Autor Thema: [VtM] Euer Spielverständnis?  (Gelesen 20536 mal)

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Nin

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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #75 am: 1.08.2011 | 17:39 »
Ich bin letztens meine alten CtD Bücher durchgegangen war erstaunt, dort eine Klassifizierung von Spieler-Typen zu finden (CtD Storytellers Guide von 1998): Architect, Combat Monster, Fighter, Hero, Munchkin, Roleplayer, Rules Lawer, Significant Other, Tag-along, Thinker, Walkflower.
Da CtD ja das letzte Setting der oWoD war, vermute ich mal sehr stark, dass es ähnliches auch für VtM gibt.

Robin Laws Klassifizierung kam meines Wissens nach erst 2002 raus. Ist das vielleicht etwas weiteres Innovatives aus dem Haus WW oder gab's die Klassifizierung von anderen schon früher?
Auf jeden Fall ein Beleg dafür, dass wir hier über ein Phänomen diskutieren, dass es schon ein paar Jährchen gibt.
« Letzte Änderung: 1.08.2011 | 17:44 von Nin »

alexandro

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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #76 am: 1.08.2011 | 17:41 »
@alexandro

Es geht nicht über einen konkurrienden Wurf hinaus.
Und das ist schlecht, weil...???

Schau dir mal Reign an, das funktioniert genauso. Trotzdem wird es immer wieder wegen seiner "tollen sozialen Unterstützung" gelobt (ich glaube echt, manche Poster haben das Gedächtnis einer Eintagsfliege).

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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #77 am: 1.08.2011 | 17:46 »
Trotzdem wird es immer wieder wegen seiner "tollen sozialen Unterstützung" gelobt

Wird es? Ich empfand die Company Rolls für Reign immer als DAS Aushängeschild. Und, verdammt... die SIND gut, wie ich vor kurzem am eigenen Leib erfahren durfte ;) Oder meinst du dasselbe?
It's repetitive.
And redundant.

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Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #78 am: 1.08.2011 | 17:54 »
Imho wird Reign, zu Recht, fuer die Erfindung der Erfindung der Company-Rolls gelobt.
ADW erhaelt, zu Recht, ein Lob fuer das soziale Kampfsystem.
In beiden Systemen ist jedoch der soziale Kampf als solcher im Buch beschrieben.

Wohingegen man sich ihn bei V:tM aus den Regeln fuer Wuerfe in Bezug auf gesellschaftliche Handlungen, anhand einiger teilweise nur bedingt klarer Beispielen [Verfuehren als eine Handlung ueber 2-3 Akte], selbst ableiten muss.
Es ist dabei durchaus, ich wuerde sagen weniger gut, das man z.B. nicht erfaehrt wann jemand ueberzeugend angelogen wurde und in welchen Kontext es zur Willenskraft steht. Geschweige den wie man jemanden ohne Beherrschung von etwas regelmechanisch ueberzeugt. [Ohne entweder Chars die keine Beherrschung haben danach unfaehig zu haben oder Chars mit Beherrschung die Dizipunkte umsonst investiert zu haben]



Wobei, bevor der Thread vielleicht ganz entgleist, ein Railroading hinweis. ^^;
Uhm, das eigentliche Thema war noch "Wahrscheinlichkeit und Ausmass von Gewaltdarstellung bei V:tM Runden", oder?
« Letzte Änderung: 1.08.2011 | 17:59 von Teylen »
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Chrischie

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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #79 am: 1.08.2011 | 18:02 »
Und das ist schlecht, weil...???

Schau dir mal Reign an, das funktioniert genauso. Trotzdem wird es immer wieder wegen seiner "tollen sozialen Unterstützung" gelobt (ich glaube echt, manche Poster haben das Gedächtnis einer Eintagsfliege).

Ich habe Reign nie gespielt und auch nie gelesen.

Und es nicht perse schlecht. Ich frage mich nur wie man auf ein Spiel schreiben kann, dass es um soziale konflikte etc geht aber mehr Zeit und Seiten aufs Kampfsystem "verschwendet" als auf den angeblichen Kernpunkt des Spiels.

Und damit verabschiede ich mich auch. Ich habe immerhin gelernt, dass selbst 2011 die Schwächen von VtM immer noch schön geredetet werden. Es ist ja ein Feature und kein Bug, dass dieses Spiel Probleme mit seiner Corestory hat.  ::)

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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #80 am: 1.08.2011 | 18:11 »

Ich bin im Übrigen kein VtM-Enthusiast, aber danke für die Unterstellung und die induzierte Diffarmierung.

Da haben wir wohl beide ähnliche Forumserfahrungen gemacht, wenn auch von unterschiedlichen Seiten. Sorry, ich wollte dir kein blindwütiges Fanboytum unterstellen, aber das habe ich leider sehr ungeschickt formuliert.

Fettmarkierungen durch mich.

Siehst du - und deswegen oben die Fettmarkierungen. Wieder deine Meinung. Hör' auf sie als Faktum darzustellen. Ich brauche keine "nostalgische Verklärungsbrille" um den Hintergrund von Vampire überragend zu finden, es sei denn ich behaupte, er sei objektiv das Gegenteil oder gleich schlecht. Und das, mein Freund, geht einfach nicht.

Überwiegend habe ich deswegen so oft "meine Meinung" geschrieben, weil ich die für alles andere als objektiv halte. Erfahrungsbasierend, sicherlich, aber nicht objektiv. Obwohl, die Attraktion unterschiedlicher Spielvorlieben halte ich auch für objektiv zutreffend.

Da muss nichts geleugnet werden. Vielleicht hatten diese "V:tM-Fans" einfach bessere Spielerfahrungen? Vielleicht haben sie genau das bekommen, was du beschreibst? Wenn nicht, schon möglich, dass die, die du kennst die Geschichte verklären aber bitte schließe doch nicht von ihnen oder von dir auf andere. Was du beschreibst sind Erfahrungen, die sich möglicherweise sogar mit einigen hier aus dem Forum decken - aber das Gleiche gibt es für so gut wie jedes Spiel, jeden Geschmack, jedes andere Medium. Und es gibt immer wieder die, die meinen, dass ihre Meinung Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat. So etwas gibt es in Geschmacksfragen nicht, ganz gleich wie viele dir vermeintlich den Rücken stärken.

Dass sich V:tM für mich als enttäuschend erwiesen hat, und ich bestimmte Spielstile (mit stark erzählenden Spielleitern) nicht leiden kann und diesen Stil hauptsächlich bei V:tM erlebt habe, ist alles völlig subjektiv. Die Spielstilvorliebe ist eine Geschmacksfrage, die Beobachtungen bei verschiedenen V:tM-Runden erlauben keinen Rückschluss auf die Gesamtheit (Beobachterfehler und zu geringe Stichprobe).

Das Blöde an der Sache ist, dass alles hier Einzelerfahrungen sind. Natürlich kann jemand V:tM völlig anders erlebt haben als ich - was auf einem völlig anderen objektiven Tatbestand beruhen kann, als auch an einer völlig anderen subjektiven Bewertung liegen kann. Forendiskussionen erfüllen nunmal keine wissenschaftlichen Standards (und Objektivität in den Sozialwissenschaften ist auch eine Sache für sich).
Theoretisch gilt das mit der Subjektivität auch für meine Behauptung, dass das Würfelsystem von Vampires umständlich und schwerfällig ist, aber hier gibts auch ein paar "objektive" Argumente.

Trotzdem freut es mich für dich, wenn du selten Leuten begegnet bist, die V:tM als ein besonders tolles Rollenspiel ansehen, oder selten mit Spielleitern gespielt hast, die das Spiel nur als Ventil für ihre schriftstellerischen Leidenschaften und Bühne für ihre NSCs angesehen haben, und deine Vampires-Actionszenen (und Kämpfe) eher selten zu spielzeitfressenden Würfelorgien wurden. Aber meine subjektive Erfahrungswelt ist eine andere, und lustigerweise ähnelt meine subjektive Erfahrung zu weiten Teilen der anderer V:tM-Spieler.

Was ich aber noch interessanter finde, ist, dass meine Freunde und ich fast die gleichen Runden gespielt haben, die objektiven Beobachtungen teilen, aber völlig unterschiedliche subjektive Bewertungen dazu haben. Wenn ich z.B. das System kritisiere, sehen sie oft eher die Spielleiter als verantwortlich an usw. Ja, vielleicht täusche ich mich in V:tM - aber ich empfinde es schon als auffällig, dass ich mit kaum einem anderen System solche Enttäuschungen erlebt habe. Und dann schlägt sich der Unterschied zwischen der angepriesenen Ware und den realen Erlebnissen doppelt nieder.

