, you should be writing novels instead of playing roleplaying games "

FATE hat ohnehin etwas andere Schwerpunkte als manch traditionelles Rollenspiel.

The belief that a cosmic Jewish Zombie who was his own father can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree... yeah, makes perfect sense.

Offline Oberkampf

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #12 am: 21.07.2011 | 23:20 »
FATE hat ohnehin etwas andere Schwerpunkte als manch traditionelles Rollenspiel.

Da geb ich dir zwar recht, aber gerade die Tipps zum Spielleiten bei FATE (Dresden Files, SotC oder LoA) sollte man in jedem Rollenspiel beherzigen.
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Offline Gaming Cat

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #13 am: 22.07.2011 | 00:46 »
Allgemein ist die Balance zwischen Spieler und Spielleiter eben Geschmacks-, Verhandlungs- und Gewohnheitssache.
Das gilt für die Verteilung von (Erzähl/Initiativ)Rechten genauso wie für die Verteilung von Bringschulden jeder Art.
Ein gewisses Grundvertrauen und ein kooperativer Ansatzpunkt sollte aber doch immer vorhanden sein...braucht man für so ziemlich jedes Spiel...  ;)
Denn Gleichheit setzt Erwachsenheit voraus: die Fähigkeit vom Privaten und Persönlichen abzusehen und nur das öffentlich Relevante zu behandeln.
  - Robert Pfaller

Massenhafte Übereinstimmung ist nicht das Ergebnis einer Übereinkunft, sondern ein Ausdruck von Fanatismus und Hysterie.
- Hannah Arendt

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #14 am: 22.07.2011 | 01:50 »
"Whatever the players are interested in is more important and better than anything you came up with .

 :puke:

Dummes Gewäsch, typischer Besserspieler-Extremismus. Spieler kommen teils / selten / oft (depends) mit derart langweiligem und spaßtötendem Kram daher, daß jeder SL, der solchem Blödsinn nachgibt, für sich und alle anderen den Spaß für diesen Abend versenkt hat.
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Scimi

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #15 am: 22.07.2011 | 02:05 »
Ich finde es ziemlich arrogant, davon auszugehen, dass der SL am besten weiß, was Spaß macht und was nicht. Am Ende des Tages ist er auch nur einer der Spieler am Tisch und wenn der Rest der Runde etwas gern tun würde, warum soll er sich dann als Einziger dagegen stellen?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Runde gibt, in der nur der SL die guten Einfälle hat und von den Spielern prinzipiell nur abzulehnender oder zu verbessernder Unfug kommt. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass es Spielleiter gibt, die irgendwie diese Idee im Kopf haben...

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #16 am: 22.07.2011 | 02:07 »
Genau deswegen ist das so dummes Gewäsch. Guck mal:

Zitat
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Runde gibt, in der nur der SL die guten Einfälle hat

Hab ich irgendwo was anderes gesagt? Nö. Was ich sagte, war, daß Spielereinfälle so bescheuert sein können, daß man sie blocken muß, um allen den Spaß zu erhalten. Arrogant ist es zu sagen:

Zitat
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EDIT/ Genau diese Form von glücksverheißendem Absolutismus ist das, was mir PE soweit vergrault hat, daß ich darüber eigentlich nicht mehr diskutiere. Funktionierende Gruppen haben PE oder nicht, in dem Maße, in dem sies brauchen zur Spaßmamximierung, und keine Gruppe der Welt kann derartiges Gewäsch gewinnbringend einsetzen. Niemand ist immer besser.
« Letzte Änderung: 22.07.2011 | 02:09 von Hróðvitnir »
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Zitat von: korknadel
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Offline Elwin

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #17 am: 22.07.2011 | 02:24 »
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Klingt ein bisschen nach Prostitution, nur mit dem Unterschied, dass die Huren in der Regel bezahlt werden. :)
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Offline Scimi

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #18 am: 22.07.2011 | 02:31 »
Was ich sagte, war, daß Spielereinfälle so bescheuert sein können, daß man sie blocken muß, um allen den Spaß zu erhalten.

