Autor Thema: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...  (Gelesen 32655 mal)

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Offline Bad Horse

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #25 am: 31.07.2011 | 16:18 »
Wir haben in einer Ars-Magica-Gruppe drei weibliche Kämpferinnen, die mit Langschwert und Schild gekämpft haben. Die waren sich von den Werten her schon relativ ähnlich, aber trotzdem waren Aella, Alenka und Colleen drei völlig verschiedene Personen - Aella ist eine Amazone mit Visionen und eigenartigen Vorstellungen davon, wie die Welt funktioniert, Alenka war eine lebensfrohe Söldnerin und Colleen eine ehrenhafte Ritterin mit Kontakten zu den Feen.

Das waren bzw. sind Charaktere, die sich nicht über ihre Nische und ihre Fertigkeiten, sondern über ihre Persönlichkeit definieren.

Und das ist das, was bei Exoten-Charakteren so oft nervt: Sie definieren sich häufig nicht über ihre Persönlichkeit, sondern über ihr Exot-Sein.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Scimi

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #26 am: 31.07.2011 | 16:57 »
Und das ist das, was bei Exoten-Charakteren so oft nervt: Sie definieren sich häufig nicht über ihre Persönlichkeit, sondern über ihr Exot-Sein.

Das sehe ich als generelles Problem bei Fremdrassen: Menschen haben ein relativ weites Spektrum, in dem sich ihre Persönlichkeit, ihr Aussehen und ihre Fähigkeiten bewegen können, so wie es aus der realen Welt bekannt ist. Elfen, Zwerge, Klingonen, Wookies, Echsenmenschen und so weiter sollen sich vom "normalen" Menschen unterscheiden, was aber meist erreicht wird, indem sie eine Nische des menschlichen Spektrums besetzen. Ein Zwerg muss sich irgendwo im Gebiet des zwergischen Stereotypen bewegen, um "zwergisch" zu erscheinen, während ein stämmiger, starker, bärtiger Mensch mit Vorliebe für Alkohol und Schmiedearbeiten kein Problem hat, menschlich zu erscheinen.
Die Spanne, in der ein Charakter sich innerhalb der Parameter seiner Rasse bewegt beschränkt sich dadurch oft auf zwei Alternativen: Einmal den typischen Vertreter der Rasse, der ihre klassischen Attribute betont und dann noch den untypischen Vertreter der Rasse (Drizzt, Elric, Worf), der die klassischen Attribute der Rasse betont, indem er sie anders interpretiert oder ablehnt.

Ich denke, das Problem liegt vor allem darin, dass uns vor allem Geschichten mit Menschen interessieren und wir Charaktere brauchen, mit denen wir uns identifizieren können. Die einzige Möglichkeit, "andersartige" Wesen zu haben, die dennoch als Charaktere funktionieren ist es daher, sie Extreme von menschlichen Stereotypen besetzen zu lassen.
Wirklich fremdartige Wesen (z.B. Energiekraken, die in einer anderne Dimension existieren, Zeit nicht linear wahrnehmen, ein kollektives Gehirn haben und mithilfe von Sporen kommunizieren) halte ich weder für spielbar noch für interessant.

Offline Naldantis

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #27 am: 4.08.2011 | 20:54 »
Warum gibt es immer einen, der/die den Settingkonventionen (und der Gruppe!) entgegegen Exoten spielen will/muss???

Weil Setting-Konventionen dröge, lahm, spießig und uninteressant sind.
Charaktere, die ihnen entsprechen, werden Bauern, Krämer, Schreiber oder Stadtwachen, aber nix interesantes.
Eine Figur, die Settingkonventionen entspricht, ähnelt in einem Großteil ihrer Aspekte eben jeder verwandten Figur des Settings.
In DSA ist z.B. ein Stadtelf-Händler der sich auf Bällen bewegen kann, allemal erinnerbarer als er 15. Legolas-Verschnitt.
Und in SR ein legaler Techniker ohne eigene Cyberwear auch bemerkenswerter als er 100. MP und Katana-schwingende Streetsam mit 0.1 Essenz.

