Warum ist dann das "dem-Pfad-Folgen" so weit verbreitet, wie es MMORPGs, Abenteuerspiele am PC und das "Abenteuerspiel" John Sinclair nahelegen? Es mag schwer sein, aber - andere Leute, andere Bedürfnisse. Und manchmal ist man, obwohl man sich's nicht vorstellen kann, in der Minderheit. Gerade dann allerdings kommt ein "Nenene, mein Weg ist der einzig mögliche, anders geht's ja gar nicht" äußerst seltsam...
MMOs, PC-Rollenspiele sowie das John Sinclair Spiel sind nach meiner Meinung eine
andere Art von Spiel als P&P-Rollenspiel. Genauso wie Descent eine andere Art von Spiel ist als jedes P&P-Rollenspiel. Ja, es gibt Überschneidungen, aber es sind trotzdem grundverschiedene Dinge.
Wo ich dir lustigerweise zustimme, ist, dass PC-Adventurespiele und PC-Rollenspiele viel mehr Überschneidungen mit den Storyrollenspielelementen als den Charakterspielelementen des P&P-Rollenspiels haben. PC-Spiele haben natürlich viele Überschneidungen mit den taktischen Elementen des P&P-Rollenspiels, aber das ist sicher unstrittig.
Ich persönlich vermisse bei PC-Spielen wie "Dragon Age" nicht die Story oder die Taktikkomponente, aber die Charakterspielkomponente ist im Vergleich zum P&P meiner Meinung nach schwach ausgeprägt. Es gibt zwar Entscheidungsfreiheiten, durch die man seinen Charakter ausspielen kann, aber im Vergleich zum P&P sind sie eher mau (finde ich).
Ich bin der Meinung, daß dieser Teil der Debatte um einen Strohmann tanzt. Es kann schon deswegen in der Realität keinen Gegensatz zwischen "Charakterspieler" und "Storyspieler" im postulierten Ausmaß geben, da beide theoretische Konstrukte sind. Über "Spielstile" wurde schon ausgiebig diskutiert.
Theoretische Konstrukte (Idealtypen) können zu Vergleichen durchaus herangezogen werden. Die meisten Forumsdiskussionen schweben ja im "luftleeren Raum", weil man eben nie über die konkrete, gemeinsam erlebte, aber unterschiedlich aufgenommene Spielrunde diskutiert, sondern nur Modelle von Spielformen hat. Damit wird trotzdem nicht jede Diskussion zur Strohmannsdiskussion.
Gut, ich verstehe, dass es offensichtlich Abenteuer gegeben hat, in denen du das Gefühl hattest, dass dein Charakterspiel mit der Story kollidiert, und du deswegen deinen Charakter nicht mehr so spielen konntest, wie du das gerne getan hättest.
Konkret gab es auch Spielrunden, von denen ich rückblickend sagen würde, dass
ich als SL da Spielern ein Spiel
entlang des Plots und
gegen ihr Charakterkonzept aufzwingen wollte - siehe mein Beispiel im "Asche auf mein Haupt"-Threat. Das waren dann auch die Spielrunden, die mir völlig misslungen sind.
Aber dafür dann generell die Schuld beim SL zu suchen, mag in deinen Augen zwar nahe liegen, ist für mich aber zu einseitig.
"Schuld" ist ein sehr starkes Wort, weil es (zumindest so, wie ich es konnotiere) eine gewisse Böswilligkeit unterstellt. Ich glaube aber, dass da oft eine gute Absicht, auf jeden Fall aber ein vollkommen legitimes Spielbedürfnis (nach einer Story) dahintersteckt. Ursache oder Verantwortung wären vielleicht besser, treffens aber auch nicht. Da in den meisten Runden (und wohl auch den meisten Systemen) die "Macht"/Entscheidungskompetenz asymetrisch zugunsten des Spielleiters verteilt ist, liegt durchaus viel am SL (und zumindest ich konnte da schon deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen SLs fetstellen). Gruppentraditionen, Gruppengewohnheiten, Abenteuerstrukturen (gerade bei Kaufabenteuern) sowie das bevorzugte System und die darin vertretene Ansicht über Rollenspiel sind aber ebenfalls nicht bedeutungslos.
In den letzten 8 Jahren habe ich in einer Menge unterschiedlicher Runden geleitet, und es hat sich bei mir nie jemand beschwert, dass sein Charakterspiel zu kurz gekommen, er seinen Charakter nicht rollengerecht spielen konnte oder gar wegen der Story verbiegen musste. Ganz im Gegenteil: Grade wegen oder auf Grund der Story war adäquates Charakterspiel teilweise überhaupt erst möglich.Von daher... Schon mal daran gedacht?
Natürlich hab ich schonmal daran gedacht. Herzlichen Glückwunsch zu deinem Spiel
Sowas habe ich bei verschiedenen SLs auch erlebt, ich schließe gar nicht aus, dass es möglich ist, die verschiedenen Interessen im Rollenspiel anzuerkennen und sinnvoll zu bündeln. Wenn du schon häufiger den geplanten Abenteuerverlauf wegen Charakterspiel umgearbeitet hast, hast du damit wohl keine Probleme. Die haben bei mir z.B. auch stark nachgelassen, nachdem ich begonnen habe, meine längeren Abenteuer(serien) ohne Storyverlauf zu entwerfen. Bei kurzen Abenteuern gebe ich immer noch den Abenteuerverlauf vor oder begrenze die Möglichkeiten zumindest im "Dungeonstil".