Aber wer entscheidet das denn, dass man einen Einfall blocken muss, um den Spielspaß zu erhalten? Wenn das Gruppenkonsens ist, dann ist das eine Sache, aber bei dir klingt das so, als habe allein der SL die Gewalt und Kompetenz, über Sinn oder Unsinn eines Spielerwunsches zu entscheiden.

Außerdem spricht die zitierte Stelle nicht davon, dass es um hirnrissige Aktionen geht, sondern um Interessen. Wenn ein Plot in eine Richtung zieht, in die die Spieler gar nicht gehen wollen, warum soll es da spaßfördernder sein, die gesamte Restgruppe in diese Richtung zu treiben, anstatt einfach die Richtung zu ändern? Und wenn schon jemand unzufrieden sein muss, dann doch lieber der eine SL als die drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht Spieler.

Klingt ein bisschen nach Prostitution, nur mit dem Unterschied, dass die Huren in der Regel bezahlt werden. :)

Spieler sind für mich Freunde, keine Kunden. Wenn das nicht so wäre, sollte man sich als SL in der Tat für seine Arbeit bezahlen lassen.

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #19 am: 22.07.2011 | 02:39 »
Oje. Okay.

Aussage: "An was auch immer die Spieler Interesse zeigen, ist wichtiger und besser, als alles, was Ihnen eingefallen ist." (Das ist das Zitat.)
Umkehrschluß: "ALLES, was Sie interessiert, ist schlechter, als das, was die Spieler interessiert."

a) Warum sollte ich als Spieler unter einem SL leiden, dessen Ideen sowieso IMMER abgelutschter sind als meine?
b) Warum sollte ich als SL unter dieser Annahme leiten, die ALLEN meinen eigenen Interessen JEDE Legitimität abspricht?
c) Only Sith deal in absolutes. Wer derartige Axiome in ein Spiel einbringt, hat den sozialen Teil davon NICHT verstanden.

EDIT

Zitat
Aber wer entscheidet das denn, dass man einen Einfall blocken muss, um den Spielspaß zu erhalten?

Der Spielleiter. Und wenn ich ihm das nicht zutraue, werde ich nicht an seinem Tisch sitzen. ALs SL hat er eben einfach einen Informationsvorsprung den Spielern gegenüber (zumindest beim "klassischen" RSP, das immer noch den Löwenanteil ausmacht), der dieses Vertrauen erst einmal rechtfertigt.

Wenn ich das nicht will, dann brüh ich einen Mate-Tee auf und ruf den Martin, er solls Strickzeug mitbringen, und wir machen kooperatives Erzählonkeln ohne Würfeln, auch bekannt als "Kannst Du, Pauli?".





 

« Letzte Änderung: 22.07.2011 | 02:46 von Hróðvitnir »
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Zitat von: korknadel
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Offline Scimi

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #20 am: 22.07.2011 | 03:33 »
Aussage: "An was auch immer die Spieler Interesse zeigen, ist wichtiger und besser, als alles, was Ihnen eingefallen ist." (Das ist das Zitat.)

Das würde ich so unterschreiben.

Umkehrschluß: "ALLES, was Sie interessiert, ist schlechter, als das, was die Spieler interessiert."

Nein. Analog zur obigen Übersetzung: Alles, was mir eingefallen ist, ist schlechter, als das, was die Spieler interessiert. Wenn das, was ich geplant habe, die Spieler nicht interessiert, kann ich nicht davon ausgehen, dass es Spaß macht, das zu spielen. Natürlich kann ich versuchen, die Spieler dafür zu interessieren, aber wenn das nicht gelingt, ist der Plot der Falsche, nicht die Spieler.

a) Warum sollte ich als Spieler unter einem SL leiden, dessen Ideen sowieso IMMER abgelutschter sind als meine?
b) Warum sollte ich als SL unter dieser Annahme leiten, die ALLEN meinen eigenen Interessen JEDE Legitimität abspricht?