Offline Naldantis

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Re: RE: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #28 am: 4.08.2011 | 20:58 »
Naja, ich denke eher das man sich seine Nische sichern moechte.
Und in einer Gruppe wo dann alle Soeldner sind, vielleicht noch alle menschliche, kampforientierte Soeldner, wird das mit der Nische halt arg knapp. So etwas wie "friedliebender Ork", "feinsinniger Ork" oder "aufbrausender Ork" schafft ja keine Nische.
[Ich mag Exoten, weil man da oftmals quasi die Nische gleich mitbunkert]

Naja, oder man möchte halt im Prinzp gerne mitspielen (oder fühlt sich verpflichtet), kann aber ums Verrecken mit den vorgegebenen Konzepten nichts anfangen.


Offline YY

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Re: RE: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #29 am: 4.08.2011 | 22:53 »
Eine Figur, die Settingkonventionen entspricht, ähnelt in einem Großteil ihrer Aspekte eben jeder verwandten Figur des Settings.
Naja, oder man möchte halt im Prinzp gerne mitspielen (oder fühlt sich verpflichtet), kann aber ums Verrecken mit den vorgegebenen Konzepten nichts anfangen.

Wenn man das als Spieler feststellt und sich partout nichts "Normales", d.h. dem Setting Entsprechendes, basteln will, sollte man mbMn die Notbremse ziehen und entweder mit der Gruppe ein anderes Setting suchen oder nicht mitspielen.

Mit Gewalt irgendeinen geradezu zwingend hinderlichen Exoten zu spielen habe ich noch nie als brauchbaren Lösungsweg erlebt.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Offline Auribiel

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #30 am: 4.08.2011 | 23:02 »
Zumal der Exot ja auch nur Exot ist, wenn er der einzige Exot ist. Wenn mehrere Personen in der Gruppe die Exoten miemen wollen, wird das exotische wieder zum Standard.
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Online Arkam

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #31 am: 5.08.2011 | 06:23 »
Hallo zusammen,

ich habe Exoten bisher in den folgenden Rollen gesehen.

Die gewählte Rasse unterstützt die gewählte Klasse. Die Rasse gibt also Attribut Boni oder spezielle Fertigkeiten die man für die Klasse braucht. Elfen und Waldläufer bzw. Fernkämpfer und Zwergen und stabile Kämpfer sind solche Kombinationen. Da tritt der Hintergrund der Rasse fast schon in den Hintergrund und verläuft maximal auf ein bisschen was Typisches.

Der Spieler will eine Extrawurst. Da werden Rasse oder Hintergrund so gewählt das der Charakter eben nur schwer ins Setting oder das gewählte Abenteuer passt. Das kann eine Protesthaltung gegen das Setting oder die Spielweise der Runde sein. Es kann sein das man den Held des letzten Roman / Film / die Epoche der letzten Fernsehdoku so klasse fand das der nächste Held etwa in die Richtung gehen soll. Dann kann es gut gehen mit dem Exot.

Am besten ist es da wenn man das Problem wieso ist dein Charakter im Moment da wo das Abenteuer spielt auf den Spieler umlegt. Je nachdem ob man als Spielleiter gut mit Exoten und dem meistens erhöhten Zeitaufwand für sie umgehen kann kann man auch die Anzahl der Exoten begrenzen.

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Offline Naldantis

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Re: RE: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #32 am: 5.08.2011 | 11:30 »
Wenn man das als Spieler feststellt und sich partout nichts "Normales", d.h. dem Setting Entsprechendes, basteln will, sollte man mbMn die Notbremse ziehen und entweder mit der Gruppe ein anderes Setting suchen oder nicht mitspielen.

...drum sprach ich ja von "verpflichtet fühlen" - also entweder um die Gruppe nicht am Spielen zu hindern oder um selbst nicht des Platzes in der Gruppe verlustig zu gehen.
Anderenfalls wäre Dein Vorschlag ja nahelegend.

Zitat
Mit Gewalt irgendeinen geradezu zwingend hinderlichen Exoten zu spielen habe ich noch nie als brauchbaren Lösungsweg erlebt.

Solange es in erster Linie den Spieler selber behindert, spricht doch eigentlich nix dagegen...

« Letzte Änderung: 5.08.2011 | 14:03 von Naldantis »

LöwenHerz

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #33 am: 5.08.2011 | 11:38 »
Ich sehe da noch ein Problemchen.