Erst wirfst du mir vor, mit zweierlei Maß zu messen und andere Spielstile nicht gleichberechtigt neben "meinem" zu akzeptieren und jetzt sowas. Erstens ist das in meiner Erfahrung nur in sehr wenigen Runden passiert und zweitens hatten die nicht viel mit Vampire zu tun. Pseudointellektueller Forenkonsens ist nicht gleich allgemeingültige Wahrheit.

Ob dus glaubst oder nicht, aber ich meine, dass meine Ansicht kein Forenkonsens ist, und das sie selbst im Tanelorn eine eher randständige Position ist. Ich glaube sogar, die meisten Leute hier mögen V:tM.

Im Übrigen habe ich bestätigt, dass die meisten Vampire-Runden, auch in meiner Erinnerung, "schlecht gelaufen sind"

Interessanter Punkt. Schiebst du das alles auf persönliches Pech, oder könnte nicht vielleicht doch etwas an diesem System liegen?

und mich ausschließlich gegen eine Verallgemeinerung und Festlegung "objektiver" Tatsachen bezüglich der Qualität des Spiel(-System)s gerichtet. Das ich dafür gleich wieder in die Fanboy-Ecke geschoben werde spricht Bände über die wirkliche Verblendung, die in diesem Thema Einzug hält.

Und an der Stelle sehe ich eben bei Vampires ein viel ausgeprägteres Defensivverhalten der Spieler gegen Kritik, als in anderen Rollenspielen. Ich wette, mit einem Earthdawn oder d20 Spieler, selbst einem W:tA-Spieler, komm ich leichter auf einen Nenner was Kritik an seinem Lieblingssystem angeht, als mit einem Vampire-Spieler. Subjektive Erfahrung? Ja, ohne Zweifel. Aber die Wagenburgmentalität ist nunmal bei einigen Spielen ausgeprägter als bei anderen (und Teylen hat da, was SW angeht, nach meinem Eindruck sogar teilweise recht, da gibts auch manchmal zu schnell Stress, aber das ist eine andere Baustelle).
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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #81 am: 1.08.2011 | 18:17 »
Und es nicht perse schlecht. Ich frage mich nur wie man auf ein Spiel schreiben kann, dass es um soziale konflikte etc geht aber mehr Zeit und Seiten aufs Kampfsystem "verschwendet" als auf den angeblichen Kernpunkt des Spiels.
Weil man halt noch nicht sooo geuebt im Design war.
Sprueche wie "Ihr habt X Kampffertigkeiten und X+y>10 andere Fertigkeiten" im Buch weisen ja drauf hin das man es nicht absichtlich verhauen / ausgelassen hat.

Zitat
Und damit verabschiede ich mich auch. Ich habe immerhin gelernt, dass selbst 2011 die Schwächen von VtM immer noch schön geredetet werden. Es ist ja ein Feature und kein Bug, dass dieses Spiel Probleme mit seiner Corestory hat.  ::)
Allez, es ist ja nun auch nicht so als waere in den letzten 13 Jahren eine neue Edition erschienen welche die Schwaechen haette beheben koennen.
Und erstaunlicherweise spielen die Spieler es ja auch noch gern, anstelle es zu meiden und zu begraben. Die Fieslinge.  ^^
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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #82 am: 1.08.2011 | 18:23 »
Nur so eine Randnotiz: Ich würde echt gerne mal mit einem bunten Haufen von Euch 'ne Runde VtM spielen, der Thread alleine zeigt soviele Facetten auf und ich hab wirklich wieder Lust auf 'ne Runde eintauchen in die WoD.

Ich komm zwar mit dem Schreiben kaum nach, aber das ist mal ein toller Vorschlag. Mich würde mal interessieren, wie die Leute so in Real Life drauf sind, die sich wegen V:tM immer noch (nach Jahren) so leicht aufregen können, dass dieser Thread so schnell wächst (ich bin normalerweise in Rollenspielangelegenheiten entspannter, außer ich leite das erst mal mit unbekannten Spielern ;D )
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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #83 am: 1.08.2011 | 18:30 »
Zum Spielverstaendnis, vielleicht hilft ein kleiner Fragebogen.
Sowas wie:
  • Wollen wir das Menschlichkeits System so wie es im GRW steht verwenden?

(Sozial-Faehigkeitscap, Entartungswuerfe, schlechtes Aussehen)
  • Wollen wir Charaktere auf Pfaden zu lassen?
  • Sollen die Charaktere noch sehr menschlich sein oder schon erfahrene Vampire?
  • Sollen die Charaktere aus normalen menschlichen Verhaeltnissen kommen oder sind gebrochene Konzepte mit anderen Wertvorstellungen auch okay?
  • Wo wollen wir unser Machtlevel haben?
  • Woraus zieht ihr das Gruselgefuehl / Horror? (ist das ueberhaupt erwuenscht?)
  • Spielen wir eher die Guten, die Boesen oder die Dreckigen oder alle zusammen?
  • In wie weit ist Sex & Gewalt Darstellung teil des Spiels / gibt es Grenzen / ist es erwuenscht Grenzen zu setzen?


Das ganze kann man ja auch als Fragen an eine neue Gruppe stellen.
Dann sollte es auch klappen ^^
(Wuerde mich nicht wundern wenn sich eine solche Liste in einer der Spielhilfen-Buecher findet)
« Letzte Änderung: 1.08.2011 | 18:32 von Teylen »
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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #84 am: 1.08.2011 | 18:40 »
Sehr ärgerlich, wenn gerade inmitten des nächsten getippten Romans alles futsch ist, ohne dass man auch nur eine Taste gedrückt hat.  ::)  :verschwoer:

Bei dem Beitrag, auf den ich zuerst antworten wollte, kommen zwei verschiedene Dinge zum Tragen, Teylen.

Auf der einen Seite stehen die allgemeinen Dinge zum System (um die es hier ja auch gehen soll), auf der anderen Seite stehen da Details aus der aktuell gegebenen Tischrunde.

Ich fang mal mit den Details der aktuellen Runde an, die ich in diesem Thread allerdings ungern vertiefen würde:
Das Ganze orientiert sich am Sabbat, soll also schon eigentlich dahin führen (aktuell gibt es ihn noch gar nicht, wir befinden uns nämlich (noch) bei Dark Ages). Das war von vornherein so klar, weshalb beispielsweise auch einige Pfade außen vor bleiben sollten. Zugleich wurde aber explizit gesagt, dass es sich letztlich um eine Individualentscheidung der Charaktere handelt, es also z.B. möglich wäre, dass sich zwei für die Camarilla entscheiden, zwei für gar nichts und der Rest für den Sabbat.
Ich halte das grundsätzlich für eine sehr schwierige Option, auf jeden Fall aber ist es zwingend nötig, den Kanon zu beugen zu Gunsten der Runde, um das Zusammenspiel weiterhin möglich zu machen, sollte es zu unterschiedlichen Entscheidungen kommen.

Das ist dann der Schwenk hin zu den allgemeinen Vampire-Vorurteilen für mich. Denn einerseits erwarten bestimmte Leute, dass
als normaler Spieler faende ich es gut wenn es dem Spieler selbst ueberlassen wird zur welcher Haltung sein Charakter aus welchen Gruenden gekommen ist. Schliesslich spielt man einen fiktiven Charakter und nicht "sich selbst mit Faengen"
,
andererseits wird umgekehrt nicht dasselbe zugestanden - was ich wiederum als "typisch Vampire" erlebe.

Damit meine ich nun nicht dich persönlich, aber das Zitat ist perfekt, weil es nämlich genau das widerspiegelt, was ich so erlebt habe und erlebe.
Der Haken dabei: Bei meinen bisherigen Spielerlebnissen ist da in einem Großteil der Fälle keine Haltung aus irgendwelchen Gründen.
Und genau das ist mein Hauptkritikpunkt und auch das, was ich ständig erlebe. Da wird was von Haltungen, Erfahrungen und Gründen eines Charakters ins Rennen geworfen, aber genauer wird das nicht definiert, weil es nämlich dazu keine genauen Gedanken gibt, weil das Ganze streng geheimes Wissen sein soll und andere ja zu blöd sind, Inplay und Outplay zu trennen, weil man sich keine größeren Gedanken zu einem Präludium gemacht oder ein solches ausgespielt hat etc.
Und ja, das kann man als Mitspieler durchaus beurteilen, auch wenn man nicht Bogen, Hintergrund (falls vorhanden) in der Hand hat, weil man es nämlich spätestens dann merkt, wenn es überhaupt keine Kontinuität im Charakterverhalten gibt, wenn es keinerlei Werte, Vorstellungen, Meinungen etc. des Charakters gibt, die besonders stark, besonders oft oder überhaupt sonstwie ins Spiel gebracht werden. Wenn nämlich alles genau so gedreht wird, wie es gerade optimal erscheint. Da lässt man dann nicht nur 5, sondern direkt mal 77 gerade sein, weil: Ist sonst halt uncool.

Diese Folgen aus so einer Spielart nerven mich enorm, wenn es allerdings grundsätzlich einen Charakter gibt, der wie von dir beschrieben Gründe hat (ob ich die kenne oder nicht ist irrelevant, da geht es mir wie gesagt um die Verhaltenskontinuität): bitte, soll er, kann er, darf er gern machen, was er eben so für richtig, sinnvoll oder sonstwas hält.

Umgekehrt sind es aber genau solche Spieler, die einem dann sagen (im Bereich des Möglichen, bislang allerdings kein reales Beispiel): "Wie, kein Sabbat? Wie, Menschen kein Vieh? Wie ... (whatever)? Du MUSST aber dies und jenes, weil sonst muss mein Charakter dich leider schneiden, verraten, vernichten etc."

Wo ist denn da bitte das auch nur angestrebte Zusammenspiel oder auch nur der Wille, jedem Tierchen sein Pläsierchen zu lassen?

Ah, doch, es passt wohl ein reales Beispiel, wenn auch nicht aus der aktuellen Runde: Genau diese Nummer ist nämlich im Grunde auch bei der Forenrunde Sabbat damals passiert: "ICH will ein Blutfestmahl, weil ICH bin voll cool im Sabbat und ICH hab das auch im Buch gelesen, dass das so gemacht wird, deswegen scheiße ICH darauf, dass das hier nicht gewünscht wird, deswegen interessiert es MICH nicht, dass hier auch Minderjährige lesen und darum auch laut Forenregeln nicht geht, weil IHR sonst nämlich einfach alle uncool, unflexibel und nicht krass genug für den Sabbat seid. So."

Und genau da sind wir dann wieder bei den Vorurteilen, dass dieser Spielertyp zwar gerne Förmchen und Schüppchen haben möchte, aber zu egozentrisch ist, auch mal ne Schüppe Sand abzugeben.

Sachen wie vergleichbares Machtniveau der Charaktere, Umgang mit Tabus und Grenzüberschreitungen usw. können natürlich noch dazu kommen, aber die halte ich nicht für wesentlich beim Kernproblem.

Und sicherlich gibt es irgendwo Leute, die die "äußerliche Form des Horrors direkt thematisieren", zu gut deutsch: einen mehr oder weniger ausgeprägten Hang zu Splatter/Gore haben, und die dennoch nicht "das Drama, den psyschologischen Horror, die moralischen Konflikte oder Tragik ausblenden". Ich weiß es nicht genau, aber ein paar (keine Hand voll) kenne ich vermutlich sogar, bei denen das so ist.
Das entspricht aber nicht dem gängigen Spielertyp bei Vampire, zumindest nicht meiner Erfahrung nach an unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, mit unterschiedlichen Menschen, in unterschiedlicher Form.

Und ehrlich gesagt wundere ich mich auch, warum auch heute noch viele V:tM-Fans bei diesem Hintergrund und diesem Regelsystem überrascht sind, dass da Gewaltorgien vorkommen und eine Menge Powergamer mitspielen wollen.

Also mich wundert es nicht, nur finde ich die offenbar immer wiederkehrende Bestätigung des Ganzen enttäuschend.
Mag sein, dass die Regeln von V:tM wirklich extrem anders sind als die der sonstigen oWoD, so regelfest bin ich da wie gesagt nicht, aber eigentlich sollte das so unterschiedlich doch nicht sein, da alle dasselbe Grundgerüst verwenden?
Und V:tM-Fan ... bin ich nicht und wie es aussieht, werde ich es auch nicht mehr werden *seufz*.

Hinsichtlich der "Gewaltorgien".
Also ich halte es einerseits nicht fuer ein V:tM spezifisches Problem. Da kann man mit jedem Setting reintappen - zumindest mir ist es bei HEX passiert.
Allenfalls das es sich vermutlich noch verstaerkt wenn ein Setting den Themenbereich Horror umfasst.
Da hilft normalerweise wenn man vorher drueber redet wo so die Ekel / Gewaltgrenze liegt und wie man nun die Menschlichkeit handhabt.

Noch mal: Mir geht es nicht im allgemeinen um Grenzüberschreitungen, Ekel-, Tabu- oder Gewaltgrenzen als solche.
Und ich halte es nach wie vor für ein V:tM-spezifisches Problem, auch wenn ich es nicht verstehen kann.
Ich habe Werwolf gespielt, Dämonen, Mumien, Changeling, Wraith ... von Systemen abseits der WoD, die zum Horrorgenre zählen oder gezählt werden, habe ich bislang Little Fears/Kleine Ängste gespielt, Cthulhu, KULT und bislang nur einmal All flesh must be eaten.
Ich hab in keinem dieser Systeme bislang dieselben oder auch nur ähnliche Erfahrungen gemacht wie bei Vampire.
Komisch, oder?
Okay, zugegeben: Die KULT-Runde habe ich sehr schnell verlassen, weil sie mir persönlich zu krass war. Das hing allerdings nicht mit dem Gewaltlevel oder Grenzüberschreitungen zusammen, sondern hatte andere Gründe. Ist hier jetzt auch irrelevant, zumal es persönliche Gründe waren.
Das war dennoch eine sehr gute Gruppe mit einem wirklich supertollen SL, und mit der Aussage habe ich mich damals auch aus der Runde verabschiedet. Das war einfach zum damaligen Zeitpunkt aus bestimmten Gründen zu heavy für mich und ich find's okay, das einfach so einzusehen und als Konsequenz dann zu gehen. Das hatte aber nur etwas mit mir zu tun, nicht mit dem System, nicht mit dem SL und nicht mit der Gruppe. Ich würd's heute wieder spielen mögen.
Das sehe ich in Bezug auf meine bisherigen Vampire-Erfahrungen anders.

Was genau sind übertriebene Grausamkeiten? Für eine Sabbatrunde und dabei noch einen der Tschi...-Chi...-äh na die Foltertruppe halt - ist es irgendwie ein interessantes Gegenstück und stimmungsförderndes Element in meinen Augen. Man(n) muss es ja nicht unbedingt übertreiben, aber die Perversität des Sabbats stellt für mich ein stimmungsintensives Element dar.

Edit(h): Habt ihr eigentlich schon 'mal Backgroundstories wie Eternal Hearts gelesen? Die Grundinspiration und Herangehensweise von VtM war ziemlich hart(bzw. Hardcore) in allen Richtungen.

Nö, ich kenne keine Backgroundstorys.

Aber weil es sich gerade so anbietet: Wo übertriebene Grausamkeit anfängt, entscheidet jede Gruppe immer individuell, denke ich.

Mir geht es aber nicht darum, dass der Gewaltlevel bei V:tM oder beim Sabbat mir generell zuviel wäre, sondern ich finde die erlebte Umsetzung desselben zumeist schlicht als - ich schrieb es schon - platt und primitiv. Das hat mit Stimmungsförderung oder -intensivierung nichts zu tun, vielmehr was mit Stimmungstötung.

Man kann mit wenigen Sätzen oder mit den Dingen, die man eben nicht sagt oder zeigt, meist sehr viel mehr erreichen als mit exzessiver Darstellung unklarer Motivation. Exzessive Darstellung vor dem Hintergrund persönlich orientierter Motivationen stellt da für mich eher so ein Mittelding dar.

Das soll nicht heißen, dass das Mittel der Wahl sein sollte oder muss. Ich sehe durchaus sinnvolle Einsatzmöglichkeiten auch für explizite und umfangreichere Darstellungen ... wenn auch nur relativ wenige, insofern es wirklich der Stimmung dienen soll. Kann aber sein, klar, und das sind nicht die Dinge, die ich ablehne, sondern eben das tumbe "Moshen" ohne Hintergrund und ohne Konsequenz. Und letzteres scheinen sich halt die meisten Vampire-Spieler warum auch immer auf die Fahnen geschrieben zu haben.
Ich glaube langsam, dass Scimis Beitrag von Seite 1 da sehr viel Gewicht hat.

Es gibt dummerweise zuviele Spieler, die sich in der Regelmechanik des Spiels verhaken und dort den heiligen Gral suchen. Oftmals kommt sowas vor allem auf Cons vor, aber es liegt eigentlich am Menschen selbst, der das Spiel spielt. Das ganze fängt an bei Dingen wie "ich möchte irgendwie meine Generation senken" - "ich möchte diese und jene (überaus komplizierte) Disziplin" - "ich möchte diesen Clan spielen (und habe keine Ahnung davon wie man das tut, aber die Diszis lesen sich geil)" und endet bei Munchkin-Bauten mit höchst suspekten Disziplinsausprägungen und -höhen und Blutbädern von Spielern, die noch keine 18 sind, oder sich selbst für eine Verkörperung des Death-Metal-Anarchen halten. In keine anderen Spiel findet man so viele Blödnasen und Psychopathen. Leider.

Ich find's gerade ein bisschen erschreckend, wie bekannt mir das vorkommt ...

Wenn ich aber diese mir unsympathische Oberfläche wegnehme bleiben aus meiner Sicht viele ernsthaft gute und komplex denkende Spieler übrig, die das Ganze mit Farbe füllen. Ich habe über zwei Dutzend genialer Spieler kennengelernt, die so mannigfaltige Charakterideen haben und diese sehr gut umsetzen und spielen können - und dabei zwar die Regeln kennen, aber sie nicht für sich ausnutzen möchten.

Und daraus besteht meine Hoffnung. Ich finde die Grundidee zu V:tM ja nett, warum sonst würde ich es überhaupt immer wieder mal versuchen?
Allerdings sehe ich diese Lichtblicke, die du hier beschreibst, immer nur gepaart mit den Beispielen von weiter oben und nicht getrennt voneinander.
Schade.

Ein anderer Punkt ist, man muss das Spiel ungemein eingrenzen, vor allem bei den Optionen den Charakter zu bauen. (...) Bei mir dürfen zum Beispiel Die Clansdisziplinen sich allerhöchstens um zwei Punkte unterscheiden, ich habe zuviele Startcharaktere gesehen mit Verdunklung 5 oder Geschwindigkeit 5. Gibts bei mir nicht. Zudem beschränke ich die Nichtclansdisziplinen auf die Höhe der niedrigsten Clansdisziplin. Das Blut des Clans ist nicht zu leugnen.

Du hälst es also auch für unabdingbar, bei Vampire im Vorfeld oder möglichst frühzeitig sehr klare Definitionen, Grenzen etc. festzulegen und als "Rundengebote" (oder meinetwegen Hausregeln  ;)) festzunageln?

Und findest du, dass V:tM das nötiger hat als andere Systeme?

Was gerade bei Werewolf daran liegt das es einen recht 'stumpfen' Eindruck macht. Kurz gesagt, das bisschen Zwischenwelten gespringe sowie die Umwelt Einstellung macht mir die Beschreibung als gewaltaetige, unglaublich starke Werwoelfe nicht schmackhafter. Der Comic "Black Furies" bestaetigte die Vorurteile eher. Haette es ganz spannend gefunden, aber letztlich kaempfen sich die Charaktere dort unter massiver Gewaltanwendung durch die Geschichte. An die Theo "Shaft" Bell im Anschluss nicht heran kommt.

Ja, den Eindruck hatte ich auch lange von Werwolf (Comics sind, wie gesagt, nicht mein Ding, also ich kenne die nicht). Ich dachte mir: Wenn Vampire schon dauernd so aus dem Ruder zu laufen scheint bzw. einen bestimmten Typ Spieler anzieht, wird Werwolf dem Ganzen wohl die Krone aufsetzen.
Ich war überrascht zu erfahren, dass das nicht so ist. Die Charaktere, die ich bei Werwolf erlebt habe, hatten genau das, was mir bei Vampire meist fehlt: Hintergrund und Motivation sowie eine kontinuierliche Spielform.

Ich halte es fuer massiv falsch bei Spielern, welche brutale oder detaillierte Szenen einbringen beziehungsweise beschreiben, darueber zu philosophieren das dort irgendwelche persoenlichen Eigenheiten des Spielers nach aussen projieziert werden.
Als Spieler trenne ich strikt zwischen dem Charakter und meiner Person.
Nun und ich erwarte eigentlich von meinem Umfeld das es die Trennung akzeptieren kann.
Insbesondere wenn es sich hierbei um andere Rollenspieler handelt.

Naja, das wäre auch wieder ein Thema für sich. Das Thema kommt ganz gern mit Nicht-Rollenspielern auf, die dann postulieren, dass ja Eigenschaft X oder Verhalten Y zwingend in einem drin stecke, weil man es sonst nicht spielen könnte und sie mit Erschrecken darüber nachdenken, was das wohl über die wahre Persönlichkeit eines Spielers aussagt.
Ich denke: Das stimmt - und es stimmt nicht.
Kein Mensch fragt: Wieso malst du so ein düsteres Bild? Warum schreibt jemand einen Horrorroman? Weswegen entsteht ein Horrorfilm?
Wenn man dann aber in eine Charakterrolle im Rahmen des RPG schlüpft, wird es komischerweise plötzlich persönlich und fragwürdig. Halte ich für Unsinn.
Dennoch kann man tatsächlich nur spielen, was man spielen kann, ganz simpel formuliert. Wenn diverse Sachen nicht Teil der eigenen Persönlichkeit sind, kann man sie nicht (gut) spielen, weil man sie nicht mal im Ansatz (ausreichend) nachvollziehen kann.
Trotzdem ist eine Trennung ungemein wichtig - um mal ein weniger emotionsgeladenes Beispiel zu nennen: Wer gerne Diebe spielt, ist nicht zugleich auch kleptoman veranlagt, hat vielleicht noch nie in seinem ganzen Leben gestohlen und wird es auch nie tun. Kann sein - und muss man unbedingt trennen. Vorstellen kann die Person es sich aber in irgendeinem Hinterstübchen schon, sonst wird der Dieb nicht plausibel.
Dennoch kann man da nicht vom Charakter auf die Persönlichkeit des Spielers schließen. Einmal, weil schon Nuancen eine Charakterpersönlichkeit verändern können und natürlich auch, weil man eben spielt. Tun Schauspieler auch und werden nicht in ihrer Persönlichkeit hinterfragt, nicht mal die obligatorischen Bösewichte.

Aber bei einer Verschmelzung von Charakter und Spieler bzw. der Trennung von Fiktion und Realitaet, bekaeme man doch bei dem ganzen Horror, potentiell, direkt gesagt, einen Dachschaden?

Wahrscheinlich - vor allem, wenn man verschiedene Charaktere, Systeme etc. spielt.
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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #85 am: 1.08.2011 | 18:55 »
Nur so eine Randnotiz: Ich würde echt gerne mal mit einem bunten Haufen von Euch 'ne Runde VtM spielen, der Thread alleine zeigt soviele Facetten auf und ich hab wirklich wieder Lust auf 'ne Runde eintauchen in die WoD.

Da wäre ich dabei, wobei ... so um die Ecke rum wohnst du nicht gerade, und beim nächsten Treffen jetzt bin ich auch nicht da (muss arbeiten).
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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #86 am: 1.08.2011 | 19:13 »
Zu den Systemen, es klingt zwar recht faszinierend aber die Kunst von V:tM war es doch die Punkte allesamt in ein System zu pressen, drauf zu schreiben das man Stories entwickeln will, Intrigen, Kaempfe, Abenteuer (Suche das Buch Nod), Crunch (Hey da ist es!) und innere Konflikte. Und es dann als packen raus zu geben.

Das Markierte war mit viel Zugeständnissen das eigentlich Neue, aber auch nur wegen der aggressiven Vermarktung: Rollenspiel als Storyspiel. Aber natürlich waren vorher schon Spiele erschienen, bei denen Story im Mittelpunkt stand, das haben bloß wenige so betont.

Vielleicht teilweise nur sacht und noch nicht mit den Ideen wie man sie heute hat, aber so theorethisch ist das meiste angedacht. Man hat Willenskraft, Konzepte, Verhalten und Wesen, Geistesstoerungen, Vor- & Nachteile, sowie Hintergruende fuer die Story und den Char, ein doppeltes dutzend Sozial & Info Faehigkeiten sowie Status fuer die Intriegen, ein Kampfsystem und genug Crunch fuer Abenteuer gibt es wahrlich. Dazu ein ein passendes Setting.

Aber auch da war wenig Neues dabei. Nature + Demeanor gestehe ich dir gerne zu, auch das passende Setting.
Geistesstörungen gabs bei Warhammer und Call of Cthulhu schon. Vor und Nachteile kannte ich von TORG, bei V:tM waren die ja noch mehr ein Ventil für Powergaming. Zu der Ansammlung an Sozialfähigkeiten und zu Willpower hat Chrischie alles gesagt. Das Kampfsystem war ja gerade nicht storyfördernd, das ist ja das Traurige.

Ich dachte das die Staedtebuecher Sandbox/Chronik-Vorschlaege sind und keine Abenteuer.
Das Abenteuer mit der R-Map muesste Lairs of the Hidden oder Laws of the Night gewesen sein.
(Gibt es iirc in erster und zweiter Edition)

Ah, interessant, kannte ich nicht, und ich dachte, ich kenne alles der 1e und fast alles der 2e. Man kann sich irren - gibts das irgendwo auf PDF?

Ich habe die Antwort eher darauf basiert das ich eine gewisse Anzahl von V:tM Gruppen kennenlernte, dabei ein recht breites Spektrum an Ansichten erfuhr, jedoch Erfahrungen hingegen Spielleiterwillkuer sowie Geschichtsfixierungen, dabei nicht in einen Ausmass vorkammen die vermuten lassen wuerde das V:tM eine inherente Problematik dahingehend inne wohnt.
Weshalb ich die Aussage der Haeufung nicht nachvollziehen kann.

Dazu das Gleiche, was ich schon bei Sol Invictus schrieb: ich weiß um die eingeschränkte Gültigkeit meiner Erfahrungen.

Ich halte die Retro-Welle fuer eine Reaktion auf die Indie-Bewerbung.
V:tM als Ausloeser halte ich fuer zu lange "weg vom Fenster".

Das finde ich interessant.
Die oD&D-Bewegung hat mMn kaum etwas mit Indie-Welle und V:tM oder so zu tun, ich würde die glatt und unverbindlich als Reaktion auf D&D3.x ansehen. Die Indie-Welle, und da haben mMn sowohl du als auch Chrischie prinzipiell recht, ist eine Reaktion auf das Versprechen von V:tM, Drame, Story und Charakterspiel im Rollenspiel in den Mittelpunkt zu nennen. Ob jetzt V:tM dafür die Fundamente gelegt hat, oder ob das Indie-Rollenspiel aus einer Enttäuschung über V:tM entstanden ist, ist mMn dabei zweitrangig. (Obwohl ich natürlich eher an die frustrierten V:tM-Spieler glaube, die versucht haben, das Versprechen von V:tM mit eigenen Regelkonstruktionen einzulösen.)

Haette es aber nur das ganz neue RPG-Erlebnis beschrieben, und in der Verpackung dann nicht geliefert, wuerden die Leute sich nicht bis heute mit irrsinniger beharrlichkeit, trotz der Existenz von Alternativen (V:tR, DFRPG, UA, Kult etc.), daran klammern als wuerde es keine Vampire-RPGs mehr ohne V:tM geben.

Hervorhebung von mir.
Das ist ja genau das, was ich als komisch ansehe, weil ich fest der Überzeugung bin, dass sie nicht geliefert haben. V:tR kam mMn für den Markt zu spät heraus, wer da noch V:tM gespielt hat, der hatte schon seinen Frieden mit dem System gemacht (vermutlich durch Hausregeln oder freies Spiel), würde ich behaupten. Meine Vermutung ist, dass Rollenspieler sehr konservativ sind, was neue Regeln angeht, und darum keine neuen Regeln für ein Setting lernen wollten, das sich auf den ersten Blick kaum vom Maskerade-Setting unterschied.

Es leuchtet aber doch noch.
Es mag komisch sein, es ist merkwuerdig und ich vermute mal selbst WW weiss nicht wieso, aber V:tM strahlt wie ein Stadionfluter.
Es hat nicht aufgehoert zu strahlen nur weil es tot war, es hat seinen eigenen Nachfolger ueberstrahlt, es strahlt sogar in ein MMO hinein.
Es hat eine Spielerschafft, so in der Menge, nach der sich man ein neues (Indie)RPG die Finger lecken wuerde.

Stimmt. Und ich frage mich, was die Spieler daran finden.

Jetzt kann man zwar behaupten das es Nebenwirkungen & Begleiterscheinungen hat, aber das ist doch den Spielern relativ egal, die dem System dazu verhelfen das es so strahlt. Ich mein, wer knapp 6 Jahre ein totes System derart lebendig haelt, waehrend andere, theorethisch bessere Systeme aus dem Boden spriessen und es langsam echt Out of Print ist,... da muss doch was mehr dran sein als das man sich nur damit "arrangierte" und irgendwelche Nebenwirkungen & Begleiterscheinungen leicht painvoll ertraegt.

Ja, das verwundert mich auch. Sicherlich spielt dabei eine Rolle, dass nicht jeder Spieler neue Regeln lernen will. Zum Teil glaube ich aber, dass V:tM wirklich eine Mainstreamvorliebe bedient: die Leute wollen Geschichten hören, nicht selbst Geschichten spielen (und ich muss sagen, dass ich DF teilweise als sehr anstrengend empfinde, aber das mag an der Con-Atmosphäre liegen).
 
Ich würde jedes System nach den ersten drei Mal spielen einstellen, wenn es so schwerfällig daherkäme wie V:tM. Ich würde kein System spielen wollen, das derart schlecht ausbalanciert ist. Ich würde jedem SL in Zukunft aus dem Weg gehen, der eine Reihe übermächtiger NSCs auftauchen lässt. Aber V:tM behält seinen Fankreis.

Mich würde ehrlich mal interessieren, wer alles V:tM regelmäßig und by the book spielt. (Selbst Teylen arbeitet ja an einer Konvertierung.)
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Samael

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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #87 am: 1.08.2011 | 19:29 »
Mich würde ehrlich mal interessieren, wer alles V:tM regelmäßig und by the book spielt. (Selbst Teylen arbeitet ja an einer Konvertierung.)

Ich, von ca. 1996-2001.

Wir haben sogar eigentlich fast nur das Grundbuch benutzt.

El God

  • Gast
Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #88 am: 1.08.2011 | 19:41 »
Zitat
Die Indie-Welle, und da haben mMn sowohl du als auch Chrischie prinzipiell recht, ist eine Reaktion auf das Versprechen von V:tM, Drame, Story und Charakterspiel im Rollenspiel in den Mittelpunkt zu nennen. Ob jetzt V:tM dafür die Fundamente gelegt hat, oder ob das Indie-Rollenspiel aus einer Enttäuschung über V:tM entstanden ist, ist mMn dabei zweitrangig. (Obwohl ich natürlich eher an die frustrierten V:tM-Spieler glaube, die versucht haben, das Versprechen von V:tM mit eigenen Regelkonstruktionen einzulösen.)

Symptomatisch für die Unzufriedenheit der Forgianer mit VtM sei z.B. die Braindamage-Geschichte mit Ron Edwards genannt, der in etwa gesagt hat: Wer VtM spielt und damit glücklich ist, muss echt einen Hirnschaden haben. Nicht alle haben seine Meinung geteilt, aber ich denke tatsächlich, dass die Unzufriedenheit mit vorhandenen Storytelling-Regeln Motivation für viele Aspekte der Forge war.

Samael

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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #89 am: 1.08.2011 | 19:48 »
[...],der in etwa gesagt hat: Wer VtM spielt und damit glücklich ist, muss echt einen Hirnschaden haben.

Naja.

Zitat
The most damaged participants are too horrible even to look upon, much less to describe. This has nothing to do with geekery. When I say "brain damage," I mean it literally. Their minds have been *harmed.*

Das klingt eher nach: Vampire spielen verursacht Hirnschäden.

Offline Koenn

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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #90 am: 1.08.2011 | 20:01 »
Du hälst es also auch für unabdingbar, bei Vampire im Vorfeld oder möglichst frühzeitig sehr klare Definitionen, Grenzen etc. festzulegen und als "Rundengebote" (oder meinetwegen Hausregeln  ;)) festzunageln?

Und findest du, dass V:tM das nötiger hat als andere Systeme?

Zur ersten Frage: Ich selbst mag es als Spieler so, dass ich zwar meinen SL frage, was passt in deine Runde, was nicht, was darf ich, was nicht. Da ich Nachkorrekturen ungemein lästig finde, weil sie das Charakterkonzept verschieben können, kläre ich das am Anfang ab und habe dann innerhalb der Restriktionen meine Freiheiten, mit denen ich mir dann meinen Char baue. Darauf aufbauend verfahre ich als SL so mit meinen Spielern, damit sie ihre notwendige Freiheiten haben, den Charakter nach ihrem Wunsch zu bauen, ohne dass ich ständig Kommentare abgeben muss. Klare Definitionen, Grenzen, Hausregeln finde ich durchaus wichtig, damit Dinge nicht ausufern - aber die Freiheit innerhalb dieser Grenzen alles zu dürfen ist genauso wichtig. Ohne diese Grenzen plöppen dann wieder diese lästigen Charakteren auf, die sich über extremes hi-lowing definieren.

Deine zweite Frage, ja, Vampire hat es spontan gesagt nötiger als andere Systeme (ich nehm jetzt nur die großen und bekannten Systeme als Vergleich). Mir ist kein anderes System bekannt, das einen derart starken Fokus auf die inneren Werte eines Charakters legen. Bei Vampire gibt es Wesen, Verhalten, Tugenden, Menschlichkeit oder einen Weg, mit einem dazugehörigen Wert, Willenskraft, Geistesstörungen, Vor- und Nachteile (und damit ist der Charakter immernoch nicht definiert). Gerade jüngere oder unerfahrene Spieler haben damit ihre Mühen. Auf Cons fiel mir immer wieder auf, dass gerade die Zeilen für Wesen und Verhalten leer sind, beim Wegwert irgendwas niedriges stand, damit der Char ja auch alles grausame ohne Konsequenzen tun darf und dass Vor- und Nachteile sehr ungeschickt oder nach Schema F gewählt werden (Zeugungsunfähig ... narf!). Im Grunde war die Idee für dieses Rollenspiel toll, allerdings setzt sie ein gutes Maß an menschlicher Reife der Spieler (und Leiter) voraus.

Ich habe jetzt nur Beispiele genannt für Hausregeln, es gibt da noch ein paar mehr bei mir (z. B. Diablerieregeln, die auch deutlich Nachteile mit sich bringen können in Form von Geistesstörungen, permanente Streifen in der Aura oder sogar Veränderung einiger Gesichtszüge). Nach so vielen Jahren Vampire kennt man die Punkte des Spiels, an denen sich die Geister scheiden. Zu heftige Disziplinen bekommen Abschwächungen, zu einfache Nachteile geben weniger Punkte.

Ein Tipp, falls du Leute für Vampire suchst: wenn du die Möglichkeit hast, nimm nicht jeden Spieler ins Boot. Lieber nur 2 Spieler und 1 SL, die alle drei dasselbe Verständnis für das Spiel haben, als 4 Spieler und 2 davon, die nur Egotrips und Moschen suchen. Für meine aktuellen Runden habe ich zum Teil über ein Jahr nach den richtigen Leuten gesucht.
Ritzelschnick.

El God

  • Gast
Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #91 am: 1.08.2011 | 20:04 »
Naja.

Das klingt eher nach: Vampire spielen verursacht Hirnschäden.

Und das spricht jetzt eher für VtM?  ;D

Samael

  • Gast
Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #92 am: 1.08.2011 | 20:05 »
Und das spricht jetzt eher für VtM?  ;D

Ne, aber gegen Ron Edwards.

Seth

  • Gast
Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #93 am: 1.08.2011 | 22:01 »
Da haben wir wohl beide ähnliche Forumserfahrungen gemacht, wenn auch von unterschiedlichen Seiten. Sorry, ich wollte dir kein blindwütiges Fanboytum unterstellen, aber das habe ich leider sehr ungeschickt formuliert.

Siehst du - und da sind wir beide am gleichen Punkt: völlig unnötige und willkürliche Zuordnung des Anderen in ein Lager, dass wir aufgrund unserer Forenerfahrung erfunden haben ;)

Ich würde mich eher als "kritischen (immernoch) Spieler" des Systems betrachten, da mir die meisten Schwächen durchaus bewusst sind, sie in meiner Erfahrung aber nicht ausreichen um das Spiel als Solches zu disqualifizieren. Was wieder von anderen sicher als Anachronismus ausgelegt wird - wayne.

Zitat
Trotzdem freut es mich für dich, wenn du selten Leuten begegnet bist, die V:tM als ein besonders tolles Rollenspiel ansehen, oder selten mit Spielleitern gespielt hast, die das Spiel nur als Ventil für ihre schriftstellerischen Leidenschaften und Bühne für ihre NSCs angesehen haben, und deine Vampires-Actionszenen (und Kämpfe) eher selten zu spielzeitfressenden Würfelorgien wurden. Aber meine subjektive Erfahrungswelt ist eine andere, und lustigerweise ähnelt meine subjektive Erfahrung zu weiten Teilen der anderer V:tM-Spieler.

Da gehen wir von unterschiedlichen Ursachen aus. Du suchst die Schuld beim System, ich bei den Spielern - wenn man überhaupt eine direkte "Schuld" zuordnen kann.

Zitat
Ob dus glaubst oder nicht, aber ich meine, dass meine Ansicht kein Forenkonsens ist, und das sie selbst im Tanelorn eine eher randständige Position ist. Ich glaube sogar, die meisten Leute hier mögen V:tM.

Kann selektive Wahrnehmung meinerseits sein, aber ich hatte in den letzten Monaten / im letzten Jahr beim Lesen zahlreicher Beiträge bezüglich des Themas immer wieder das Gefühl, dass sich der Glaube an "wir haben ja bereits bewiesen, dass Vampire objektiv schlecht ist" (ohne dir das jetzt nochmal unterstellen zu wollen) sehr viel weiter verbreitet und durchgesetzt hat, als "die Gegenseite" im Stande wäre, zu kontern. Deshalb sprach ich von Forenkonsens aber da sind wir beide dem gleichen Teufel "Voreingenommenheit" und "Beißreflex" erlegen.

Zitat
Interessanter Punkt. Schiebst du das alles auf persönliches Pech, oder könnte nicht vielleicht doch etwas an diesem System liegen?

Wenn ich sage "die Meisten", dann sehe ich das relativ und es bezieht sich generell auf frühere Runden vor ein paar Jahren. In den letzten Jahren hatte ich keine einzige schlechte Vampirerunde, weder als Spieler, noch als Spielleiter (und es wurde viel Vampire gespielt, auch in verschiedenen Runden, mit Freunden und mit Fremden). Aber ich kann die Kritik an den Spielern und Runden verstehen, da ich so gut wie jede Negativerfahrung so oder so ähnlich selbst erlebt habe, auch in der Frequenz.

Deswegen bestreite ich ja gar nicht, dass das System eine Mitschuld trägt, oder dass es vor Allem in der Vergangenheit gewisse Spielertypen angezogen hat, ich habe mich - wie gesagt - eher gegen den Pauschalvorwurf gewandt, der mich, als Spieler des Systems, als gehirnamptutierten Konservativen tituliert, der nur noch nicht begreifen will, dass der Gong geschlagen hat.

Zitat
Und an der Stelle sehe ich eben bei Vampires ein viel ausgeprägteres Defensivverhalten der Spieler gegen Kritik, als in anderen Rollenspielen. Ich wette, mit einem Earthdawn oder d20 Spieler, selbst einem W:tA-Spieler, komm ich leichter auf einen Nenner was Kritik an seinem Lieblingssystem angeht, als mit einem Vampire-Spieler. Subjektive Erfahrung? Ja, ohne Zweifel. Aber die Wagenburgmentalität ist nunmal bei einigen Spielen ausgeprägter als bei anderen (und Teylen hat da, was SW angeht, nach meinem Eindruck sogar teilweise recht, da gibts auch manchmal zu schnell Stress, aber das ist eine andere Baustelle).

Joa macht Sinn, meiner Meinung nach. Das Thema wird und wurde mit so harten Bandagen (Allgemeingültigkeit) "diskutiert", dass der Beißreflex fast schon naturgegen höher ist. So wie bei jedem Hype.
« Letzte Änderung: 1.08.2011 | 22:03 von Sol Invictus »

Offline Oberkampf

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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #94 am: 1.08.2011 | 23:26 »
Deswegen bestreite ich ja gar nicht, dass das System eine Mitschuld trägt, oder dass es vor Allem in der Vergangenheit gewisse Spielertypen angezogen hat, ich habe mich - wie gesagt - eher gegen den Pauschalvorwurf gewandt, der mich, als Spieler des Systems, als gehirnamptutierten Konservativen tituliert, der nur noch nicht begreifen will, dass der Gong geschlagen hat.

Ich glaube, in den meisten Sachen kann ich dir zustimmen, und vielleicht hast du sogar recht, dass ich ein wenig zu viel Eifer darin zeige, schnell und z.T. zu Unrecht V:tM als System die ganze Verantwortung für verhunzte Spielrunden anzulasten. Mit dem Konservatismus möchte ich aber noch schnell eine Sache erklären: Systemkonservatismus ist für mich nicht prinzipiell doof oder gehirnamputiert, sondern unter vielen Gesichtspunkten verständlich. Wenn man ein System so halbwegs durchdrungen und vielleicht auf seine Spielbedürfnisse angepasst hat, und keinen Spaß daran findet (oder die Zeit fehlt), neue Regeln auszuprobieren und auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen, dann ist konservatives Spielverhalten völlig vernünftig.

Nochwas zum Thema Gewaltdarstellung in V:tM: Ich halte den Sabbat für eine äußerst unappetitliche Gruppierung, die so ziemlich der letzte Verein ist, in den ich eintreten wollte. Wenn man Sabbat fluffkonform spielt, würde ich wahrscheinlich wenig Spaß dran haben, und wir haben Sabbat damals eher als "etwas bösere Camarilla" gespielt. Montreal by night empfand ich auch als ziemlich abstoßend, aber ich spiel ja sowieso lieber Paladine als Serienmörder. Kein anderes System aus der oWoD hebt meiner Meinung nach so auf das "böses Monster spielen" ab wie V:tM, und da sind Sabbatchroniken nochmal besonders "böse" (und Tzimisce nochmal eine Portion Extraböse). Zwar finde ich es generell wichtig, dass man bei jedem längerfristigen Rollenspiel seine persönlichen Tabus in der Gruppe abklärt, aber bei V:tM (oder anderen Monster-Horror-Spielen) halte ich das nochmal für besonders wichtig.

« Letzte Änderung: 1.08.2011 | 23:35 von youth nabbed as sniper »
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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #95 am: 2.08.2011 | 00:40 »
Aber auch da war wenig Neues dabei.
Mein Punkt wäre die Bündelung aller Punkte.

Zitat
Ah, interessant, kannte ich nicht, und ich dachte, ich kenne alles der 1e und fast alles der 2e. Man kann sich irren - gibts das irgendwo auf PDF?
Hab nachgesehen, es ist Lair of the Hidden / Hort der Verborgenen, in der dt. Ausgabe 8 Seiten RMaps, wenn ich mich nicht verzählt habe. Es gibt es hier: http://rpg.drivethrustuff.com/product_info.php?products_id=537&it=1&filters=0_0_40050_0

Zitat
Ob jetzt V:tM dafür die Fundamente gelegt hat, oder ob das Indie-Rollenspiel aus einer Enttäuschung über V:tM entstanden ist, ist mMn dabei zweitrangig. (Obwohl ich natürlich eher an die frustrierten V:tM-Spieler glaube, die versucht haben, das Versprechen von V:tM mit eigenen Regelkonstruktionen einzulösen.)
Ob aus Frustration oder Begeisterung der Spieler, denke ich das V:tM da ein Fundament gelegt hat in die Richtung die man hin wollte.

Zitat
Mich würde ehrlich mal interessieren, wer alles V:tM regelmäßig und by the book spielt. (Selbst Teylen arbeitet ja an einer Konvertierung.)
Abgesehen von den entsprechenden Hausregeln bin ich aktuell in mehr oder weniger drei V:tM Runden aktiv.
(Skype, Chat, P&P - bei ersterer und letzterer steht das erste aktive Spiel noch aus)

Dabei ist die Skype Runde, dicht an dem Buch, der Chat schwingt im fliegenden Wechsel auf V20 auf und ich vermute das die P&P Runde RAW spielt.
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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #96 am: 2.08.2011 | 11:07 »
@Tuempelritter:
Nochmal was ausfuehrlicher. Immerhin war der Post gestern Nacht nacht eher knapp.

Hinsichtlich der Indie-Bewegung sehe ich es so das V:tM die Leute motivierte, welche die Versprechungen von V:tM nicht oder unzureichend umgesetzt sahen, sich auf die Hinterbeine zu setzen und die vorgestellten Ansaetze zu etwas funktionierenden weiter zu entwickeln.
Ebenso hatte Nin ein Link zu einem PodCast oder YouTube Video mit Justin Achilli zu dem Thema des 20 jaehrigen von V:tM gepostet, in diesem hebt er hervor das man durchaus damals dahin wollte wo DFRPG heute ist, aber - weil es fuer einen selbst noch neu war - es nicht ganz so erreichte.

Was die Welle an OldSchool beziehungsweise Retro Spielen betrifft, habe ich durchaus den Eindruck, das sie, nachdem die Indie Welle immer mehr abhob, und sich gefuehlt gegenueber aelteren Rollenspielen aehnlich konsequent abgrenzt wie V:tM, aus dem Wunsch heraus entstanden sind wieder geerdet das spielen zu wollen was man frueher mochte.


Wegen des funktionalen Lieferumfangs, das V:tM fuer einige Spieler nicht das liefern konnte was es versprach ist offensichtlich. Allerdings lieferte es fuer viele Spieler das was drauf Stand. Gegebenfalls mit freien Hausregeln, imho jedoch eher ohne freies Spiel.
Natuerlich kann man Regeln fuer den sozial Kampf stringenter gestalten, die Kampf Regeln als solches dynamischer, Systeme wie Willenskraft einflussreicher, und dergleichen mehr.
Wuerde sagen mehr Crunch, aber ich glaube nicht das ein Mangel an Crunch eine Schwaeche ist.
Aber, als System bzw. Komplett-Packung, ist V:tM gut spielbar.
Andernfalls haette V:tM nicht bis zu dem erscheinen von V:tR dreizehn Jahre lang durchgehalten.

Wieso V:tR nicht so funktioniert hat, also ich glaube nicht das es unbedingt daran lag das die Fans zu konservativ waren.
Ein Aspekt der mir auf gefallen ist, gerade da Laws erwaehnt wurde, ist das er ueberrascht feststellte das Storyteller seiner Ansicht nach keinen Crunch wollen, V:tM jedoch seine Spieler mit Crunch zu wirft.
Nun und wenn man sich bei Fate umschaut und was da erfolgreich ist, cruncht DFRPG doch auch nicht so schlecht.
Vielleicht war einer der Knackpunkte das White Wolf versuchte, zumindest meinem Eindruck nach, ueber die Lokalisierung der Politik, dem Aufloesen des Clan-Konzept, V:tR im Gegensatz zu V:tM zu "ent-crunchen"? Nur eine Idee.

Daneben denke ich das V:tR eher zu konservativ, zu nah an V:tM dran war, zu wenig neues bot bzw. das neue nicht flashy genug an gepriesen hat, und das das Komplettpaket-Feeling durch die Reorganisation der Splatbook Hirachie fehlte.


Hinsichtlich der Mainstrealvorliebe. Ich denke nicht das V:tM es den Leuten schmackhaft macht das sie eine Geschichte hoeren, sondern quasi sagt "Wir geben euch Sachen an die Hand mit der ihr tolle Geschichten erzaehlen koennte / gebacken bekommt.", vermutlich findet man die Aussage sogar woertlich irgendwo im Buch. Es setzt dort nicht den Zwang das die Geschichte erspielt ist oder sonst wie technisch gestaltet, sondern sagt: "Das hier ist unser Setting, ihr koennt es so annehmen oder auch abaendern, das hier sind unsere Regeln, die koennt ihr so pimaldaumen (Goldene Regel galore) nutzen, habt Spass, damit kriegt ihr Vampire Geschichten zusammen wie bei Anne Rice oder auch wie bei Blade. Nur mit euren Figuren in den Hauptrollen.".

Nun und auf der Ebene funktioniert es.
Natuerlich kann man feststellen das das Balancing des Systems nicht gegeben ist. Sogar im Grundregelwerk wird festgestellt das man sich ueber Balancing keine Gedanken machte bzw. das es halt eine fiese Welt der Dunkelheit ist [gut imho hat man da nicht geschaut wie weit es dysnfunktional werden kann].
Aber der normale V:tM Fan schlaegt dann nicht die Haende ueber den Kopf zusammen und rennt sondern nimmt es entweder hin oder kippt es nach eigenem Gusto.

Hinsichtlich der NSC-Paraden.
Einerseits haertet das lesen von Anne Rice Romanen diesbezueglich etwas ab, das heisst ich denke die Toleranzschwelle ist dort hoeher, andererseits kann man sich dann einen SL / Gruppe suchen wo man mit weniger prominenten NSCs spielt.
Zumal, by the book, die NSC-Paraden nicht wirklich zwingend gegeben sind.


Kleine Ergaenzung zur Konvertierung, an der arbeite ich weil ich beides mag.
V:tM und ORE. ^^ (Okay, System maessig liebe ich die ORE mehr, aber das heisst ja nicht das V:tM schlecht waere. Hoechstens so im direkten vergleich. Aber nicht schlecht wie "Huh, ich spiele es nicht mehr".)



@Tanja
Hinsichtlich des Beispiels nahm ich an das es Maskerade sei, ich muss zugeben das ich Dark Age weniger gut kenne und es mich sehr viel weniger reizt.

Wegen dem Zitat bin ich mir nicht sicher was du aussagen moechtest.
Das heisst ich behaupte das man seinen Charakter unterschiedlich motivieren kann und ihn nicht unbedingt an "sich selbst mit Faengen" orientieren muss.
Du erwidert das es in Ordnung waere, aber umgekehrt nicht das selbe zugestanden wird. Was dann "typisch Vampire" im negativen Sinn waere.
Ich sehe nun nicht wo es jemanden umgekehrt abgesprochen wird.

Hinsichtlich des Hauptkritikpunktes.
Ich muss zugeben das ich ihn in solch starker Auspraegung nicht erlebt habe. Was vielleicht daran liegt das gerade in Online Chroniken einfach vorab mit dem Spieler abgesprochen wird was geht, was nicht und wie der Spielstil ist.
Es kamen beziehungsweise kommen zwar teilweise Vorwuerfe auf das der ein oder andere nicht hinreichend unmotiviert handelte, ganzbesonders wenn ein Charakter tot ist, wenn ein Charakter Ressourcen verliert oder wenn Beispielsweise ein Spieler der Wert auf Menschlichkeit sowie das Drama legt beobachtet wie ein anderer Charakter die Boesen (tm) umbringt.
Aber zumeist sind es eher persoenliche Differenzen oder Animositaeten, selten auch Unterschiede im Spielstil, anstelle dessen das dort jemand tatsaechlich einen flachen Charakter spielt.


Etwas anderes ist wenn die Charaktere ihre Motivationen an einander reiben.
V:tM strebt zwar ein Zusammenspiel als solches natuerlich an, bietet aber auf viel Freiraum bzw. ermoeglicht Konflikte unter den Charakteren.
Darunter kann Fallen das der Charakter, im Sabbat, denjenigen welcher an der Menschlichkeit haengt, anfaengt zu bedrohen.
Darunter kann auch Fallen das ein Charakter der sehr menschlich ist, einem Charakter der weniger menschlich ist angreift oder ihn bedroht wenn er es herausfindet.

Zumindest fuer letzteres haette ich durchaus mehrere konkrete Beispiele.
(Ersteres kam bisher nur einmal, mehr oder weniger, vor)
Die jedoch in sofern nichts bringen als das der Konflikt innerhalb der Gruppe gegessen ist.

Um das zu vermeiden sollte man absprechen in wie weit Charakterkonflikte sowie gegebenfalls PvP erwuenscht ist.


Nun und ich denke das die Frage der Tabus beziehungsweise Grenzueberschreitungen da wichtig ist. Haette der Tzimisce mit der Beschreibung des Blutfestmahl keine Grenzeueberschritten, waere das ganze Problem nicht da.

Bisher habe ich fast ausschliesslich gute Erfahrungen gemacht, also das man Splatter/Gore thematisieren kann und die Dramen, Konflikte und Tragik nicht ausblendet, war aber bisher auch nur eine Sabbat-Gruppe/


Wegen der Erfahrungen in anderen RPG Systemen.
Nun kurz, ich habe da nicht soviele. Ausser das ich bei anderen Systemen, wie Shadow Run, merkte wie die Menschlichkeitsskala von V:tM rein hieb. Also wo ich mir dachte "Bei V:tM wuerde gerade MK einen Konflikt triggern".

Wegen der fehlenden Erfahrung kann ich nun auch nicht sagen in wie weit sich V:tM dort komisch / anders verhaelt.
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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #97 am: 2.08.2011 | 11:24 »
Ein paar Stunden nicht am Rechner gewesen und schon hat die Diskussion sich um ein Ausmaß verlängert, das ich nurmehr überfliegen kann.

Dabei ist mir allerdings etwas aufgefallen:
Die Teilnehmer sind allesamt mehr oder weniger mit V:tM vertraut, einige aus jahrelanger Erfahrung und mit guter Kenntnis der Regeln, des Hintergrundes und der Szene. Gemessen am Durchschnitt finde ich aber die Diskussion hier höflich, strukturiert, sachlich, kritisch und selbstkritisch.

Das steht aber völlig entgegengesetzt zu der These, dass Vampirspieler geistige Halbstarke sind, die mit peinlichen Geschmacklosigkeiten im Spiel irgendwie ihre Uninteressantheit kompensieren müssen oder dass das Spiel solche Leute produziert.
Zumindest den Anwesenden kann der Kontakt mit dem Regelwerk und die Teilexistenz als Untoter ja anscheinend nicht soviel geschadet haben, wenn dabei am Ende doch ein Haufen von vernünftigen Leuten dabei herausgekommen ist?

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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #98 am: 2.08.2011 | 11:33 »
Es ist eher umgekehrt: der große Bekanntheitsgrad des Systems hat die große Anzahl geistiger Halbstarker angezogen. Jetzt wo das System seit schon 15+ Jahren OOP ist, sind die Mode-Spieler (größtenteils) zu anderen Systemen weitergezogen, welche langfrstigen Spaß im Spiel suchen (statt Munchkin- und Schockerspiel, welches immer nur eine kurzfristige Befriedigung ist und selbst den entsprechenden Spielern ziemlich schnell langweilig wird).

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Re: [VtM] Euer Spielverständnis?
« Antwort #99 am: 2.08.2011 | 11:48 »
Die Teilnehmer sind allesamt mehr oder weniger mit V:tM vertraut, einige aus jahrelanger Erfahrung und mit guter Kenntnis der Regeln, des Hintergrundes und der Szene.

Stimmt schon, ich nehme an, dass sich nach 15+ Jahren in erster Linie Leute über das System unterhalten, die es entweder noch immer aktiv spielen, oder zumindest sehr lange gespielt haben, um sich eine feste Meinung dazu gebildet zu haben. V:tM ist, glaube ich, bei mir das einzige System, über das ich mich noch heute fuchsteufelswild ärgern kann - das wäre sicherlich nicht der Fall, wenn ich nach zwei, drei Spielabenden damit aufgehört hätte.

Es ist eher umgekehrt: der große Bekanntheitsgrad des Systems hat die große Anzahl geistiger Halbstarker angezogen. Jetzt wo das System seit schon 15+ Jahren OOP ist, sind die Mode-Spieler (größtenteils) zu anderen Systemen weitergezogen, welche langfrstigen Spaß im Spiel suchen (statt Munchkin- und Schockerspiel, welches immer nur eine kurzfristige Befriedigung ist und selbst den entsprechenden Spielern ziemlich schnell langweilig wird).

Hinzu kommt nach meinem Eindruck, dass die Rollenspieler generell älter geworden sind, und viele die Lust an halbstarken Rüpeleien verloren haben.
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