So etwas behauptet keiner. Aber wenn es zum Konflikt zwischen Interessen der Spieler und Interessen der des SL geht, der nicht aufgelöst werden kann, dann sollte der SL nachgeben. Wenn ich mit viel Mühe gekocht habe, dann bin ich vielleicht enttäuscht, wenn es den Gästen nicht schmeckt, aber ich zwinge keinen dazu, aus Höflichkeit oder Rücksicht auf meine Gefühle den Fraß runterzuwürgen, da hätte ich selbst keine Freude dran.

c) Only Sith deal in absolutes. Wer derartige Axiome in ein Spiel einbringt, hat den sozialen Teil davon NICHT verstanden.

Das Zitat schließt ja nicht aus, dass Spieler und SL an derselben Sache Spaß haben. Aber wenn es hart auf hart kommt, würde ich mir eher einen anderen Plot für meine Gruppe schaffen als eine andere Gruppe für meinen Plot. Eben weil mir der soziale Teil wichtiger ist als der kreativ-erzählerische.

Der Spielleiter. Und wenn ich ihm das nicht zutraue, werde ich nicht an seinem Tisch sitzen. ALs SL hat er eben einfach einen Informationsvorsprung den Spielern gegenüber (zumindest beim "klassischen" RSP, das immer noch den Löwenanteil ausmacht), der dieses Vertrauen erst einmal rechtfertigt.

Dieses Vertrauen wird für mich aber sofort enttäuscht, wenn der SL eine Handlung meines Charakters abblockt. Einerseits agiere ich ja aufgrund dessen, was er mir präsentiert, andererseits ist es peinlich, wenn eine der wenigen Optionen, die mein Charakter mithilfe seiner Werte ausführen kann, die Pläne des SL, der in der Spielwelt sozusagen Allmacht besitzt, so durchkreuzen kann, dass er meine Handlung verbieten muss, weil sonst seine Welt komplett auseinander fällt.

Asoziales und destruktives Spielverhalten auf beiden Seiten lasse ich jetzt einmal außen vor - das sind für mich zwischenmenschliche Probleme, die nicht im Rahmen des Rollenspiels gelöst werden können.

Offline aminte

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #21 am: 22.07.2011 | 03:47 »
"Whatever the players are interested in is more important and better than anything you came up with . If your ideas are so good that player input ruins them, you should be writing novels instead of playing roleplaying games "

Das Zitat ist schon alleine aus dem Grund unbrauchbar, weil es eine homgenisierte Spieleridee voraussetzt, und den Plot des SL dagegen stellt. Du schreibst ja auch im weiteren Verlauf der Threads immer nur von "die Spieler", als ob es da nur eine Meinung geben würde.
Zitat
Wenn ein Plot in eine Richtung zieht, in die die Spieler gar nicht gehen wollen
Zitat
Wenn das, was ich geplant habe, die Spieler nicht interessiert,

In meiner Erfahrung haben unterschiedliche Spieler jedoch auch unterschiedliche Interessen. Wie wird den zwischen den Spielern gewichtet, wenn sagenwirmal zwei Spieler einen Dungeoncrawl präferieren, die anderen drei Spieler der Gruppe jedoch lieber schön die Welt erkunden wollen? Oder noch konkreter. Wenn ein Spieler in der Stadt gerne zwei Stunden lang einkaufen gehen möchte, der zweite Spieler indifferent ist, der dritte gerne die Detekktivgeschichte des SL spielen möchte, wo leider kein Einkaufen vorkommt? Was, wenn ein Spieler den Plot in eine Richtung lenkt, wo hauptsächlich seine Figur das Spotlight bekommt, ein anderer in die komplett entgegengesetzte, um seinen Charakter glänzen zu lassen. Dann benötigt man imho einen Moderator, der Plotideen zurückstellt, damit das Spiel funktioniert. Und das macht normalerweise der SL.
« Letzte Änderung: 22.07.2011 | 03:49 von Doc Sportello »

Offline Scimi

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #22 am: 22.07.2011 | 05:18 »
Das Zitat ist schon alleine aus dem Grund unbrauchbar, weil es eine homgenisierte Spieleridee voraussetzt, und den Plot des SL dagegen stellt. Du schreibst ja auch im weiteren Verlauf der Threads immer nur von "die Spieler", als ob es da nur eine Meinung geben würde.