Wenn ich als SL ein Setting oder Kampagnenstartpunkt vorstelle, dann habe ich mir schon Gedanken um Abenteuer, Herausforderungen und Kämpfe gemacht.
Wenn jetzt ein Spieler einen Charakter erschafft, der partout nicht zu den Gegebenheiten passt, dann muss entweder der SL seine Vorbereitungen ändern und anpassen, oder der Spieler muss versuchen mit seinem halbbrauchbaren Exoten zu bestehen. Ich persönlich sehe da Hemmnisse, welche dann leider beide Seiten behindern und sehe die Gefahr, dass der Spielspaß somit auf beiden Seiten einbrechen könnte.

Seth

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #34 am: 5.08.2011 | 11:45 »
Ich persönlich sehe da Hemmnisse, welche dann leider beide Seiten behindern und sehe die Gefahr, dass der Spielspaß somit auf beiden Seiten einbrechen könnte.

Definitiv, zumal Exoten in der Regel dazu tendieren, den Spielfokus zu verändern. Wenn man das allerdings mit allen Spielern bespricht und der Exotencharakter somit seine "Nische" bekommt (auf die vor Allem nicht allenthalben verwiesen wird) kann das soweit funktionieren.

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #35 am: 5.08.2011 | 13:34 »
Also, mal abgesehen davon, dass ich Klischees im Rollenspiel für wichtig halte, stellt sich mir bei Exoten (von Balanceangelegenheiten abgesehen) immer eine Frage: Ist der Charakter motiviert, mit der Gruppe zu agieren?

Nichts gegen Exoten prinzipiell, wir hatten glaube ich mal einen Katzenmenschen oder sowas in einer Fantasygruppe (lang her), aber egal ob ich leite oder mitspiele, ich würde einen Spieler mit Exotenwünschen mittlerweile immer zuerst fragen, wieso sein Charakter mit der Gruppe verbunden ist - und dann die anderen Spieler fragen, ob die Antwort in ihren Ohren ok klingt.
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Offline Naldantis

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #36 am: 5.08.2011 | 14:12 »
Also, mal abgesehen davon, dass ich Klischees im Rollenspiel für wichtig halte, stellt sich mir bei Exoten (von Balanceangelegenheiten abgesehen) immer eine Frage: Ist der Charakter motiviert, mit der Gruppe zu agieren?

Nichts gegen Exoten prinzipiell, wir hatten glaube ich mal einen Katzenmenschen oder sowas in einer Fantasygruppe (lang her), aber egal ob ich leite oder mitspiele, ich würde einen Spieler mit Exotenwünschen mittlerweile immer zuerst fragen, wieso sein Charakter mit der Gruppe verbunden ist - und dann die anderen Spieler fragen, ob die Antwort in ihren Ohren ok klingt.

Genauso wie JEDER ANDERE CHARAKTER auch: Abenteuerlust oder Geltnot, Freundschaft oder ein gemeinsames Ziel.
Wieso sollte dort ein unterschied bestehen?
Und nur weil ein 08/15-Char auch ein kämpfender Mensch aus Hempelsheim ist muß er doch keine größere Motivation haben, mit der Gruppe mitzuziehen; die anderen können Herzogstreue Krichgänger sein, aber er ein Anarchist und Pfaffenfresser; die anderen können ihrer Scholle verbunden sein, und er nichts mehr wünschen, als die Welt zu sehen; die anderen können Familie daheim haben, und er sich von der ersten gegnerischen Agentin umdrehen lassen, etc.

 

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #37 am: 5.08.2011 | 15:38 »
Hallo zusammen,

Exoten können durchaus Probleme dabei haben in ein Abenteuer zu kommen. Klar das kann man auch mit einem menschlichen Charakter erreichen. Da habe ich dann aber als Spieler unabsichtlich oder absichtlich einen nicht spielbaren Charakter aufgestellt. Bei Exoten geben da teilweise schon die Regeln und der bespielte Hintergrund einiges vor. Gerade wenn der Fluff, Nachteile etwa alle Elfen sind gut, die Crunch Vorteile ausgleichen soll, +X auf DEX, will man diese Nachteile auch nicht immer so unter den Tisch fallen lassen.

Ich habe das bei einem DSA Firnelfen, Wildelfen im Eis, erlebt. Der Charakter sollte Dingen auf den Grund gehen die auch Auswirkungen auf sein Volk hatten. Am Anfang war der Charakter schon lästig da der Spieler konsequent das Unwissen seines Charakters ausgespielt hat. Gesperrt hat sich die restliche Gruppe dann als er sich zwischen zwei Kampagnen Teilen einem Reinigungsritual unterzog das alles Wissen über die Zivilisation aus einem Gedächtnis gelöscht hat.

Teilweise schließen sich der Ruf einer Exoten Rasse und einzelne Aufträge aus. Welcher Händler mit etwas Verstand lässt seine Karawane schon von einem Dunkelelfen, dem Angehörigen einer Rasse die als Piraten gilt und einem Hälbdämon bewachen.

Teilweise erschweren Exoten die Handlungen in einem Abenteuer drastisch. Einen Zwergen an Bord eines Schiffes zu bekommen kann schon eine Herausforderung sein. Wenn laut Regeln der Zwerg aber einen Abzug auf alle Handlungen auf See bekommt und die entsprechenden Fertigkeiten nicht lernen darf wird es schwierig sich hier etwas vernünftiges Regel konformes aus zu denken.

Exoten können andere Charaktere entwerten. So ist ein Elf bei Warhammer 1. Edition etwa in vielen Belangen einem Menschen von den Attributen überlegen. Gerade menschliche Kämpfer werden bei erhöhten Kampfwerten und Initiative Werten schon Mal neidisch.
Böse Zungen sprechen deshalb ja schon von Elfhammer.
 
Gruß Jochen
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Seth

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #38 am: 5.08.2011 | 15:46 »
Genauso wie JEDER ANDERE CHARAKTER auch: Abenteuerlust oder Geltnot, Freundschaft oder ein gemeinsames Ziel.
Wieso sollte dort ein unterschied bestehen?

Ich glaube er wollte darauf hinaus, dass man so eine Motivation bei Exoten vielleicht noch eher vorher besprechen muss, da die dazu neigen, aufgrund ihrer "Exotik" von der restlichen Gruppe abdriftende Motivationen zu haben. Zumindest habe ich das so verstanden und das sehe ich genauso. Das heißt ja noch lange nicht, dass die Frage prinzipiell nicht bei jedem Charakter wichtig wäre.

Offline Naldantis

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #39 am: 5.08.2011 | 21:03 »
Ich glaube er wollte darauf hinaus, dass man so eine Motivation bei Exoten vielleicht noch eher vorher besprechen muss, da die dazu neigen, aufgrund ihrer "Exotik" von der restlichen Gruppe abdriftende Motivationen zu haben. Zumindest habe ich das so verstanden und das sehe ich genauso. Das heißt ja noch lange nicht, dass die Frage prinzipiell nicht bei jedem Charakter wichtig wäre.

Ich sehe nur nicht, wo das aus Exotengründen höhere Problem bereiten sollte?
Selbst wenn man allen Charakteren den selben Hintergrund und die selbe Motivation (Lehenseid, Geburtsstadt, Blutsbande) vorschriebe, so habe ich noch nie erlebt, daß sowas lange vorhielte (der ene ist von einem Höfling so angepisst, daß ihm der König egal wird; dem anderen fällt auf, daß andere Städt doch schöner sind als seine; der dritte beschließt, lieber seine eigenen Familie zu gründen, als der buckligen Verwandtschaft hinterherulaufen).
 

Seth

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #40 am: 5.08.2011 | 21:32 »
Ich sehe nur nicht, wo das aus Exotengründen höhere Problem bereiten sollte?
Selbst wenn man allen Charakteren den selben Hintergrund und die selbe Motivation (Lehenseid, Geburtsstadt, Blutsbande) vorschriebe, so habe ich noch nie erlebt, daß sowas lange vorhielte (der ene ist von einem Höfling so angepisst, daß ihm der König egal wird; dem anderen fällt auf, daß andere Städt doch schöner sind als seine; der dritte beschließt, lieber seine eigenen Familie zu gründen, als der buckligen Verwandtschaft hinterherulaufen).

Das liegt doch in der Natur der Exotik.

Hier war zu Beginn das Beispiel eines Eiszwergen genannt (die sich, soweit ich das verstanden habe, nur bei einer Temperatur bis soundso °C wohlfühlen) in einem karibischen Piratensetting. Wenn die anderen Charaktere keine Exoten sind (karibischer Seefahrer, Tochter eines englischen Kolonialherren, Karibischer Eingeborener etc.), bräuchte dieser Eiszwerg dann nicht eine explizitere / stärkere / glaubhaftere Motivation, in den Süden zu ziehen und mit den anderen auf einem Fischkutter durch die Karibik zu schippern?

Wenn ich einen Exoten spiele, das heißt Jemanden, der in dem Setting oder bei der Gruppenzusammensetzung erstmal Niemandem in den Sinn käme, brauche ich eine starke Begründung, warum er trotzdem dabei ist. Das ist in jedem Medium so. Lass bei Herr der Ringe einen Stormtrooper aus Star Wars auftauchen. Die erste Frage ist doch wohl: was macht der da?

Edit: Klar kann sich die Gesamtmotivation der Gruppe über die Zeit ändern oder schwächer werden, hier geht es ja auch eher um den Anfang und darum, dass die Gruppenkonstellation überhaupt funktioniert. Wobei bei einigen exotischen Konzepten möglicherweise immer mal wieder die Frage aufkommt, warum er denn nun weiter mitzieht (stärker als bei "normalen" Charakteren).
« Letzte Änderung: 5.08.2011 | 21:50 von Sol Invictus »

Offline mattenwilly

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #41 am: 5.08.2011 | 21:52 »
Exotenprobleme gibt es reichlich wenn die Exoten im Setting "eigene Regel" haben. Bei Traveller etwa sind die "echten" Aliens NICHT Gruppentauglich. Ein KKree ist ein Ponygroßer Turbo-Veganer mit aktuter Platzangst, Vagr haben den Drang zum "Alpha Male/Bitch" der Gruppe zu werden(1), Aslan sind kulturell zu gewissen Sachen nicht in der Lage usw. Die in eine Menschliche Gruppe (und das 3. Imperium ist nun mal "mostly human") reinzubauen ist nicht wirklich sinnvoll machbar.

Für "Exotenfreunde" hat man dann die Furry-Varianten der Rassen geschaffen. Diese sog. "Imperial" Aslan/Vagr/whatever sind wenig mehr als "Menschen mit Fell" und einfach nur "anders weil der Spieler partou anders sein will". IMTU sind die einfach ausgestorben.

=================

StarTrek und die Klingonen sind ein vergleichbares Problem. Entweder gibt es KLINGONEN, die sind dann in einer "Federation" Gruppe nicht wirklich passend. Oder es gibt Kuschel-Klingönchen a la Worf. Da war dann selbst John Collico im Mongolen-Look a la TOS glaubwürdiger. Auch andere Rassen sind in der Vollversion nicht wirklich Spielbar (Tellariten mit ihrem "Lass uns das mal Ausschwafeln" Ansatz, Andorianer mit ihrem "Mein Sekundant spricht ihren Sekundanten an" Problemlösungsstrategie etc)

=================

Bei Shadowrun ist es der 2.8m große IQ80 Troll mit seinem unverwechselbaren Horn/Hautpanzermuster (SR3) in einer Gruppe von "Nichtpersonen" der extrem sinnvoll erscheint, bei Twilight:2000 der pazifistische Zivilist(2) und bei RIFTS der Magier in einer Gruppe CS-Bürger.

Manche Exoten sind einfach zu anstrengend um sie zu akzeptieren!


(1) Ausserdem neigen sie dazu den Kopf aus dem Raumschiff-Fenster zu halten.
(2) Daniel Jackson in StarGate funktioniert nur weil er geskripted ist
Manchmal kommt bei Foren der Punkt wo man einem "Diskussionsteilnehmer" mental mit einem freundliches "Ja, Ja" den Kopf tätscheln und ihn dann ganz leise auf die Ignore-Liste setzen sollte. Die gewonnene Zeit kann man dan mit interessanten Sachen verschwenden. Etwa Staubmäusen beim wachsen zu sehen

Offline YY

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #42 am: 5.08.2011 | 23:30 »
(2) Daniel Jackson in StarGate funktioniert nur weil er geskripted ist

Und zwischen Film und Serie hat die Gruppe dem Spieler mal den Kopf zurechtgerückt  ~;D
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Offline Naldantis

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #43 am: 5.08.2011 | 23:47 »
Das liegt doch in der Natur der Exotik.

Edit: Klar kann sich die Gesamtmotivation der Gruppe über die Zeit ändern oder schwächer werden, hier geht es ja auch eher um den Anfang und darum, dass die Gruppenkonstellation überhaupt funktioniert. Wobei bei einigen exotischen Konzepten möglicherweise immer mal wieder die Frage aufkommt, warum er denn nun weiter mitzieht (stärker als bei "normalen" Charakteren).

Eigentlich ist das korrekt - nur: a) als 'Exot'öffnen sich weitere Motivationen, die 'Eingeborene' nciht haben, von Neugier über ein Überleben in der Fremde, in der einem alle 'regulären' Jobs unmöglich sind, bis zur Suche nach einem Weg nach Hause;
b) ich muß doch sowieso bei fast jedem Charakter individuell Modvationen festlegen und anpassen - wieso soll das bei einem Exoten aufwendiger sein?
Dessen dominante Rahmenbedingungen ändern sich eher langsamer als bei 'normalen' Charakteren, also dürften auch Mtivationsverlust eher seltener auftreten (z.B. wel sch de Rasse ncht so leicht ändern läßt we der Familenstand oder de gesellschaftliche Stellung.

Seth

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #44 am: 6.08.2011 | 00:11 »
Klar öffnen exotische Konzepte auch neue Motivationen und interessante Plothooks, ich hab das hier auch nicht so gelesen, als würde das bestritten. Meiner Meinung nach steht und fällt das allerdings immer recht eindeutig mit der Glaubwürdigkeit und die muss für ein exotisches Konzept erst einmal bestimmt werden, während sie bei den meisten "naheliegenden" oder "normalen" Konzepten bereits vorliegt (weil sie im Grunde bereits zum Setting gehören). Natürlich ist das alles relativ und natürlich brauchen auch alle anderen, regulären Konzepte entsprechend glaubwürdige Motivationen.

Belchion

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #45 am: 6.08.2011 | 10:56 »
Ich habe Exoten bisher vor allem als Versuch erlebt, sich gegen typische Widrigkeiten des Hintergrunds zu immunisieren (und gegebenenfalls Boni abzugreifen). Sprich, wenn der SL das Setting einhält und dem Spieler auch die Nachteile seines Exoten-Seins spüren lässt, fängt der an zu heulen, der böse, böse SL würde seinen Charakter unspielbar machen wollen. Andererseits besteht er darauf, sämtlich Boni, die das Exoten-Sein mit sich bringt, abzugreifen. Im Extremfall besteht der Spieler dann auch noch auf Extrawürsten für seinen Charakter, damit der überhaupt mit ins Abenteuer kommt, weil "eigentlich würde mein Charakter ja so etwas nie tun".

Klassisches Schreckbeispiel ist hier für mich der bei Menschen aufgewachsene Stadtelf bei DSA, der natürlich sämliche Vorteile der Elfen (wie Zauber und Rechtsschutz) in Anspruch nimmt, aber von den Nachteilen (Vorurteile, Mali bei sozialen Proben usw.) nichts wissen will.

Offline Dark_Tigger

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #46 am: 6.08.2011 | 11:04 »
Moin,

Ich denke es gibt da unterschiedliche Stufen des Exoten.
Nehmen wir als leichteste Stufe mal den "Höfling in der Söldnergruppe" an. Klar der ist irgendwie ein Fremdkörper, aber er führt wie Naldantis sagt zu interressanten Plothooks
und bring neue Motivationen rein. Beispiel dafür wäre der Doctor in Fire Fly, der auch noch eine strange Motivation braucht um in der Gruppe zu bleiben.

Die schwerste Stufe wäre der Traveller Hiver in einer Menschengruppe. Ich weiß nicht einmal wie man das als Spieler spielen will, aber irgendeiner spinnt ja immer, nicht war??

Ich finde der Frostzwerg in der Karibik liegt noch irgendwo dazwischen.
Zitat
Noli Timere Messorem
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Offline Feuersänger

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #47 am: 6.08.2011 | 12:39 »
Sehr interessanter Thread; ich klink mich mal ein obwohl ich selbst gar nicht soviel beizutragen habe.

Kurze Anmerkung: Exoten in Shadowrun sind nicht unbedingt Trolle. Die sind immerhin eine Standardrasse. Sondern so verquaste Spezialrassen aus dem Companion, wie Nächtliche oder Minotauren etc.

Meine schlimmste Erfahrung mit Exoten in der Gruppe war vor vielen Jahren in einem Star Trek RPG, in das ich spät eingestiegen und früh wieder ausgestiegen bin. Da meinten wirklich _alle_ Spieler, Exoten machen zu müssen. Der SLC war iirc ein Trill-Vulkanier-Betazoid-Mensch-Mischling oder sowas in der Art und mit 17 Jahren der jüngste Captain der Sternenflotte. Auch die restliche Crew bestand aus Halfbreeds oder Quarter-Breeds bis hin zum 1/4-Vulkanier-Klingone-Borg-Hastenichgesehn. Das einzige was fehlte, war Spezies 8472 oder wie die Nummer war.
Immerhin behinderten diese Exoten nicht das Spielgeschehen. Sie brachten aber auch keinen spielerischen Mehrwert.

Schlimmer war da - noch früher - in meiner damaligen Stammgruppe ein Spieler, der sozusagen "subtile Exoten" spielte. Die Charaktere an sich waren nichtmal _so_ besonders exotisch. Meistens Wildnistypen, Jäger, Druiden und sowas. Aber er spielte sie dann regelmäßig dermaßen als Loner, die mit der restlichen Gruppe eigentlich nix zu tun haben wollten, dass es einfach keinen Spaß gemacht hat mit ihm zu spielen. Das hat maßgeblich dazu beigetragen, dass ich von meinen Mitspielern gruppenkompatible Charaktere verlange.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #48 am: 6.08.2011 | 13:02 »
Meine schlimmste Erfahrung mit Exoten in der Gruppe war vor vielen Jahren in einem Star Trek RPG, in das ich spät eingestiegen und früh wieder ausgestiegen bin. Da meinten wirklich _alle_ Spieler, Exoten machen zu müssen. Der SLC war iirc ein Trill-Vulkanier-Betazoid-Mensch-Mischling oder sowas in der Art und mit 17 Jahren der jüngste Captain der Sternenflotte. Auch die restliche Crew bestand aus Halfbreeds oder Quarter-Breeds bis hin zum 1/4-Vulkanier-Klingone-Borg-Hastenichgesehn. Das einzige was fehlte, war Spezies 8472 oder wie die Nummer war.
Immerhin behinderten diese Exoten nicht das Spielgeschehen. Sie brachten aber auch keinen spielerischen Mehrwert.

Haha sehr gut  :d - das erinnert mich an ganz frühe Fantasyzeiten (vor allem im Chatrollenspiel) mit Halbdrachenvampiren und Dunkeldämonenelfenhalblingen die doch alle nur Freunde finden wollten :D

Zitat
Das hat maßgeblich dazu beigetragen, dass ich von meinen Mitspielern gruppenkompatible Charaktere verlange.

Ja, ich verstehe auch nicht warum sich irgendwer dagegen sträuben sollte, einen gruppentauglichen Charakter zu machen, wenn nicht die explizite Intention besteht, im Verlauf des Spiels Spannungen in der Gruppe zu erzeugen.

Eulenspiegel

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Re: Exoten & Nischenschutz; war: Spieler... Grr...
« Antwort #49 am: 6.08.2011 | 13:45 »
Klassisches Schreckbeispiel ist hier für mich der bei Menschen aufgewachsene Stadtelf bei DSA, der natürlich sämliche Vorteile der Elfen (wie Zauber und Rechtsschutz) in Anspruch nimmt, aber von den Nachteilen (Vorurteile, Mali bei sozialen Proben usw.) nichts wissen will.
Deswegen gibt es ja in DSA 4 die Unterscheidung von Rasse und Kultur. Da bekommt man dann alle elfischen Rassenboni und -mali und alle menschlichen Kulturboni und -mali.