Interessante Aussage. Einerseits wirfst du dem SL vor, dass er angeblich die Frechheit besitzen würde, zu meinen, wie du deinen Charakter spielen müsstest. Andererseits masst du dir hier an, darüber urteilen zu können, wie viele Spieler in D spielen.
Naja, das das in Deutschland populärste Rollenspiel DSA jahrelang einen bestimmten, äußerst erzähllastigen Spielstil propagierte, ist jetzt nun wirklich keine besonders gewagte (oder neue) These. Das geleiche gilt für das in D lange Zeit ebenfalls sehr beliebte V:tM (womit ich die übelsten Erfahrungen gemacht habe, mit DSA habe ich schon früh aufgehört).
Dass es Spieler mit Storyvorlieben gibt, ist nun auch nicht aus der Luft gegriffen. Und das einige Spieler unter Story eine vom Spielleiter (oder Kaufabenteuer) vorgegebene Story verstehen, die von den Charakteren "nachgespielt" wird, ist nun auch keine bahnbrechende Aussage.
Tatsächlich wunderte ich, der ich erst durchs
auf die Forge-Diskussionen und ähnliches aufmerksam wurde, mich in meinen ersten Tagen im
sogar darüber, dass sich hier nicht wenige Spieler versammelt haben, die diesen "erzählenden Spielstil" nicht besonders gut leiden können - ich habe mich mit meiner Abneigung dagegen ziemlich lang allein auf weiter Flur gefühlt und bin seitdem viel entspannter
Die Spieler, denen beides gleich wichtig ist, und die da keinen Unterschied sehen, die lässt du einfach mal so aussen vor,oder wie?
Bei Leuten, die keinen Unterschied sehen - nichtmal auf der theoretischen Ebene - wundere ich mich, warum? Und manchmal (keineswegs immer!) vermute ich, die wollen keinen Unterschied sehen (und bei einem Erzählonkel aus meinem Spielumfeld bin ich mir da sicher).
Bei dir z.B. bin ich unsicher, ob du einen Unterschied siehst, weil du nach eigener Aussage schon Abenteuer aufgrund von konsequentem Charakterspiel geändert hast, oder ob du keinen Unterschied siehst, weil sich noch kein Spieler bei dir beschwert hat.
Ich würde es nicht als Problematik ansehen, denn es ist hinlänglich bekannt, dass der Plot (die Story) den Kontakt mit Charakteren-ja auch durch Charakterspiel- meistens nicht oder nicht unbeschadet übersteht. Da muss man als SL dann improvisieren und das Abenteuer eben anpassen(bzw. verbiegen, um in deinem Jargon zu bleiben), mal mehr mal weniger.
Hervorhebung von mir. Was das "verbiegen" angeht, geb ich dir recht, war unnötig scharfe Formulierung von mir.
Aber zu der markierten Aussage kurz ein Zitat eines anderen Users aus diesem Threat (dem OP) hinsichtlich der Angelegenheit mit dem Spieler-Plot-Kontakt und dem Improvisieren:
Sollte also nicht auch der SL das Recht haben, dafür zu Sorgen, dass ein Teil des Abenteuers - oder das Abenteuer überhaupt - so abläuft, wie ER es geplant hat, anstatt immer nur dafür zu sorgen, dass das Spielgeschehen so läuft, wie die Spieler es nun in dem Moment wollen? Nein, da soll man als SL halt das ganze aufwendig vorbereitete Abenteuer wegwerfen und improvisieren.
Damit meine ich: Diese ganze Diskussion findet doch nur statt, weil der OP sich sich gegen Storyänderung aufgrund von Spieleraktion und gegen Improvisation ausgesprochen hat. Mir geht es darum, zu erklären, dass es neben dem Wunsch nach einer Story auch andere Wünsche von Rollenspielern gibt (und natürlich darum, dass PE und nonlineares Spiel nicht bedeuten, dass jede Aktion der SCs durchgewunken werden muss, aber das ist ja anscheinend nicht umstritten.)
Und lies doch bitte mal genau, was ich geschrieben habe. Ich hab nicht geschrieben, dass die Spieler ihre Charaktere um 90° anpassen mussten, sondern dass es eigentlich nur dann ein Kompromiss ist, wenn sich beide Seiten ein wenig anpassen.
Der Kompromiss ist doch eine Sache, wo ich mit dir völlig einer Meinung bin, deshalb plädiere ich doch in meinen ganzen Anfangsposts für
Absprachen, Absprachen, Absprachen...Auch Absprachen hinsichtlich der eigenen Erwartungen vom Spiel, und vor allen Dingen hinsichtlich der
Anerkennung unterschiedlicher Vorlieben im Rollenspiel. (Ich bin auch mittlerweile viel entspannter was Powergaming angeht, im Vergleich zu meiner Ansicht darüber während meiner "Storytellerphase".)
Das Problem sehe ich eher darin, dass hier über ein Problem diskutiert wird, das imho keines ist, sprich aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird. Als ob man im Rollenspiel nicht mit schlimmeren Problemen zu Kämpfen hätte...
Meiner Meinung nach ist die mangelnde Anerkennung unterschiedlicher Spielvorlieben ein sehr großes Problem im Rollenspiel. Für mich ist das keine Mücke, die zum Elefanten gemacht wird, aber mich würde, gerne auch in einem anderen Threat, interessieren, wo du die größeren Probleme siehst, mit denen Rollenspiel zu Kämpfen hat.