Das ist für mich nicht der Punkt. Beim Rollenspiel gibt es üblicherweise zwei Rollen, die des Spielers, der die Handlungen seines Charakters lenkt und die des SL, der die Spielwelt und die Reaktionen und Folgen der SC-Aktionen darin vermittelt. Das Produkt des Ganzen ist eine Realität, die durch Beteiligung aller am Spieltisch gemeinsam im Augenblick des Spielens geschaffen wird.
Wenn der SL die Entscheidungsfreiheit der Spieler wie-auch-immer einschränkt, damit die Spielhandlung einem zuvor festgelegten Plan folgt, unterminiert er damit die Idee des Rollenspiels.

Dabei ist es egal, wie sich das auf einzelne Spieler verschieden auswirken mag, für mich liegt der Mangel schon in der Methode. Denn das was am Spieltisch passiert hat nach meinem Verständnis Vorrang vor dem, was irgendwer vorher erwartet oder plant.

Wie der Titel schon sagt, soll ein Spielleiter das Spiel leiten und dazu gehört für mich auch, dass er die Gruppe moderiert und Probleme am Spieltisch löst. Aber wenn er seine Macht über die Spielwelt dazu nutzt, seinen Plot ohne Einflussmöglichkeit der Spieler durchzuboxen, missbraucht er nach meinem Verständnis seine Position und ich kann mir keinen Sachverhalt vorstellen, der das rechtfertigt.

LöwenHerz

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #23 am: 22.07.2011 | 07:53 »
Immer diese Schwarzweißmalerei.

Warum sollen nicht Spieler und SL sich "in der Mitte" treffen? Oder sogar ... oh Gott ... gemeinsam Spaß haben bei einem Spiel, welches man zusammen spielt? Warum müssen irgendwelche Grenzen und Befugnisse definiert werden? Wieso sind wir Deutschen eigentlich Weltmeister in Bürokratie? Das ist doch zum Schütteln.

So manches Mal frage ich mich, ob es nicht zielführender wäre, einige Dinge nicht bis ins letzte Detail zu analysieren um daraus irgendwelche (unnötigen) Schlussfolgerungen oder Axiome oder gar Schlimmeres zu ziehen.

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #24 am: 22.07.2011 | 07:58 »
Ich glaube da gehen ein paar Sachen durcheinander:

@Hróðvitnir:
Ich kenne das Regelbuch von Spirit of the Century(SotC) nicht. Allerdings kenne ich Dresden Files (Gleiches System). Dort wird der SL gerne als weiterer Spieler mit besonderen Privilegien gesehen. Wenn das für SotC auch gilt, dann erscheint das Zitat plötzlich in einem ganz anderen Blickwinkel:
"Die gemeinsamen Interessen aller am Spiel Beteiligten ist immer besser als die Ideen eines einzigen Spielers (nämlich des SLs)"
Es geht also darum, dass der SL erkennen soll, dass das Spiel und die entstehende Geschichte/Plot/Whatever von allen getragen wird. Klar. Man hätte es natürlich wesentlich glücklicher ausdrücken können, wenn da ein "mostly" oder "meistens" eingebaut wäre.

@Don Sportello:
Ich lese in dem Zitat aus SofC keine Tipps oder Anweisungen zur Moderationsverhinderung. Da steht nur, dass das Interesse der Spieler besser ist als die Ideen eines Einzelnen. Klar dass die Spieler komplett verschiedene Interessen haben können. Aber darüber wie da weiter zu verfahren ist, ist doch garnicht die Aufgabe dieses einzelnen Satzes. Ich wette dass im weiteren Verlauf des Regelwerkes auch dazu Stellung genommen und die Aufgabe des SLs als Moderator umrissen wird.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist