So schön das Traveller Setting zum spielen ist, so konfus ist es manchmal. Das würde mir ja nix ausmachen, ich nehm das in Kauf bei einem so gewaltigen Maßstab von 11.000 Welten alleine im Imperium und vielen Tausend in anderen Sektoren. Aber trotzdem kommt es mir manchmal so vor als ob der Erschaffer des Travelleruniversum die Sache von Anfang an nicht sonderlich durchgedacht hat. Wär ja auch kein Wunder wenn man bedenkt daß er in den 70igern begonnen hat und da vielleicht 25 Jahre or sogar noch jünger war. Da hat man noch anderes im Kopf als Universen plausibel zu simulieren.
Ein paar kurze Meinungen von mir zu Traveller
Das Positive (das was knallt )
1. die Technologiepräsentation (optisch und in der Handhabung):....ist so wie ich sie mag, ein wenig retro, (unter Umständen vielleicht zu viel, aber der zuviel-Faktor wird mit GT reduziert) und doch nicht unlogisch. also durchaus oft "Hardtech".
2. 2D Weltraumkarten und das Herumspringen: ist für mich vielleicht der stärkste Attraktor für Traveller, einfach sehr gut umgesetzt, einerseits kann man mit seinen j-drives wohin man will, andererseits gibts logistische und politische Grenzen, ich finds genial
3. die politischen Strukturen des Imperiums und der Solomani, das Imperium ist nicht böse oder feindlich, es ist neutral. Es ist eine Form des Zusammenlebens der galaktischen Gesellschaft ohne die einzelnen Welten stark zu unterdrücken. Mich fasziniert der Ausspruch: Das Imperium ist alles zwischen den Planeten seiner Mitglieder.
Die Solomani wiederum sind hier eher die Bösen. So ne Art 4. Reich oder wie die Erde in Babylon 5. Trotzdem böse und differenzierter, da die Perfidität dieses Form des Faschismus eigentlich auch irgendwie in der Freiwilligkeit seiner Mitglieder zu finden ist.
3. die Spielmöglichkeit als Freihändler ist äußerst nett und kommt so in kaum einem anderen SF Rollenspiel vor
Nun was ist an Traveller seltsam?
1. Erstens mal die Größe. Ehrlich, 11.000 Welten? Warum nicht gleich ne Million? Ich meine wären es 1.100 so wären es noch immer mehr als ausreichend. Das Setting wäre mit mit dieser Zahl allerdings überschaubarer und trotzdem immens und niemals vollständig beschreibbar.
2. die Geschichte: naja, hm...Terraner mit ein dutzend Welten (TL9) treffen ausserirdisches Imperium mit tausenden Welten (TL10) und besiegen es...naja...wär so als ob die USA von Lichtenstein überrannt wird. nicht sonderlich glaubwürdig,
auch die vielen tausend Jahre Geschichte sind eher "re-konstruiert". Dh. man wollte eine bestimmte Ausgangssituation erschaffen und modellierte sich dann die Vorgeschichte danach hin anstatt das ganze organisch nach vorne zu entwickeln. Ebenso daß die Technologie kaum Fortschritte macht, obwohl mittlerweile Billionen von Wissenschaftlern seit tausenden von Jahren daran arbeiten...hm was tun die denn den ganzen Tag? Computerspielen?
3. die Aliens: eine eigene Geschichte...während einige gut gelungen sind (Hiver oder K`kree) sind einige andere eher lächerlich (die Vargr, wauwau) Auch scheint hier niemand so richtig Wert gelegt zu haben die Aliens wirklich halbwegs detailliert zu erklären. Beispielsweise wird keine Architektur (außer in einigen seltenen und längst OOP-Publikationen von DGP) gezeigt und kaum typische Ausrüstung...aber das wird an anderer Stelle besser besprochen. Auch die Vilani begeistern mich überhaupt nicht. Sie erinnern mich eher an degenerierte Arkoniden oder sowas oder vielleicht an irgendeine Menschenart in Star Trek mit Gummifortsatz (ohne daß die Vilani einen solchen hätten, aber irgendwie erinnern sich mich an so was, weiß auch nicht)
3. der Canon: mir gehen diese Canonschreier gehörig auf die Nerven. Am meisten hab ich mich geärgert (und tu es noch heute) wenn ich daran denke wie die tolle GT Edition von ihnen niedergemacht und gemobbt wurde. Anstatt froh zu sein endlich mal vernünftige Beschreibungen und ein in vielem besseres Spielsystem zu kriegen und nicht nur das alte Zeuch (obwohl MT oft sehr gut ist). Ehrlich vollkommen unverständlich.
4. letztendlich stört mich auch die Tatsache, daß wesentliche Dinge (wie sieht der sprungraum aus etc.) bis jetzt nach mittlerweile fast 30 Jahren!! noch unbeschrieben sind, während andere Dinge die meines Erachtens unnötig wie ein Kropf sind (wie die UPPs, eine Million verschiedener Deckpläne oder ähnlicher Quatsch) von vielen hundert Fans bis ins Detail zelebriert werden. Da frag ich mich dann doch manchmal in welcher Weise die anderen dieses Rollenspiel spielen?
Wie auch immer, spielt wahrscheinlich jeder auf seine Weise. (und ich auf meine
) Soweit ein kurzer Überblick was ich davon halte.